Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel (eBook)
416 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491164-9 (ISBN)
Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung. All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich. Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.
Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung. All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich. Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.
ein großes Vergnügen
Bleibt die Frage, wie Jörg Maurer diese Nummer noch toppen will?
Mit viel Humor und Liebe zum Skurrilen treibt Maurer seine Geschichten voran. [...] Leichte, charmante, dank kleiner Subtexte reizvolle Urlaubslektüre garantieren Jennerweins Ermittlungen.
1
Die 12 klassischen Aufgaben des altgriechischen Halbgottes Herakles (auf gut altrömisch: Herkules) sind hinlänglich bekannt: die Rinderställe des Augias ausmisten, den kretischen Stier einfangen, menschenfressende Rosse zähmen usw. Wir haben nun Personen der Zeitgeschichte befragt, welche weiteren Aufgaben sie sich für den altgriechischen Halbgott und Muskelprotz vorstellen könnten. Ihre Antworten sollen die Kapitel dieses Buches einleiten.
»Wenn nur alle unsere Fälle so schnell und leicht zu lösen wären!«, seufzte Polizeiobermeister Franz Hölleisen.
Demonstrativ klappte er eine Mappe zu, auf der in Großbuchstaben FALL DRITTENBASS zu lesen war. Alle, die um den Besprechungstisch saßen, murmelten zustimmend. Solch ein unkomplizierter Kriminalfall, der innerhalb weniger Tage so gut wie aufgeklärt werden konnte, war in der Tat noch keinem von ihnen vorgekommen. Zum endgültigen Abschluss fehlten nur noch ein paar Protokolle, Unterschriften, B-Proben und Zweitgutachten. Die Spurenlage war üppig gewesen, das Motiv hatte von Anfang an in eine bestimmte Richtung gewiesen, fast zu einfach, zu gradlinig, zu simpel für das vielgerühmte Team. Allein mit der gusseisernen Indizienkette im Fall Drittenbass hätte man Prometheus am Kaukasus festschmieden können. Überdies war der Verdächtige ein blutiger Anfänger gewesen, er hatte ihnen den Gefallen getan, so viele brauchbare Spuren am Tatort zu hinterlassen, dass er einem schon fast wieder leidtun konnte.
Es war Nachmittag, das Team saß um den ovalen Besprechungstisch und jeder war darin vertieft, Papiere in die richtige Reihenfolge zu bringen oder seine Finger flink über die Notebooktasten huschen zu lassen, worin sich besonders Nicole Schwattke und Hansjochen Becker hervortaten. Der einzige Schönheitsfehler am Fall Drittenbass war das verschwundene Geld, das der Täter höchstwahrscheinlich in dunkle Kanäle geleitet hatte. Er saß schon in Untersuchungshaft und schwieg dazu beharrlich, aber es war wohl lediglich eine Frage der Zeit, bis sie herausgefunden hatten, wo die stattliche Summe abgeblieben war.
»Ich geh mal ein paar Schritte«, sagte Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein, stand auf und warf sich sein altbekanntes hellbraunes Tweed-Sakko über. »Lassen Sie mich ein wenig alleine darüber nachdenken.«
Man hörte ihn noch den Korridor entlangschreiten, dann fiel die schwere Eingangstür des Polizeireviers ins Schloss, und weg war er. Maria Schmalfuß, die Polizeipsychologin, starrte gedankenverloren auf Jennerweins Sitzstuhl, den er beim Aufstehen nur flüchtig zurückgestoßen und anschließend nicht wieder an den Tisch gerückt hatte. Das war ein kleines bisschen untypisch für Hubertus, dachte Maria und schüttete drei Päckchen Zucker in ihren Kaffee. Alle aus dem Team wandten sich wieder ihren Unterlagen zu. Hölleisen, der wackere Polizeiobermeister, Kommissarin Nicole Schwattke, Maria Schmalfuß, schließlich noch die Gerichtsmedizinerin Verena Vitzthum und der Spurensicherer Hansjochen Becker.
Nicole warf einen Blick auf die Wanduhr.
