Mitternachtsstunde 1: Emily und die geheime Nachtpost (eBook)

Spannende Fantasy für alle Mädchen ab 10!
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2020 | 1. Auflage
320 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93030-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mitternachtsstunde 1: Emily und die geheime Nachtpost -  Laura Trinder und Benjamin Read »Trindles &  Read«
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»Eine mitreißende und echt schaurige Geschichte.« DAILY MAIL Im Ernst, seltsame Briefe zur Geisterstunde? Kaum flattert einer davon in Emilys Haus, verschwinden kurz darauf ihre Eltern. Klar, dass Emily dem nachgehen muss. Bewaffnet mit Igel Hoggins und ihrer großen Klappe macht sie sich auf die Suche - und stolpert in eine andere Welt. Plötzlich tummeln sich auf Londons Straßen Hexen, Kobolde und Dämonen! Und alle sind altmodisch viktorianisch gekleidet. Zum Glück trifft Emily auf Tarquin. Der blumig duftende Nachtwächter-in-Ausbildung will ihr unbedingt helfen. Und Hilfe kann sie gebrauchen, denn jetzt liegt es an Emily, eine böse Macht aufzuhalten und ihre Eltern zu retten. Ein irrwitziges und schauriges Abenteuer im magischen London des neunzehnten Jahrhunderts! Der erste Band der Fantasy-Serie für Kinder ab 10. Band 1: Emily und die geheime Nachtpost Band 2: Emily und der löchrige Zeitzauber Band 3: Emily und die magische Weltengrenze

Benjamin Read und Laura Trinder (auch bekannt als Duo Trindles & Read) schreiben schon lange zusammen Bücher, Graphic Novels und Märchen. Benjamin kümmert sich um die Worte und Laura um die Illustrationen. Gemeinsam tüfteln sie an den Geschichten, bis sie im schillernden Glanz erstrahlen. »Mitternachtsstunde« ist ihr erstes Kinderbuch.

Benjamin Read und Laura Trinder (auch bekannt als Duo Trindles & Read) schreiben schon lange zusammen Bücher, Graphic Novels und Märchen. Benjamin kümmert sich um die Worte und Laura um die Illustrationen. Gemeinsam tüfteln sie an den Geschichten, bis sie im schillernden Glanz erstrahlen. »Mitternachtsstunde« ist ihr erstes Kinderbuch. Birgit Niehaus, geboren im äußersten Norden Deutschlands, studierte Romanistik, Hispanistik und Sprachlehrforschung in Hamburg und Bordeaux, war etliche Jahre in der Verlagspressearbeit tätig und lebt heute mit ihrer Familie als Autorin, Übersetzerin und Lektorin in Berlin.

Die Viertelstundenglocke von Big Ben tönte über den Fluss bis nach Lambeth und riss Emily in ihrem Zimmer aus dem Schlaf.

Die Straßenlaternen tauchten den Raum in orangefarbenes Licht und ließen die drei schwarzen Glashasen funkeln, die sich an der Wand über dem Bett in einem endlosen Kreis hinterherjagten. Nicht nur Emilys Kissen war tränennass, sondern auch Feesh, ihr Kuschelkrokodil. Sie richtete sich auf, warf einen Blick auf die roten Zahlen ihres Weckers und stöhnte. Eine Viertelstunde vor Mitternacht. Sieben Stunden nachdem ihr Vater sie mit lebenslangem Zimmerarrest ins Bett geschickt hatte. Und sie starb vor Hunger.

Genervt ließ sie sich aufs Kissen zurückfallen und knuffelte den durchweichten Feesh (den sie natürlich nur ausnahmsweise im Bett hatte und keineswegs jeden Abend knuffelte). Wie zum Teufel hatte das wieder passieren können? Ein Monsterstreit mit Mum, wie so oft. Mum hatte einfach etwas an sich, das Emily in die Luft gehen ließ. Regelmäßig. Wie ein menschliches Feuerwerk. Achtung, Sicherung locker, bitte Abstand halten. Zisch, Knall, Plopp, Riesengetöse, Hausarrest. Es war so was von unfair! Außerdem war sie diesmal absolut im Recht gewesen. Billy Jenkins aus ihrer Klasse hatte nämlich beobachtet, wie sie ihrer Mum helfen musste, irgendein Zeug aus dem Abfallcontainer zu ziehen. Daraufhin hatte er überall herumposaunt, Emily lebte in einer Mülltonne. Als sie das mitbekam, hatte sie sich so dermaßen verkrampft, dass es einem medizinischen Wunder glich, dass sie sich überhaupt wieder entkrampfen konnte. Und alles nur wegen ihrer Mutter!

