Für immer und ein Wort (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
464 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-27266-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Für immer und ein Wort - Anne Sanders
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Kann man sich in Worte verlieben? Ein verstecktes Büchlein wird der Beginn einer großen Liebesgeschichte!
Für Büchernärrin Annie bestand die Welt schon immer aus Worten. Doch ihr Traum vom eigenen Roman ist in weite Ferne gerückt, und der Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte, hat einer anderen Frau das Jawort gegeben. Zutiefst verletzt, lässt sie sich von ihrer besten Freundin überreden, einige Tage in einem Hotel im Dartmoor zu verbringen, um die schmerzvollen Ereignisse zu vergessen. Doch stattdessen findet Annie etwas Besonderes: ein Notizbuch, das jemand in einer der legendären Letterboxen versteckt hat. Annie ist berührt von den Gedanken, die darin niedergeschrieben sind, und als sie auf einer zusammengeklebten Seite die Adresse des Autors entdeckt, macht sie sich auf die Suche nach ihm - nichts ahnend, dass sie dabei auf den stillen Jack treffen wird, der so ganz anders ist, als sie sich den Verfasser des Notizbuchs vorgestellt hat, der ihr aber dennoch unter die Haut geht ...

»Was für eine poetische, anrührende, tiefgehende und kluge Geschichte über die Magie der Worte, über Seelenverwandtschaft und über die Liebe - ein neues Lieblingsbuch!« Kerstin Gier

Eine Liebesroman mit einem besonderen Aufhänger: ein geheimnisvolles Büchlein in einer »Letterbox« - einer Schatulle, die im englischen Dartmoor versteckt ist und nur mit Hinweisen oder Koordinaten gefunden werden kann.

Mit gesondertem Notizbuchteil zum selbst Ausfüllen im Buch.

Anne Sanders lebt in München und arbeitete als Journalistin unter anderem für die »Süddeutsche Zeitung«, bevor sie sich für die Schriftstellerei entschied. Ihr erster Roman »Sommer in St. Ives«, eroberte die SPIEGEL-Bestsellerliste im Sturm, weitere erfolgreiche Titel folgten. Auf Reisen lernte die Autorin die britischen Inseln kennen und lieben, und genau dort spielt auch ihr Roman »Für immer und ein Wort«.

1
The way they leave you tells you everything

»Was treibst du da?«

»Ich denke darüber nach, aus dem Fenster zu springen.«

»Kopfüber?«

»Kopfüber? Das ist alles, was dir dazu einfällt?«

»Wir sind im ersten Stock. Wenn du dich nicht kopfüber aus diesem Fenster stürzt, kannst du es gleich lassen.«

»Schön. Danke für den Hinweis.«

»Mit Vergnügen. Hast du meinen grünen Schal gesehen? Ich bin mir sicher, ich habe ihn eingepackt. Wo ist mein Koffer? Wo ist jemals mein Koffer, wenn ich ihn suche? Annie? Kommst du?«

Annie rührte sich nicht. Sie blieb exakt dort stehen, wo sie die vergangenen fünfzehn Minuten gestanden hatte: neben dem zugigen Kassettenfenster, das den Blick freigab auf das spitze Vordach über dem Eingang, den asphaltierten Weg dahinter und die angrenzende Wiese, das Gras zertrampelt von den Partygästen der vorangegangenen Nacht. Der Pavillon war noch nicht abgebaut. Das ehemals weiße Papier, das die Stehtische verhüllte, erzählte in rotweinbesudelten Fetzen von dem, was es durchgemacht hatte.

Mittlerweile regnete es. Graue Striche zeichneten den Himmel trüb, die moosgrünen Farben des Dartmoors ein Aquarell darunter. Wenn es nach Annie gegangen wäre, hätte sie gut und gern darin aufgehen können, jetzt, auf der Stelle, wie zerlaufende Tinte. Sie hatte zahllose dumme Dinge getan in ihrem Leben. Der Hochzeit ihres Ex-Mannes beizuwohnen, war mit Abstand das Dümmste gewesen.

»Was genau erwartest du da unten eigentlich zu sehen?« Hoola stellte sich neben Annie. Sie legte eine Hand auf die Schulter der Freundin und stützte das Kinn darauf. »Ein Jammer, dass es gestern nicht geregnet hat. Ich hätte zu gern den edlen Zwirn des werten Finley Corbyn davonschwimmen sehen.«

»Sie hat seinen Namen angenommen.«

»Die Ärmste. Finley klingt grässlich gestelzt, findest du nicht? Was hat Cassandra an Cassandra nicht gefallen?«

»Du bist sehr komisch, Hoola, wirklich.«

»Ja?«

»Ja. Nicht mal im tragischsten Augenblick meines Lebens kannst du ernst bleiben.«

»Oh, doch, ja. Das könnte ich.«

Stille folgte Hoolas Worten. Annie wagte es nicht, etwas einzuwenden, denn die Wahrheit lautete: Ihre beste Freundin war oft ernst geblieben während der vergangenen zwei Jahre, in denen Annie verschiedene Phasen der Trennung durchlebt hatte; sie hatte getröstet, aufgemuntert, abgelenkt, Verständnis gezeigt, zugehört, beigestanden. Ohne Hoola hätte Annie nicht überlebt. Ihr immer noch mehr abzuverlangen, musste deren Geduld irgendwann überstrapazieren. Und dann womöglich ihre Freundschaft.

