Winterglühen (eBook)
432 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-584-0 (ISBN)
Kleine Stadt - große Gefühle!
Rosie Cox liebt ihre Heimatstadt. Trotzdem ist es manchmal anstrengend, wie sehr sich die Menschen hier für die Angelegenheiten ihrer Nachbarn interessieren. Inzwischen weiß jeder, dass sie und ihr Mann Zach sich vor kurzem haben scheiden lassen, und dass Richterin Olivia eine sehr ungewöhnliche Sorgerechtsvereinbarung entschieden hat. Es werden nicht die Kinder sein, die die Wohnung wechseln, sondern Zach und Rosie. Endlich sind sich die beiden wieder einmal einig: Das kann nur schiefgehen
<p>SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer <em>Cedar Cove</em>-Serie inspiriert hat.</p>
1. Kapitel
Kaum hatte Rosie Cox das Familiengericht von Cedar Cove betreten, übermannte sie erneut das Gefühl, kolossal gescheitert zu sein. Obendrein fühlte sie sich verraten und betrogen. Wer würde nicht so empfinden? Nach siebzehn Jahren Ehe – die sie für äußerst gut gehalten hatte – war es ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass Zach ihr untreu sein könnte.
Er hatte seine Affäre nie zugegeben. Und obwohl sie ihren Mann weder in einer kompromittierenden Situation überrascht noch klare Beweise für seinen Seitensprung gefunden hatte – keine Streichholzbriefchen aus teuren Restaurants, keine Quittungen für Schmuckkäufe, keine Motelrechnungen –, wusste sie in ihrem Herzen Bescheid. Jede Ehefrau hat ein Gespür dafür, wenn der Mann nicht treu ist.
Rosie hatte sich diese Wahrheit eingestanden. Sie war wütend und hatte ihrer Wut freien Lauf gelassen, indem sie die Scheidung so kompliziert und schwierig machte, wie es ihr nur irgend möglich war. Warum hätte sie Zach schonen oder ihre Ehe kampflos aufgeben sollen? Nein, sie hatte gekämpft, mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen.
Als sie sich, die Scheidungsurkunde in der Hand, von der Richterin abwandte, wurde ihr klar, dass sie schon wieder einem Irrtum erlegen war.
Rosie war davon ausgegangen, dass die ganze Wut und Verbitterung der letzten grauenvollen Monate sich verflüchtigen würden, wenn die Scheidung erst einmal rechtsgültig war. Falsch gedacht. Ihr war eine noch schwerere Last auferlegt worden. Denn als sie der Richterin den mühsam ausgehandelten Vertrag über das gemeinsame Sorgerecht vorlegten, lehnte diese die Vereinbarung ab.
Stattdessen wies Olivia Lockhart darauf hin, dass es für die psychische und emotionale Stabilität der Kinder schädlich sei, sie alle paar Tage zwischen den Wohnungen der Eltern hin und her pendeln zu lassen. Allison und Eddie bräuchten ein geordnetes Leben, erklärte Richterin Lockhart. Außerdem hätten die beiden Kinder nicht um die Scheidung gebeten. Manche Leute hielten die Urteilssprüche der Richterin für innovativ, aber Rosie sah das anders. Ihrer Meinung nach mischte sie sich vielmehr ungebührlich ein. Oder hatte gar den Verstand verloren. Denn – verrückter ging es wohl kaum – sie hatte den Kindern das Haus zugesprochen, und das bedeutete, dass Rosie und Zach ständig hin und her ziehen mussten.
Wenn das nicht lächerlich war! Und absolut unmöglich.
Nun, da die Scheidung rechtskräftig war, würden Rosie und Zach sich eine Lösung für ihre Wohnsituation einfallen lassen müssen. Noch bevor sie den Gerichtssaal verlassen hatte, dämmerte Rosie, wie ungeheuerlich sich die richterliche Forderung, der sie trotz allem zugestimmt hatten, auf ihr Leben auswirken würde.
»Rosie«, wandte sich ihre Anwältin Sharon Castor an sie, als sie im stillen Gang vor dem Gerichtssaal standen. »Wir müssen uns mit Ihrem Ex-Mann besprechen.«
Ein Blick in Sharons Gesicht genügte, und Rosie wusste, dass die Juristin genauso fassungslos war wie sie.
