Die Zeit zwischen uns (eBook)

Ein emotionaler und mitreißender historischer Pageturner

(Autor)

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2023 | 1., Deutsche Erstausgabe
472 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77513-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Zeit zwischen uns - Marina McCarron
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Elise wächst in den 1930er Jahren in einem kleinen Dorf in der Normandie auf. Als sie William kennenlernt, einen Freund ihres Bruders, verliebt sie sich Hals über Kopf in den charmanten, gutaussehenden Amerikaner. Aber dann bricht der Krieg aus, und als William als Soldat nach Frankreich zurückkehrt, geschieht das Unfassbare, er kommt am Omaha Beach ums Leben. Hank, sein bester Freund, verspricht, sich um die junge Frau zu kümmern und nimmt sie mit nach Amerika. Elise jedoch kann ihre große Liebe nicht vergessen.

Boston 2009: Lucy beschließt nach dem Tod ihres geliebten Großvaters, bei dem sie aufgewachsen ist, sich allein auf die lang geplante Reise in die Normandie zu machen, die Heimat ihrer Großmutter, die sie nie kennengelernt hat. Dort hofft sie, die Wahrheit über ihre Herkunft herauszufinden. Und als Lucy nun tief in die Vergangenheit ihrer Familie eintaucht, enthüllt sich die ganze Tragik einer schicksalhaften Geschichte von Liebe und Verlust, die auch ihr Leben dramatisch verändern wird.

Marina McCarron wuchs in Kanada auf und lebt mittlerweile in England. Sie liebt das Reisen und arbeitete lange als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte. <em>Die Zeit zwischen uns</em> ist ihr erster Roman.

Prolog


Omaha Beach, Normandie, 6. Juni 1944


Kugeln singen. Das hat er bisher nicht gewusst. Wenn er genau hinhört, kann er jede einzelne wahrnehmen. Nur eine Sekunde lang fragt er sich, ob eine davon für ihn singen wird. Um ihn her fallen die Granaten; die markerschütternden Trommeln in dieser brutalen Oper. Wo sie auf den Strand treffen, explodiert die Erde. Sand wird emporgeschleudert, klebt an seinem Körper, brennt in seinen Augen. Er reibt ihn ab und geht weiter, dankbar, nicht mehr im eiskalten Wasser zu sein und sich bewegen zu können.

Sobald er konnte, war er über die Reling des Landungsboots gesprungen. Besser, seine Chance zu nutzen und sich tapfer dem Kanal zu stellen, als zusammengekauert auf dem Boot zu sitzen. Der Kapitän gab den Befehl. Keine Zeit, zu zögern und den Wahnsinn in Frage zu stellen, in eine Wand aus Kugeln hineinzulaufen. Also sprang er, das Gewehr über dem Kopf, damit es nicht nass wurde, und stieß sich dabei die Hüfte. Es tat höllisch weh, bis die Eiseskälte des Wassers seinen Körper gefühllos machte. Sehr kalt für Juni. Im Meer sammelte sich das Blut der Soldaten, die vorangegangen waren, rote Seen in den Wellen, die ihn nach vorn trieben. Aber darüber konnte er jetzt nicht nachdenken. Vorne, auf dem Hügel über dem Strand, lag gut geschützt der Feind, versteckt hinter Betonbunkern, die gewaltigen Waffen direkt auf sie gerichtet. Er schiebt sich vorwärts.

Zwei Jahre Ausbildung haben ihn hierauf nicht vorbereitet. Der Lärm. Der metallische Geruch von Blut; wie die Eimer voller Nägel in der Werkstatt seines Großvaters. Er senkt den Kopf und geht weiter. Wie weit ist es über den Strand? Wird er es schaffen? Er denkt an den Strand zuhause, den er am Morgen vor seiner Abfahrt entlanggerannt ist. Die Sonne ging gerade auf. Er weiß noch, wie er in den frühen Morgen hinaustrat und darauf achtete, dass die Tür mit dem Fliegengitter nicht zuschlug und seine Eltern und den kleinen Bruder weckte. Wer war noch da gewesen an jenem Wochenende, um ihn zu verabschieden? Seine Tante und sein Onkel. Die Nachbarn schauten kurz herein. Ihr Junge war als einer der Ersten losgezogen. Ihr Land war angegriffen worden. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Und doch war es eine schreckliche Geschichte.

