Dein ist die Macht (eBook)

Ein Kufstein-Krimi

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
350 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98598-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dein ist die Macht -  Maria Höfle
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Ist der Polizeipräsident ein Mörder? Ein Whodunit-Krimi für Fans von Agatha Christie, Elizabeth George, Tana French und natürlich von Kufstein, Tirol und Österreich! »Konstantin, der Vater des Toten hat mich kontaktiert, weil er Angst hatte, dass du befangen bist.« »Du glaubst tatsächlich, dass mein Patenonkel den Journalisten vergiftet hat? Das ist Irrsinn. Martin ist seit sechs Jahren Polizeipräsident. Und er ist bestimmt kein Mörder. Vertrau mir, Dorothea. Bitte!« »Ich vertraue dir. Aber ich kenne die Fakten.« Als an einem heißen Juniabend beim alljährlichen Charity-Ball der Enthüllungsjournalist Richard Vogel vergiftet wird, liest sich die Liste der Verdächtigen wie ein Who-is-Who der Kufsteiner High Society. Der Vater des Toten vermutet den Täter in hohen Polizeikreisen und befürchtet, dass die Mordkommission befangen sein könnte. Er bittet die Polizistin Dorothea Keusch, eigenmächtig zu ermitteln. In ihrem zweiten Fall setzt Dorothea nicht nur ihre Karriere aufs Spiel, sondern muss auch ihre Gefühle für Chefinspektor Konstantin Schmitt auf Eis legen. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf erschütternde Schicksale, Skandale und tiefe Schuld. Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, muss sie nicht nur hinter die Fassade der Stadt blicken, sondern auch ihre eigene Loyalität in Frage stellen... »Ein gut geschriebener Krimi, der den Leser bis zum Schluss in die Irre führt.« ((Leserstime auf Netgalley))

Maria Höfle, 1978 in Schwaz/Tirol geboren, studierte Germanistik, Klassische Philologie, Anglistik und Amerikanistik. Sie unterrichtet an einem Gymnasium die Fächer Deutsch, Latein und Englisch. Das Schreiben liebt sie, weil es sie in eine andere Welt eintauchen lässt. Maria Höfle lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Kufstein.

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Kapitel 1


»Seit du in Kufstein Inspektorin bist, tummeln sich hier die Leichen.« Chefinspektor Konstantin Schmitt ging in die Knie, betrachtete im Kegel seiner Taschenlampe die elegante Abendgarderobe des Toten und beäugte die Schärpe mit der Aufschrift Kufsteiner Charity-Ball.

Dorothea schwieg.

In der tropischen Juninacht, die heiß und schwül war wie die vergangenen zehn, spannte die Uniformbluse, die Hose kniff rund um ihre Taille. Selbst um vier Uhr morgens war die Hitze mitten in der Altstadt unerträglich. Der penetrante süße Dunst von Blüten hing in der Luft und ließ Dorothea schwer atmen, ihre Kehle schmerzen. Sie konnte vor Müdigkeit kaum noch stehen.

Aus dem Halbdunkel sah Konstantin zu ihr auf. »Das ist also der Preis.«

Dorothea durchsuchte ihr Gehirn, erfolglos. Wovon sprach Konstantin? Sie stutzte. Gab es eine Geheimsprache unter Kollegen der Mordkommission, eine Art Code, den sie als Inspektorin der Kufsteiner Stadtpolizei nicht verstand?

Zwei Stunden lang hatte sie auf dem Kopfsteinpflaster gewartet, im Licht des Vollmondes und ihrer Taschenlampe jedes Detail des prominenten Toten studiert. Mitten in der Stadt lehnte er in der Dunkelheit an dem marmornen Türrahmen an der Ecke des Rathauses. Er wirkte, als ob er in der VIP-Lounge reichlich schottischen Whisky getrunken, eine kubanische Zigarre zu viel geraucht, den Ball verlassen, sich auf die Stufe gesetzt und an die historische Fassade des alten Gemäuers gelehnt hätte. Schräg über ihm hing ein gläsernes Schild:

Rathaus Kufstein

Stadtmarketing

Historischer Rundwanderweg

Station 22:
Das Rathaus und die Strafvollstreckung

 

Elegante Fliege, weißes Hemd, schillernder Frack, schwarze Lackschuhe. Falls der Fährmann der griechischen Mythologie die Toten in der Unterwelt über den Styx setzte, war dieser Passagier heute fraglos der eleganteste in Charons Boot. Sie sollte ihm eine Münze unter die Zunge legen, damit er nicht an den Ufern des Styx herumirren musste.

