Heimkehr nach Whale Island (eBook)

Roman - Der Auftakt der großen Sehnsuchtsreihe

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
560 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-27603-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heimkehr nach Whale Island -  Miriam Covi
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Zuhause ist, wo die Wale singen - Der Auftakt der Whale-Island-Reihe!
Greta Lorenz soll ihren Chef, den attraktiven aber unnahbaren Hotelmanager Duncan Sommerset, auf eine Geschäftsreise nach Kanada begleiten. Auf Whale Island, wo die Brandung an die schroffe Küste donnert und Buckelwale ihre Kreise ziehen, betreibt seine Familie ein kleines Hotel. Als Greta für Duncans Ehefrau gehalten wird, und er sie bittet, das Spiel mitzuspielen, bekommt die Reise eine ganz neue Wendung. Umgeben von herzlichen Menschen und atemberaubender Natur wird die wilde kleine Insel für Greta schnell zu dem Zuhause, nach dem sie sich schon ihr Leben lang gesehnt hat. Längst sind ihre Gefühle für Duncan echt. Doch empfindet er auch so für sie? Und warum hat er die Insel vor Jahren so überstürzt verlassen?

Miriam Covi wurde 1979 in Gütersloh geboren und entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für zwei Dinge: Schreiben und Reisen. Ihre Tätigkeit als Fremdsprachenassistentin führte sie 2005 nach New York. Von den USA aus ging es für die Autorin und ihren Mann zunächst nach Berlin und Rom, wo ihre beiden Töchter geboren wurden. Nach vier Jahren in Bangkok lebt die Familie nun in Brandenburg. Zur zweiten Heimat wurde für Miriam Covi allerdings die kanadische Ostküstenprovinz Nova Scotia, in der sie viele Sommer ihrer Kindheit und Jugend verbringen durfte und wo sie heute auch immer wieder Inspiration für neue Romane findet.

1

Die Hitze dieses Augusttages hängt schon am frühen Morgen wie eine Glocke über New York City, als ich durch den Central Park gehe. Die Hochhäuser, die Manhattans grüne Oase säumen, scheinen wie würdevolle Herrschaften hinabzublicken, auf all die Jogger, die Dog Walker und auf die New Yorker, die zur Arbeit eilen. So wie ich. Für diesen Spaziergang verlasse ich den Bus jeden Morgen schon am Columbus Circle, um durch den Central Park bis zur 5th Avenue zu laufen. So gut es mir inzwischen auch in Manhattan gefällt, ich brauche diese Mini-Auszeit mit Vogelgezwitscher und dem Duft nach frisch gemähtem Gras, sodass ich mich vorübergehend gar nicht mehr wie mitten in einer Millionen-Metropole fühle.

Doch das Grün lichtet sich viel zu bald, lässt die Hochhausschluchten vor mir auftauchen. Am Kaffeewagen kurz hinter dem Parkausgang hole ich mir meinen üblichen Cappuccino. Mit dem Pappbecher in der Hand beschleunige ich meinen Schritt, um mich dem normalen Tempo der zur Arbeit Eilenden um mich herum anzupassen. New Yorker gehen niemals langsam. Alles in dieser Stadt scheint unter Strom zu stehen, zu vibrieren, einen mitzureißen. Die Touristen, die hier und da viel zu langsam gehen, die Köpfe in den Nacken gelegt, um an den Hochhausfassaden emporschauen zu können, sie fallen auf in diesem Meer aus zügig eilenden Anzugträgern. Auch ich, in meinem dunkelblauen Kostüm, marschiere nun schnellen Schritts die 62. Straße hinauf. Da ich mich schuhtechnisch längst an die New Yorkerinnen angepasst habe, trage ich zum Business-Kostüm natürlich praktische Sneakers, die ich im Hotel gegen Pumps tauschen werde.

Der rote Baldachin vor dem Eingang des Sommerset Boutique Hotels schimmert mir bereits entgegen, und ich erkenne in der Ferne Lennox, einen unserer Bellboys, der gerade Koffer aus einer schwarzen Limousine wuchtet und auf den golden glänzenden Gepäckwagen lädt. Eiligen Schritts überhole ich ein kleines Grüppchen Touristen, offensichtlich eine Familie mit zwei Teenagern. Im Vorbeigehen schnappe ich ein paar französische Worte auf, und als ich den Vater flüchtig von der Seite betrachte, erinnert mich sein dunkles Haar, das ihm lässig in die Stirn fällt, einen wehmütigen Herzschlag lang an Olivier.

