Silent Death - Du entkommst mir nicht (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0417-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Silent Death - Du entkommst mir nicht - Mark Griffin
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Wer stirbt als nächstes?

Die Profilerin Holly Wakefield und Detective Inspector Bishop arbeiten an einem neuen Fall. Eine Prostituierte wurde brutal erstochen und verstümmelt. Geht es um eine Rachetat im Rotlichtmilieu? Holly erkennt schnell, dass der Fall einen anderen Hintergrund hat. Der Täter hat eine Strichmännchenzeichnung neben der Leiche zurückgelassen. Sofort denkt Bishop an zwei ungelöste Fälle vor mehreren Jahren. Damals wurden zwei Männer ähnlich brutal ermordet und dazu noch kastriert. Bei den Leichen wurden ebenfalls Zeichnungen von Strichmännchen gefunden. Doch der Killer konnte nie gefasst werden. Holly ist sich sicher: Sie haben es mit demselben bestialischen Serienkiller zu tun.



Mark Griffin wurde 1968 in Hampshire geboren und begann seine Autorenkarriere mit drei Goldmedaillen beim Hampshire Writing Festival, bevor er 1996 nach Los Angeles zog. Dort arbeitete er als Film- und Theaterschauspieler sowie Drehbuchautor für Warner Brothers, 20th Fox und Universal. Fünfzehn Jahre später kehrte er nach England zurück und schrieb weiterhin Drehbücher und Theaterstücke. »Dark Call. Du wirst mich nicht finden« ist sein furioses Thrillerdebüt.

Zwei


Holly Wakefield starrte auf den kleinen Bungalow mit dem leuchtend gelben Flatterband davor.

Er lag am Ende einer Sackgasse. Zu beiden Seiten der leicht ansteigenden Straße standen ähnliche Häuser, dahinter erstreckten sich eine Neubausiedlung mit Sozialwohnungen sowie eine etwa anderthalb Hektar große Brachfläche.

Ihr Mobiltelefon klingelte – DI Bishop. Er würde sich verspäten.

»Ich musste noch was aus dem Polizeiarchiv holen«, sagte er. »Der Verkehr ist ziemlich dicht, ich brauche noch zwanzig Minuten. Geh ruhig schon mal rein – du musst nicht auf mich warten.« Eine Pause. »So kannst du schon mal ein Gefühl für den Tatort bekommen.«

Er legte auf.

Holly trug keine Handtasche bei sich. Alles Nötige befand sich in ihren Jackentaschen, darunter auch ein Paar Latexhandschuhe, die sie sich im Gehen überstreifte. Sie hob das Absperrband vor dem Gartentor an und zeigte dem Polizisten an der Haustür ihren Ausweis.

»Holly Wakefield«, sagte sie.

»Alles klar, DI Bishop hat Sie bereits angekündigt. Brauchen Sie irgendwas?«

»Bloß Ruhe, danke.«

Er nickte, als hätte er mit dieser Antwort gerechnet, dann öffnete er ihr die Tür und ließ sie eintreten. Holly hörte, wie sie hinter ihr wieder ins Schloss fiel. Sie hatte keine Ahnung, was sie im Innern des Hauses erwartete. Bishop war ungewöhnlich sparsam mit Informationen gewesen. Zunächst stand sie einen Moment lang einfach nur da und atmete tief ein.

Der metallische Geruch von Blut, vermischt mit dem schalen von Parfüm.

Auf dem Tisch im Flur lag ein Notizbuch. Holly schlug es auf – ein Nüchternheits-Tagebuch für Alkoholiker oder Drogenabhängige. Der letzte Eintrag stammte vom Donnerstag: die Zahl 278 und ein Kreuzchen daneben. Zwischen den Einträgen standen Telefonnummern, Großbuchstaben – offenbar die Initialen von Personen – und Termine für Treffen mit Sponsoren, wie man bei den Anonymen Alkoholikern die Paten nannte.

Das kleine Badezimmer auf der linken Seite war blau gestrichen und tadellos aufgeräumt. Wohnzimmer und Küche zur Rechten des Flurs hatten rosa Wände. Auf dem Kaminsims stand ein ebenfalls rosafarbenes Vintage-Radiogerät, daneben ein paar Muscheln und eine leere Vase. Regale mit Büchern: Lark Rise to Candleford, Shakespeare und ein Band über Ballett von Darcey Bussell. Keine Fotos, nicht ein einziges.

