Dorian Hunter 34 - Horror-Serie (eBook)

Die Frau aus Grab Nr. 13

(Autor)

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2019 | 1. Aufl. 2019
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9095-7 (ISBN)

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Dorian Hunter 34 - Horror-Serie - Ernst Vlcek
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DIE FRAU AUS GRAB NR. 13

Die Tote streckte ihre Glieder, dass der Sarg in den Fugen ächzte. Von irgendwo war ein lautloser, aber eindringlicher Ruf gekommen, der sie aus dem Reich der Toten ins Diesseits holte.
»Aaahhh!« Ein Seufzer kam über die verfaulten Lippen, ein unheimlicher Laut, Lebenszeichen einer Untoten. Wieder reckte sie die knochigen Arme; die Gelenke knackten, Sehnen rissen.
Doch die Untote merkte es nicht; sie war gegen alle körperlichen Schmerzen gefeit. In ihrem Leben hatte sie viele Qualen zu ertragen gehabt, jetzt war ihr Körper schon seit langer Zeit tot - und blieb auch bei der Wiederkehr schmerzunempfindlich.
Nur ihre Seele war verwundbar ...

1. Kapitel

Bald würde es so weit sein. Neue Kraft durchströmte die morschen Knochen, die von verfaulten Sehnen und Muskelsträngen zusammengehalten wurden. Der ausgemergelte Körper drehte sich in dem engen Sarg polternd herum. Die Knochenhände drückten gegen den Deckel. Noch lagen Tonnen von Erde darauf, und dieses Gewicht trotzte selbst den magischen Kräften der Wiedergängerin.

Sie heulte vor Wut und Enttäuschung auf. So nahe war sie – die Freiheit! Vollmond stand bevor. Sie spürte es in ihren Knochen. Erneut heulte sie auf, stemmte ihren Körper ruckartig hoch. Und dieses Manöver wiederholte sie mehrmals, um sich bemerkbar zu machen. Sie wollte raus. Oben war es Nacht; die rechte Zeit, um aus dem Grab zu steigen. Irgendein Lebender musste doch das Poltern unter dem Grabhügel hören. Warum kam denn keiner mit Spitzhacke und Schaufel, um die Ursache der Geräusche zu ergründen?

Ihr verzweifelter Schrei erstickte in einem unartikulierten Gurgeln. Sie trommelte mit ihren Knochenfäusten wie rasend gegen den Sargdeckel.

Und dann kam von oben die Antwort. Wie aus unendlicher Ferne hörte sie aus dem Reich der Lebenden ein scharrendes Geräusch.

Endlich! Endlich!

 

»Achtung! Da kommt jemand!«, warnte die helle Stimme des Puppenmannes Donald Chapman.

Dorian kratzte mit dem Krummdolch etwas Eis von dem schmutzigen Fenster und sah zwei in Kapuzenmäntel gehüllte Gestalten über den Friedhof auf sie zukommen.

»Verstecken wir uns«, sagte der Dämonenkiller und zog sich schnell in den hintersten Winkel des Schuppens zurück. Er wollte vorerst noch unentdeckt bleiben.

Als er sich hinter einem aufgestellten Schubkarren in Sicherheit gebracht hatte, waren draußen bereits die knirschenden Schritte auf dem Schnee zu hören. Was hatten die beiden Gestalten zu dieser späten Stunde noch hier zu suchen? War er von den Dorfbewohnern gesehen worden, und hatten sie die Gendarmen auf ihn gehetzt? In diesem Fall würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als ihnen die Angelegenheit zu erklären.

Er überlegte sich bereits eine Geschichte, die er ihnen vorlügen konnte, ohne ihr Misstrauen zu erwecken. Die Wahrheit durfte er auf keinen Fall verraten. Sie hätten ihm nicht geglaubt. Er musste unwillkürlich grinsen, als er sich vorstellte, welche Gesichter die Landpolizisten machen würden, wenn er ihnen sagte, dass er vor wenigen Stunden noch in Albanien gewesen war, durch ein Tor ging, das aus purem Nichts zu bestehen schien – und sich auf einmal hier wiederfand. Das würde ein Spaß sein.