Otto Benson, Zachs Anwalt, trat zu ihnen. Obwohl er sich äußerlich ruhig gab, verriet seine Miene seine Anspannung. Rosie wagte es nicht, Zach anzusehen. Tatsächlich hatte sie es vermieden, ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen, seit sie den Gerichtssaal betreten hatte.
»Wir sollten uns ein Besprechungszimmer suchen, um über die Einzelheiten zu reden«, schlug Otto Benson vor.
Prüfend betrachtete Rosie ihren Ex-Mann, der hinter seinem Anwalt stand. Er wirkte kein bisschen glücklicher mit der richterlichen Entscheidung, als sie selbst es war, aber sie wäre lieber tot umgefallen, als ihm zu zeigen, wie sie sich fühlte.
»Rosie und ich sollten das Problem auch allein lösen können«, erklärte Zach leicht verärgert.
Wenn man bedachte, wie die ganze Sache bisher gelaufen war, standen die Erfolgsaussichten dafür schlecht. »Darf ich dich daran erinnern, dass wir wochenlang um unsere Lösung für das gemeinsame Sorgerecht gefeilscht haben?«, erwiderte sie. Es bereitete ihr Vergnügen, ihm unter die Nase zu reiben, was für ein Blödmann er gewesen war. Vermutlich hoffte Zach darauf, weitere Anwaltskosten zu sparen. Pech für ihn. Wenn ihm weniger Geld blieb, das er für seine Freundin ausgeben konnte, war das nicht ihr Problem.
Die Hände zu Fäusten geballt, knurrte Zach etwas Unverständliches vor sich hin. Wahrscheinlich ist es besser, dass ich das nicht gehört habe, dachte Rosie, stolz auf die Selbstbeherrschung, die sie aufbrachte.
»Was verleitet dich zu der Annahme, dass wir uns ohne Vermittler auf irgendetwas einigen können?«, fragte sie sarkastisch.
»Na schön«, murrte Zach und zog dabei einen Schmollmund, der Rosie an ihren neunjährigen Sohn erinnerte. Als sie ihren Ex-Mann jetzt anschaute, konnte sie kaum glauben, dass sie Zachary Cox jemals geliebt hatte. Er war nicht nur selbstgefällig, streitsüchtig und selbstgerecht, sondern hatte auch keine Ahnung, was es bedeutete, ein Ehemann und Vater zu sein. Zugegeben, Zach war zweifellos ein gutaussehender Mann. Mehr noch, seine äußere Erscheinung spiegelte den erfolgreichen Geschäftsmann wider, den Profi. Obwohl ihrer Meinung nach jeder, der ein bisschen Verstand besaß, ihn sofort als Buchhalter abstempeln würde. Um seine dunklen Augen lag ein verkniffener Zug, so als verbrächte er zu viele Stunden des Tages damit, Tabellen mit winzigen Zahlen zu betrachten. Dennoch wirkte er mit seinen breiten Schultern – die von seinem teuren Anzug vorteilhaft betont wurden – und seinem dichten dunklen Haar durchaus attraktiv. Früher war er Wettkampfsportler gewesen, und auch heute noch lief er regelmäßig seine Runden und hielt sich fit.
Seine straffen Muskeln hatten Rosie immer begeistert, wenn sie ihm beim Liebesakt mit den Händen über den Rücken gestrichen hatte. Natürlich war es inzwischen Monate her, dass sie ein Bett miteinander geteilt hatten, und ihr letztes Liebesspiel lag noch sehr viel länger zurück.
Rosie konnte sich nicht einmal an das letzte Mal erinnern. Wenn sie gewusst hätte, wie das Ganze enden würde, hätte sie es vielleicht mehr zu schätzen gewusst, wäre länger neben ihrem Mann liegen geblieben und hätte seine Umarmung intensiver genossen. Eines stand jedenfalls fest: Seit dem Tag, an dem ihr Mann Janice Lamond als seine persönliche Assistentin eingestellt hatte, hatte er kein Interesse mehr an Rosie gezeigt.
Der Gedanke daran, wie ihr Mann eng umschlungen mit Janice dalag, drohte sie fast zu ersticken, und sie schob das Bild vor ihrem geistigen Auge mit Gewalt beiseite. Zorn und Abscheu gegen die Untreue ihres Mannes – nein, ihres Ex-Mannes – stiegen ihr bitter in die Kehle.