»Das Geheimnis ist gelüftet.« Konstantin nickte vor sich hin. »Ein hoher Preis.«

Welches Geheimnis? Dorothea gab sich geschlagen. »Welches Geheimnis? Der Preis wofür?«

»Das Geheimnis, das ich schon lange lüften wollte.« Schmitt drehte sich zu ihr um. »Was ist der Preis für eine Nacht mit Dorothea Keusch?« Er grinste. »Nun weiß ich es.« Der Chefinspektor zwinkerte ihr zu. »Man muss wie Daniel Craig aussehen, elegant gekleidet sein und mausetot.«

Dorothea lachte nicht. Sie war fest entschlossen, die makabren Späße des Chefinspektors zu ignorieren und sich auf den leblosen Körper zu konzentrieren.

Schmitts Rücken hinderte sie daran. Er kam ihr noch breiter vor als sonst, noch sportlicher. Seine Haare waren im Nacken länger, nicht mehr ganz präzise geschnitten. Es ließ ihn jünger wirken. Dorothea atmete den Duft seines Aftershaves ein, schloss einen Moment die Augen. Hugo Boss. Konstantin Schmitt. Sie hatte vergessen, wie gut er aussah, wie tief seine Stimme klang, wie ungewohnt es war, ihn zu duzen. Konstantin. Merkwürdig. Denn in den letzten vier Monaten war kein Tag vergangen, an dem sie nicht an ihn gedacht hatte. Sofort meldete sich ihre innere Stimme. Vergiss es. Du hast keine Zeit für solche Flausen.

»Fand heute Nacht das Kufsteiner Event des Jahres statt?« Konstantin wies auf die Schärpe des Toten. »Der Charity-Ball im Rathaus?«

Dorothea nickte und schauderte. In den Festsälen und Gewölben des Kufsteiner Rathauses spielte das Tanzorchester nicht mehr im Tangotakt. Keine Ballgäste drehten sich mehr im Wiegeschritt auf dem Parkett. Doch das Flair von Selbstherrlichkeit, Blasiertheit und Wichtigtuerei zog noch immer um das politische Zentrum der Stadt.

»In Uniform auf dem Ball?« Konstantin betrachtete ihre Adjustierung.

»Dienstlich.« Dorothea zwang sich, ihre Uniformbluse nicht glatt zu streichen. »Es hat in den letzten Wochen einige Vorfälle von Vandalismus gegeben.«

»Schon wieder? Die gleiche Vorgehensweise wie im Jänner?«

»Keine Hinweise auf einen rechtsradikalen Hintergrund.« Dorothea schüttelte den Kopf. »Wir gehen von anderen Tätern aus. Die Reifen eines Ferraris wurden aufgeschlitzt, der Zaun einer Villa mit Farbe besprüht. Das Ballplakat zerschnitten.«

»Und die Veranstalter waren nervös?«

»Ja. Fuhrmann hat Speckner und mich als Polizeischutz eingeteilt.«

Seit neun Stunden stellte Dorothea daher sicher, dass niemand ohne überteuerte Eintrittskarte den exklusiven roten Teppich betrat, die weißen Roben der Debütantinnen während der Eröffnung beschmutzte, prominente Gäste bei ihrem Small Talk belästigte, die Kristalllüster zerschmetterte, die Off-White-Tischdecken zerriss, die Mitternachtseinlage störte, die Kameras der Presse beschmierte, kurz: den Glanz und Glamour der Benefizveranstaltung in irgendeiner Weise gefährdete.

Auf eine Leiche war Dorothea nicht gefasst gewesen. Nur auf die Widrigkeiten einer Ballnacht. Zu Recht. Alte Damen in Rüschen und Opalen hatten missbilligende Blicke auf Dorotheas Uniform geworfen, junge Frauen mit perfektem Make-up und extravaganten Frisuren befremdet Dorotheas dicken, langen Zopf, ihr ungeschminktes Gesicht betrachtet. Zu viel nackte Haut für Dorotheas Geschmack, zu hoch getragene Nasen.

Sie hasste Bälle. Mit Entsetzen erinnerte sie sich an den einzigen Tanzabend, den sie jemals besucht hatte. Das blaue Seidenkleid. Ihre Haare in dem kunstvollen Dutt. Die Perlenohrringe ihrer Großmutter. Sie war so stolz gewesen, hatte sich wunderschön wie Cinderella gefühlt. Aber niemand hatte in ihr etwas anderes gesehen als das pummelige Mädchen. In den vierzehn Jahren nach ihrem Abschlussball hatte sie nicht einen einzigen Tanzabend mehr besucht.

Aber diesmal war ihr keine Wahl geblieben. Sich Fuhrmanns Anweisungen zu widersetzen? Ein No-Go! Hatte ihr Vorgesetzter geahnt, dass sie Events solcher Art verabscheute, und sie deshalb zum Dienst eingeteilt?

Sie seufzte.

