Weibliche Revanche (eBook)
212 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-3046-1 (ISBN)
Maren Bevensen ist in einem kleinen Ort in der Nähe von Köln geboren und hat dort ihre Kindheit und Jugend verbracht. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau und lernte einige Jahre später ihren jetzigen Ehemann kennen, mit dem sie einen Sohn bekam. Mit 11 Jahren stellte man bei ihm Autismuis fest, nachdem er jahrelang Probleme im Kindergarten und in der Schule hatte. Frau Bevensen hat schon seit ihrer Kindheit gerne kleine Geschichten geschrieben und mit "Weibliche Revanche" ihr erstes Buch veröffentlicht.
1
16 Jahre zuvor…
Stefanie drehte den Schlüssel im Türschloss um und öffnete die Haustür. Es war ein eigenartiges Gefühl, nach über 10 Jahren wieder in dem Haus zu wohnen, in dem sie als Kind aufgewachsen war. Ihre Eltern waren vor 6 Wochen bei einem Autounfall ums Leben gekommen und sie hatte ihren Ehemann Matthias dazu überreden können Köln zu verlassen und in das nun leer stehende Einfamilienhaus ihrer Eltern zu ziehen. Es war ein altes Fachwerkhaus, das schon seit mehreren Generationen in Familienbesitz war. Ihr Vater hatte es, als sie noch ein Kind war, liebevoll restauriert und sie hatte sich hier immer sehr wohl gefühlt. Dazu gehörte ein großer Garten, auf dem viele Obstbäume standen. Doch am meisten liebte Stefanie den großen Kachelofen in der großen Wohnküche, auf dessen Bank sie viele innige Gespräche mit ihrer Mutter geführt hatte.
Ihr Hauptargument war ihr ungeborenes Kind gewesen, das nicht in der lauten und gefährlichen Stadt, sondern in dem idyllischen Dorf in der Eifel aufwachsen sollte. Sie würde es auch nur schwer über das Herz bringen ihr Elternhaus verkaufen zu müssen, hatte sie Matthias mit einem Augenaufschlag gesagt, dem er nicht widerstehen konnte. Matthias tat alles, um sie glücklich zu machen und versuchte ihr jeden Wusch zu erfüllen. Da er im Homeoffice arbeiten konnte, stellte es auch kein Problem dar, dass er nicht mehr in Köln wohnte. Stefanie hatte ihm oft davon erzählt, wie schön ihre Kindheit hier auf dem Land gewesen war, dass sie es geliebt hatte auf die Heuballen zu klettern und mit ihren Freunden Drachen steigen zu lassen. Matthias kannte das nicht, er war in der Stadt groß geworden.
Kurz darauf fuhr der Möbelwagen in die Einfahrt und die Möbelpacker und Matthias schleppten nach und nach die Möbel in die entsprechenden Zimmer. Stefanie durfte in ihrem Zustand nicht mehr schwer heben, sie war im fünften Monat schwanger und so delegierte sie und trug nur die leichten Sachen hinein. Die meisten Möbel ihrer Eltern hatte sie einem Trödler mitgegeben, da diese erstens sehr abgenutzt und zweitens nicht ihr Geschmack waren, nur den alten Schaukelstuhl hatte sie behalten, weil ihr Vater ihn geliebt hatte. Am Abend sah es schon richtig wohnlich aus und Stefanie machte eine Kerze für ihre Eltern an und stellte sie ins Fenster. Wenn sie es sehen könnten, würden sie sich bestimmt darüber freuen, dachte sie sich.
Sie lag auf der großen Couchlandschaft, in Matthias Arm und malte sich in ihren Gedanken aus, wie ihr Kind bald die Treppe herunter laufen und zu ihnen ins Wohnzimmer stürmen würde. So wie sie es immer getan hatte, wenn sie es mal wieder eilig hatte ihren Eltern etwas zu erzählen. Sie vermisste sie so sehr und der Gedanke, sie nie wieder zu sehen, schmerzte sie furchtbar.
