Das Labor (eBook)
576 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46235-5 (ISBN)
Alec Martens, geb. 1960 in Belize, hat Thriller und Sachbücher zu brisanten Wissenschafts- und Gesellschaftsthemen verfasst, darunter etliche Top-Ten-Bestseller. Der promovierte Geistes- und Sozialwissenschaftler hat sich erfolgreich als Einsiedler auf einer indonesischen Insel, als Brautwerber im thailändischen Isan, als Schatzsucher im guatemaltekischen Dschungel, als Spin-Doktor in Vorstandsetagen, als VIP-Flüsterer, als Hilfsfamulant im Leichenkeller und Zauberer in Haiti versucht, Glück und Erfüllung aber vornehmlich in seinen Büchern gefunden. Folgerichtig ist Alec Martens ein Pseudonym.
Alec Martens, geb. 1960 in Belize, hat Thriller und Sachbücher zu brisanten Wissenschafts- und Gesellschaftsthemen verfasst, darunter etliche Top-Ten-Bestseller. Der promovierte Geistes- und Sozialwissenschaftler hat sich erfolgreich als Einsiedler auf einer indonesischen Insel, als Brautwerber im thailändischen Isan, als Schatzsucher im guatemaltekischen Dschungel, als Spin-Doktor in Vorstandsetagen, als VIP-Flüsterer, als Hilfsfamulant im Leichenkeller und Zauberer in Haiti versucht, Glück und Erfüllung aber vornehmlich in seinen Büchern gefunden. Folgerichtig ist Alec Martens ein Pseudonym.
Prolog
INKUBATION
Jimin Holland kämpft jetzt für die große Sache, und es fühlt sich gut an, verdammt gut sogar. Für etwas, das größer ist als sie, unendlich viel größer als wir alle: Justice, Gerechtigkeit.
Der Name steht für beides: für den großen Plan und vor allem für die geniale Führung, die ihn ersonnen und die Besten dafür gewonnen hat. Tausende hochspezialisierter Fachkräfte, und jede von ihnen kämpft an ihrem Platz. Für Justice, die »Morgenröte einer besseren Welt«.
So umschrieb es Jeannie, die Tutorin, die Jimin im letzten Jahr rekrutiert hat, und seit damals ist nichts mehr, wie es vorher war. Seitdem kämpft Jimin wie alle bei Justice für die kommende, gerechte Welt. Und gegen menschlichen Müll wie die Indonesierin, die vor ihr in der Küche ihres Penthouse-Apartments in Ost-Jakarta kniet, nackt.
Dr. Shinta Suganda, Anfang vierzig, nur drei, vier Jahre älter als Jimin. Mikrobiologin bei Raya Pharmalab, vor allem aber: Verräterin.
»Wer ist Sida?« Jimin drückt ihr die Mündung der Makarow ins volle schwarze Haar.
»Ich weiß es nicht. Oh Gott, ich weiß es doch nicht!«
So geht das jetzt zum dritten Mal hin und her, und allmählich hat Jimin die Schnauze voll.
»Bring sie zum Sprechen, dann zum Schweigen.« Genau so hat Phil es ihr aufgetragen, der Mann, von dem sie alle Aufträge bekommt. In dem kleinen Hafen in Ost-Java verplombte Container abholen, die angeblich zu Ballen gepresste Heilkräuter enthalten, und bei Raya abliefern. Zerlumpte Kids im Hafenslum einsammeln, angeblich für ein »Gesundheits- und Bildungsprogramm«, und in der Klinik-Einheit von Raya abliefern. Jimins ganzes Leben dreht sich seit ein paar Monaten um das Pharmalabor, von dem sie zuvor noch nie gehört hatte. So wie sie vorher noch nie in Indonesien war und seit letztem Herbst praktisch hier in Jakarta lebt. Doch obwohl sie fünf Sprachen mehr oder weniger fließend spricht, machen ihr die Eigenheiten der indonesischen Grammatik manchmal noch zu schaffen.
»Wer steckt hinter dem Account sida@belanet.org?«
»Bela-was?«, jammert Suganda. »Nie gehört, ich schwör’s!«
Mit der Verräterschlampe redet Jimin sowieso nur englisch. Anscheinend hat Suganda in den USA studiert, dem näselnden Ostküsten-Tonfall nach, der Jimin früher zur Weißglut gebracht hätte. Im weißen Amerika war sie immer »die kleine Asiatin«, auf die alle herabsahen. Dabei bringt sie achtzig Kilo auf die Waage, fast nur Knochen und Muskeln, verteilt auf eins achtzig Körpergröße und verpackt in schwarzes Leder.
