Nordseegeheimnis (eBook)

Küsten Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
Emons Verlag
978-3-96041-665-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nordseegeheimnis -  Heike Denzau
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Föhrs coolster Detektiv ermittelt wieder Bei einem nächtlichen Einsatz in der Föhrer Kurklinik am Kliff stolpert Privatdetektiv Raphael Freersen über einen blutenden Mann und verliert das Bewusstsein. Am nächsten Morgen wacht er in seinem Bett auf, und nichts deutet auch nur ansatzweise auf einen Verletzten oder Toten hin. Hat er womöglich nur geträumt? Weil ihm der mysteriöse Vorfall keine Ruhe lässt, beginnt er nachzuforschen und fördert dabei mehr als nur ein Geheimnis zutage ...

Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in SchleswigHolstein. Bereits mehrfach preisgekrönt, ist sie Verfasserin zweier erfolgreicher Krimireihen und veröffentlicht außerdem bei Droemer Knaur humorvolle Liebesromane.

Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in SchleswigHolstein. Bereits mehrfach preisgekrönt, ist sie Verfasserin zweier erfolgreicher Krimireihen und veröffentlicht außerdem bei Droemer Knaur humorvolle Liebesromane.

EINS

»Äh …?« Ein mulmiges Gefühl beschlich Raphael Freersen, obwohl er die Augen gerade mal drei Sekunden offen hatte. Lag er in einem Sarg? Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen, und der Pelz in seinem Mund schwoll an. Er wandte den Kopf zur Seite, wo Licht ins Dunkel fiel. Gott sei Dank. Der Sarg hatte ein Bullauge. Eine Möwe starrte ihn an, tappte dann weiter durch den Sand.

Raphael war immer noch verwirrt, aber sein Bewusstsein erweiterte sich von Sekunde zu Sekunde. Er hörte das Meer, die Wellen, die in ihrem ewigen monotonen Rhythmus an den Strand plätscherten. Möwen schrien. Schritte knirschten im Sand. Und gerade als die Erinnerung zurückkehrte, endete das Knirschen der Schritte. Raphael wandte den Kopf erneut dem Bullauge zu. Statt der Möwe sah er behaarte Waden und Laufschuhe, dann einen Arm und – Raphael zuckte zusammen – sein Spiegelbild.

Das Gesicht verschwand, und Sekunden später wurde der Sargdeckel, der wohl gar keiner war, hochgezogen. Geblendet schloss Raphael mit einem unwilligen Stöhnen die Augen.

»Ich glaub’s nicht«, erklang eine verärgerte Stimme. »Du bist so ein Sack, Raphael!«

Raphael blinzelte und hob eine Hand vor die Augen. »Moin, Bruder«, krächzte er und räusperte sich. »Ich find’s auch schön, dich zu sehen.« Er rappelte sich hoch, stützte sich auf die Ellenbogen und sah sich um. Vor ihm lag blau und glitzernd die Nordsee im Oktober-Morgenlicht. Eine Fähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei nahm gerade Kurs auf den heimischen Hafen. Neben ihm lag ein Schlafsack, unter dem leises Schnarchen hervorklang. Er selbst war nur mit einem Badelaken zugedeckt, was die Gänsehaut erklärte.

»Zwei Tage, Raphael, zwei Tage!« Johannes’ Stimme war Galle pur. »Dann wolltest du aus London zurück sein. Und jetzt, über eine Woche später, in der du nicht auf eine einzige Nachricht reagiert hast, liegst du hier in diesem … diesem Ding und sagst ›Moin, Bruder‹?«

»Jetzt lass mich doch mal wach werden, bevor du mit deiner Predigt anfängst«, beklagte Raphael sich. »Ich muss mich erst sortieren. Ich hatte gestern Abend den einen oder anderen Drink.«

»Mal ganz was Neues«, brummte Johannes.

Im gleichen Moment bewegte sich der Schlafsack neben Raphael, und ein schwarzhaariger Frauenkopf kam zum Vorschein. »Könnt ihr mal bitte leiser sein?«, murmelte sie. »Und macht das Licht aus.« Sie zog den Schlafsack wieder über den Kopf und schnarchte weiter.

»Wer ist das?«, fragte Johannes gereizt.

