Detlev von Liliencron -  Volker Griese

Detlev von Liliencron (eBook)

Chronik eines Dichterlebens
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2021 | 1. Auflage
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-1403-4 (ISBN)
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Von den einen als Heimatdichter, Romantiker, Naturalist oder gar Vorläufer der Expressionisten gefeiert, von anderen als naiver Poet und deklassierter Baron angesehen, waren die Urteile über Detlev Freiherr v. Liliencron so widersprüchlich wie sein Leben, beständig schwankend zwischen Betteln um Geld und der großen Geste des Lebemanns. Sein Schaffen ist nur schwer einzuordnen. Changierend zwischen Naturalismus, Neuromantik, derbem Realismus, expressionistischen Einsprengseln sowie freien Rhythmen weist seine Lyrik eine Synthese auf, die einzigartig in der Zeit war, und die ihn von allen Vorgängern und Mitläufern abhebt. Er hatte seinen ihm eigenen Stil entwickelt und beeinflusste Rainer Maria Rilke genauso wie Hugo v. Hofmannsthal oder Erich Mühsam. Die Chronik ist in ihrer Auswahl für den Leser als handliches Hilfsmittel zur zuverlässigen Orientierung und mit drei Registern und Quellenverzeichnis als wissenschaftliches Nachschlagewerk gedacht. Wichtige Daten, die zur Darstellung von Liliencrons Existenz als Mensch und seiner Entwicklung als Dichter exemplarisch sind, werden in Form einer tabellarischen Kurzbiographie verfügbar, ergänzt durch eine reiche Auswahl an Selbstzeugnissen vor allem aus Werken und Briefen. Somit besteht ein Einblick in die Werkstatt eines großen Lyrikers deutscher Sprache.

Volker Griese, Dipl.-Ing. und Privatgelehrter, ist seit 1986 literaturwissenschaftlich tätig. Neben regionalgeschichtlichen Essays verfasste er Biografien über die holsteinischen Autoren Iven Kruse und Dietrich Theden, novellenartig zugespitzte Darstellungen entscheidender Momente der Schleswig-Holsteinischen Landes- und Kriminalgeschichte, Schriftstellerchroniken zu Detlev von Liliencron, Gustav Frenssen und Erich Mühsam, eine Ortschronik sowie ein annotiertes Personenregister zum Werk Walter Kempowskis. Auch erfolgte u.a. die Herausgabe eines Auswahlbandes mit Briefen/Karten Karl Mays.

1866

3. Mai: Rawitsch. Das gesamte Regiment wird in Alarmbereitschaft versetzt. [Spie53]

18. Mai: Rawitsch. Mit seinem Bataillon marschiert L in Richtung Schlesien ab. [Spie53]

21. Mai: Schlaupe. Bei einem Bäcker einquartiert, genießt er wie die anderen Soldaten die wunderbare Fernsicht auf das vor ihnen liegende Riesengebirge. [Spie53]

22. Mai: Schlaupe. Während L einen Brief der Eltern empfängt, gehen die Gerüchte um, dass die Österreicher den ersten Angriff gestartet hätten und man nun bald zur Vorhut ins Gebirge kommen würde. [Spie53]

23. Mai: Leckerwitz. [Spie53]

24. Mai: Qualsdorf. Unzufriedenheit mit dem kleinen, schmutzigen Quartier, mit dem ständigen Appelldienst und darüber, dass er bei einigen Versetzungen nicht berücksichtig worden ist. [Spie53]

27. Mai: Qualsdorf. L beobachtet starke Truppenbewegungen: »aber noch immer ist der Krieg nicht ausgebrochen – alles brennt vor Verlangen.« (Kriegstagebuch) [Spie53]

28. Mai: Reußendorf. Die Kompanie wird vom Oberförster des Grafen Stolberg empfangen. Immer noch tut L sich schwer, seine Ungeduld zu bezähmen und sich mit dem täglichen Dienst zu begnügen. [Spie53f.]