Aber Dorian war nicht zum Scherzen aufgelegt. Er war ziemlich sicher, dass es sich bei den beiden Kapuzenmännern nicht einmal um Polizisten handelte. Wahrscheinlicher war es, dass es Dämonendiener des Grafen Cyrano von Behemoth waren.

Nachdem sie das Tor verlassen hatten, waren sie in dieser Waldgegend wieder aufgetaucht. Von dem hässlichen Dämon mit dem Narbengesicht fehlte jede Spur. Dorian fand nirgends im Schnee Fußabdrücke, was ihn nicht sonderlich verwunderte. Er vermutete sogar, dass Graf von Behemoth sie absichtlich in diese Gegend gelockt hatte.

Dorian hielt den sichelförmigen Opferdolch bereit. Don hatte sich hinter einem Gartengerät verschanzt und hielt seine winzige Pistole im Anschlag. Als sie nichts Verdächtiges sahen, machten sie sich auf den Weg. Bei Einbruch der Dunkelheit waren sie in das Dorf gekommen, das kaum mehr als fünfhundert Einwohner zählte. Hier erhielt Dorian Gewissheit, dass sie sich auf österreichischem Boden befanden.

Donald Chapman drängte Dorian, ins Dorf zu gehen und sich nach einer Beförderungsmöglichkeit umzusehen, damit sie schnellstens nach Wien fahren konnten – zu Coco. Davon wollte der Dämonenkiller aber nichts wissen; denn möglicherweise rannten sie in dem Dorf geradewegs in eine Falle, die der Dämon von Behemoth für sie errichtet hatte. Dorian erinnerte sich noch zu gut an seine Drohung, sie zu vernichten. Deshalb beschloss er, die Nacht in einem Versteck zu verbringen und sich das Dorf bei Tag anzusehen. Im Tageslicht sah alles ganz anders aus.

Sie fanden auf dem Friedhof einen Schuppen, in dem Gartengeräte, Spitzhacken, Schaufeln und Schubkarren abgestellt waren. In einer alten Kommode war Handwerkszeug untergebracht, in Regalen standen gebrauchte Totenlichter und Blumentöpfe.

Dorian musste das Vorhängeschloss mit dem Opferdolch knacken. Es fand sich sogar ein Spirituskocher in dem Schuppen. Sie zündeten ihn an, um sich etwas zu wärmen, versteckten ihn aber hinter einer schnell errichteten Wand aus Ziegeln, damit das Licht vom Dorf aus nicht gesehen werden konnte.

Als Donald Chapman die Annäherung der beiden vermummten Gestalten gemeldet hatte, blies Dorian die Flamme aus. Jetzt hockte er mit angespannten Muskeln sprungbereit hinter der Schubkarre.

Die Schritte verhallten an der Tür des Schuppens. Ein Laut der Überraschung ertönte, dem ein missmutiges Gemurre folgte. Sicherlich wunderten sich die beiden, dass das Vorhängeschloss aufgebrochen war, und Dorian rechnete damit, dass sie die Holzhütte durchsuchen würden.

Er packte den Griff des Opferdolches fester, als die Tür sich langsam und knarrend öffnete. Die beiden Schatten erschienen in der Öffnung und traten ein. Ihre Bewegungen waren seltsam abgehackt, und sie gingen gekrümmt, als seien sie verwachsen. Sie sahen sich in dem Geräteraum um.

Und dann sagte der eine etwas – das heißt, er gab einen knurrenden Laut von sich. Wie als Antwort entrang sich der Kehle des anderen ebenfalls ein Geräusch, das so unheimlich war, dass Dorian ein Schauer den Rücken hinunterjagte.

Der Dämonenkiller versuchte einen Blick auf die Gesichter der beiden Vermummten zu erwischen, doch diese lagen im Dunkeln. Aber ihr Aussehen war nicht einmal von besonderer Bedeutung. Dorian erkannte auch so – an ihrer seltsamen Haltung, den eckigen, ungelenken Bewegungen und ihren Lauten, dass mit ihnen etwas nicht stimmte. Das waren keine normalen Menschen, sondern Dämonendiener, die auf dem Friedhof einen bestimmten Auftrag zu erledigen hatten.

Als der eine sich eine Spitzhacke griff und der andere einen Spaten, da ahnte Dorian, was die beiden Schauergestalten hergeführt hatte.

