Die Diamantenerbin (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
528 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-26682-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Diamantenerbin - Fiona McIntosh
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Eine atemberaubende Geschichte über Vertrauen, Verrat und eine Liebe, die funkelt wie ein lupenreiner Diamant!
Südafrika, 1870. Nach dem Tod ihrer Mutter wächst Clementine in Kimberley auf, wo ihr Vater, ein englischer Ingenieur, nach Diamanten sucht. Als er übrraschend fündig wird und kurz darauf unter tragischen Umständen ums Leben kommt, muss Clem sich fragen, wo ihre Zukunft liegt und wem sie wirklich trauen kann ...
London 1894. Clem ist zu einer selbstbewussten jungen Frau herangewachsen, die in England ein neues Heim gefunden hat. Durch ihren Onkel Reggie macht sie Bekanntschaft mit Will, dem Sohn seines Geschäftspartners. Reggie steht kurz vor der Insolvenz und hofft, eine Liaison zwischen den beiden jungen Leuten könne den Bankrott aufschieben, wenn nicht gar verhindern. Sein Plan scheint aufzugehen: Clem und Will verbringen wunderschöne Stunden zu zweit, doch als Will anfängt, Fragen zu stellen, bringt er Clem auf eine Fährte, die weit in die Vergangenheit zurückführt. Zurück zu bewegten Tagen in Afrika ...

Fiona McIntosh, geboren in Brighton, England, ist zeit ihres Lebens viel gereist: Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Afrika, arbeitete in Paris und siedelte schließlich nach Australien über. Gemeinsam mit ihrem Mann gibt sie ein Reisemagazin heraus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Adelaide, Südaustralien.

Prolog


Vaal River, Kapkolonie, Südafrika


September 1871 

Die Luft war schwer unter der Hitze des Tages, und die afrikanische Sonne kam ihr so unbarmherzig vor wie der Blick ihrer Mutter bei der ersten Begegnung mit dem Mann, den Louisa geheiratet hatte.

Louisa Knight wusste jetzt, dass der Tod sie im Visier hatte. Sie betrachtete es als persönlichen Triumph, dass weder Zorn noch Verzweiflung ihre Gedanken beherrschten, als ihr klar wurde, dass sie sich von diesem letzten Fieberanfall nicht mehr erholen würde. Das Fieber hatte so viele getötet, warum sollte gerade sie verschont bleiben?

Was Louisa jedoch empfand, als sie an ihr eigenes Ende dachte, war Trauer um alles, was sie zurücklassen musste. Es würde nicht lange dauern, denn sie wusste, dass ihr Körper nicht mehr lange durchhalten würde, auch wenn ihre Gedanken nach jedem Fieberanfall, bei dem ihre Zähne klapperten wie Würfel in einer Faust, wieder völlig klar waren.

Louisa würde ihren letzten Atemzug tun, und die beiden Menschen, die ihr am nächsten standen, würden nicht wissen, dass sie gegangen war. Irgendwie war es so leichter für sie. Sie wollte nicht mehr das Schuldgefühl in den Augen ihres Mannes sehen, und schon gar nicht die Angst in den Augen ihres Kindes. Stattdessen ließ sie all ihren Kummer vor sich antreten. Der gewichtigste starrte sie mit wehmütigem Lächeln an; sie wünschte so sehr, sie könnte erleben, wie ihre Tochter erwachsen wurde und all ihre vielversprechenden Anlagen entfaltete. Clementine hatte einen großen Wortschatz, ihre Instinkte – besonders ihre Empathie – waren bereits so ausgeprägt, und ihre Gedankengänge manchmal so komplex, dass Louisa sich um sie sorgte. Ich hoffe, meine Tochter erwartet mehr vom Leben, als nur eine pflichtbewusste Ehefrau zu werden, dachte sie.

Welche Ironie! Sie hatte sich nicht nur mit der Ehe als der einzigen Errungenschaft in ihrem Leben begnügt, sondern hatte auch noch den Zorn ihrer Familie auf sich gezogen, weil sie sich in jemanden verliebte, der weder über Bildung noch über Vermögen verfügte. Trotz ihrer spöttischen Gedanken kam kein Lächeln über ihre Lippen; sie hatte bereits die Kontrolle über ihren Körper verloren. Nur noch ein bisschen länger, flehte sie, damit sie ihre Gedanken vollends ordnen und dieses Leben angemessen aufgeräumt verlassen konnte.