Annie seufzte. »Ich meinte bloß: Ich war nie Mrs. Corbyn. Sie ist es jetzt.«

Einige Sekunden lang blickte Hoola stumm auf Annies Profil. Dann sagte sie: »Das macht nichts, Liebes. Du wirst immer die Frau sein, die zu gut für Finley Corbyn war.«

Wie zur Untermalung ihrer Worte erklang die Hupe eines Wagens, er knirschte über den verregneten Vorplatz des Two-Bridges-Hotels. Ein breites, luxuriöses Vehikel, ebenso grau wie der Weg und die Wolken darüber, das kurz vor dem Eingang zum Stehen kam. Ein Chauffeur stieg aus. Dunkler Anzug, schwarze Mütze. Hoola gab ein abfälliges Murren von sich. Der Fahrer öffnete einen Schirm, und im selben Moment trat Cassandra aus der Tür, Cassandra Corbyn. Das Brautkleid hatte sie abgelegt, doch in der weiten schwarzen Hose mit der zimtfarbenen Bluse sah sie beinah noch hinreißender aus. Sie lachte und warf einen verlockenden Blick über ihre schmale, schmale Schulter auf den Mann, der ihre Hand hielt.

»Was, um Himmels willen, machst du hier?«, murmelte Hoola, doch Annie blieb still wie ein Stein. Sie hatte keine Ahnung, was sie hier tat. Solange sie denken konnte, liebte sie Finley, doch nun hatte sie dabei zugesehen, wie er eine andere heiratete. Ihr Blick haftete auf seinem makellos frisierten Hinterkopf, während er im Inneren der Limousine verschwand. Ihre Lippen öffneten sich, als wollten sie ihm hinterherrufen, doch kein Ton kam heraus, stattdessen klickte die Autotür ins Schloss mit einer Endgültigkeit, die Annie schaudern ließ. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Rollte vom Hof, über die Brücke, aus Annies Leben.

Hoola zog sie am Arm, weg von der Scheibe. Im letzten Moment jedoch traf Annie Finleys Blick, den er ihr aus dem Rückfenster zuwarf. Dunkle Augen hinter einer schwarzen Hornbrille, die amüsiert zu ihr aufsahen, amüsiert und herausfordernd, während seine Lippen ein lautloses Goodbye, Annie formten.

Goodbye.

War es tatsächlich möglich, aus Liebe zu sterben? Aus purem Kummer zu vergehen? Und konnte es tatsächlich sein, dass ihr Herz zwei Jahre, nachdem es gebrochen worden war, immer noch schmerzte wie eine offene Wunde?

»Was meinst du, Champagner zum Frühstück? Wir lassen es deinem idiotischen Ex-Mann auf die Rechnung setzen. Gott, ich bin froh, dass du den los bist. Du kannst es vermutlich noch nicht erkennen, doch von diesem Augenblick an bist du eine glückliche, freie, gereifte Frau. Amen.«

»Gereift?« Annie blinzelte, allein dieses Wort hatte sie aus ihrer Trance erweckt. Sie war fünfunddreißig Jahre alt. Weit entfernt von gereift.

»Sei nicht albern. Im mentalen Sinn natürlich.«

Sie hatten sich in der Hotelbar niedergelassen, auf zwei klobigen Ledersesseln, die vor ein offenes Kaminfeuer gerückt worden waren. Der Juni gab sich ungewöhnlich kalt, doch nicht untypisch nass für die Gegend. Im Dartmoor nieselte es oft und viel, egal zu welcher Jahreszeit, und normalerweise sonnte Annie sich in dieser berechenbaren Melancholie. Sie liebte den aus dem Gras aufsteigenden Dunst, der Hügel und Steine und Ponys verhüllte. Die Nebelschwaden, die die Landschaft weich zeichneten, das matte Olivgrün, den durchtränkten Boden, der jeden ihrer Schritte schluckte. Sie liebte die Stille, den eigenen Herzschlag in den Ohren.

