Do not eat! (eBook)
208 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46117-4 (ISBN)
Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der Highschool. Sein Debüt Die Chronik des Eisernen Druiden stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste und war weltweit erfolgreich. Mit Fintans Sage legt er eine neue, epische Fantasy-Reihe vor.
Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der Highschool. Sein Debüt Die Chronik des Eisernen Druiden stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste und war weltweit erfolgreich. Mit Fintans Sage legt er eine neue, epische Fantasy-Reihe vor.
Meine hübsche graue Zelle
Ich glaube, es ist wirklich wichtig, dass ich dieses Tagebuch führe, vor allem, um zu demonstrieren, dass ich zur Zusammenarbeit bereit, aber nicht verdächtig entgegenkommend bin. Meine Einträge haben den Vorteil, dass sie größtenteils wahr sind. Zum Beispiel würde ich wirklich nicht gern gefressen werden und werde kooperieren, da ich keine andere Wahl habe. Außerdem hat es einen therapeutischen Effekt, diese Ereignisse zu Papier zu bringen und so aus dem Kopf zu bekommen. Aber ich bin weiß Gott dazu bereit, mich unkooperativ zu verhalten, sollte sich eine Gelegenheit dazu ergeben.
Wenn wir zur Heimatwelt der Aliens fliegen, ihnen berichten, dass es einen wunderbaren neuen Planeten gibt, den sie kolonisieren können, und dann wieder zurückkehren, werden wir insgesamt rund tausendsechshundert Jahre unterwegs sein.
So lange wird die Menschheit noch an der Spitze der Nahrungskette stehen – vorausgesetzt, sie löscht sich in der Zwischenzeit nicht selbst aus.
Bestimmt gibt es die verschiedensten Zeitachsen, auf denen die Menschheit den Planeten lange vor der Rückkehr der Aliens zerstören wird. Und höchstwahrscheinlich befinden wir uns auf einer davon, wenn man die rasch zunehmende Erderwärmung, das daraus resultierende Artensterben und die Oligarchen und Kleptokraten bedenkt, die bereit sind, uns alle für ihre kurzfristigen Profite über die Klinge zu springen lassen.
Aber vielleicht gibt es auch Zeitachsen, auf denen diese Kundschafter nicht zurückkehren und von ihrem Fund berichten werden, sodass die Erde noch eine Weile länger unentdeckt bleibt. Ich wünsche mir sehr, dass das der Fall ist, und werde versuchen, diese Galgenfrist für uns herauszuschlagen.
Da sie keinen überlichtschnellen Antrieb besitzen, ist davon auszugehen, dass sie auch nicht zu überlichtschneller Kommunikation fähig sind. Also müssen sie noch viel näher an ihre Heimat heranfliegen, um melden zu können, wo sich die Erde befindet und wie hervorragend sie sich als Kolonie eignet. Folglich besteht unsere Aufgabe lediglich darin, eine Spezies zu besiegen, die bereits bewiesen hat, wie erschreckend gut sie darin ist, uns zu jagen und zu entführen und dabei ihre Existenz geheim zu halten. Rein rechnerisch haben wir dafür acht Jahre Zeit, tatsächlich aber wahrscheinlich längst nicht so lange.
Zum einen weiß ich weder, was sie von mir wollen, noch, was sie mit mir anstellen werden, sobald sie es bekommen haben. Ich rechne nicht damit, dass sie mich bis zum Ende leben lassen. Da Emily mich über die Untersuchungen angeschwindelt hat, unterstelle ich, dass ihr Versprechen, mich nicht zu töten, ebenfalls gelogen ist.
Ich bezweifle sehr, dass genug Proviant an Bord ist, um Ayesha, mich und die übrigen Reservisten – wer immer sie sein mögen – acht Jahre lang zu versorgen.
Und dann sind da auch noch die fünfzigtausend Menschen in ihren Käfigen, die genauso wenig als Nahrung enden wollen wie ich. Vermutlich werden sie gerade jetzt systematisch geschlachtet. Je länger ich warte, desto weniger Verbündete werde ich haben.
Offensichtlich hat man uns schon eine ganze Weile beobachtet und studiert. Sie sprechen wenigstens eine unserer Sprachen fließend, und ich bin sicher, dass Emilys Shuttle nicht das einzige ist, das den Planeten nach menschlichen Leckerbissen abgegrast hat. Vermutlich hat das Mutterschiff ganze Flotten von unförmigen Pimmeln auf den Weg geschickt.