»Wollte nicht der Jogger zum Unterschreiben seiner Zeugenaussage vorbeikommen?«
Urs Leber, der die Leiche des Opfers gefunden hatte, hatte den Termin schon zweimal kurzfristig und ohne triftigen Grund abgesagt. Jennerwein hatte die Erstbefragung mit ihm durchgeführt, Hölleisen die Audioaufzeichnung abgetippt. Es fehlte nur noch eine Joggerunterschrift.
»Er wollte schon vor einer halben Stunde da sein«, sagte Nicole leicht verärgert. »Wenn er uns wieder versetzt, dann kann er was erleben. Dann werd ich ungemütlich.« Über ihr Gesicht huschte ein stahlharter Zug, der gar nicht so recht zu ihren sympathischen Lachfältchen passen wollte. Doch sofort hellte sich ihre Miene wieder auf. »Na, egal, der wird bestimmt noch auftauchen.«
»Sonst fahre ich halt auf dem Nachhauseweg bei ihm vorbei«, schlug Hölleisen vor. »Er wohnt nicht weit von mir entfernt.«
»So weit kommts noch«, brauste Nicole erneut auf. »Dass wir unseren Zeugen nachlaufen.«
Sie tippte etwas in ihr Notebook. Wenn Nicole schrieb, dann sah es immer so aus, als ob sie das Gerät massierte, wie um ihm die letzten Geheimnisse zu entlocken, die es sonst niemandem verriet. Ohne aufzublicken, fuhr sie fort:
»Ich habe mich mal über Bitcoin, Ripple und andere Kryptowährungen kundig gemacht und einiges dabei herausgefunden. Wenn das Geld auf ein solches Konto überwiesen wurde –«
»Sollten wir damit nicht warten, bis Hubertus wieder zurück ist?«, unterbrach Maria.
Die Tür sprang auf. Polizeioberrat Dr. Rosenberger steckte seinen massigen Kopf zur Tür herein, wie immer ohne anzuklopfen. Doch niemand nahm ihm das übel.
»Ist Jennerwein da?«
»Nein, momentan nicht. Er ist nur kurz was erledigen.«
»Wenn er wiederkommt, richten Sie ihm bitte aus, dass er sich bei mir melden soll. Dringend. Heute noch.«
Dr. Rosenberger wandte sich um, was bei ihm immer so aussah, als würde ein Baukran über ein mittelgroßes Grundstück schwenken. Dabei stieß er fast mit dem Jogger zusammen, der mit einigem Schwung den Gang heruntergelaufen sein musste und nun an dem Oberrat klebte wie eine Fliege am Glas.
»Pardon, ich habe Sie gar nicht gesehen«, sagte er zu Dr. Rosenberger. »Ich bin spät dran, die Kölblstraße war gesperrt, ich musste einen Umweg laufen.«
Der Jogger wollte sich leicht tänzelnd an Dr. Rosenberger vorbeidrängen, doch der hielt ihn mit einem Finger an der Brust auf und musterte ihn verwundert.
»Aber sagen Sie mal: Wir kennen uns doch!«
Der Jogger lief weiter auf der Stelle, Nicole verdrehte die Augen.
»Ja, ich bin Zeuge in dem Mordfall Drittenbass«, sagte er zum Oberrat.
»Und was für ein Zeuge!«, warf Hölleisen halblaut ein, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Maria eintrug.
»Ich habe Herrn Drittenbass gefunden«, fuhr Urs Leber fort. »Leider zu spät.«
»Nein, ich meine: Wir kennen uns von früher«, fuhr Dr. Rosenberger fort. »Vor ein paar Jahren waren Sie doch schon mal Zeuge, in einem Fall von mir.«
»Oh ja – stimmt. Sie waren damals der leitende Ermittler.«
»Und Sie sind doch damals auch schon beim Joggen über eine Leiche gestolpert, wenn ich mich recht erinnere.«
»Das ist wahr. Sehen Sie, so lang jogge ich schon. Wenn Sie mich nicht hätten, was würden Sie da machen!«
Dr. Rosenberger trat einen Schritt zurück und wies auf Urs Lebers Beine.
»Sagen Sie, könnten Sie mal mit dem Getrampel aufhören?«
Der Jogger war die ganze Zeit auf der Stelle gelaufen, er glich einem tänzelnden Boxer, der auf eine Gelegenheit wartete, an dem massigen Körper von Dr. Rosenberger vorbeizukommen. Hatte der Oberrat nicht Angst, plötzlich eine linke Gerade abzubekommen? Nein, denn eine rechte Gegengerade von ihm hätte den Jogger atomisiert.