»Äh, das ist …«, Raphael hob die Hand und sah auf die Innenfläche, »Lillj … Lilli«, verbesserte er sich. »Das ›i‹ ist verschmiert.« Er warf das Badelaken von sich und kletterte splitterfasernackt aus dem Schlafstrandkorb.

»Du hast dir ihren Namen auf die Hand geschrieben?« Johannes starrte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

»Und?« Raphael reckte sich auf der Matte, auf der der riesige Strandkorb stand. »Du kennst doch mein Namensgedächtnis.«

»Wenn du dich mal für eine Frau entscheiden würdest, müsstest du dir nicht wöchentlich sieben Namen merken. Und zieh dir was an, meine Güte.« Er stellte sich so vor Raphael, dass dessen Blöße den Frühaufstehern auf der Promenade nicht ins Auge fiel.

»Was ist das?« Raphael hob sein Bein und zog etwas ab, das an der Unterseite seines Oberschenkels klebte. »Ach so.«

»Boah!«, stieß Johannes angeekelt aus.

Raphael warf das benutzte Kondom in den Schlafstrandkorb. »Besser, als Vater zu werden und jahrelang nichts von seiner Tochter zu wissen.«

»Danke! Als sei das meine Schuld gewesen.«

Johannes hörte sich jetzt richtig sauer an, und Raphael bekam ein schlechtes Gewissen. Dafür, dass Sina Beyer, die Jugendfreundin von Jo, ihm verschwiegen hatte, dass sie schwanger war, als sie Flensburg vor zehn Jahren verlassen hatte, konnte er nun wirklich nichts.

»Woher wusstest du überhaupt, dass ich hier drin bin?«, wechselte Raphael schnell das Thema, während er Boxershorts und Jeans anzog.

»Deine Schuhe.« Johannes deutete auf die schwarzen Stiefel, die im Sand vor der Matte lagen. »Solche Quadratlatschen hat hier sonst doch keiner.«

»Doch, du«, sagte Raphael und klopfte seinem Zwillingsbruder auf die Schulter. »Warst du laufen?«

»Ja, sieht man doch.« Johannes klang immer noch verstimmt.

Raphael zog mit einem Ruck seinen Pullover unter Lilli hervor, sodass sie unwillig grunzte, sich aber nicht weiter rührte. Seine Lederjacke fand er am Fußende. Er schüttete den Sand aus den Stiefeln und schlüpfte hinein. Dann zog er die Plane des Strandkorbs über den schnarchenden Schlafsack und stapfte los.

Johannes rührte sich nicht von der Stelle. »Willst du dich nicht verabschieden?«

»Nö. Die schläft doch.«

Johannes folgte ihm durch den Sand zur Promenade hinauf. »Wann wirst du endlich aufhören, dich wie ein Arsch zu verhalten?«

»Wann wirst du endlich aufhören, das zu fragen?« Raphael legte Johannes seinen Arm um die Schultern. »Ich bin und bleibe nun mal das black sheep in der Freersen-Herde.« Sie gingen über den Parkplatz am Schwimmbad zum Rebbelstieg. »Wieso bist du überhaupt auf Föhr? Hast du dein Töchterchen besucht?«

»Ja.«

Raphael verzog die Lippen. Seinen Bruder so einsilbig zu erleben, noch dazu in dem Tonfall … Jo war eindeutig mächtig sauer darüber, dass er sich eine Zeit lang tot gestellt hatte.

»Willst du die Friesendetektei nun eigentlich weiterführen oder nicht?«, fuhr Johannes ihn an und blieb stehen, als sie in die Mühlenstraße einbogen. »Ava und Imme haben es verdient zu wissen, woran sie mit dir und ihren Jobs sind.«

»Ja, verdammt, ich werde sie weiterführen! Wäre ich sonst hier?« Raphael ging weiter. »Selbstverständlich bin ich lieber hier auf dieser Kackinsel als in London. Selbstverständlich möchte ich lieber die Detektei unseres toten Onkels weiterführen, als mit Sam und Sean in London die Clubs und Bars unsicher zu machen und das Leben zu genießen.«

»Niemand zwingt dich, hier zu sein«, sagte Johannes, der wieder zu ihm aufgeschlossen hatte. »Du solltest einfach nur so fair sein und den beiden Frauen sagen, wie es weitergeht.«

Sie hatten das Doppelhaus in der Mühlenstraße erreicht, als aus dem Garten des gegenüberliegenden Hauses ein lautes »Huhu!« ertönte.