Wir müssen noch so vieles herausfinden. Ich weiß noch nicht einmal, wie die Aliens heißen. Emily hat es mir nicht verraten.
Nicht zum ersten Mal wünsche ich mir, ich würde eine Kampfsportart beherrschen. Was wäre zum Beispiel geschehen, wenn die Aliens diesen Scheiß mit Donnie Yen abgezogen hätten? Dann wären sie jetzt tote Aliens. Und die Menschheit würde gerade einen Luftangriff auf ihre Pimmelschiffe fliegen.
Doch meine verborgenen Talente beschränken sich leider auf Rennradfahren und das Sammeln von Comics. Ersterem verdanke ich meine starken Beine und mein gesundes Herz, und Letzterem die Superkraft, genau erklären zu können, was an dem Kampf Stegron gegen Lizard in den Marvel Comics so spannend ist. Mehr aber auch nicht. Daher würde ich mir unter den anderen Menschen im Schiff jemanden mit Kampferfahrung suchen müssen. Emily hatte bereits demonstriert, dass sie mich mühelos überwältigen konnte.
Ich würde mich nicht gerade als Schwächling bezeichnen. Immerhin bin ich über einen Meter achtzig groß und wiege rund achtzig Kilo. Ich fahre regelmäßig mehr als fünfzig Meilen weit durch Colorado, und meine gespannten Waden sehen bei jedem Pedaltritt wie die Unterschenkel eines Gottes aus. Ich besitze jede Menge Ausdauer. Aber ich bin nicht fit genug, um auf einem Mutterschiff voller Aliens den John Wick zu geben.
Trotzdem malte ich mir genüsslich aus, wie ich Emily mit einer dünnen Krawatte um den Hals einen Bleistift ins Auge stach. Doch dann stellte ich mir vor, wie ihre Stacheln herabzuckten und sich in meine Hand bohrten. Ich war wieder gelähmt, und sie begann, mich zu fressen. So viel zu meinem Wunschtraum.
In der winzigen grauen Zelle, in die man mich gesperrt hatte, gab es außer einem unhandlichen Schreibstift keinerlei Waffen und auch nichts, womit ich mich schützen konnte. Abgesehen von einem Kissen, und das hätte die Stacheln bestenfalls ein paar Sekunden lang abgewehrt. Um sie zu besiegen, würde ich zuerst diese Giftstacheln unschädlich machen müssen.
Ein Motorradhelm wäre ein guter Anfang gewesen. Oder noch besser, ein cooler mit Kanonen bestückter Mobile Suit. Oder etwas, das nach Cyberpunk klang, wie zum Beispiel Panzerplasgel. Doch leider hatte ich nichts von alledem. Oder vielleicht doch?
Ich kniete mich vor die Platte, die aus der Wand ragte und mir als Bett diente, und drückte mit den Fingern in die knautschige graue Schaumstoffauflage, die zwar nicht sehr ansehnlich war, dafür aber ziemlich bequem. Konnte ich die entfernen und als Panzer gegen die Stacheln tragen?
Vielleicht würde sie tatsächlich eine ganz gute Rüstung abgeben. Allerdings konnte ich durch das Material nicht atmen und würde meinen Kopf mit etwas anderem schützen müssen.
Ich ließ den Blick zu dem schmalen Spalt zwischen Matratze und Platte wandern. Als ich ihn genauer inspizierte, bemerkte ich ein sanftes Schimmern. Auf dem Boden unter der Platte leuchtete etwas. Ich spähte in den Schatten und entdeckte ein blau funkelndes Quadrat. Was war das? Ein Sensor? Eine Energiequelle? Ein Selbstzerstörungsknopf?
Als ich danach griff, erkannte ich, dass es sich viel näher bei mir als an der Wand befand. Ich tastete nach den Kanten und zog daran. Was zum Vorschein kam, war eine Art Truhe mit leuchtendem Deckel.
Sie konnte alles Mögliche enthalten. Waffen. Schuhe. Eiscreme. Einen Alien-Embryo, der nur darauf wartete, sich mit meinem Rückgrat zu verbinden und in meinem Körper heranzureifen. In Videospielen findet man in geheimnisvollen Kisten immer etwas Wertvolles, diese hier wirkte jedoch eher Furcht einflößend auf mich.
