Moronthor und das ewig Böse: Der Dämonenjäger von Aranaque 328 -  Lloyd Cooper

Moronthor und das ewig Böse: Der Dämonenjäger von Aranaque 328 (eBook)

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2022 | 1. Auflage
140 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6530-8 (ISBN)
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Das Wesen erwachte. Wie lange es geschlafen hatte, konnte es nicht sagen. Das war auch nicht wichtig, denn jetzt war es zurückgekehrt. Um sich herum fühlte es den Druck der Steine. Sie lagen über ihm, unter ihm und neben ihm. Es lächelte. Sie hatten es also begraben, wie schon so oft. Würden sie denn nie lernen? Mit einem einzigen Gedanken pulverisierte es die Steine über sich, bis nur noch weißer Staub auf seinem Körper lag. Langsam richtete es sich auf und öffnete die schockblau leuchtenden Augen. Über sich, außerhalb seines steinigen Grabs, sah es den rötlich-grauen Himmel. Die ewige Dämmerung. Das Wesen breitete seine ledrigen Schwingen aus und erhob sich in die Luft. Für einen Moment kreiste es über den Felsen, entdeckte den Turm. Auf seinen Zinnen würde es warten, bis der Kampf begann. Und Rache nehmen an all denen, die es zu töten versuchten. Denn es war das ewig Böse!