Der neuesten Beschwerde zufolge, die ihre Nachbarn beim Stadtrat eingereicht hatten, war ihre Mum eine »durchgeknallte irische Künstlerin, die rund um die Uhr Krach machte«. Emily stimmte den Nachbarn in allen Punkten zu, hätte allerdings noch ein »peinlich« zu der »durchgeknallten irischen Künstlerin« hinzugefügt. Würde ihre Mutter sie nicht ständig auf irgendwelche »Spezialmissionen« mitschleppen, um »wichtige Kunstmaterialien« aus Mülltonnen zu klauben, mit denen sich »originelle Skulpturen« herstellen ließen, dann wäre all das nicht passiert. Sie hätte sich in der Schule nicht in Grund und Boden schämen müssen, hätte nicht diese unglaubliche Wut angestaut und wäre nicht nach Hause gerannt, um ihrer Mutter um die Ohren zu hauen, wie peinlich sie ihre Aktionen fand: zum Beispiel einen Hummer aus dem Aquarium eines ultraschicken Restaurants zu retten. Als Pferd verkleidet in einen Bus zu steigen. Oder hinter die Büsche beim Sportplatz zu pinkeln, während Emily Sport hatte – um nur ein paar Highlights zu nennen. Emily hätte Mum nicht all die Dinge gesagt, die ihr rückblickend jetzt schon ein bisschen leidtaten. Und sie hätte sie nicht zum Weinen gebracht. Jedenfalls hatte ihr Dad Emily einen so krassen Zimmerarrest aufgebrummt, dass sie künftig wohl zu Hause unterrichtet werden musste.

Vielleicht hätte sie sogar zugegeben – wenn sie durch ein Wahrheitsserum oder so dazu gebracht worden wäre –, dass ihre große Klappe bei alledem nicht gerade hilfreich war. Ihre Mutter sprach gerne von der »Familienklappe«, als wäre es eine Erbkrankheit oder so. Wenn das stimmte, dann hatte die Krankheit Emily besonders heftig erwischt. Ihre Klappe machte sich nämlich einfach selbstständig, wenn sie sauer war oder sich schämte. Und Mum war nun mal ein Dauergrund zum Schämen. Deshalb hatte Emily sich auch nicht entschuldigt. Und deshalb durfte sie vor Weihnachten das Zimmer nicht verlassen.

Während sie so im Dunkeln lag, ließ ihre Wut etwas nach. Übrig blieb ein entsetzlicher Nachgeschmack. Konnte sie einfach hier liegen und nie wieder ein Wort mit Mum sprechen? Vielleicht könnte sie aus Protest ins Koma fallen? Allerdings hatte sie ziemlich Hunger. Streit war ein echter Energiefresser. Sollte sie kurz über den Kühlschrank herfallen?

FLAPP! Die Messingbriefkastenklappe unten in der Haustür schepperte. Verdammt, das durchkreuzte ihre Kühlschrankplünderpläne. Wer zum Teufel brachte ihnen mitten in der Nacht Post?

Jetzt quietschte das ungeölte Scharnier des Eingangstors. Emily setzte sich auf und spähte aus dem Fenster. Eine Gestalt verließ den Garten, so riesig und korpulent, dass sie nur seitwärts durch die Toröffnung passte – und auch nur knapp. Das Schwergewicht hielt einen kleinen schwarzen Regenschirm über sich, der sein Gesicht verdeckte. Emily presste ihre Nase gegen die Scheibe. Der Riese quetschte sich auf den Gehweg und ging davon, wobei er merkwürdig mit den Hüften schaukelte. Das alberne kleine Schirmchen hielt er immer noch über sich. Dabei regnete es gar nicht. Komischer Kauz.

Während Emily nach draußen starrte, drang ein vertrautes Geräusch zu ihr herauf: das leichte, metallische Drrring! einer Klingel. Jemand war aus dem Wohnzimmer gekommen und dabei gegen das Fahrrad im Flur gestoßen. Dort parkte Dad nämlich seinen großen, schwarzen Knochenrüttler von einem Drahtesel, mit dem er zur Arbeit ins Postamt fuhr. Es war völlig unmöglich, an dem Fahrrad vorbeizugehen, ohne die alte Blechklingel zum Bimmeln zu bringen. Und wieder klingelte es! Noch jemand ging in den Flur. Hilfe, was sollte sie sagen, falls Mum und Dad hochkamen, um ihr eine Standpauke zu halten?

Am besten schlafend stellen. Schnell brachte sie sich in eine eindeutige Schlaf-, wenn nicht sogar Koma-Position, und wartete. Sie hörte Gesprächsfetzen von unten, aber niemand kam die Treppe herauf. Eine geschlagene Minute harrte sie aus, dann kletterte sie aus dem Bett – was ihre Mum, die sie für extrem neugierig hielt, wieder einmal bestätigt hätte. Emily bahnte sich einen Weg durch den Hindernisparcours aus Büchern und Klamotten auf dem Boden und öffnete leise die Tür. Vorsichtig schlich sie auf den Treppenabsatz, wobei sie die knarzende Diele mied, schob ihren Kopf vor und spähte durch das Geländer nach unten.

Dad stand am Fuß der Treppe, vor der Haustür, Mum saß auf der untersten Stufe. Sie trug ihren langen dicken Mantel und schlüpfte gerade in die bunt angesprühten Armeestiefel, mit denen sie immer auf Müll-Tour ging. Dad blickte stirnrunzelnd zu ihr hinunter. In der einen Hand hielt er einen steifen cremefarbenen Briefbogen, in der anderen einen dicken ockerfarbenen Umschlag, auf dem zwei große schwarze, ziemlich altmodisch wirkende Briefmarken klebten. Das musste der Brief sein, den der Regenschirmriese eingeworfen hatte. Komischer Kauz hoch zwei.

