Das unsichtbare Leben der Addie LaRue (eBook)
592 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491367-4 (ISBN)
Victoria (V. E.) Schwab ist die Autorin der »Shades of Magic«-Trilogie, des Bestsellers »Das unsichtbare Leben der Addie LaRue« und des Gothic-Fantasy-Romans 'Gallant'. Ihre Werke wurden in über vierundzwanzig Sprachen übersetzt. Sie wurde 1987 als Kind einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters geboren und ist seitdem von unstillbarem Fernweh getrieben. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris streunt oder auf irgendeinen Hügel in England klettert, sitzt sie im hintersten Winkel eines Cafés und spinnt an ihren Geschichten.
Victoria (V. E.) Schwab ist die Autorin der »Shades of Magic«-Trilogie, des Bestsellers »Das unsichtbare Leben der Addie LaRue« und des Gothic-Fantasy-Romans "Gallant". Ihre Werke wurden in über vierundzwanzig Sprachen übersetzt. Sie wurde 1987 als Kind einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters geboren und ist seitdem von unstillbarem Fernweh getrieben. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris streunt oder auf irgendeinen Hügel in England klettert, sitzt sie im hintersten Winkel eines Cafés und spinnt an ihren Geschichten. Petra Huber ist Übersetzerin aus dem Russischen und Englischen. Sie hat unter anderem Katherine Addison und V. E. Schwab ins Deutsche übertragen. Sara Riffel studierte Amerikanistik, Anglistik und Kulturwissenschaft in Berlin und arbeitet seit vielen Jahren als freiberufliche Übersetzerin und Lektorin. Zu ihren Autoren gehören William Gibson, Anthony Ryan und Joe Hill.
Die packende historische Fantasy - Lovestory thematisiert auch die (Un-) Sichtbarkeit von Frauen in der Geschichte.
[Das Buch] ist wirklich toll und ich kann nur empfehlen es auch zu lesen, wenn man generell nicht der größte Fantasy-Fan ist!
[...] ein in jeder Hinsicht fantastischer Schmöker [...].
Fast poetisch beschreibt [V. E. Schwab] das Leben der jungen Frau, die nicht altert.
Eine bereichernde Erfahrung, die die Welt in bunten Farben zeichnet - mit all den hellen und dunklen Schattierungen des Lebens.
›Das unsichtbare Leben der Addie LaRue‹ ist ein Roman, der unter die Haut geht und auch nach dem Lesen noch lange nachwirkt.
New York City
10. März 2014
I
Das Mädchen erwacht im Bett eines anderen.
Sie liegt da, vollkommen still, will die Zeit wie einen Atemzug in der Brust festhalten; als könnte sie die Uhr daran hindern weiterzuticken, den Jungen neben ihr daran aufzuwachen und die Erinnerung an ihre Nacht mit purer Willenskraft am Leben halten.
Natürlich weiß sie, dass sie das nicht kann. Dass er vergessen wird. So ist es immer.
Es ist nicht seine Schuld – es ist niemals ihre Schuld.
Der Junge schläft noch, und sie sieht zu, wie seine Schultern sich langsam heben und senken, betrachtet die Stelle, an der sein dunkles Haar sich im Nacken kräuselt, die Narbe entlang seiner Rippen. Details, die sich längst ins Gedächtnis eingeprägt haben.
Sein Name ist Toby.
Letzte Nacht hat sie ihm gesagt, ihrer sei Jess. Sie hat gelogen, aber nur, weil sie ihren wahren Namen nicht aussprechen kann – eines der kleinen, gemeinen Details, die sich wie Nesseln im Gras verbergen. Versteckte Dornen, die ihr einen Stich versetzen sollen. Was ist ein Mensch, wenn nicht die Gesamtheit der Spuren, die er hinterlässt? Sie hat gelernt, zwischen die Dornen zu treten, aber manche Verletzungen lassen sich nicht vermeiden – eine Erinnerung, ein Foto, ein Name.
Letzten Monat war sie Claire, Zoe, Michelle – aber vor zwei Nächten, als sie Elle war und sie nach einem von Tobys Gigs gemeinsam eine Bar verließen, sagte Toby, er sei in ein Mädchen namens Jess verliebt – er hätte sie nur noch nicht getroffen.
Also ist sie jetzt Jess.
Toby beginnt, sich zu regen, und sie spürt den vertrauten Schmerz in der Brust, als er sich streckt und zu ihr hin dreht – aber nicht aufwacht, noch nicht. Sein Gesicht ist jetzt wenige Zentimeter von ihrem entfernt, seine Lippen sind im Schlaf geöffnet, schwarze Locken beschatten seine Augen, dunkle Wimpern vor hellen Wangen.