Jimin ist halb südkoreanisch, halb texanisch und hat einen US-amerikanischen Pass. Die wuchtige Statur hat sie von ihrem Vater, Ex-Streifenbulle in Austin, von der koreanischen Mutter die schmalen Augen und die rekordverdächtig platte Nase. Ein Makel, für den sie ihre ganze Kindheit hindurch verspottet und gemobbt wurde. Bis sie mit Kraft- und Straßenkampftraining anfing und lernte, jedem, der ihr krummkam, die Nase zu plätten. Doch an ihrem Neid und Kummer änderte das wenig. Über dieses zerfressende Gefühl, nirgendwo richtig hinzugehören, immer und überall der abstoßende Außenseiter zu sein, ist sie erst hinweg, seit sie zu Justice gehört.
Seitdem fühlt sie sich schon im Voraus ein bisschen so, wie sie alle sein werden, wenn sich der große Plan erst erfüllt hat: »makellos rein und unfassbar reich«. Dass Leute wie sie endlich mal ganz nach oben kommen, ist seit Ewigkeiten fällig und dermaßen gerecht, dass Jimin das Heulen kriegt, wann immer sie daran denkt. Glückstränen, Triumphtränen, ganz klar.
Wie könnte sie bezweifeln, dass es genau so kommen wird? Für ihren Job bei Justice bekommt sie unfassbare fünf Millionen US-Dollar. Zunächst ein Handgeld von zwanzig Riesen pro Monat, den riesengroßen Rest dann, wenn der Job erledigt ist. Also in ein paar Wochen.
Falls sie es nicht vermurkst. Ein Fehler, und sie ist raus, das hat ihr Phil immer wieder eingetrichtert. Aber das hier ist die Chance ihres Lebens. Die wird Jimin nicht vermasseln. Garantiert nicht.
Wichtiger als die Kohle ist sowieso die Community. Seit sie bei Justice ist, hat ihr Leben einen Sinn. Endlich weiß sie, warum sie auf der Welt ist. Auf diesem verfickten Dreckslochplaneten, hätte sie früher gedacht, aber das war falsch. Sie gehört zu den Auserwählten. Alle anderen, die nicht für Justice kämpfen, werden tot sein oder menschlicher Müll.
So wie Suganda, die den Kopf zurückgelegt hat und flehend zu ihr aufsieht.
»Hände hoch, hab ich gesagt!«
Suganda hebt die angewinkelten Arme höher.
Kleine, feste Brüste, registriert Jimin, makellose, karamellbraune Haut. Scharfe Bitch, hätte sie in ihrem früheren Leben gedacht. Und das hübsche Gesicht mit dem Stahlgriff ihrer Makarow zurechtgehämmert, bis die großen, dunklen Augen, der herzförmige Mund, die edel geformte Nase zu einem blutigen Brei verschwommen wären.
Aber das ist vorbei. Der Neid, die Bitterkeit, die Einsamkeit – alles vorbei.
»Mach, was nötig ist, bis du die Antworten hast.« Jimin hat Phil nie gesehen, sie kennt nur seine eindringliche Telefonstimme und das Gerücht, das ihn umgibt wie ein Mantel aus Licht: Angeblich gehört er zum inneren Zirkel von Justice.
Biologen, Pharmakologen, Mediziner, IT-Experten, Security-Spezialisten, Ingenieure, Militärs und Polizeioffiziere engagieren sich bereits im großen, streng geheimen Kampf. Und Fachkräfte wie Jimin, die noch vor wenigen Monaten eine einfache Auftragsmörderin war. Ausknipserin, Kopflocherin, wie auch immer. Gut gebucht und okay bezahlt, aber total entfremdet und frustriert. Ständig unterwegs, um auf Kommando jeden wegzuräumen, der den Mächtigen dieser Welt im Weg war. Ob Konkurrenten, Schuldner, Dissidenten, vor Jimins Makarow waren sie alle gleich. Gleich tot. So wie es Jimin gleich war, warum und von wem sie zum Tode verurteilt worden waren. Zwei Schüsse in die Stirn, der Nächste.
»Wem gehört der Account sida@belanet.org? Mach das Maul auf, Schlampe. Wir wissen, dass du an diese Sida eine Mail geschickt hast. Obwohl du anschließend deine digitalen Spuren verwischt hast. Nur leider nicht gut genug.«
Sugandas Augen sind weit aufgerissen, sie atmet stoßweise. Aber ihr Mund ist noch immer zusammengepresst.
Nicht mehr lange, Fotze, denkt Jimin. Sie würde ihr die Zunge schon noch lockern. Auch wenn Phil ihr untersagt hatte, »sichtbare Gewalt« anzuwenden.
Schon dass sie Suganda gezwungen hat, sich nackt auszuziehen, hätte Phil möglicherweise missfallen. Aber auf diesem Gebiet ist nun mal sie die Expertin.
Jimin geht um die Kniende herum, kauert sich vor ihr hin. »Wir haben deine Eltern, Bitch«, teilt sie Suganda mit. Die vollen, geschwungenen Lippen öffnen sich wie erwartet, und Jimin rammt ihr den Lauf ihrer Waffe in den Rachen. »Entweder du kooperierst, oder deine Alten landen im Abfall, kapiert?«
Suganda röchelt und nickt. Jimin reißt die Makarow ruckartig zurück. Zähne splittern, Blut quillt aus dem nicht mehr ganz so hübschen Mund. Sie dreht die Waffe um und schlägt Suganda mit dem Stahlgriff auf die Stirn.
Volltreffer, exakt auf den Schönheitsfleck. Suganda kippt schreiend nach hinten, und Jimin hockt sich ihr rittlings auf die Brust. Sie spürt, wie sich der Brustkorb der Verräterin mühsam unter ihrem muskulösen Hintern hebt und senkt.
Die Biologin ist jetzt in Schockstarre. Sie versucht nicht mal, Jimin irgendwie von sich herunterzubekommen. Durch Zappeln, Strampeln, Kratzen, nichts davon. Sie liegt nur da, atmet keuchend und starrt Jimin an.
»Der Small Talk ist vorbei.« Jimin zippt ihre Bikerjacke auf, zieht ihr Smartphone heraus, klickt die Foto-App auf. »Erkennst du deine alten Herrschaften?«
Suganda starrt wie hypnotisiert auf das Display. Dabei muss sie doch schon öfter mal gesehen haben, wie Daddy und Mommy nebeneinander auf ihren bequemen Lehnstühlen sitzen. Na gut, vielleicht nicht ganz wie auf diesem Foto, das Jaresh, Jimins Teampartner, vor einer halben Stunde mit Selbstauslöser geknipst und ihr geschickt hat.
Links der herzkranke Dad, der sich die Hosen vollgepisst hat, rechts die demente Mom. Beide mit geschlossenen Augen, zur Seite gekippten Köpfen, offenbar bewusstlos. Beide mit einer Pistole an der Schläfe, die der mittig hinter den Lehnstühlen stehende Jaresh in den Händen hält. Mit seinen eins fünfundachtzig, den breiten Schultern, den stoppelkurzen schwarzen Haaren unter der echten Ray-Ban und dem falschen Vollbart sieht er ziemlich imposant aus.
Irgendwas zwischen Terrorist und Wildwest-Goldgräber, denkt Jimin, während Suganda krampfhaft zu schluchzen beginnt.
Sie verstaut ihr Handy wieder in der Jacke, holt stattdessen die Halbliterflasche Wodka heraus. »Gar nicht so einfach, so was hier bei euch zu kaufen«, teilt sie Suganda mit.
Sie schraubt die Flasche auf, schiebt sie ihr zwischen die Zähne und füllt den Fusel zügig in das Zielobjekt um. »Wer ist Sida?« Sie zieht die leere Flasche zurück, lehnt sich nach hinten und rammt den klobigen Flaschenhals in Sugandas Schritt. »Was hast du an den Account sida@belanet.org geschickt?«
Suganda zuckt am ganzen Körper. Sie würgt und keucht, ihr Gesicht ist schweißnass und blutbespritzt. Anscheinend ist sie kurz vor einer Panikattacke. Aber sie will immer noch nicht reden.
»Also gut.« Jimin seufzt. »Das hier wollte ich dir eigentlich ersparen.«
Sie zieht erneut ihr Smartphone aus der Jacke und hält ihr das zweite Foto vor die Nase. Es zeigt Mrs und Mr Suganda senior auf ihrem...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | aktivistin • Auftragsmord • Bio-Terrorismus • Biowaffen • CureTech • Erpressung • harte thriller • Indonesien • Katastrophen-Thriller • Katja Wozniak • Killerin • Killer-Virus • Lotte Gerlach • Mia Muller • Paul Gerlach • Pharmafirma • Pharma-Industrie • Pharmaunternehmen • SARS • SARS-Viren • Starke Frauen • Sven Paretz • techno thriller • Thriller Action • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • Thriller Medizin • Thriller Pandemie • Thriller Verschwörung • Thriller Wirtschaft • verbotene Experimente • Viren • Virenmanipulation • Virologe • Was wäre wenn • Wissenschaftsthriller |
ISBN-10 | 3-426-46235-4 / 3426462354 |
ISBN-13 | 978-3-426-46235-5 / 9783426462355 |
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