31. Mai: Landeshut. Teilnahme an der großen Parade vor den Augen Generalmajors v. Löwenfeld, dem Oberbefehlshaber der neunten Division. [Spie54]

3. Juni: Landeshut. »Mein Geburtstag – ich dachte erst ganz spät am Mittag daran – wie einem diese Tage gleichgültig werden im späteren Leben. Noch immer ist der Krieg nicht erklärt. Alles brennt vor Begierde, und es ist wirklich etwas aufregend. Lange kann unmöglich dieser Zustand dauern. – Ein wundervoller Sonntag – zum ersten Male in diesem Sommer heiß. […] Abends u. nachmittags in der Kneipe, wo ein höllisches Geheul von d. Füs[elieren]. war.« [KT2f.]

5. Juni: Landeshut. Heerschau vor Kronprinz Friedrich Wilhelm; von nun an sind die Kompanien in ständiger Alarmbereitschaft. [Spie54]

11. Juni: »Mein Fritz, Du kömmst wieder auf Deine Dorfgaardner Liebe zurück [Wilhelmine Wendel] – alter Junge, wie kannst Du nur im Traum daran denken, dass wir Dich deswegen nicht hierher kommen lassen, weil ein ganz verworfenes Mädchen (so sagt Papa, der Deinetwegen sich erkundigt) in einer gemeinen Matrosen-Kneipe wohnt, die aber Deine erste, unschuldige Kinderliebe gewesen ist. […] Deinem Charakter getreu, finde ich’s ganz begreiflich, dass Du noch schwärmst für diese romantische Knabenliebe u. den Gegenstand Dir gern idealisierst, aber weiter kann es nicht gehen.« (Frau L an ihren Sohn) [DvL13]

12. Juni: Reußendorf. Morgens um 6 Uhr 30 bricht das Regiment auf, doch statt auf die Grenze zuzumarschieren, geht es in Richtung Neiße, um die Österreicher über den geplanten Einmarsch nach Böhmen zu täuschen. Um 17 Uhr ist Salzbrunn erreicht. L begibt sich nur wenig später mit einigen Kameraden in den Ort und besucht die Bäder. [Spie54]

13. Juni: Salzbrunn. Früh um 5 Uhr marschiert das Regiment weiter über Schweidnitz nach Obergräditz. Die Hitze ist nur schwer zu ertragen. Der Ausfall von 22 Leuten wird konstatiert: »Das Amt des Offiziers ist da wirklich kolossal schwierig. – Man darf keinen Augenblick an sich denken – immer hinten und vorn sein – immer ermuntern, selbst wenn man selbst umfallen will. […] Morgen geht’s weiter – wenn’s nur nicht so afrikanisch heiß wäre« [KT3]

14. Juni: Obergräditz. Weiter geht es durch Reichenbach nach Nimptsch. »Der Regen hatte d. Luft etwas abgekühlt, jedoch war es noch sehr heiß. […] Außerordentlich viele hübsche Mädchen hier. – Nachmittags saßen wir alle, das ganze Bat[aillion]. außer Winterfeld auf dem Markte und tranken Schweidnitzer Bier.« [KT3]

15. Juni: Nimptsch. Ruhetag. [Spie55]

16. Juni: Nimptsch. Abmarsch nach Seltendorf. [Spie55]

ab 20. Juni: Seltendorf. Während des täglichen Exerzierens, kommt der Befehl, sofort die Quartiere aufzusuchen und sich abmarschbereit zu halten. In Gewaltmärschen geht es nun über Frönersdorf, Kregersdorf, Glatz, nach Ullersdorf. Statt der unbarmherzigen Sonne ist jetzt Regen der ständige Begleiter. [Spie55]

25. Juni: Alt-Heide. »Morgen sollen wir nach Böhmen vorrücken. Hurrah!« [Spie55 | KT3]

26. Juni: Weitermarsch in Richtung Böhmen über Reinerz und Rückerts. Vor der Grenze in Lewin wird Mittagessen gar gekocht und die Gewehre mit scharfer Munition versehen. Um 21 Uhr geht es mit schnellen Schritten zur Grenze, an der Halt gemacht wird. Der Nachschub mit Holz und Stroh erreicht die Truppe um Mitternacht, doch der Feldgeistliche bleibt aus und so unternimmt es Generalmajor Karl Rudolf v. Ollech, die Soldaten auf das Kommende vorzubereiten. L und der Kamerad Schroeder versprechen sich gegenseitig, im Falle des Todes, den Eltern Nachricht zu überbringen. [Spie55] ◊ »Die Gewehre wurden scharf geladen, die Tornister gepackt, alles in Ordnung gemacht. Zum Aufbruch fertig. Viele lagen noch an ihren alten Kochstellen und schrieben Briefe nach Haus. Endlich gingen wir an die Gewehre. Aus der Mitte in Reihen auf die Landstraße. Es war ein wundervoller Abend. Der Vollmond schien auf unsere Helme und Gewehre. Die Leute marschierten ruhig und schweigend. In der ganzen Division herrschte Totenstille. Nie hat mir die Zigarre schöner geschmeckt als an diesem Abend.« (›Leben und Lüge‹, 1907 [GW6/187]