Einmal hat der Schatten das Mädchen aufgezogen, bei einem Spaziergang an der Seine, und ihr gesagt, sie hätte einen »Typ«. Sähen nicht die meisten der Männer, die das Mädchen auswählte, ihm furchtbar ähnlich?
Dasselbe dunkle Haar, der stechende Blick, dieselben klar geschnittenen Gesichtszüge.
Aber das war nicht fair.
Schließlich sah der Schatten nur wegen ihr so aus. Sie hat ihm diese Gestalt gegeben, entschieden, was sie aus ihm machen, was sie in ihm sehen wollte.
Weißt du nicht mehr?, hat sie ihm damals gesagt. Dass du vorher nur Dunkelheit und Rauch warst?
Liebling, hat er mit seiner weichen, vollen Stimme geantwortet, ich war die Nacht selbst.
Jetzt ist es Morgen, in einer anderen Stadt, einem anderen Jahrhundert, das helle Sonnenlicht schneidet durch die Vorhänge, und Toby regt sich erneut, taucht durch die Oberfläche des Schlafes auf. Und das Mädchen, das Jess ist oder war, hält wieder den Atem an und versucht, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn er aufwacht und sie sieht und sich erinnert.
Wie er lächelt und ihre Wange streichelt und sagt: »Guten Morgen«.
Aber das wird nicht passieren, und sie will die vertraute leere Miene nicht sehen, will nicht zuschauen, wie der Junge die Lücken zu füllen versucht, wo Erinnerungen an sie sein sollten, wie er die Fassung zurückgewinnt und sich routiniert lässig gibt. Dieses Schauspiel hat das Mädchen oft genug gesehen, sie kennt es in- und auswendig, deshalb gleitet sie stattdessen aus dem Bett und tapst barfüßig ins Wohnzimmer.
Sie sieht ihr Abbild im Spiegel der Diele und betrachtet die sieben Sommersprossen, die wie ein Band aus Sternen über ihre Nase und ihre Wangen verteilt sind.
Ihr eigenes Sternbild.
Sie beugt sich vor und haucht das Glas an. Zieht die Fingerspitze durch die Wolke und versucht, ihren Namen zu schreiben. A-d-
Weiter kommt sie nicht, bevor sich die Buchstaben auflösen. Es liegt nicht am Medium. Egal, wie sie versucht, ihren Namen zu sagen oder ihre Geschichte zu erzählen. Und sie hat es versucht, mit Bleistift, Tinte, Farbe, Blut.
Adeline.
Addie.
LaRue.
Es hat keinen Zweck.
Die Buchstaben bröckeln oder verblassen. Die Laute ersterben in ihrer Kehle.
Sie lässt die Finger sinken und dreht sich um, betrachtet das Wohnzimmer.
Toby ist Musiker, und die Zeichen seiner Kunst sind allgegenwärtig.
Die Instrumente, die an den Wänden lehnen. Die gekritzelten Zeilen und Noten auf den Tischen – halb erinnerte Melodien zwischen Einkaufszetteln und To-do-Listen. Aber hier und da zeigt sich ein anderer Einfluss – die Blumen, die überraschend auf dem Fensterbrett in der Küche aufgetaucht sind. Das Buch über Rilke, an dessen Kauf er sich nicht erinnert. Die Dinge, die bleiben, auch wenn die Erinnerungen vergehen.
Toby ist ein Spätaufsteher, also macht Addie sich einen Tee – er trinkt keinen, aber der Tee ist trotzdem da, in seinem Schrank, eine Dose loser Ceylon und ein Karton mit Seidenbeutelchen. Das Überbleibsel eines späten Ausflugs in den Supermarkt, ein Junge und ein Mädchen, die Hand in Hand durch die Gänge schlendern, weil sie nicht schlafen konnten. Weil sie die Nacht nicht enden lassen wollte. Nicht loslassen wollte.
Sie hebt die Tasse und inhaliert den Duft, während Erinnerungen aufsteigen.
Ein Park in London. Ein Innenhof in Prag. Ein Besprechungsraum in Edinburgh.
Die Vergangenheit wie ein Seidentuch über die Gegenwart gezogen.
Es ist ein kalter Morgen in New York, die Fenster sind vom Frost beschlagen, deshalb nimmt sie sich eine Decke von der Sofalehne und wickelt sie sich um die Schultern. An einem Ende des Sofas liegt ein Gitarrenkoffer, und Tobys Kater nimmt das andere in Beschlag, deshalb lässt sie sich auf der Klavierbank nieder.
Der Kater, der ebenfalls Toby heißt (»Damit ich mit mir selbst reden kann, ohne wie ein Irrer zu klingen …«), schaut sie an, während sie auf ihren Tee pustet.
Ob der Kater sich an sie erinnert?