Dorian fand unter dem Gerümpel einen zerschlissenen Mantel, der nach Moder roch, aber er schützte ihn wenigstens vor der Kälte. Er zog ihn über, ließ Don unter den Mantelkragen schlüpfen und folgte den beiden seltsamen Gestalten ins Freie.

Obwohl sie Dorians Blicken entschwunden waren, fiel es ihm nicht schwer, sie zu finden. Er brauchte nur den Geräuschen zu folgen, die sie beim Graben machten.

Die beiden Gestalten gingen nicht besonders vorsichtig zu Werk, stießen Pickel und Schaufel kraftvoll in den gefrorenen Boden und gaben dabei schaurige Laute von sich.

Dorian ging um einen Lebensbaum herum, sprang aber sofort wieder zurück. Keine fünf Meter vor ihm befanden sich die beiden Vermummten. Der eine hob gerade die Spitzhacke hoch über den Kopf und ließ sie dann auf einen Grabhügel niedersausen; der andere stand am Kopfende und drückte mit dem Gewicht seines Fußes den Spaten ins Erdreich.

Dorian ging hinter einem Marmorgrabstein in Deckung und beobachtete.

»Das sind Leichenfledderer!«, sagte Donald Chapman dicht an Dorians Gesicht. »Möchte nur wissen, was sie mit der Leiche vorhaben.«

Die beiden schaufelten und gruben ohne Unterbrechung. Bald hatten sie ein so tiefes Loch gegraben, dass sie bis zu den Hüften darin verschwanden. Der eine legte schließlich seine Spitzhacke weg und kletterte aus dem Schacht. Dorian presste sich gegen die Rückwand des Grabsteines, als er ihn in seine Richtung kommen sah. Der Unheimliche stieß knurrende Laute wie ein gereiztes Raubtier aus. Als der Mond für einen Moment hinter den Wolken hervorkam, wurde das Gesicht unter der Kapuze etwas angeleuchtet. Dorian war, als sähe er einen grinsenden Totenschädel; er war sich aber nicht sicher.

Der Leichenfledderer ging nur knapp zwei Meter an dem Versteck des Dämonenkillers vorbei, ohne den Kopf nach links oder rechts zu wenden. Er verschwand im Geräteschuppen, kam gleich darauf wieder mit seiner Schaufel zurück, sprang damit ins Loch und war dem anderen bei der Aushebung des Schachtes behilflich.

Dorian versuchte die Inschrift auf dem gusseisernen Kreuz des Grabes mit der Nummer 13 zu lesen. Doch die Schrift war zu klein und außerdem abgeblättert. Er war nur sicher, dass der Vorname des Toten mit A begann.

»Don«, flüsterte er, »schau einmal nach, wie der Tote heißt und wann er gestorben ist. Sei aber vorsichtig.«

»Die beiden Leichenfledderer würden mich wahrscheinlich nicht einmal bemerken, wenn ich auf ihrer Nase herumtanzte, so vertieft sind sie in ihre Tätigkeit«, erwiderte der Puppenmann. »Ich kann höchstens erfrieren.«

Er kletterte aus seinem Versteck, sprang in den Schnee hinunter und versank bis zu den Schultern darin. Dorian holte ihn mit zwei Fingern heraus. Don gab einen verächtlichen Laut von sich, schüttelte ihn ab und rannte in großen Sprüngen davon.

Als er bei dem Grab Nummer 13 ankam, wurde er beinahe von den Erdbrocken verschüttet, die einer der Leichenfledderer neben der Grube ablud. Er konnte sich gerade noch durch einen Satz zur Seite aus der Gefahrenzone bringen.

Der Puppenmann begnügte sich mit einem kurzen Blick auf die Inschrift und kehrte zum Dämonenkiller zurück. Er erstattete erst Bericht, nachdem er in Dorians Mantel Schutz gesucht hatte.

Seine Zähne klapperten aufeinander, als er sagte: »Die Tote ist eine Frau und heißt Agnes Houlkmann. Sie ist vor sieben Jahren im...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2019
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9095-X / 373259095X
ISBN-13 978-3-7325-9095-7 / 9783732590957
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