»Aber das ergibt keinen Sinn, Maeve. Wer soll das Ding ausgetragen haben? Es ist noch vor Mitternacht, es kann also nicht mit der Nachtpost gekommen sein.« Mit steifem Finger tippte Dad auf den Umschlag. »Außerdem sind die Briefmarken nicht abgestempelt. Das entspricht nicht den Vorschriften.«

Mum blickte grinsend auf. »Aber das macht es doch gleich viel aufregender, oder?« Obwohl sie seit Emilys Geburt in London lebte, hatte sie nichts von ihrem rollenden, weichen irischen Akzent verloren.

Dads Stirnrunzeln vertiefte sich, als er laut vorlas:

»Ich bin gebeten worden, Dir zu schreiben, dass sich Patrick (aus Deiner Sippschaft) in todbringenden Schwierigkeiten befindet und um Deine sofortige Unterstützung bittet. Er beruft sich dabei auf den Treuekodex.«

Mum setzte ein Saure-Gurken-Gesicht auf.

»Todbringende Schwierigkeiten! Die ständige Sorge um Pat mit seinen ewigen Problemen hat Großtante Aoife ins Grab gebracht, das ist ein offenes Geheimnis.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es hilft nichts, ich muss hinfahren und mir selbst ein Bild machen. Ich bin die Einzige, die aus dem Spinner schlau wird.«

»Aber wieso bittet er ausgerechnet dich rüberzukommen? Nein, wenn du mich fragst: Du solltest dich da raushalten. Der Mann ist …« Hilflos wedelte Dad mit den Händen, ihm fehlten die Worte.

»Familie ist Familie, da kann man nichts machen.« Mum zuckte mit den Achseln.

Emily spitzte die Ohren. Tratsch-Alarm, allerhöchste Warnstufe! Mum redete nie, nie über ihre Familie. Wirklich NIE. Wie oft hatte Emily sie nicht deswegen gelöchert! Aber alles, was sie je aus ihrer Mum herausbekommen hatte, war: »Sie haben sich nicht gut verstanden.« Und als sie nachgebohrt hatte, wie das gemeint sei, hatte Mum nur geschwiegen. Was absolut außergewöhnlich war, denn eigentlich redete sie pausenlos.

Dad hielt den Brief gegen das Licht und beäugte ihn skeptisch.

»Irgendetwas stimmt da nicht. Er ist anonym gekommen und mit der falschen Post. Und Pat …«, es klang so, als würde er den Namen ausspucken, »… Pat will dich nach all den Jahren plötzlich wiedersehen.«

Der Blick, den er Mum zuwarf, war einer seiner ernstesten, das sah Emily selbst auf diese Entfernung. »Bist du sicher, dass es nicht eher etwas mit ihr zu tun hat?«

Über wen zum Teufel sprachen sie? Emily wurde fast verrückt vor Neugierde.

»Ach Quatsch, es ist doch Jahre her, dass wir die alte Schabracke zuletzt gesehen haben«, sagte Mum, über die komplizierten Schnürsenkel ihrer fetten Stiefel gebeugt.

Okay, sie sprachen über jemanden, den sie nicht mochten. »Schabracke« war eins von Mums Lieblingsschimpfwörtern für die Nachbarin, mit der sie Kleinkrieg führte.

»Egal, es ist trotzdem höchst merkwürdig. Wir sollten einen Brief an die Nachtwache schicken, die Sache melden.«

»Oh, absolut, das sollten wir auf jeden Fall tun.«

»Und du schnürst dir trotzdem weiter die Stiefel?« Dad beobachtete sie mit verschränkten Armen.

»Jup.«

»Du machst keine Anstalten, eine Briefmarke zu...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2020
Reihe/Serie Mitternachtsstunde
Mitternachtsstunde
Übersetzer Birgit Niehaus
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Romane / Erzählungen
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Schlagworte Abenteuer • Anderssein • Animagus • Fabelwesen • Fantasy • Fantasy-Abenteuer • Fantasy Buch Jungs • fantasy buch mädchen • Fantasy Paranormal • Freche Mädchen • Freundschaft • Geistergeschichte • Geisterwelt • Gestaltenwandler • Gestaltwandler • Grusel • Kinderbuch • Kinderbuch Abenteuer • Kinderbuch Action • Kinderbuch Einzelgänger • Kinderbuch Familie • Kinderbuch Mädchen • Kinderbuch Magie • Kinderbuch Monster • Kinder Fabelwesen • Kinder Fantasy • London • Mädchenbuch • Magie • Magischer Realismus • Märchen • Monster • Mystery • starke Heldin • Studio Ghibli • Vampir • Viktorianisches London • Zeitreise
ISBN-10 3-646-93030-6 / 3646930306
ISBN-13 978-3-646-93030-6 / 9783646930306
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