»Och nee«, stöhnte Raphael. Mine Margarete Mommsen, die dreiundachtzigjährige Nachbarin, winkte fröhlich über die Hecke, die akkurat geschnitten war, im Gegensatz zu seiner in alle Richtungen sprießenden Buchsbaumhecke.

»Huhu, Herr Rickers … und Herr Rickers! Gud Maaren! Schön, dass sie wieder da sind, Herr Rickers. Ich habe Sie vermisst.«

»Freersen, Frau Mommsen, Freersen!«, grölte er hinüber. »Mein Onkel hieß Rickers, wir nicht.«

Frau Mommsen hielt ihre Hand ans Ohr. »Was?«

»Ja, du mich auch, Triple M«, murmelte Raphael, winkte ihr zu und ging den Weg zu seiner Haushälfte hoch. Der Zweig des Apfelbaums streifte sein dunkles, vom Schlaf verwuscheltes Haar. Johannes hatte sich rechtzeitig gebückt.

»Imme ist drinnen«, sagte Johannes und deutete zur Haustür, deren weiß-grüner Farbanstrich still vor sich hinblätterte. Über der Tür waren einzelne Holzbuchstaben befestigt. Der einstige Namenszug »FRIESENGLÜCK« wies ein kleines Manko auf. Das G fehlte, und so stand dort »FRIESEN LÜCK«.

Als Raphael die Haustür aufzog, rief er ein launiges »Füße vom Tisch! Der Chef ist wieder da!« in den Flur, durchbrochen von Immes Aufschrei: »Tür zu! Waltraud ist frei!«

»Äh, was?« Er starrte zum Büro, aus dem Imme gerufen hatte. Im selben Moment kam etwas herausgeflattert und hielt Kurs auf seinen Kopf. Es war ein Automatismus, der ihn das flatternde Etwas wegschlagen ließ, sodass es mit einem unschönen Laut an die Wand klatschte und von dort senkrecht zu Boden fiel.

»Bist du irre?« Imme Hölderling stand in der Bürotür und warf Raphael einen bitterbösen Blick zu. Sie stürzte zu dem Vogel, der sich gerade benommen aufrappelte und mit den Flügeln schlug, so, als müsse er erst mal die Federn sortieren.

Johannes kniete sich neben Imme und strich dem Vogel über den aufgestellten Kamm. »Ach, du Arme«, sagte er. »Das wollte Raphael nicht. Das hat er nicht mit Absicht gemacht, Waltraud.«

Raphael starrte auf die Runde am Boden. »Ich bin gerade mal zwölf Stunden zurück und komm mir schon wieder vor wie in einem Irrenhaus … Was ist das für ein Viech?«

»Das ist Waltraud.« Imme stand auf. Der Vogel hockte auf ihrem linken Unterarm, während sie ihn mit der rechten Hand streichelte. »Sie ist ein Nymphensittich. Und wohnt jetzt hier.«

»Bitte was? Ich wohne hier.«

»Ja.« Imme, die mit dem weizenblonden Haar, den blauen Augen und den hohen Wangenknochen der Inbegriff einer Friesin war, wurde kleinlaut. »Du … und Waltraud.« Sie stellte sich direkt vor ihn. Raphael kannte außer ihr keine Frau, die ihm direkt in die Augen blicken konnte. Mit ihren eins neunzig war sie nur drei Zentimeter kleiner als er und Johannes.

»Sie hat sich in der letzten Woche so gut hier eingelebt«, fuhr Imme fort und hielt dem Vogel ihren Finger an den Schnabel, sodass er am Fingernagel zu knabbern begann. »Da können wir sie jetzt nicht schon wieder umsiedeln. Das verkraftet sie nicht. Nicht, Waltraud?«

Raphael sah Johannes an. »Und du wunderst dich, dass ich in London sein will?« Dann stapfte er ins...

Erscheint lt. Verlag 25.2.2021
Reihe/Serie K üsten Krimi
Raphael Freersen
Raphael Freersen
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Detektiv • Detektivkrimi • Föhr • Friesendetektei • Humor • humorvoll • Krimi • Nordfriesland • nordseefeeling • Nordseeinsel • Raphael Freersen • realistisch • Spannung • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-96041-665-2 / 3960416652
ISBN-13 978-3-96041-665-4 / 9783960416654
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