Dieser fremde Franzose lenkt mich ein paar Schritte lang so sehr ab, dass ich vergesse, rechtzeitig die Straßenseite zu wechseln. Noch bin ich damit beschäftigt, das Gesicht von Olivier zu verdrängen, das beharrlich in meiner Erinnerung auftauchen will, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel eine Wiege mit weiß gerüschtem Betthimmel sehe. Entsetzt wende ich mich ab. Ein schwarzhaariger Franzose UND ein Babybett auf wenigen Metern, das ist zu viel am frühen Morgen. Es hat schon seinen Grund, warum ich sonst immer penibel darauf achte, vor dem Geschäft mit den entzückenden pastellfarbenen Strampelanzügen im Schaufenster rechtzeitig auf die andere Straßenseite zu wechseln!

Rasch vergewissere ich mich, dass kein gelbes Taxi angeschossen kommt, und überquere dann hastig die Straße. Schweiß rinnt meinen Rücken hinab, die Hitze hängt schon um diese frühe Uhrzeit drückend zwischen den Hochhausschluchten. Ich wünsche mich wirklich zurück in den Central Park!

Erst recht, als ich das Quietschen von Fahrradbremsen höre, gefolgt von einem aufgebrachten »Hey, sind Sie blind?«.

Erschrocken sehe ich auf, als dicht vor mir ein Fahrradfahrer mit einem Schlingern zum Stehen kommt und mich fassungslos anstarrt. Sprachlos starre ich zurück – in die hellgrauen Augen meines Chefs, die normalerweise immer ziemlich kühl wirken. In diesem Augenblick allerdings funkeln Duncan Sommersets Augen so aufgebracht, dass ich automatisch einen halben Schritt zurückweiche, bis mich das Hupen eines vorbeibrausenden Taxis schockstarr auf dem Fleck verharren lässt.

Ich möchte wirklich zurück in den Central Park.

»Ach, Sie sind das«, höre ich den Eisblock jetzt grollen. Ja, Eisblock. So nennen meine Kollegin Bridget und ich ihn heimlich, denn dieser Mann verströmt tatsächlich so viel Wärme wie die Arktis. Seine grauen Augen sind schmaler geworden, während er mich von oben bis unten mustert, was mich innerlich um mindestens einen Zentimeter schrumpfen lässt. Ich hatte schon jede Menge schwierige Vorgesetzte, immerhin habe ich bereits in Hotels in vier Ländern gearbeitet. Eigentlich dachte ich, dass mich niemand mehr so leicht aus der Fassung bringen kann.

Aber da kannte ich Duncan Sommerset noch nicht. Es reicht nicht, dass er die Kühle eines Eisschranks ausstrahlt, nein, noch dazu muss er leider verdammt gut aussehen. Auch jetzt, als er dicht vor mir steht, mit einem Fuß auf der Bordsteinkante, halb auf dem Sattel seines Mountainbikes, wirkt er so sexy, wie ein Chef einfach nicht wirken sollte. Besonders ein Chef, der verheiratet ist – und zwar zu allem Überfluss mit der Tochter des Gründers und CEOs der Sommerset-Boutique-Hotel-Gruppe. Da kann sein Haar noch so pechschwarz in der Morgensonne schimmern (wenn auch leider zurückgegelt, wie immer, da er sonst vermutlich Locken hätte, die er wohl zu unterdrücken versucht – das zumindest sagt mir die vorwitzige Strähne, die sich im Fahrtwind aus der strengen Gelfrisur gelöst hat und sich frech in die Höhe kringelt). Und sein maßgeschneiderter Anzug kann noch so verdammt gut sitzen, der oberste Hemdknopf offen sein, weil er die Krawatte erst im Büro anlegt … 

»Hallo, Ms. Lorenz?« Als er meinen Namen sagt, zucke ich erschrocken zusammen. Obwohl ich seit knapp sechs Monaten an der Rezeption des Hotels, dessen General Manager er ist, arbeite, hat er mich bisher nicht ein einziges Mal mit meinem Namen angesprochen. Oder überhaupt angesprochen.

Mir wird klar, dass ich ihn einfach nur stumm angestarrt habe, zu keiner Reaktion fähig. Ganz schön bescheuert für eine Vierunddreißigjährige, ich weiß. Bescheuert – und absolut unprofessionell, für seinen Chef zu schwärmen! Gerade ich, die ich in meinem ganzen bisherigen Berufsleben immer hundertprozentig professionell war!

»Ms. Lorenz?« Ich könnte schwören, dass der Eisblock eine winzige Spur besorgt klingt. Rasch rücke ich von ihm und seinem Mountainbike ab und mache einen Schritt auf die Sicherheit des Bordsteins zu, um nicht doch noch von einem Taxi überfahren zu werden.

»Entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie nicht kommen sehen!«, stoße ich eilig hervor, ohne ihn noch einmal anzuschauen.

»Wenn Sie weiterhin so blind durch Manhattan laufen, werden Sie wirklich noch überfahren!«, höre ich den Eisblock hinter mir fast ungläubig sagen, während ich mich mit einem letzten schnellen »Tut mir leid!« abwende und auf das Hotel zueile.

Ich merke, wie er mich auf seinem Rad überholt und könnte schwören, dass er mich von der Seite betrachtet, aber ich halte meinen Blick konzentriert auf Lennox in seiner roten Uniform gerichtet. Als Duncan Sommerset kurz vor meinem Kollegen nach rechts schwenkt und in die Einfahrt des Hotels biegt, um wenige Meter weiter in die Tiefgarage hinabzurollen, nickt Lennox ihm höflich zu und tippt sich an die rote Kappe seiner Bellboy-Uniform. Doch sobald der Chef außer Sichtweite ist, grinst er mir breit entgegen und fragt mit einem amüsierten Lachen: »Hattest du etwa gerade eine Kollision mit einem Eisberg?«

»Hör bloß auf«, stöhne ich und reibe mir über die Stirn, als könnte ich die unangenehme Erinnerung wegwischen. »So was Peinliches!«

»Ach, komm, es ist doch gar nichts passiert«, meint Lennox und knufft mich freundschaftlich gegen meinen Oberarm. Er ist fast zwei Meter groß, und wenn er lacht, entblößt er die weißesten Zähne, die ich je gesehen habe. Eigentlich wollte Lennox Profi-Basketballer werden, aber den Traum musste er nach einer Knieverletzung an den Nagel hängen, und nun ist er hier. Und er macht seinen Job fantastisch. Lennox ist, außer Bridget, mein Lieblingskollege im Hotel. Jetzt funkeln mich seine dunklen Augen vergnügt an, und er raunt mir zu: »Du findest ihn doch bestimmt heiß, oder nicht?«

»Wen?«, frage ich erschrocken, und Lennox lacht schallend auf.

»Ach komm, tu nicht so unschuldig. Alle weiblichen Angestellten finden ihn heiß!«

»Und woher weißt du das?«

»Weil sie sich alle mir anvertrauen«, meint er mit einem schelmischen Lächeln und zwinkert mir zu.

»Ja, klar«, erwidere ich und grinse amüsiert, bevor ich an der Seite des Hotels entlangeile, zum Mitarbeitereingang.

Ich habe die Umkleidekabine der Frauen, wo ich meine Tasche in den Spind gestellt und meine Sneakers gegen Pumps getauscht habe, gerade verlassen, als Bridget mit großen Augen auf mich zukommt. Ihre runden Wangen sind rosig gefärbt, sie fächelt sich vor Aufregung mit einer Hand Luft zu.

»Guten Morgen! Was ist denn mit dir los?«, frage ich erstaunt.

»Greta! Du sollst zum Chef kommen!«, haucht sie.

Entgeistert starre ich sie an. Warum um alles in der Welt will mich der Eisblock denn plötzlich sprechen? Hat er festgestellt, dass er sich bei unserem Beinahe-Zusammenstoß verletzt hat und will mir mitteilen, dass er mich nach guter amerikanischer Art auf Schadensersatz verklagt? Werde ich gefeuert, weil ich ihn fast vom Mountainbike geholt hätte? Oder … habe ich bei der Arbeit etwa irgendeinen Fehler gemacht? Aber ich kann mich an keinen bedeutungsschweren Fehler erinnern, der mir passiert wäre, seit ich vor sechs Monaten hier angefangen habe! Okay, in meiner dritten oder vierten Woche habe ich einem Gast eine falsche Auskunft gegeben, weil ich die Richtungen verwechselt habe, als ich ihm den Weg zum Kaufhaus Bergdorf Goodman erklären wollte,...

Erscheint lt. Verlag 11.4.2022
Reihe/Serie Whale-Island-Reihe
Whale-Island-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Bay of Fundy • Brier Island • Bücher für den Urlaub • Cameron • Cameron Lodge • Cape Breton • Carley Fortune • eBooks • Ella Thompson • every summer after • Frauenromane • fünf sommer mit dir • Große Gefühle • Hotel • Kanada • Lake Paradise • Liebesgeschichte • Liebesromane • Manuela Inusa • Neuerscheinung • Neuerscheinungen 2022 • Romane für Frauen • Small Town Romance • Sommerlektüre • Sommerroman • Wale • Whale watching
ISBN-10 3-641-27603-9 / 3641276039
ISBN-13 978-3-641-27603-4 / 9783641276034
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