Die nächsten Wochen vergingen schnell und Stefanie hatte alles schön dekoriert und den Garten aufgeräumt. Sie waren viel spazieren gegangen und Stefanie hatte Matthias die Orte gezeigt, wo sie als Kind gespielt hatte und zur Schule gegangen war. Die kleine Grundschule stand noch immer da und der Gedanke, dass ihr Kind in dieselbe Schule gehen würde wie sie damals, erfüllte ihr Herz mit Freude. Sie hatten bei ihren Spaziergängen einige ihrer alten Klassenkameraden wieder getroffen, die mittlerweile mit ihrer eigenen Familie hier wohnten und kurz mit Ihnen geplaudert.
„Siehst du Matthias, die würden ja nicht hier leben, wenn es hier so schrecklich wäre. Die wollen ihre Kinder auch hier aufwachsen sehen.“, sagte Stefanie freudestrahlend.
„Du musst mich nicht mehr überzeugen Stefanie“, sagte Matthias lächelnd. „Ich fühle mich hier sehr wohl.“
„Das finde ich wunderbar, Matthias.“, sagte Stefanie und schlang ihre Arme um seinen Hals. Matthias war immer für sie da, wenn sie Hilfe brauchte oder wenn es ihr nicht gut ging. Sie war so froh, dass sie sich vor 2 Jahren in Köln über den Weg gelaufen waren. Dabei hatte sie erst keine Lust gehabt tanzen zu gehen, aber ihre Freundin Tanja hatte sie überredet und in diese Bar geschleppt. Dort stand Matthias mit Freunden und als Stefanie ihn sah, hatte er ihr sofort gefallen. Er war auch kaum zu übersehen mit seinen 1,95 m Körpergröße und da er viel Sport machte, war er muskulös und gut gebaut. Und da Stefanie eine attraktive Frau war, 1,76 m groß, schlank und lange blonde Haare, war sie ihm auch aufgefallen und er hatte sie zu einem Bier eingeladen. Es war ein lustiger Abend und sie war erst gegen 4 Uhr morgens, mit müde getanzten Füßen, ins Bett gefallen. Er hatte sie nach ihrer Telefonnummer gefragt und rief noch am selben Tag bei ihr an, um sie zum Abendessen einzuladen. Und nun bekam sie ein Kind von ihm und wohnte in ihrem schönen Elternhaus. In dem Ort, dessen Straßen sie so gut kannte.
Der Geburtstermin rückte näher und dann kam Tobias, an einem schönen Frühlingstag um 16.30 Uhr per Kaiserschnitt auf die Welt.
Tobias lag in einem Rollwagen neben Stefanies Bett und schlief. Stefanie konnte die Augen nicht von ihm abwenden und schaute ihm beim Schlafen zu. Eigentlich war sie auch sehr müde und hätte etwas Schlaf gebrauchen können, aber sie war viel zu aufgewühlt. Matthias, der bei der Geburt dabei gewesen war, lag im Sessel in der Ecke des Krankenzimmers und schlief ebenfalls. Sein Job als Informatiker forderte ihn sehr und er arbeitete fast täglich 12 Stunden. Stefanie ließ ihn schlafen und genoss einfach seine Anwesenheit. Nach einer Stunde wachte er auf und streckte sich.
„Ich bin eingeschlafen, entschuldige Schatz. Aber im Moment könnte ich 24 Stunden arbeiten. Ich habe so viel zu tun und diese Woche muss ich auch noch nach Berlin fahren.“
„Du musst nach Berlin?“, fragte Stefanie erstaunt.
„Ja. Ich muss mir das Projekt vor Ort anschauen. Ich bleibe nur ein paar Tage, dann bin ich wieder bei dir, Schatz.“ Er stand auf, setzte sich auf den Bettrand und küsste sie auf die Stirn.