Ja, sie hatte einen armen Mann geheiratet. Ihn zurücklassen zu müssen war ihr zweiter Kummer. In ihren sieben gemeinsamen Jahren hatte sie bei James nur Liebe erlebt. Ihre Leidenschaft füreinander hatte so hell gelodert wie Magnesiumflammen. Sie war so stark, dass sie beide wie geblendet waren und alles um sie herum in Dunkelheit versank.

Sie hatte ihn instinktiv gewählt und von Anfang an gewusst, dass sie irgendwann dafür würde bezahlen müssen. Und tatsächlich musste sie die Schuld früher begleichen, als sie gedacht hatte. Wie schade. Aber wenn sie auf ihre siebenundzwanzig Jahre zurückblickte, war sie nie ohne Liebe gewesen. Ihre Eltern überschütteten sie mit Zuneigung, ihr Halbbruder vergötterte sie – und sie ihn –, und dann James, ihre Liebe – nun, er betete sie einfach nur an. Oberflächlich betrachtet passten sie nicht gut zusammen – das konnte sie kaum leugnen –, aber in Wahrheit waren sie das perfekte Paar, süchtig nacheinander.

Armer, geliebter James. Sein grenzenloses Verlangen, ihrer Familie zu beweisen, dass Armut nicht sein Leben bestimmen sollte, war maßgeblich für seine kapriziösen Entscheidungen. Einer dieser unberechenbaren Beschlüsse würde sie jetzt umbringen. Es gab keinen Ausweg mehr.

Sie wandte sich ihrem dritten Kummer zu: dem geliebten Reggie. Sie hatte ihn nie als Halbbruder betrachtet. Er war ihr großer Bruder, und sie liebte ihn bedingungslos. Sie sah ihn in diesem Moment vor sich, wie er in England die Faust schüttelte, weil sie so eine törichte Romantikerin war. »Was ist mit deiner Familie? Was mit deinem Leben hier in England? Woodingdene gehört dir – es wird nie mein Besitz sein; wir sollten es gemeinsam führen. Und wenn du schon nicht an dich denkst, wie wäre es, wenn du bei deinem unvernünftigen Abenteuer mal an Clementine denkst? Meine Nichte ist von Kopf bis Fuß eine Grant.«

Das konnte sie nicht leugnen. Ihre Tochter benahm sich eher, als sei sie sein Kind und nicht James’. Sie war ernst, ehrgeizig, nicht die Spur unzuverlässig. Schon mit sechs Jahren konnte man sich auf sie verlassen, auf ihre Stimmungen, ihre Art und ihre Versprechen. Und doch liebte das kleine Mädchen seinen Vater genauso sehr, wie Louisa es tat. James konnte ihr gemeinsames ernstes Kind in den angespanntesten Situationen zum Lachen bringen, und Clementine würde sich von jetzt an darauf verlassen müssen, denn die schwierigsten Umstände standen drohend bevor. Der Charakter des Kindes würde auf die härteste aller Proben gestellt. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Mann dieses Zelt, das er als Zuhause bezeichnete, verlassen, sein Scheitern einsehen und wieder nach England zurückkehren würde.

Woraus bestand denn im Moment ihr Leben? Sie aßen, schliefen und liebten sich unter der Zeltleinwand. Ihre Familie wäre entsetzt. Hoffentlich würden sie nie von ihrem Leben in Afrika erfahren. Vielleicht erstatteten sie ja James das Geld für den Grabstein, den sie bereits bestellt hatte. Er wartete beim Bestattungsunternehmen darauf, dass die Worte in den Stein gemeißelt wurden, die er dort sehen wollte. Nichts Großartiges. James würde es schlicht halten, aber seine Trauer würde tief und komplex sein. Vor einem Monat noch hatte sie ihm einen Brief geschrieben, als sie sich von ihrem zweiten Fieberanfall erholt hatte. Danach hatte sie ihn versteckt, damit er ihn zum richtigen Zeitpunkt finden sollte. Sie hatte das Gefühl gehabt, ihn davor warnen zu müssen, in seiner Trauer nicht nur an sich zu denken … er durfte ihr Kind nicht vergessen. Sie hatte diesen Brief in dem Wissen geschrieben, dass sie Afrika nie wieder verlassen und das weiche, dunstige Grün des Tals von Woodingdene nie mehr wiedersehen würde. Dieses neue und mit Sicherheit tödliche Fieber war grausam früh in den dunklen Stunden kurz vor der Dämmerung aufgetreten, nachdem James gegangen war, um als einer der Ersten am Fluss anzukommen, wo er nach seinen kostbaren Diamanten grub.