Und noch ein Schritt. Ein höllisches Getöse, der Boden erzittert, es fühlt sich an wie ein Erdbeben. Vor ihm wird ein Mann von Flammen verschlungen. Eine menschliche Fackel, so nah, dass er ihn berühren könnte. Er spürt die Hitze auf seiner eigenen Haut, als er den brennenden Mann packt und ins Wasser zerrt; seinen Helm benutzt er, um die Flammen zu ersticken, die den Kopf des Soldaten umschließen wie eine glühende Krone. Er wendet den Blick ab, schließt für einen Moment die Augen. Der Geruch. Wie beim Grillen. Ein raucherfüllter Oktoberabend. Und noch etwas, das er noch nie zuvor gerochen hat. Ihm dreht sich der Magen um.

»Alles in Ordnung, alles in Ordnung«, ruft er, obwohl ihm bewusst ist, dass das nicht stimmt. Was sollte er auch sonst sagen? Wahrscheinlich hört der Mann es nicht einmal. Die Artillerie wütet um ihn her. Er muss es über den Strand schaffen. Rückwärts gehend, schiebt er den verbrannten Mann zur nächstgelegenen Panzersperre, dessen metallische Struktur ihre einzige Deckung ist. Es erinnert ihn an ein Spiel, das er als Kind gespielt hatte. Warum bloß muss er jetzt daran denken? Er lässt den verbrannten Mann im Sand liegen und wendet sich wieder seiner Aufgabe zu. Sie müssen die Klippen hinaufklettern. Sand und Wellen zerren an seinen Beinen, und er fällt rückwärts ins Wasser. Landet auf dem Gesäß. Das wird man ihm später unter die Nase reiben. Er kann schon fast hören, wie Hank behauptet, er hätte sich im Dienst hingesetzt.

Hank. Wo ist er? Er kann nicht viel sehen, denn der aufstiebende Sand fliegt ihm in die Augen.

Als er aufsteht, ist er sich der Tatsache bewusst, dass er nun ein größeres Ziel bietet. Er zurrt seinen Helm fest. »Ich möchte leben«, flüstert er wie ein kleines Gebet. Er hat viel, wofür es sich zu leben lohnt. Eine Familie. Ein Mädchen. Aber er will nicht an sie denken. Er will sie nicht zu sich in diesen Albtraum holen. Sie hat es nicht verdient. Seine Stiefel kommen ihm jetzt schwer vor; vielleicht sind sie voller Wasser. Er ist sich nicht sicher. Es dauert einen Moment, bis er sich orientiert hat. Er fühlt sich benommen und muss sich konzentrieren, um seine Beine zum Gehen zu bewegen. Ein Schritt. Zwei. Er glaubt mitten im Konzert der pfeifenden Kugeln zu hören, wie sein Name gerufen wird. Er macht einen weiteren Schritt.

»Sanitäter! Sanitäter!«, hört er. Er kennt diese Stimme und blickt sich um, um herauszufinden, wo die Rufe herkommen. Etwas Warmes und Nasses spritzt auf sein Gesicht. Blut. Sein eigenes? Keine Zeit, sich darum zu kümmern. Noch ein Schritt. Etwas liegt im Weg. Er stolpert, blickt nach unten. Ein Bein. Ohne Körper. Das Fleisch vollkommen zerrissen. Er weiß, was es ist, kann das Blut riechen, die Knochen sehen, aber es könnte genauso gut ein Autoreifen oder ein Geburtstagskuchen sein, so wenig nimmt er es wahr. Jetzt tritt er auf Fleisch. Er kann nicht darüber nachdenken, er muss vorwärtsgehen. Sie müssen den Strand freimachen, so lautet der Befehl. Das ist es, was sie tun müssen. Noch ein paar Schritte, dann ist er in Sicherheit. Dann hat er es geschafft. Aber die Klippe liegt nun schemenhaft in der Ferne. Es kommt ihm vor, als würde sie sich immer weiter entfernen, wie eine Fata Morgana.