Ihre Hände sind jetzt wärmer, und sie stellt die Tasse auf dem Piano ab und klappt den Deckel hoch, dehnt ihre Finger und fängt möglichst leise an zu spielen. Im Schlafzimmer hört sie, wie Toby-der-Mensch sich bewegt, und jeder Zentimeter an ihr, vom Skelett bis zur Haut, spannt sich vor düsterer Vorahnung an.
Das ist der schwierigste Teil.
Addie hätte gehen können – gehen sollen –, solange er noch schlief, als ihr Morgen noch zur Nacht gehörte, ein Moment in Bernstein eingeschlossen. Aber jetzt ist es zu spät, also macht sie die Augen zu und spielt weiter, hält den Kopf gesenkt, während sie seine Schritte hört, bewegt weiter die Finger, als sie ihn in der Tür spürt. Er wird dort stehen und die Szenerie in sich aufnehmen, versuchen, den Ablauf des gestrigen Abends zu rekonstruieren, wie alles so schieflaufen konnte, wann er ein Mädchen getroffen und mit nach Hause genommen hat, ob er zu viel getrunken hat, warum er sich an nichts mehr erinnert.
Aber sie weiß, dass Toby sie nicht unterbrechen wird, solange sie spielt, deshalb genießt sie noch ein paar Sekunden lang die Musik, bevor sie sich zwingt aufzuhören, hochzuschauen und so zu tun, als fiele ihr die Verwirrung in seinem Gesicht gar nicht auf.
»Morgen«, sagt sie fröhlich, und ihr Akzent, einst ländliches Französisch, ist jetzt so schwach, dass sie ihn kaum noch hört.
»Äh, guten Morgen«, sagt er und fährt sich mit der Hand durch die losen schwarzen Locken. Man muss ihm zugutehalten, dass er aussieht wie immer – ein wenig benommen, und überrascht, weil ein hübsches Mädchen in seinem Wohnzimmer sitzt, mit nichts als einem Slip und einem T-Shirt von seiner Lieblingsband unter der Decke.
»Jess«, sagt sie und liefert ihm den Namen, den er nicht finden kann, weil es ihn nicht gibt. »Schon okay«, sagt sie, »falls du dich nicht erinnerst.«
Toby wird rot und schubst Toby-den-Kater beiseite, um sich in die Sofakissen sinken zu lassen. »Tut mir leid … so bin ich eigentlich nicht. Ich bin nicht so ein Typ.«
Sie lächelt. »Ich bin nicht so ein Mädchen.«
Da lächelt auch er, und es ist wie ein Lichtstrahl, der die Schatten in seinem Gesicht durchbricht. Er nickt zum Klavier, und sie will, dass er so etwas sagt wie: »Ich wusste gar nicht, dass du spielen kannst.« Aber stattdessen sagt Toby: »Du bist wirklich gut.« Und das ist sie auch – erstaunlich, wie viel man lernen kann, wenn man die Zeit dazu hat.
»Danke«, sagt sie und fährt mit den Fingerspitzen über die Tasten.
Toby ist jetzt nervös und flüchtet sich in die Küche. »Kaffee?«, fragt er und durchsucht die Schränke.
»Ich hab Tee gefunden.«
Sie beginnt ein anderes Lied. Nichts Kompliziertes, nur eine Abfolge von Tönen. Den Anfang von etwas. Sie findet die Melodie, nimmt sie auf, lässt sie zwischen ihren Fingern hindurchgleiten, bis Toby mit einer dampfenden Tasse wiederauftaucht.
»Was war das?«, fragt er, seine Augen leuchten auf eine Weise, die typisch für Künstler ist – Schriftsteller, Maler, Musiker, alle, die für Momente der Inspiration anfällig sind. »Es klang vertraut …«
Ein Schulterzucken. »Du hast es mir letzte Nacht vorgespielt.«
Es ist keine Lüge, nicht ganz. Er hat es tatsächlich für sie gespielt. Nachdem sie es ihm gezeigt hatte.
»Ach ja?«, sagt er und runzelt die Stirn. Schon stellt er den Kaffee beiseite, greift nach Bleistift und Notizblock auf einem Tisch in der Nähe....
Erscheint lt. Verlag | 1.5.2021 |
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Übersetzer | Petra Huber, Sara Riffel |
Zusatzinfo | 7 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Booktok Bestseller • Fantastik • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher Erwachsene • Faust • Feministische Fantasy • Frankreich • historische Fantasy • Historische Romane • Liebesromane Neuerscheinungen 2021 • new adults • New Orleans • New York • Phantastische Literatur • Queer Fantasy • Romane für Frauen • Romantasy • romantic adventure • spiegel bestseller 2021 • Teufelspakt • TikTok Erfolg • Unsterblichkeit • Weihnachtsgeschenk 2021 • Weihnachtsgeschenk 2022 • Zeitreise |
ISBN-10 | 3-10-491367-6 / 3104913676 |
ISBN-13 | 978-3-10-491367-4 / 9783104913674 |
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