Wieder wandte sie sich ihrem Innersten zu, um ihren letzten Kummer zu betrachten. Zu klein, um für irgendjemand anderen eine Rolle zu spielen, und doch schmerzte dieser Verlust am tiefsten. Das Kind, das in ihr wuchs, hatte nie eine Chance gehabt, obwohl sie so sehr gehofft hatte, dieses Jahr zu überleben. Sie hatte James nicht gesagt, dass er wieder Vater werden würde; seit sie das Schiff in Kapstadt verlassen hatten, hatte es den richtigen Moment noch nicht gegeben, denn sie wollte erst ganz sicher sein. Ihr war während der gesamten Reise von England hierher übel gewesen, was sie zunächst darauf geschoben hatte, nicht seefest zu sein. Leider jedoch hatte ihre Gesundheit sich weiter verschlechtert. Ihr kostbarer Junge – und sie war sicher, dass es ein Sohn war – würde sie ins Grab begleiten. Die kleine Karoo – diese afrikanische Wüste – würde sie und ihren Sohn in ihre geheimnisvollen, stummen Tiefen ziehen und sie bewahren, bis ihre Knochen zu Staub zerfallen würden. James hatte nie verstanden, warum er sie in der kleinen Koje, die sie miteinander geteilt hatten, nicht berühren durfte. Er hatte ihre Verweigerung als Verzweiflung gelesen, – als eine Art Strafe für das Unglück, in das er sie geführt hatte. Dabei hatte sie jede Unze ihrer Kraft für das Baby gebraucht. Doch jetzt war es zu spät für ihn. James sollte nicht der Qual ausgesetzt sein zu wissen, dass sie sein Kind mit sich genommen hatte.

Louisa schob die dunklen Gedanken beiseite und dachte an die Ereignisse, die sie dazu bewogen hatten, in die Kapkolonie zu reisen. Das ganze bedauerliche Chaos lag nur am Wetter. Typisch britisch, dachte sie freudlos.

Ihr Schiff war am Kap der Guten Hoffnung gestrandet. In London hatte man ihnen gesagt, dass die P-&-O-Schiffe jetzt durch den Suezkanal fuhren, der vor etwa zwei Jahren eröffnet worden war, aber James, der die Unterstützung durch ihr privates Vermögen ablehnte, hatte die Passage bezahlt, die er sich leisten konnte. Die Schiffe von Saw, Savill und Co befuhren immer noch die Route um das furchterregende Kap und versuchten, den Roaring Forties zu trotzen, die sie schneller auf die andere Seite der Welt zu dem großartigen Kontinent Australien brachten.

Seine Entschlossenheit und sein Stolz, mit dem er ihr Geld abgelehnt hatte, hatten sie beeindruckt. Zu Hause in Northumberland hatte alles noch wie ein großartiges Abenteuer geklungen. Auf Woodingdene konnte sie nichts verletzen. Sie hatte immer die Verpflichtung gefühlt, eine gute Partie zu machen – um den Reichtum und den guten Namen ihrer Familie fortzuführen. Sie wusste, wie sehr ihr Vater gehofft hatte, durch sie den Respekt zu erlangen, den er ersehnte.

»Heirate altes Geld«, hatte er sie gedrängt. »Ich möchte, dass du einen guten Namen trägst, der dir alle Vorteile bietet.«

»Aber mir gefällt Grant«, hatte sie unzählige Male gesagt.

»Das war bei deiner Mutter genauso, als sie mich geheiratet hat, aber selbst sie sieht die Vorteile, wenn ihre einzige Tochter unsere Familie strategisch mit einer anderen verbindet, damit es unseren Enkelkindern einmal besser geht.«

»Was ist mit Reggie?«

»Fang nicht damit an, Louisa. Es ist so schon schwer genug. Ich mag Reggie sehr, aber er wird immer …«

»Ich betrachte ihn als meinen Bruder, einen echten...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2021
Übersetzer Theda Krohm-Linke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Diamond Hunter
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Abenteuer • Afrika • Das Mädchen im roten Kleid • Der Schokoladensalon • Diamanten • eBooks • England • Erbe • Frauenromane • Historische Romane • Historischer Roman • Katherine Webb • kleine geschenke für frauen • Liebe • Liebesromane • Romane für Frauen • Sarah Lark • Vater-Tochter-Beziehung • Vermächtnis • Verrat
ISBN-10 3-641-26682-3 / 3641266823
ISBN-13 978-3-641-26682-0 / 9783641266820
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