​Moronthor und das ewig Böse: Der Dämonenjäger von Aranaque 328


Lloyd Cooper



Das Wesen erwachte.
Wie lange es geschlafen hatte, konnte es nicht sagen. Das war auch nicht wichtig, denn jetzt war es zurückgekehrt. Um sich herum fühlte es den Druck der Steine. Sie lagen über ihm, unter ihm und neben ihm. Es lächelte. Sie hatten es also begraben, wie schon so oft. Würden sie denn nie lernen?
Mit einem einzigen Gedanken pulverisierte es die Steine über sich, bis nur noch weißer Staub auf seinem Körper lag. Langsam richtete es sich auf und öffnete die schockblau leuchtenden Augen.
Über sich, außerhalb seines steinigen Grabs, sah es den rötlich-grauen Himmel. Die ewige Dämmerung. Das Wesen breitete seine ledrigen Schwingen aus und erhob sich in die Luft. Für einen Moment kreiste es über den Felsen, entdeckte den Turm. Auf seinen Zinnen würde es warten, bis der Kampf begann.
Und Rache nehmen an all denen, die es zu töten versuchten.
Denn es war das ewig Böse!
***
Die blinde Seherin saß mit geschlossenen Augen in dem kleinen Zelt, das die Dorfbewohner für sie aufgebaut hatten. In den frühen Morgenstunden hatte sich das ganze Dorf zu der feierlichen Zeremonie versammelt, die heute stattfinden sollte. Ohne zu murren, saßen Männer, Frauen und Kinder seitdem in der sengenden Sonne und warteten.
Sie warteten darauf, daß Anxim-Ha, die Seherin, ihre Entscheidung traf. Die Seherin war eine uralte Frau, deren dürrer, gebrechlicher Körper in dem rituellen Umhang fast zu verschwinden schien. Selbst die Ältesten des Dorfes konnten sich nicht daran erinnern, sie jemals jung gesehen zu haben, und man munkelte, daß sie die Geschicke des Stamms seit der großen Katastrophe gelenkt hatte.
Vor dem kleinen Zelt standen drei Frauen. Jede von ihnen trug einen Speer und eine Lederrüstung. Auch sie ertrugen seit Stunden die Hitze, aber sie beklagten sich nicht. Seit ihrer Geburt waren sie auf ihre Aufgabe vorbereitet worden, für die eine von ihnen heute auserwählt werden würde. Wen es treffen würde, wußten sie nicht. Das hatte allein die Seherin zu entscheiden.
Anxim-Ha drang mit mentalen Fühlern in den Geist der ersten Kriegerin vor. Diese hatte ihre Ausbildung hervorragend beendet, aber in den Tiefen ihrer Gedanken trug sie eine Schuld mit sich herum, die sie stark belastete: in ihrer Kindheit hatte sie beim Schafehüten ein Lamm verloren und den Verlust aus Angst vor Bestrafung nicht gestanden. Statt dessen hatte sie behauptet, das Tier sei von einem Krieger des Nachbarstamms gestohlen worden. Bei der daraus resultierenden Stammesfehde waren drei Menschen getötet und das Dorf des Nachbarstammes vernichtet worden. Die Kriegerin wurde deswegen heute noch von Alpträumen geplagt.
Ungeeignet, befand Anxim-Ha.
Sie richtete ihren Geist auf die nächste Kandidatin. Sie trug keine düsteren Erinnerungen in sich, aber die Seherin konnte die Angst in ihren Gedanken spüren. Sie hielt sich nicht für geeignet und fürchtete, bei der großen Aufgabe versagen zu können. Insgeheim hoffte sie, daß jemand anderes auserwählt würde.
Anxim-Ha wandte sich auch von ihr ab.
Die dritte und letzte Kriegerin hatte weder Schuldgefühle noch Angst. In ihrem Geist fand Anxim-Ha eine ruhige Selbstsicherheit und die Arroganz, besser als alle anderen zu sein, verbunden mit der festen Überzeugung, ihre Aufgabe bewältigen zu können. Fast schon ein wenig zu überzeugt, dachte die Seherin. Trotzdem schien sie perfekt geeignet zu sein. Vor allem, und das war für Anxim-Ha das wichtigste, war sie der Seherin bedingungslos ergeben. Und das mußte sie auch sein, denn der Kampf, dem sie sich stellen würde, sollte nicht nur das Schicksal des Dorfes entscheiden und das der gesamten Welt.
Viel wichtiger, fand zumindest die Seherin, war, daß er auch über ihr eigenes Schicksal entscheiden würde. Da konnte man in der Wahl der Kandidatin nicht vorsichtig genug sein.
Trotz ihrer Blindheit griff sie zielsicher nach dem reichverzierten Dolch, der vor ihr lag. Sie konnte hören, wie die Dorfbewohner Atem holten. Sie wußten, daß die Seherin ihre Entscheidung gefällt hatte.
Anxim-Ha erlaubte sich eine Kunstpause. Sie bewegte den Dolch zwischen den Kandidatinnen hin und her, bevor sie schließlich auf die Kriegerin zeigte, die zu ihrer Rechten stand.
»Nefir-Tan,« verkündete sie laut, »du bist erwählt, für dein Volk und für deine Welt zu kämpfen. Mögest du siegreich sein.«
