Maddrax 553 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1323-8 (ISBN)
Die Sorge um seinen Sohn Victorius drängt Pilâtre de Rozier zu unbedachtem Handeln: Unter dem Kommando seines Enkels Pilou lässt er hoch über der Stadt und dem unregelmäßig flackernden Portal eine schwebende Basis einrichten. Doch Shadar rüstet bereits zum Angriff. Seine Armee besteht aus Tausenden von abgerichteten Kolks, gegen die auch die Wolkenstädte des Kaisers keine Chance haben.
Werden Matt und Aruula bei ihrer Rückkehr zum Victoriasee Château-a-l'Hauteur von Dunklen erobert vorfinden?
Vorstoß der Dunklen
von Ian Rolf Hill
Der Blick des Mannes heftete sich auf die gigantische Wolkenstadt, die hoch über ihm am Firmament schwebte. Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und der Aeronautik. Mit nichts vergleichbar, was er aus seiner Welt kannte.
»Château-a-l'Hauteur«, erklärte ihm die Frau an seiner Seite. »Die Residenzstadt von Kaiser Pilâtre de Rozier.«
»Sobald wir sie unter Kontrolle haben, wird uns das ganze Land zu Füßen liegen.«
»Buchstäblich«, erwiderte seine Begleiterin spöttisch. »Aber dazu müssen wir erst einmal dort hinaufgelangen. Wie willst du das anstellen?«
Shadar drehte sich zu Elloa um. Schwarzer Nebel waberte in seinen Augen, seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Mit einem Luftschiff natürlich.«
Prolog
Der Stadtstaat Agartha im Himalaja
»Wie lange sollen wir noch hier ausharren und die Baumeister für diese Leute spielen?«, fragte Grao'sil'aana missmutig. Er musste schreien, damit Gal'hal'ira ihn über den Lärm, den die Arbeiter mit ihren Bohrern, Hämmern und Schweißgeräten erzeugten, verstehen konnte. Gemeinsam hielten die beiden Daa'muren einen Stahlträger, der mit Bolzen im Gestein verankert wurde und dem Hangar zusätzliche Stabilität verleihen sollte.
»Diese Leute sind unsere Freunde«, erwiderte Ira und spähte an dem Stützpfeiler vorbei. Im Gegensatz zu Grao war sie froh über den Lärm. Er überlagerte das Heulen des Windes, der von den Gipfeln herab ins Tal fegte und sich in den Spalten und Klüften fing, wo er einen hohen wimmernden Ton erzeugte, der sie ständig an den grausamen Todesschrei des Wandlers erinnerte, den sie und ihre Artgenossen vor wenigen Tagen vernommen hatten.
»Deine vielleicht«, knurrte Grao.
Ira hätte die Bemerkung mit Sicherheit überhört, wenn nicht in dieser Sekunde das unmittelbare Kreischen der Steinbohrer geendet hätte.
»Ich kann verstehen, wie dir zumute ist, aber wir haben diesen Menschen viel zu verdanken, und jetzt haben wir die Gelegenheit uns zu revanchieren«, antwortete sie.
Grao schnaubte, wobei Dampfschwaden aus seinen Nüstern drangen. »Wie viele Stahlträger haben wir in den letzten Tagen schon aufgerichtet? Wie viele Schotts installiert? Wie viele Tunnel gegraben? Unsere Schuld ist abgetragen.«
Ira schüttelte den Kopf. »So funktioniert Freundschaft aber nicht. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Hier geht es nicht um Schuld oder Gegenleistung, sondern um Hilfsbereitschaft und Verantwortungsgefühl.«
»Unsere Verantwortung gilt allein dem Wandler, das weißt du genauso gut wie ich.«
O ja, das wusste sie nur zu gut. Und es wäre gelogen, hätte sie behauptet, dass sie Graos Standpunkt nicht nachvollziehen konnte. Sie nahm eine Hand von dem Stahlträger und deutete auf das Konstrukt, das sich einige Dutzend Meter neben ihnen im Bau befand.
»Dieses Luftschiff wird in wenigen Tagen startklar sein. Mit ihm sind wir um ein Vielfaches schneller, als wenn wir zu Fuß aufbrechen würden.«
»Glaubst du etwa immer noch, dass König Wangmo es uns überlassen wird?«
»Er hat es versprochen.«
»Er hält uns hin, damit wir ihm beim Wiederaufbau von Agartha helfen.«
»Er wird sein Versprechen halten, hab Vertrauen.«
»So wie Saatra, ja?«
Er nickte in Richtung der jungen Daa'murin, die einer Handvoll Agarthern dabei half, die Kohlefaserplatten am Rumpf des Luftschiffs zu befestigen. Es war, als hätte sie die Unterhaltung zwischen den beiden gehört, denn just in diesem Augenblick hob sie den Kopf. Ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen. Sie hob den Arm und winkte ihren Artgenossen zu.
Ira winkte zurück. »Du könntest noch einiges von ihr lernen«, entgegnete sie lakonisch.
Graos Antwort ging im Lärm, der beim Einsetzen der Bolzen entstand, unter.
Es war auch besser so.
Tage später am Victoriasee, Afrika
»Sacrément! Es passiert schon wieder!«
Pilâtre junior, von seinen Vertrauten allgemein nur Pilou genannt, um Verwechslungen mit seinem berühmten Großvater zu vermeiden, beugte sich vor. Die schräg in die Gondel eingelassene Scheibe erlaubte ihm eine halbwegs freie Sicht auf die dreihundert Meter unter ihnen gelegene Stadt, die sich kilometerweit über das gesamte Becken zu erstrecken schien, in dem einst das Wasser des Victoriasees geglitzert hatte.