Der Lärm ist unerträglich. Die Granaten schlagen ein, und die Erschütterung lässt seinen Körper vibrieren, bringt ihn kurzzeitig aus dem Gleichgewicht. Er kämpft sich vorwärts. Vor sich sieht er Hank. Sie sind seit der Grundausbildung zusammen, und er hätte seine gebeugten Schultern überall erkannt, seine seltsame Art zu gehen, so weit vorgebeugt, dass man glaubt, er würde gleich stürzen.

Der Geruch des Wassers füllt seine Nase, seine Lungen. Es erinnert ihn an die Meeresgischt in Cape Cod. Wenn sie überleben, wird er Hank mit nach Cape Cod nehmen. Sie wohnen nur ein paar Stunden voneinander entfernt, wären sich aber ohne diesen Krieg nie begegnet. Jetzt sind sie Freunde. Sie werden segeln gehen und Austern essen. Hummer. Er wird Hank alles bieten.

Der Meeresgeruch ist jetzt stärker. Er lässt ihn an Perlen denken. An Spaziergänge am Strand. An sein Mädchen. Das Leben, das sie zusammen geplant hatten. Er spürt, wie es ihm entgleitet.

Der Lärm ist nicht mehr so laut. Er beginnt zu frieren. Wer hätte geahnt, dass es in Frankreich im Juni so kalt ist? Wie weit ist die Sandbank noch entfernt? Er könnte sich dort einen Moment ausruhen und auf Befehle warten. Er rutscht aus, blickt aber nicht nach unten. Er will nicht wissen, auf was er dieses Mal getreten ist. Er rutscht nochmal aus und fällt zu Boden. Komisch, aber er kommt nicht auf die Beine. Er umfasst seine Waffe fester, zieht sie an die Brust. Er wird gezogen. Hört, wie immer wieder sein Name gesagt wird. Er kennt die Stimme. Er muss aufstehen. Aber irgendwie kann er sich nicht rühren. Jemand setzt ihm seinen Helm wieder auf. Er hat nicht gemerkt, dass er heruntergefallen war.

»Alles in Ordnung, Kumpel, alles in Ordnung.« Es ist Hank.

»Ich bin getroffen worden«, sagt er zu Hank. Er ist fast überrascht. Aus irgendeinem Grund hatte er geglaubt, er könnte es schaffen. Aber er weiß, dass es nicht so sein wird. Die Gedanken an zuhause werden stärker. Er riecht Speck, Eier, Zimt und den leichten Meeresgeruch, der immer in der Luft lag. Er hört seinen Vater beim Zeitunglesen pfeifen, seine Mutter in der Küche herumwirtschaften. Den Aufprall eines Balles auf einem Handschuh – jahrelang hatte er Baseball mit seinem kleinen Bruder gespielt, dem jegliches Ballgefühl fehlte....

Erscheint lt. Verlag 16.1.2023
Übersetzer Katharina Förs
Sprache deutsch
Original-Titel The Time Between Us
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Adrienne Chinn • aktuelles Buch • Basse-Normandie • Boston • bücher neuerscheinungen • Coming of Age • Debütroman • Emotional • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Frankreich • Frauenunterhaltung • Großeltern • insel taschenbuch 4955 • IT 4955 • IT4955 • Kristin Hannah • Liebe • Lucinda Riley • Neuerscheinungen • neues Buch • Normandie • Sehnsucht • The Time Between Us deutsch • Verlust • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-458-77513-7 / 3458775137
ISBN-13 978-3-458-77513-3 / 9783458775133
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