Die Seherin glaubte das triumphierende Lächeln, das auf den Lippen der Kriegerin lag, beinahe zu sehen. Allerdings wußte sie, daß es gleich wieder verschwinden würde.
Nefir-Tan verbeugte sich tief und nahm den Dolch entgegen.
»Ich werde mich würdig erweisen«, versprach sie. Sorgsam packte sie den Dolch in ein Tuch und steckte ihn in den Gürtel. Erneut verbeugte sie sich und trat einen Schritt zurück.
Anxim-Ha wartete, bis die anderen Kandidatinnen und die Dorfbewohner gratuliert hatten. Erst dann hob sie die Hand.
Ruhe trat ein.
»Es gibt etwas, was du wissen mußt, Nefir-Tan«, sagte sie. »Ich habe beschlossen, daß du nicht allein gehen wirst.«
»Was?« entfuhr es der Kriegerin. »Die Tradition verlangt, daß ich alleine gehe! Wer soll mich denn begleiten? Eine von denen etwa?«
Abfällig zeigte sie auf die beiden anderen Kriegerinnen. »Ich bin besser als beide zusammen, und das weißt du. Wieso entehrst du mich?«
Um sie herum begannen die Dorfbewohner erregt untereinander zu tuscheln. Noch nie hatte es jemand gewagt, so mit der Seherin zu reden. Andererseits, warfen einige ein, hatte Anxim-Ha auch noch nie einen solchen Vorschlag gemacht.
Die Seherin hatte mit dieser Reaktion gerechnet.
»Schweigt!« fuhr sie die Dorfbewohner an. »Ich kenne die Traditionen so gut wie ihr. Nur eine Kriegerin des Stammes kann erwählt werden, um gegen das Böse zu kämpfen. So haben es die Götter verfügt.«
Die Dorfbewohner nickten zustimmend.
»Aber«, fuhr Anxim-Ha fort, »haben sie jemals etwas über die Kriegerinnen anderer Stämme gesagt? Ist es verboten, sie zu holen?«
»Es gibt keine anderen Stämme, die Kriegerinnen stellen«, erklärte Nefir-Tan, »wir sind die einzigen, die Waffen besitzen.«
Anxim-Ha lächelte. »Auf dieser Welt«, sagte sie rätselhaft.
Die Dorfbewohner sahen sich überrascht an. Mit dieser Aussage konnte keiner von ihnen etwas anfangen.
»Nefir-Tan«, sagte die Seherin, »du kennst die Geschichte so gut wie ich. Haben die Menschen das Böse jemals wahrhaft besiegt?«
Die Kriegerin schüttelte zähneknirschend den Kopf. »Nein, es ist immer nur in einen tiefen Schlaf gefallen. Irgendwann kam es zurück, so wie jetzt.«
»Richtig«, bestätigte die Seherin. »Und wenn die zweite Kriegerin dir die Möglichkeit geben würde, es endgültig zu töten und in die Geschichte einzugehen, würde dir das deine Ehre nehmen?«
Mit diesen Worten hatte sie ins Schwarze getroffen. Nefir-Tan wünschte sich nichts mehr, als das zu erreichen. Sie konnte nicht ablehnen.
»Und wo finde ich diese geheimnisvolle Kriegerin?« fragte sie mürrisch.
Die Seherin lächelte. »Oh, wenn du jetzt zur Südweide gehst, wirst du ihr gleich begegnen. Ich muß sie nur noch holen.«
Mit diesen Worten lehnte sich die alte Frau zurück in den kühlen Schatten des Zeltes und sandte ihren Geist aus.
Die erste Runde hatte sie gewonnen.
Wenn sie den Rest des komplizierten Spiels, das sie plante, auch noch gewann, wartete am Ende das ewige Leben auf sie. Nichts anderes zählte. Weder Nefir-Tan, noch die fremde Kriegerin, die sich gerade zwischen den Welten befand.
Anxim-Ha wollte leben! Und sie war bereit, alles dafür zu tun.
Auch zu töten…
***
Nicandra Darrell spürte, daß etwas nicht stimmte. Sie spürte eine fremde Präsenz zwischen den Welten. Zusammen mit Moronthor hatte sie in der Straße der Götter das von Thor von Asgaard geöffnete Weltentor betreten und sich dabei auf ihren Ausgangspunkt konzentriert, auf die Rückkehr in ihre eigene Welt, die Erde.
Aber - da war noch ein anderer Gedanke gewesen, einer, den sie fast unbewußt gehabt hatte. Sie hatte sich an jenen seltsamen Traum erinnert, den sie während ihrer Bewußtlosigkeit gehabt hatte, als der OLYMPOS-Tempel von Aronyx zerstört wurde. In diesem Traum, der sich tief in ihr Bewußtsein gebrannt hatte, gerade so, als sei er Wirklichkeit gewesen, hatte sie eine eigentümliche Präsenz gespürt, so als würde sie beobachtet, und diese Präsenz spürte sie auch jetzt.[1]
Moronthor und sie - sie waren nicht allein.
Nicandra versuchte sich zu ihrem Gefährten zu drehen und ihn zu warnen, aber an diesem merkwürdigen Ort, der jenseits von Raum und Zeit lag, war keine Kommunikation möglich. Nicandra spürte zwar, daß Moronthor ganz in ihrer Nähe war, aber sie konnte ihn nicht erreichen.
Noch etwas anderes stimmte nicht. Nicandra konnte sich nur an sehr wenige Fälle erinnern, in denen sie bewußt die Reise durch ein Weltentor...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7389-6530-0 / 3738965300
ISBN-13 978-3-7389-6530-8 / 9783738965308
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