»Ich würde lieber weiterlaufen, wenns recht ist«, sagte der Jogger. »Sonst verliere ich meinen physiologisch wichtigen Steady State. Das ist der Gleichgewichtszustand im Körper, bei dem die Sauerstoffaufnahme gleich dem Sauerstoffbedarf ist.«
»Sie sind also einer dieser Ampeltrampler, die man an jeder Straßenecke sieht«, warf Hansjochen Becker, der Spurensicherer, ein.
Der Jogger wandte sich zu ihm.
»An den Ampeln mache ich Kniebeugen. Langsam in die Hocke – die Knie dürfen dabei nicht über die Fußspitzen ragen.« Er führte es vor, redete dabei unablässig weiter. »Oder den Knee Tuck Jump: Hände vor dem Körper verschränken. Ellenbogen zeigen nach außen. Mit Schwung so hoch wie möglich springen. Die Knie dabei anziehen, so dass sie die Arme berühren. Zehn Mal, dann wirds meistens grün.«
»Hören Sie auf!«, sagte Nicole. »Wir glauben es Ihnen ja!«
Doch der Jogger hüpfte unbeirrt weiter. Und hoch. Und hoch. Und nochmals hoch. Ohne die geringste Spur von Atemlosigkeit erläuterte er:
»Ich kann nicht damit aufhören. Wenn ich damit angefangen habe, muss ich ein Dutzend Mal springen. Sonst übersäuere ich. Steady State, verstehen Sie!«
»Reden Sie keinen Unsinn«, sagte die Gerichtsmedizinerin in scharfem Ton. »Von wegen übersäuern. Sie wollen uns wohl für dumm verkaufen?«
Murrend stellte der Jogger seine Trainingseinheit ein.
»Wollen Sie einen Schluck Wasser?«, fragte Maria.
»Habe ich selbst dabei«, antwortete er beleidigt.
Lässig griff er hinter sich und holte zielsicher eine Flasche aus dem Rucksack. Es sah aus, als ob Robin Hood einen Pfeil aus dem Köcher zog.
»Und jetzt bitten wir Sie, das Protokoll des Gesprächs mit Kommissar Jennerwein durchzulesen und es anschließend zu unterschreiben«, sagte Nicole Schwattke. »Das ist eine Sache von zwei Minuten. Wir haben keine Zeit für so ein Theater.«
»Klar. Verstehe ich.«
Alle betrachteten Urs Leber, der das ausgedruckte Protokoll in die Hand nahm, an seinem Energy-Drink nuckelte und es halblaut murmelnd und kopfschüttelnd las: Ich bin durch den Wald gelaufen, und plötzlich lag etwas auf dem Weg, was ich zunächst für ein totes Tier hielt. Seine Züge waren kantig, sportlich, durchtrainiert, er war Lehrer, wie sie wussten, und bei seinen Schülern wahrscheinlich sehr beliebt, noch beliebter bei den Eltern, die zu ihm in die Sprechstunde kamen, nur weil die Kids gesagt hatten: Den Typen musst du dir mal ansehen. Aber denk dir nichts: Der läuft die ganze Sprechstunde über auf der Stelle! Leber las weiter im Protokoll, die Beamten sahen ihm ungeduldig zu.
»Eines würde ich gern...
Erscheint lt. Verlag | 26.5.2021 |
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Reihe/Serie | Kommissar Jennerwein ermittelt | Kommissar Jennerwein ermittelt |
Zusatzinfo | 2 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 14. Fall • Alpenkrimi • Attentat • Bayern • Bergwald • Entführung • Ermittlerkrimi • Föhn • Forschungslabor • Humor • humorvolle Krimis • Jennerwein 14 • Jennerwein als Täter • Jennerwein ermittelt • Jennerwein in Gefahr • Kommissar Jennerwein • neuer Fall • Nr.1-Bestseller • Sommer • Spannung • Urlaubslektüre • Urlaubsroman • Werdenfelser Land |
ISBN-10 | 3-10-491164-9 / 3104911649 |
ISBN-13 | 978-3-10-491164-9 / 9783104911649 |
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