Über dem Heizkörper hingen einige Wäschestücke, in der Küchenspüle fand Holly benutzte Teller und Besteck. Fliegen summten, und allmählich fing es an zu riechen.

So kannst du schon mal ein Gefühl für den Tatort bekommen, hatte Bishop gesagt.

Die Tote hieß Vee, und ein Profil des Opfers war genauso wichtig wie das des Täters – manchmal sogar noch wichtiger. Und wenn man das Opfer verstehen wollte, musste man sich in es hineinversetzen.

Vee hatte die letzten vier Jahre als Prostituierte in Brighton gearbeitet und war polizeibekannt.

Holly schaltete das Radio ein, um zu sehen, welchen Sender die Tote zuletzt gehört hatte. Heart FM – erst die Stimme eines Moderators, dann Johnny Cash mit dem Song »Hurt«. Sie hockte sich auf die Armlehne des verschlissenen und durchgesessenen Sofas und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Hierher war Vee also nach Hause gekommen: billige Drucke an den Wänden, eine Handvoll Muscheln vom Strand, Zigarettenstummel mit Spuren von Lippenstift im Aschenbecher auf dem Couchtisch.

Wie bist du hier gelandet, Vee?

Holly war im Heim aufgewachsen, nachdem ihre Eltern ermordet worden waren, sie wusste, wie schnell Mädchen in die Prostitution rutschten, hatte es hautnah miterlebt. Und sie kannte die quälende Sehnsucht nach Intimität und Nähe und das Gefühl, nicht mal zu wissen, wo man danach suchen sollte. Im Laufe der Jahre hatte sie viele Versionen der ewig gleichen Geschichte gehört, und es machte sie jedes Mal aufs Neue traurig: diese Kombination aus Armut, Verzweiflung, Missbrauch und Einsamkeit – und niemand, dem man sich anvertrauen konnte. Ob Vee als Kind davon geträumt hatte, Ballerina zu werden? Ging sie zu Trainingsstunden nach der Schule, Vortanzterminen und Proben? Später war sie wohl irgendwie an die falschen Freunde geraten. Aus Gras wurde Koks, aus Koks Heroin, und irgendwann spielte nichts mehr eine Rolle. Holly fragte sich, wie oft Vee auf diesem Sofa gesessen und darüber nachgegrübelt hatte, was aus ihrem Leben geworden war.

Sie stand auf und betrat den Flur. Hinweise auf einen Kampf gab es keine, es deutete also alles darauf hin, dass Vee ihren Mörder selbst ins Haus gelassen hatte. Vielleicht ein Stammkunde? Oder zumindest jemand, den sie kannte? Im Haus war nirgendwo Blut gefunden worden, mit Ausnahme des Schlafzimmers, also beschloss sie, sich als Nächstes dort umzusehen. Sie versetzte der Tür einen kleinen Schubs. Weil die Vorhänge zugezogen waren, schaltete sie das Licht ein.

Dutzende leuchtend gelber Nummerntafeln standen überall im Raum verteilt. Die Leute von der Spurensicherung hatten das Bettzeug mitgenommen. Übrig waren lediglich die blutgetränkte Matratze und das Bettgestell aus Messing, dekoriert mit einer Lichterkette und Plüschtieren: bunte Teddys, Delfine, ein Einhorn. Dies war nicht das Bett einer abgestumpften Sexarbeiterin, sondern das einer Frau, die so tat, als wäre sie immer noch dreizehn Jahre alt und lebte zu Hause bei ihren Eltern. Wechselnde Männer, wechselnde Laken. Wie oft wohl war Vee alleine schlafen gegangen, hatte den Tag in ihrem Notizbuch abgestrichen und sich die Tränen aus den Augen gewischt?

An den Wänden, auf dem Teppich und an der Decke über dem Bett waren Blutspritzer zu sehen, die bereits eine bräunliche Färbung angenommen hatten. An der Wand hinter dem Bett prangte der Teil eines roten Handabdrucks. Vee war noch am Leben gewesen, als der Täter auf sie eingestochen hatte.

Holly besann sich kurz, dann kletterte sie aufs Bett und blickte auf die Stelle, wo sich Vees Kopf befunden hatte. So musste der Mörder über ihr gekniet haben. Ihre Position erlaubte es ihr, ihm gewissermaßen über die Schulter zu schauen. Auf einmal spürte sie seine Gegenwart und das, was in diesem Zimmer passiert war. Sie hörte die Musik aus dem Radio, fühlte die Wut, die Angst und roch das Blut.

Die Plüschtiere beobachteten sie mit ihren starren Plastikaugen. Vorsichtig stieg sie vom Bett herunter und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Auch hier keine Fotos, dafür jede Menge Funkelndes: paillettenbesetzte Kleider, in denen sich der Schein der Straßenlaternen gespiegelt hatte. Die Kommode war vollgestopft mit Röcken, BHs, Slips und Jeans. Holly setzte sich auf den Holzstuhl vor Vees Frisiertisch. Die Lippenstifte und Lidschatten auf der Ablage waren in Metallic-Farbtönen gehalten, sie sahen aus wie Glitzerkleber. Dann zog sie die Schubladen auf. In der einen lagen Sexspielzeuge, Handschellen, Kondome und Tic Tacs. In der anderen Schublade stieß Holly auf das erste Foto. Die Spurensicherung hatte es markiert. Es zeigte Vee als junges Mädchen mit ihrem kupferroten Haar Arm in Arm mit einem etwa gleichaltrigen Jungen. Die beiden lächelten in die Kamera. Sie trugen Kostüme, vielleicht für eine Theateraufführung oder für eine Mottoparty. Auf der Rückseite des Fotos war nichts vermerkt.

Holly horchte in sich hinein, um zu ergründen, was genau sie sah und wie sie sich dabei fühlte.

Einsam. Traurig.

Sie blickte auf. Schaute in den Frisierspiegel und auf das Bett, das darin reflektiert wurde. Sie stellte sich einen kräftigen Mann vor, der sich über Vee beugte. In einer Hand ein Messer. Sie hörte tiefe, heisere Atemzüge und das Quietschen der Federkernmatratze, während er wieder und wieder zustieß.

Sie blinzelte die Bilder weg und stand auf.

Anschließend hatte er bestimmt das Bedürfnis verspürt, sein Werk zu bewundern. Das Gefühl der Macht zu genießen, ehe es sich verflüchtigte wie ein Schatten. Er hatte keine Eile gehabt, war ganz ruhig und beherrscht gewesen. Und kurz bevor er gegangen war, hatte er unter einigen Nylonstrümpfen auf der Kommode seine Visitenkarte hinterlegt. Holly zuliebe hatte die Polizei sie liegen lassen – eine kindlich anmutende Zeichnung zweier Strichmännchen, mit bunten Wachsmalstiften flüchtig aufs Papier geworfen.

Sie nahm das DIN-A4-Blatt in die Hand. Der Kopf des Strichmännchens auf der linken Seite war groß und rund wie ein Luftballon. Es grinste breit und hielt ein Messer in der Hand. Das rechte Strichmännchen stellte sein Opfer – Vee – dar. Es hatte lange rote Haare und Wimpern und trug ein grünes Kleid in Form eines Dreiecks. Mit gespreizten Armen und Beinen lag es auf dem Bett. Das Gesicht war ein Durcheinander aus verschiedenen Rottönen, und wo die Augen hätten sein sollen, klafften krakelige schwarze Löcher.

Holly fuhr mit dem Finger über die wächserne Oberfläche. Noch nie hatte sie etwas Vergleichbares gesehen. Die Figuren strahlten eine Lebendigkeit aus, die verstörend war. Kindlich und unbeholfen, ja – aber diese Brutalität …

Sie runzelte die Stirn, blickte jedoch auf, als sie plötzlich ein Geräusch vernahm. Offenbar hatte jemand die Haustür geöffnet. Dann hörte sie Schritte im Flur, und einen Moment später tauchte ein großer Schatten im Türrahmen auf.

»Holly?«

Es war Bishop. Etwa eins achtzig groß, ehemaliger Soldat. Der Geruch seiner Schuhcreme stieg ihr in die Nase.

»Hallo, Bishop«, sagte sie.

Er gesellte sich zu...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2022
Reihe/Serie Holly Wakefield
Holly Wakefield
Übersetzer Sybille Uplegger
Sprache deutsch
Original-Titel When Silence Kills
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Augen • Betäubung • Blut • Bücher Thriller • Dark Call • gute Thriller • Holly Wakefield • Killer • Krimi • Kriminalroman • krimi und thriller • London • Messer • Mord • Mörder • Prostituierte • Rache • Serienkiller • Serienmörder • Serienmörder Buch • Strichmännchen • Thriller • Tod • White Sleep • Zeichnung
ISBN-10 3-7499-0417-0 / 3749904170
ISBN-13 978-3-7499-0417-4 / 9783749904174
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