Bevor ich versuchen konnte, sie zu öffnen, glitt die Zellentür auf. Emily platzte herein und sagte: »Clint, du Dummerchen! Damit sollst du dich noch nicht beschäftigen. Komm, lass uns zu den anderen gehen. Den Kasten kannst du auch später noch aufmachen.«
»Was befindet sich darin?«
»Alles Mögliche. Hab noch ein bisschen Geduld. Jetzt brauchen wir dich erst mal.«
»Für weitere Untersuchungen?«
»Nur für ein bisschen Geplauder. Komm schon. Ayesha wartet.« Sie wackelte mit den Augenbrauen, als wollte sie mir amouröse Absichten mit einer völlig Fremden unterstellen. Glaubte sie etwa, dass männliche und weibliche Menschen sich jedes Mal automatisch paaren, wenn sie wach und in einem Raum sind?
Wahrscheinlich hatte sie einfach zu viele Filme gesehen und war deswegen nun davon überzeugt, dass sich Männer und Frauen ständig unter äußerst stressigen Umständen kennenlernen, tagsüber einiges miteinander durchmachen und nachts unweigerlich gemeinsam in der Kiste landen und schon bald heftig zu keuchen beginnen.
Wie auch immer. Ich wollte Ayesha tatsächlich kennenlernen, aber nicht, um irgendetwas mit ihr zu tun, das ein anzügliches Augenbrauenwackeln rechtfertigen würde.
Als wir durch die Tür hinaustraten, gingen wir nicht wie beim letzten Mal nach links, sondern nach rechts. Der Korridor, durch den sie mich führte, sah jedoch genau wie der vorherige aus, wenn auch ein bisschen länger. Nach einer Weile wurde mir bewusst, dass uns niemand entgegenkam.
Ich beschloss, Emily eine Frage zu stellen. »Du hast mir noch gar nicht verraten, wer ihr seid. Wie nennt ihr euch?«
»Oh! Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Es hätte keinen Sinn, dir den Namen unserer Spezies in unserer eigenen Sprache zu nennen, aber mit menschlichen Stimmbändern würde man ihn ungefähr Mishawan aussprechen. Wir sind Mishawan, und wir unterhalten uns auf Mishawan, wenn wir unter uns sind.«
»Aber dazu benötigt ihr andere Stimmbänder?«
»Ja. Mit euren kann man unsere Sprache nicht erzeugen. Aber wir können zwischen beiden Stimmbandarten wechseln, während wir eure zweibeinige Gestalt innehaben.«
Der Begriff zweibeinig deutete darauf hin, dass sie eigentlich an etwas anderes gewöhnt war, aber mit dieser Frage würde ich mich später beschäftigen. Ich erinnerte mich daran, dass Janelle beim Angriff auf Derek unglaublich hohe Laute ausgestoßen hatte. Vielleicht war das ja ihre Muttersprache gewesen. »Ihr könnt einfach so euren Sprechapparat verändern?«
»Das ist richtig.«
»Wie heißt eure Heimatwelt?«
»In eure Sprache übersetzt Grauer Garten.«
»Grauer Garten....
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2022 |
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Übersetzer | Urban Hofstetter |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Abenteuer Science-Fiction • Alien • Alieninvasion Science Fiction • Aliens • A Question of Navigation deutsch • Außerirdische • Außerirdische & UFOs • Außerirdische Intelligenz • Buch Geschenk für Männer • Do not eat • Douglas Adams • Entführung • Entführung Alien • Erde • Erstkontakt • first contact • Für Douglas Adams Fans • Gegenwartsliteratur • Geschenk für belesene Männer • Hearne Kurzgeschichte • Hearne Novella • Humoristisch • Humorvolle Fantasy • humorvolle Romane • humorvolle Science Fiction • Kevin Hearne • Kevin Hearne deutsch • kurze Science Fiction • kurzweilige Science Fiction • Lustige Bücher • lustige bücher für erwachsene • lustige Romane • Lustige Science Fiction • Monty Python • Novelle • Physiker • Raumschiff • roman science fiction • schwarzer Humor Roman • science fiction bücher • Science Fiction Bücher für Erwachsene • science fiction deutsch • Science Fiction Erstkontakt • Science Fiction für Erwachsene • Science Fiction Kurzgeschichte • Science Fiction lustig • Science Fiction Neuerscheinungen 2022 • Science Fiction Romane für Erwachsene • Science Fiction Weltall • sci fi bücher • scifi bücher • sf bücher • SF Bücher deutsch • sf romane • Weltall • Weltraum • Weltraum Roman • Wissenschaftler • witzige Romane • Witziges Buch |
ISBN-10 | 3-426-46117-X / 342646117X |
ISBN-13 | 978-3-426-46117-4 / 9783426461174 |
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