Es ging Stefanie von Tag zu Tag besser und nach vier Tagen konnten sie endlich nach Hause. Tobias schlief sehr viel und Stefanie wollte ihn nicht wecken, deshalb kam sie selten vor die Tür. In den Phasen, in denen er wach war, ging sie spazieren oder einkaufen und wenn er schlief, machte sie den Haushalt. Sie freute sich schon, wenn der Postbote kam und hatte immer eine Tasse Kaffee für ihn fertig, damit er nicht sofort wieder fuhr und sie ein paar Worte mit ihm reden konnte. Ansonsten hatte sie wenig Unterhaltung. Die Kollegin im Büro war am Telefon auch kurz angebunden und wimmelte sie regelrecht ab, wenn Stefanie sie anrief, um zu hören, was im Büro so passierte. Die ehemaligen Kollegen hatten viel zu tun und noch keinen Ersatz für sie. Stefanie vermisste ihre Arbeit beim Steuerberater, sie war immer gerne arbeiten gegangen, nun aber war sie Mutter und hatte ein anderes Leben.
Als Stefanie einkaufen ging, fiel ihr ein Zettel am Aushang auf.
„Wir wollen eine Krabbelgruppe gründen. Wer macht mit?“
Stefanie holte ihr Handy aus der Tasche und wählte sofort die Telefonnummer, die auf dem Zettel stand. Es meldete sich eine Frau, die von der Stimme her auch so um die 30 Jahre alt sein musste und sie teilte ihr mit, dass sich bisher erst drei Frauen gemeldet hätten und sie sich auf Stefanie und Tobias freuen würde. Kommenden Mittwoch um 10 Uhr würden sich alle bei ihr treffen und sie wäre herzlich eingeladen. Stefanie freute sich und hoffte, sich endlich wieder vernünftig unterhalten zu können. Matthias war den ganzen Tag arbeiten, kam kaum vor 20 Uhr nach Hause und dann schlief er meist auf der Couch ein. Sie brauchte unbedingt Abwechslung und etwas kultivierte Unterhaltung.
Am Abend saß Stefanie wartend auf dem Sofa, als endlich die Haustür aufging. Matthias hatte keine gute Laune, das merkte Stefanie sofort und nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte, kam er schimpfend zu ihr.
„Ich hab so die Schnauze voll. Der neue Kunde erwartet von uns einen ständigen Vor-Ort-Service und mein Chef meint, dass ich dem entsprechen muss. Wie soll ich das machen? Ich muss mir eine Zweitwohnung in Berlin nehmen, sonst fahre ich ja nur noch. Ach Schatz, das ist doch alles Mist…Dann sehe ich euch nur noch am Wochenende…“ Er hatte sich neben sie gesetzt und nahm ihre Hand in seine. Sie hatte kein Wort gesagt, ihn nur starr angesehen.
Er ist dann die ganze Woche in Berlin und ich bin von Montag bis Freitag alleine mit Tobias? Das darf doch jetzt nicht wahr sein, dachte Stefanie entsetzt. „Für wie lange wäre das, Matthias?“
„Für mindestens sechs Monate, Schatz…“ Matthias schaute sie jetzt traurig an und senkte dann den Kopf. „Ihr werdet mir so fehlen...“
Sechs Monate? Das ist eine Ewigkeit, dachte sich Stefanie und fühlte einen Stich im Herz. Sie schaute Matthias an und sah, dass er sehr niedergeschlagen war.
„Das schaffen wir schon! Ein halbes Jahr geht schnell vorbei und du bist ja am Wochenende bei uns.“ Stefanie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn sanft. Sie war selber furchtbar geschockt und traurig, aber er schien ihren Trost mehr zu brauchen.
Am...
Erscheint lt. Verlag | 25.2.2021 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
ISBN-10 | 3-7534-3046-3 / 3753430463 |
ISBN-13 | 978-3-7534-3046-1 / 9783753430461 |
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