Eine Stadt, deren Anblick ihn jedes Mal aufs Neue mit einem Gefühl des Unbehagens erfüllte, das bereits an Furcht grenzte. Diese Empfindung rührte weder von der geradezu absurden Größe der gigantischen Metropole her noch von der unbekannten Strahlung, die sich auf buchstäblich fatale Weise auswirkte. Es waren die Bauwerke, deren Architektur derart grotesk und abartig aussah, dass Pilou allein vom Betrachten speiübel wurde.
Eine grobe Beleidigung für das Auge, hatte sich Grand-père echauffiert, bevor sich Pilou mit der ANTOINETTE auf den Weg gemacht hatte, um das seltsame Flackern im Zentrum der Stadt zu erforschen, das laut Matthew Drax eine Art Portal zwischen den Welten darstellte.
Wie sein Großvater, so hatte auch Pilou die Hoffnung nicht aufgegeben, seinen Vater Victorius wiederzufinden, der samt seiner Roziere MARIANNE sowie der Schreiberin Zirlonga und dem Leibwächter Pierre-Mbata in der Welt jenseits des Tores verschollen war.*
Obwohl Pilou sich an die Hoffnung klammerte wie der Ertrinkende an den Rettungsring, so kostete es ihn doch erhebliche Mühe, die lästerliche Stimme in seinem Unterbewusstsein zu ignorieren, die ihm unablässig einflüstern wollte, dass die Chance, seinen Vater lebend wiederzusehen, verschwindend gering war.
Schon bei dem Gedanken, dass sein alter Herr in einer Welt gefangen war, die von derart bizarren Bauwerken übersät war, drehte sich ihm der Magen um. Dabei waren es nicht nur die Häuser, die ihm Sorgen bereiteten, sondern vielmehr deren Erbauer.
Und dann war da noch dieser unheilvolle Einfluss. Die Strahlung unbekannter Herkunft, die jedes vernunftbegabte Wesen in den Wahnsinn trieb. Aus diesem Grund schwebten sie ja auch so unverschämt hoch über dem Boden. Doch selbst hier oben waren die Auswirkungen deutlich spürbar, wenngleich nicht so heftig wie weiter unten.
Es war mehr ein leichtes Ziehen unter der Schädeldecke, das sich bis in den Nacken erstreckte, wo es sich als dumpfer Schmerz manifestierte. Hinter den Schläfen bohrte und pochte es, während der Kopf einem unter Druck stehenden Dampfkessel glich. Dass er und sein Ingenieur Carter Dupré überhaupt in der Lage waren, einen klaren Gedanken zu fassen, grenzte an ein Wunder.
Am liebsten wäre Pilou noch höher aufgestiegen, doch das war aufgrund der Apparatur, mit der sie das Portal erforschten, nicht möglich. Dabei handelte es sich um eine Art Messgerät, einen Skänner, wie Matt erklärt hatte, ohne selbst genau sagen zu können, wie er eigentlich funktionierte. Er stammte aus dem Nachlass des Archivars Worrex, der während der Stabilisierung des Raum-Zeit-Kontinuums im fernen Meeraka ums Leben gekommen war.*
Das Instrument war nicht größer als eine Taschenuhr und über einen dünnen, dreihundert Meter langen Draht mit einem Sensor verbunden, der unmittelbar vor dem Portal baumelte, das Pilou keine Sekunde aus den Augen ließ. Selbst durch das Fernrohr wirkte sein Flackern bisweilen wie die Spiegelung eines verirrten Sonnenstrahls auf den glatten, wie poliert wirkenden Hauswänden.
Nur mit dem Unterschied, dass Reflexionen keine Flutwellen ausspuckten!
Aber genau dies geschah, seitdem die fremdartige Stadt anstelle des Sees und dessen unmittelbarer Umgebung getreten war, in unregelmäßigen Abständen, wie ihm Carter Dupré soeben erneut bestätigte.
»Merde«, murmelte der Wissenschaftler mit den schlaffen Wangen, die ihm die Miene eines missgelaunten Doggars verliehen. Die weiße Perücke saß schief auf seinem breiten Haupt. Reichlich nachlässig für einen Bediensteten am Hofe des Kaisers.
Pilou sah es ihm nach. Er war, was solche Dinge betraf, weit weniger pedantisch als sein Großvater Pilâtre de Rozier, der Kaiser von Afra.
»Zwei Stunden und siebenundvierzig Minuten. Davor hat es fast doppelt so lange gedauert.« Dupré sprach diese Worte, ohne von der Anzeige des futuristischen Apparates aufzublicken.
Pilou verkniff sich eine abfällige Bemerkung über die lästige Angewohnheit des Ingenieurs, ständig Belanglosigkeiten von sich zu geben, als handele es sich um Erkenntnisse von eminenter Bedeutung. Dass das Aufflackern des Portals keinerlei Gesetzmäßigkeit folgte, war hinlänglich bekannt. Es spielte keine Rolle, ob es nun knapp drei Stunden dauerte, bis sich das Portal wieder öffnete, oder einen ganzen Tag. Viel wichtiger war, wie lange es offen blieb.
Dupré notierte etwas in dem schmalen Büchlein, das er stets bei sich trug. Dann wandte er sich von der Beobachtungsscheibe ab, die extra zu diesem Zweck in die Gondel der Roziere eingelassen worden war. Das ersparte es ihnen, bei Wind und Wetter...
Erscheint lt. Verlag | 30.3.2021 |
---|---|
Reihe/Serie | Maddrax |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-1323-9 / 3751713239 |
ISBN-13 | 978-3-7517-1323-8 / 9783751713238 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich