John Sinclair Sonder-Edition 151 (eBook)

Cigams Sündenfall

(Autor)

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2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1255-2 (ISBN)

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John Sinclair Sonder-Edition 151 - Jason Dark
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Sie war perfekt und genau die Frau, von der jeder Mann träumte. Es gab nichts an ihr auszusetzen - bloß, sie war nicht echt. Sie war ein Geschöpf des Teufels, und unter ihrer glatten Haut verbarg sich ein wahres Uhrwerk, angetrieben von der dunklen Magie der Hölle.
Schon einmal hatte der Teufel ein solches Kunstgeschöpf erschaffen. Das war Cigam, der in Altea eine Schwester bekommen hatte. Gemeinsam gingen die beiden nun nach Prag. Ihr perfider Plan: Die Stadt des Golem zu einer Hochburg des Satans zu machen ...


Cigams Sündenfall

von Jason Dark

Sie war perfekt und genau die Frau, von der jeder Mann träumte. Es gab nichts an ihr auszusetzen – bloß, sie war nicht echt. Sie war ein Geschöpf des Teufels, und unter ihrer glatten Haut verbarg sich ein wahres Uhrwerk, angetrieben von der dunklen Magie der Hölle.

Schon einmal hatte der Teufel ein solches Kunstgeschöpf erschaffen. Das war Cigam, der in Altea eine Schwester bekommen hatte. Gemeinsam gingen die beiden nun nach Prag. Ihr perfider Plan: Die Stadt des Golem zu einer Hochburg des Satans zu machen ...

Die Frau stand vor der Tür und schaute sich um!

Es war ihr nicht anzusehen, ob ihr diese auf elegant und vornehm getrimmte Bar gefiel. In ihrem glatten, von keinem Fältchen getrübten Gesicht rührte sich nichts. Nicht mal die Lippen zuckten. Die Augenbrauen wirkten wie gemalt, und ihre Nase sah aus, als wäre sie künstlich geschaffen worden. In den Höhlen lagen sehr dunkle Augen mit farblosen Pupillen. Das lange, rötlichschwarze Lockenhaar umschmeichelte ihr Gesicht, doch auch diese Flut schaffte es nicht, ihr einen weichen Ausdruck zu verleihen. Das Gesicht blieb kalt, glatt und eben völlig emotionslos.

Die Frau tat nichts, sie schaute nur. Der Betrieb hielt sich in Grenzen. Pärchen hockten in den weichen Sesseln, wobei wohl keines der Paare miteinander verheiratet war. Die Mädchen waren allesamt jung und sahen toll aus. Sie wirkten keineswegs ordinär, sondern machten die männlichen Gäste auf eine Art und Weise an, dass diese sich durchaus wie gute Freunde fühlen konnten.

Und Freunde zahlen für Freunde gern.

Da die Frau im Schatten stand, wurde sie zunächst nicht gesehen. Für sie war das wichtig. Sie musste sich einen Eindruck verschaffen, bevor sie ihre eigentliche Aufgabe in Angriff nehmen wollte.

Sie trug ein dunkles Kleid, das sehr eng geschnitten war. Der tiefblaue Stoff glänzte seidig, er hob sich von dem nicht geschlossenen hellen Mantel kontrastreich ab. Der Ausschnitt des Kleides war rund, normal, die Frau zeigte keinen Körper und auch nicht viel Bein, denn der Saum umspielte die Knie der perfekt gewachsenen Beine. Gerade weil sie so dezent angezogen war, strömte ihr Körper einen unwiderstehlichen Sex aus.

Besonders war das zu erkennen, wenn sie ging. Dann geriet auch der Stoff des Kleides in Bewegung und strich über die Haut wie eine Liebkosung. Es war nun schwer vorstellbar, dass diese Person unter dem Kleid noch etwas trug.

Sie hatte lange genug an der Tür gestanden, um sich den Weg zur Theke genau einprägen zu können. Die Drei-Mann-Combo hatte eine Pause eingelegt. Aus den Lautsprechern drang zwar leise Musik, aber niemand bewegte sich auf der Tanzfläche, die von unten her in zahlreichen Farben beleuchtet wurde und aussah wie ein bunter Kreisel, dessen Farben bei jeder Drehung wechselten.

Sie schritt auf die Tanzfläche, um sie zu überqueren und sich anschließend an der Theke niederzulassen.

Nach vier Schritten, den Rand der Tanzfläche hatte sie noch nicht erreicht, wurde sie zum ersten Mal richtig wahrgenommen. Ihr Auftreten glich tatsächlich dem einer Diva oder eines großen Filmstars, denn plötzlich überkam die Gäste das große Aha- und Oho-Erlebnis. Besonders die Männer saßen plötzlich still auf ihren Plätzen und vergaßen ihre Begleiterinnen.

Sie alle gehörten quasi zu den Stammgästen, aber einen derartigen Auftritt hatten sie noch nie erlebt. Jede Bewegung sprühte vor knisternder Erotik. Einigen Gästen standen die Münder offen, andere schwitzten leicht, und jeder gierte danach, diese Superfrau in die Arme schließen zu können.

Ein dicker Mann im weißen Dinnerjacket winkte eines der Serviermädchen heran. Die Kleine trug Stöckelschuhe, eine kurze, schwarze Flatterhose und ein weißes Seidenshirt. Ein rotes Herz war darauf abgebildet.

»Ja, Sir ...«

Der fette Knabe neigte sich zur Seite. Er legte seine Hand vor den Mund, damit die Worte nur von der Bedienung verstanden werden konnten. »Sag mal, Süße, wer ist das?«

»Sir, ich habe keine Ahnung.«

»Erzähl doch nichts! Hat der Chef die eingestellt, um sie uns als Überraschung zu präsentieren?«

»Nein, Sir, die ist neu. Ich sehe sie heute auch zum ersten Mal, das müssen Sie mir glauben.«

Der Mann winkte beinahe wütend ab, und das Serviermädchen zog sich wieder zurück.

Der Dicke war noch nicht zufrieden. Er wandte sich an seine Gespielin, deren Haar wie Silber glänzte. Auch sie musste passen, niemand hatte die Frau bisher in der Bar gesehen.

Das störte die Unbekannte wenig. Es machte ihr überhaupt nichts aus, dass sie angestarrt wurde. Auch weiterhin ging sie ihren Weg und hatte die Tanzfläche längst erreicht.

Unter ihr drehte sich das Licht. Bei jeder Umdrehung wurden die Farben neu gemischt, und sie trafen auch die über ihnen stehende Gestalt, sodass sie immer wieder anders »inszeniert« wurde, mal dunkelbunt, mal heller. Die Farbmuster glitten lautlos an ihrem Körper hoch, um ihn nachzuzeichnen.

Sie schien sich jedes Mal in ein anderes Wesen zu verwandeln. Die Gäste hatten Vorstellungen von Schlangen oder Spinnenfrauen, aber niemand sprach darüber. Alle spürten sie das Besondere dieser Person, die ihnen wie ein Wesen aus einer anderen Welt vorkam.

Die Unbekannte schaute weder nach rechts noch nach links. Sie ging nur ihren Weg und steuerte dann zielsicher die Bar an. Dahinter stand Fernando Diaz, der Chef, ein heißblütiger und glutäugiger Spanier, der als Weiberheld ebenso bekannt war wie für seine immerwährende Bräune, die ihn aussehen ließ, als würde er jeden Tag mindestens zwei Stunden in der Sonne liegen. Das tat Diaz aber natürlich nicht, er benutzte vielmehr ein Solarium und die entsprechenden Cremes.

Er war der Chef der drei Barmädchen, aber die hatte er in diesem Augenblick vergessen. Er konnte nur die fremde Frau ansehen, die zu ihm kommen würde, und der schmale Bart auf seiner Oberlippe bewegte sich wie ein zuckender Finger, ein Zeichen dafür, dass er nervös war. Zweimal strich er mit der rechten Handfläche über das schwarz gefärbte Haar, bei dem die grauen Strähnen dennoch immer wieder durchkamen, und unter den Achselhöhlen bildete sich Schweiß. Sein Deo musste jetzt zeigen, ob es den Versprechungen der Werbung gerecht werden würde.

Diaz hatte seine Hände flach auf die polierte Theke gelegt. So konnte er wenigstens ein Zittern vermeiden. Diese Frau brauchte keine Barbeleuchtung, um top auszusehen, sie war einfach heiß.

Sie hatte sich einen Hocker direkt vor Diaz ausgesucht und war der einzige Gast an der halbkreisförmigen Theke.

Bei jedem anderen Gast hätte Diaz längst sein bekanntes Verführerlächeln gezeigt, hier aber verspürte er eine noch nie erlebte Hemmung. Er wusste, diese Frau würde nicht auf sein Lächeln hereinfallen, und hielt sich lieber zurück.

Sie nickte ihm zu.

Er dachte über dieses Nicken nach. So nickte eigentlich nur eine Königin, und ihm fiel der Begriff ›huldvoll‹ ein. Ja, so hatte sie ihn gegrüßt. Irre, aber wahr.

»Was kann ich für Sie tun?« Verdammt, er schimpfte sich innerlich selbst aus, weil er seine eigene Stimme nicht mehr erkannte.

»Die Karte.«

»Sehr wohl.« Diaz griff nach unten, wo die Getränkekarte lag, und reichte das kleine, in Leder gebundene Büchlein herüber.

Sie bedankte sich mit einem Nicken, schlug eine Seite auf, schaute aber kaum hin und bestellte einen Wodka. »Aber einen Doppelten, bitte«, fügte sie hinzu.

»Natürlich, gern.« Diaz holte die Flasche hervor. Er war routiniert, in diesem Augenblick jedoch kam er sich vor wie ein Lehrjunge, denn als er den Wodka in das Glas rinnen ließ, zitterte seine Hand, und das Glas lief über.

Er ärgerte sich.

Das Blut stieg in seinen Kopf, aber er konnte nichts dagegen machen. Zum Glück schaffte er es, das Glas halbwegs sicher auf die Theke zu stellen.

Die Frau nickte. Ihre schlanken Finger schoben sich schlangengleich über den Rand der Theke hinweg und umfassten das kleine Glas. Diaz sah, dass die Nägel in einem sanften Grün lackiert waren, aber nur am kleinen Finger. Bei den anderen Nägeln verstärkte sich die Farbe, und sie endete mit einem satten Grün auf dem Daumennagel.

Die Frau hob das Glas an, sie probierte erst, dann leerte sie es mit dem zweiten Schluck. Spätestens jetzt hätte Fernando Diaz jede andere Frau angesprochen, hier traute er sich nicht und schaute stattdessen zu, wie sie das Glas absetzte.

Die Unbekannte hob den Kopf und starrte Diaz an. Dieser Blick irritierte ihn, weil ihn noch nie jemand so angesehen hatte. Er konnte diesen Blick nicht beschreiben, er war leer und gleichzeitig prall gefüllt, aber er hätte auf keinen Fall sagen können, welches Gefühl dahintersteckte.

Wahrscheinlich nichts, und plötzlich kam ihm ein Vergleich in den Sinn. Die Augen sahen künstlich aus, als wären sie kleine, halbrunde Metallplättchen, die jemand anstelle der Pupillen auf die Hornhaut gesetzt hatte.

»Gut?« Er kam sich nach dieser Frage selbst blöd vor, aber die Frau hob nur die...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2021
Reihe/Serie John Sinclair Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-1255-0 / 3751712550
ISBN-13 978-3-7517-1255-2 / 9783751712552
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