27. Juni: Am Vormittag überschreiten die Soldaten unter Hurra-Rufen über eine notdürftig in Stand gesetzte Brücke die Grenze nach Böhmen und der Marsch auf Nachod beginnt. Vor der Stadt erblicken sie die ersten Toten am Wegesrand. »Aus einem anderen Häuschen kuckte ein kleines böhmisches Mädchen – an der wir sahen, dass hier im Lande der Slowaken, die Menschen ebenso aussehen wie bei uns – einigen von unseren Leuten schien das doch sehr verdächtig zu sein.« [KT59] ◊ Um 19 Uhr 30 ist Nachod erreicht. »[…] von Feinden keine Spur – aber die Einwohner, die mussten doch partout anders aussehen wie bei uns in Preußen. […] Massenhaft (und namentlich das weibliche Geschlecht) standen die Leute vor der Tür und boten uns Verschmachtenden Wasser an – aber ›Gift, Gift, Kinder! um Gottes Willen nicht!‹« [KT75] ◊ Nach Durchqueren rastet die Truppe nur kurze Zeit in einem Kornfeld als der Befehl kommt, gegenüber dem Dorf Wenzelsberg eine Anhöhe zu ersteigen. In einem kleinen Tannenwald nehmen die Soldaten Aufstellung, als österreichische Schützen aus dem Ort heraus das Feuer eröffnen und zeitgleich die Meldung eintrifft, sie wären vom Feinde umgangen worden. Eilig wird das Wäldchen über eine ungeschützte Wiese verlassen, da erklingt ihnen auch schon Gewehrfeuer aus dem eben verlassenen Wald nach. »Pst-Bum krepiert ein Schrapnell über unsern Köpfen, aber viel zu hoch, als dass es uns Schaden hätte tun können […] Jetzt pfiffen die Kugeln aber hageldicht. Mir kam es vor, als wenn man telegrafierte, in ganz demselben tak tak ging es immer in die Bäume.« Das Stöhnen und die Schreie der Verwundeten mischen sich mit Qualm, Flammen und Gedröhn. »Und es kam so weit, eine entsetzliche Schlacht bei Nachod – nie, nie werde ich dieselbe vergessen. Fünf Stunden im furchtbarsten Kugelregen gewesen. Eine gute Feuerprobe gewesen.« (Kriegstagebuch) Doch es geht glimpflich ab. Die Österreicher können zurückgedrängt werden. »Und dann schleppten sich die Verwundeten heran. Viele Off[iziere]. […] gingen ich u. mehrere andere entgegen, u. schleppten die armen Kerls hinter die Front. – Zwei Off[iziere]. kamen angehinkt, beide durch den Leib geschossen. Loew[enstern]. half ihn[en] auch. Ich salutierte vor dem einen – – den Kerls stürzten Tränen d. Rührung hervor über ihre Opfer.« [KT77] ◊ Als Nachtquartier wird in Nachod ein leeres Haus bezogen. [Spie57]

28. Juni: Nachod. Früh geht es wieder aus den Quartieren. Der Burgberg Nachod und der Schafberg bei Stubnitz werden bestiegen, als österreichische Artillerie das Feuer eröffnet. Der Befehl zum Rückzug erklingt, doch bald schon kommt die Order, in Richtung Dubno vorzudringen. L führt seinen Zug an und erbarmt sich unterwegs eines verwundeten Pferdes, dem er den Gnadenschuss gibt. Dann wird es Ernst. Der Gefechtslärm beginnt, als L den Befehl erhält, einen Hügel bei Skalitz mit seinen Leuten zu nehmen. Die Trompetenmelodie zum...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
ISBN-10 3-7534-1403-4 / 3753414034
ISBN-13 978-3-7534-1403-4 / 9783753414034
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