Seit sie im Jänner hinter Fuhrmanns Rücken ermittelt hatte, schikanierte er sie auf subtile Art. Die Tatsache, dass sie tatsächlich einen Mordfall gelöst hatte, schien noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen zu haben. Sie bekam keinen einzigen interessanten Fall mehr zur Bearbeitung. Und wenn es das Schicksal doch so wollte, dann schob ihr Vorgesetzter dem einen Riegel vor. Spätestens nach einem Tag musste sie ihn an Speckner oder einen anderen von Fuhrmanns Lieblingen abgeben. Monotonie bestimmte ihren Dienstalltag, der Tote auf dem Charity-Ball war seit vier Monaten die einzige – wenn auch groteske – Abwechslung.

»Du vermutest, dass er vergiftet wurde?« Konstantin riss sie aus ihren Überlegungen.

»Ja.« Die Lippen des Toten verrieten es.

Konstantin leuchtete mit einer Taschenlampe in das Gesicht des Mordopfers, musterte es. Warum glaubst du das, schien er zu fragen. Sie konnte es in seinen Augen sehen, aber er stellte die Frage nicht. »Waren beide Eingänge des Rathauses offen?«

»Nein, der Eingang und Ausgang für Gäste war am oberen Stadtplatz. Die zweite Tür kann nur im Notfall geöffnet werden.«

»Was hat er hier getrieben … bei der unteren Pforte?« Konstantin blickte hinauf zum Wahrzeichen der Stadt. »Mitten in der Nacht die Kufsteiner Festung besichtigt?« Oberhalb des Rathauses thronte die St.-Vitus-Kirche. Konstantin zwinkerte Dorothea verschmitzt zu. »Eine Beichte abgelegt?«

Dorothea hatte sich bereits dieselbe Frage gestellt. »Vielleicht hat er sich mit jemandem getroffen?«

»Möglich. Wer hat ihn gefunden?«

»Eine Kellnerin. Sie wollte eine Zigarette rauchen, ohne erwischt zu werden. Sie war wohl nicht die Einzige, die ihn gesehen hat, aber die Erste, die ihn angesprochen hat. Das Personal hatte Anweisungen, auf Unregelmäßigkeiten zu achten. Sich bei uns zu melden. Er hat sich nicht bewegt, also hat sie mich geholt.«

»Ein neuer Mordfall für Keusch und Schmitt?«

Ermittlungen mit Konstantin? Bei dem Gedanken daran ging Dorotheas Atem schneller. Seit Monaten durchforstete sie ständig die Zeitungen nach seinem Namen, verfolgte jeden Fall, den die Mordkommission mit Konstantin an der Spitze bearbeitete. Die Jugendliche, die vergewaltigt und ermordet worden war. Die Mutter, die ihre Kinder aus dem Fenster gestoßen hatte, damit ihr Ex-Mann sie nicht bekommen konnte. Der Industrielle, der seinen Manager erschießen hatte lassen.

Die Vorstellung, wieder mit ihm zu arbeiten, war erhebend. Sprühend, funkelnd. Doch Dorothea wusste, dass sie sich keinen Fehler erlauben durfte, nach Fuhrmanns Regeln spielen musste, wenn sie ihr Ziel erreichen wollte. Überlass die Ermittlungen Konstantin und seinen Kollegen von der Mordkommission.

Mordkommission. Die Abteilung Leib und Leben. Im September würde eine neue Stelle ausgeschrieben werden. Und diesmal wollte Dorothea es schaffen. Sie hatte einen Plan. Sie würde die Stelle bekommen. Den Tod ihres Vaters aufklären.

Sie musste nur die Prüfung hinter sich bringen. Aber dazu brauchte sie Zeit. Zeit, die sie nicht mehr hatte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als am Ende ihrer Schicht endlich mit ihrem Vorgesetzten zu reden. Sie seufzte. Vorher musst du ihm noch erklären, warum du das Landeskriminalamt eingeschaltet hast.

Neben ihr erhob sich Konstantin. »Wie wäre es mit einem Totendrink, Inspektorin Keusch?« Er grinste.

Dorothea überging den Scherz und sah zu ihm auf. »Der Name des Toten ist Richard Vogel. Er ist ein freier Journalist … « Sie stockte.

Konstantin erwiderte ihren Blick, seine Augen waren ernster, als Dorothea sie jemals gesehen hatte. Er nickte. »… und Herausgeber eines Kufsteiner...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2021
Reihe/Serie Dorothea Keusch ermittelt
Dorothea Keusch ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Abteilung Leib und Leben • Bücher für den Sommer • Bücher für den Urlaub • Bücher für die Quarantäne • bücher für frauen • Cosy Crime • Dorothea Keusch • interne Ermittler • kriminalroman österreich • Krimis für den Urlaub • Kufstein • Kufstein-Krimi • Machtmissbrauch • Mordkommission • Politische Skandale • Polizeiarbeit • Regionalkrimi • Romane aus Österreich • Spannung • Staatsfeinde • Suspendierung • Tirol
ISBN-10 3-492-98598-X / 349298598X
ISBN-13 978-3-492-98598-7 / 9783492985987
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