Zachs erhobene Stimme holte sie zurück aus ihrer Gedankenwelt. Anscheinend hatte er sich damit einverstanden erklärt, dass ihre Anwälte sich mit der zusätzlichen Komplikation ihres Scheidungsurteils befassten. Otto Benson bemühte sich gerade um ein leeres Besprechungszimmer.
Nachdem man ihnen in der Gerichtsbibliothek einen Raum zugewiesen hatte, in dem sie sich ungestört besprechen konnten, setzten Zach und sein Anwalt sich an eine Seite des Tisches, Rosie und ihre Anwältin an die gegenüberliegende Seite.
Selbst ihre Anwälte wirkten überfordert mit der Situation. »Ich kann nicht behaupten, jemals von einem solchen Urteil gehört zu haben«, eröffnete Sharon das Gespräch.
»Geht mir genauso.« Otto Benson runzelte die Stirn. »Dass ich so etwas noch erlebe!«
»Fein«, meinte Zach kurz angebunden. »Es ist ein ungewöhnliches Urteil, aber wir sind beide erwachsen. Wir können eine Lösung dafür finden. Mir war es ernst damit, den Kindern Priorität einzuräumen.« Dabei funkelte er Rosie zornig an, als wollte er unterstellen, ihr wäre es einerlei gewesen.
»Wenn das tatsächlich so wäre, hättest du dir zweimal überlegt, ob du mit diesem Flittchen schläfst.« Eigentlich hatte Rosie sich nicht streiten wollen, aber wenn ihr Ex-Mann wirklich besorgt um das Wohlergehen ihrer Kinder wäre, hätte er nicht sein Ehegelübde gebrochen.
»Ich weigere mich, diese Bemerkung einer Antwort zu würdigen«, presste Zach zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Außerdem, wenn du öfter zu Hause gewesen wärst, statt dich für jede nur denkbare Sache freiwillig zu melden, jede nur denkbare Sache außer deinen Kindern, dann …«
»Und ich bin nicht bereit, dir zu gestatten, mir die Schuld für das zu geben, was du getan hast«, fiel Rosie ihm ins Wort. Ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten waren Zach ein Dorn im Auge. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie jedes Ehrenamt aufgeben und sich eine bezahlte Arbeit suchen müssen. Hoffentlich war er jetzt zufrieden, denn zum ersten Mal seit der Geburt der Kinder war Rosie nicht mehr Vollzeitmutter.
»Ich dachte, wir sitzen hier zusammen, um über das Scheidungsurteil zu sprechen«, meinte Zach mit gelangweilter Miene, die er offensichtlich vor allem ihretwegen aufgesetzt hatte. »Wenn wir stattdessen nur Beleidigungen austauschen wollen, würde ich es vorziehen, unsere Anwälte nicht dafür zu bezahlen, dass sie zuhören.«
Er hat recht, ging es Rosie durch den Kopf. Es verschaffte ihr eine kleine Befriedigung, dass Zach für die Honorare beider Anwälte aufkommen musste. Schließlich war er derjenige mit dem hochbezahlten Job, während sie im Moment Auffrischungskurse belegte, um mit ihrem Lehrerdiplom etwas anfangen zu können. Auffrischungskurse, die ebenfalls Zach bezahlte. Ein weiterer Triumph für sie, ein weiteres Zugeständnis von ihm.
Sie hatte sich...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2020 |
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Reihe/Serie | Cedar Cove | Cedar Cove |
Übersetzer | Anita Sprungk |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | 311 PELICAN COURT |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Adventskalender • Bestsellerautorin • bücher für frauen • Bücher Liebesromane • Bücher romane • Buch Geschenk • Cedar Cove • Christmas • Das Gesetz des Herzens • Debbie Macomber • debbie macomber bücher • debbie macomber neuerscheinung • debbie macomber weihnachten • debbie macomber winterglück • Familie • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Freundschaft • Gemeinschaft • Geschenk für • Geschenk zu • Kleinstadt • Liebe • Liebesroman • liebesroman buch • liebesromane bücher • Liebesromane deutsch • Liebesroman Weihnachten • Neue Serie • Roman • Romantische Bücher • Rose Harbor • was schenken • Weihnachten 2024 • Winter • Winter Buch • Winterroman • winterromane • Winterromantik • Zusammenhalt |
ISBN-10 | 3-95967-584-4 / 3959675844 |
ISBN-13 | 978-3-95967-584-0 / 9783959675840 |
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