Mit ihren Eltern war sie oft hergekommen, Jahre lag das zurück, als ihr Bruder noch in England lebte und sie gemeinsam zu den Becky Falls gewandert waren oder umherstrichen zwischen den moosbedeckten Bäumen von Wistman’s Wood. Sie waren jung gewesen, alle vier. Ihr Vater weit entfernt vom Ruhestand und voller Enthusiasmus, erfüllt von Shakespeare und seinen Weisheiten, die er bei jeder Gelegenheit um sich warf. Behauptung ist nicht Beweis oder Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht, solche Dinge eben. Ihre Mutter war ihrem heutigen Ich damals schon viel ähnlicher, womöglich weniger streng, seltener bitter, im Kern jedoch dieselbe, sehr korrekte, wenig frohsinnige Person, die Annie häufig um den Verstand brachte. Und Ben – er war noch nicht auf der Flucht vor den Erwartungen gewesen, die beide Eltern an ihn richteten. Finley und Ben, das hatte keine gute Kombination abgegeben, der Bruder zu freiheitsliebend, der Ex-Mann zu kontrolliert. Mit Hoola verhielt es sich ähnlich. Die beiden machten nur selten ein Geheimnis daraus, was sie voneinander hielten. Finley und Annies Mutter dagegen – was für eine perfekte Verbindung, himmlisch geradezu! Annie würde nie die ersten Worte vergessen, die ihre Mutter hervorstieß, als sie von der Trennung erfuhr. Sie lauteten: »Was hast du jetzt wieder angestellt?«

Nun. Sie hatte nichts getan und Finley alles, und was das Dartmoor betraf, hatte er seine Anschauung überaus deutlich vorgebracht. »Hätte ich Dauerregen gewollt, wäre ich in Schottland geblieben«, erklärte er jedes Mal, wenn sie einen Trip ins Two-Bridges-Hotel vorschlug. Dass er ausgerechnet hier heiratete, weil Cassandras Familie im benachbarten Exeter ansässig war, hatte ihr für einen Moment den Atem geraubt. Es stimmte: Die Art, wie sie gehen, sagt dir alles.

»Annie?«

»Ja?«

»Hast du ein Wort gehört von dem, was ich gesagt habe?«

»Tut mir leid, nein. Was hattest du gesagt?«

Ein Kellner stellte zwei Champagnergläser auf dem niedrigen Tisch ab, der zwischen ihren Sesseln stand, dazu Eggs Benedict, einmal mit Spinat, einmal mit Räucherlachs. Annies Magen drehte sich. Es fühlte sich an, als würde sich der Restalkohol von gestern Abend aufmachen, von einer Seite des Organs zur anderen zu schwimmen.

»Ich glaube nicht, dass ich schon wieder etwas essen kann. Geschweige denn trinken.«

»Aber du stirbst für Eggs Benedict!«

»Hat dir noch niemand gesagt, dass man am schlimmsten Tag seines Lebens nicht unbedingt sein Lieblingsessen serviert bekommen sollte?«

»Nein, tut mir leid. Gibt es ein Handbuch?«

»Es besteht die Gefahr, dass man das Gericht dann nie wieder essen kann.«

Hoola schnappte sich einen der Teller und stellte ihn hinter sich auf dem Boden ab. »Zufrieden?«

Annie griff nach dem Champagner.

Ihre Freundin lächelte wissend.

Der Schaumwein perlte Annies Kehle hinab, er schmeckte kühl und muffig zugleich und erinnerte sie an den gestrigen Abend, und Annie hatte Champagner nie gemocht. Dennoch hatte sie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden so viel davon in sich hineingeschüttet, dass ihr eigentlich goldglänzende Schwimmhäute hätten wachsen müssen. Leider war es ihr trotzdem nicht gelungen, die Erinnerung an die vermaledeite Hochzeit darin zu ertränken.

»Denkst du, es war ein Fehler herzukommen?«

»Herrje, Annie.« Hoola griff nach dem verbliebenen Teller und durchstieß mit der Gabel das pochierte Ei darauf. Wachsweicher Dotter ergoss sich über die Brioche auf den Lachs, als sie sagte: »Das hatten wir so oft, ich verweigere die Aussage. Dieser Mann hat...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Briefe • Cambridge • Cecilia Ahern • Dartmoor • David Nicholls • Dramatische Liebesromane • eBooks • England • Frauenromane • Frauenunterhaltung • Große Gefühle • Jojo Moyes • Letterbox • Liebesgeschichte • Liebesromane • Liebesroman Neuerscheinungen 2021 • London • PostScript • Romane für Frauen • Seelenverwandter • Sommerlektüre • tragisches Geheimnis • Verlust • Zwei an einem Tag
ISBN-10 3-641-27266-1 / 3641272661
ISBN-13 978-3-641-27266-1 / 9783641272661
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