Sinking Ships (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45661-3 (ISBN)
Tami Fischer wurde in Hessen geboren und ist gelernte Buchhändlerin. Mit ihren Romanen Burning Bridges,Sinking Ships, Hiding Hurricanes und Moving Mountains landete sie auf der Spiegel-Bestsellerliste und für ihr Debüt erhielt sie Gold beim Lovelybooks Leserpreis 2019. Wenn sie nicht gerade an neuen Ideen arbeitet, tauscht sie sich auf Instagram (@tamifischerr) mit ihren Leser*innen aus und berichtet aus ihrem kreativen Alltag mit zwei Katzen und jeder Menge Büchern.
Tami Fischer wurde in Hessen geboren und ist gelernte Buchhändlerin. Mit ihren Romanen Burning Bridges,Sinking Ships, Hiding Hurricanes und Moving Mountains landete sie auf der Spiegel-Bestsellerliste und für ihr Debüt erhielt sie Gold beim Lovelybooks Leserpreis 2019. Wenn sie nicht gerade an neuen Ideen arbeitet, tauscht sie sich auf Instagram (@tamifischerr) mit ihren Leser*innen aus und berichtet aus ihrem kreativen Alltag mit zwei Katzen und jeder Menge Büchern.
Kapitel 1
Und wieder vibrierte das Handy in meiner Hosentasche. Ich gab mir alle Mühe, es zu ignorieren und mich auf meinen Professor zu konzentrieren, der den Hörsaal seit einer Stunde mit verschiedenen Marketingstrategien auf Trab hielt. Meine Notizen waren von Anfang an unordentlich und zusammenhanglos gewesen, weshalb ich bereits nach einer halben Stunde aufgehört hatte, mitzuschreiben. Ausgerechnet heute hatte ich den Laptop zu Hause vergessen. Oskar, einer meiner kleinen Brüder, hatte verschlafen und den Schulbus verpasst, also hatte ich ihn fahren müssen. Der Morgen war so hektisch gewesen, dass der Laptop leider nicht den Weg in mein Auto gefunden hatte. Verdammter Mist. Mein Marketingkurs würde zwar in wenigen Minuten vorbei sein, doch jede einzelne davon fühlte sich an wie Stunden. Ich hatte keine Ahnung, wovon Professor MacKenzie sprach. Außerdem nuschelte der alte, dürre Mann, als hätte er sein Gebiss verlegt.
Wieder vibrierte das Handy in meiner Hosentasche, und ich grollte leise, ehe ich es herausfischte und unter dem Tisch die neuen Nachrichten las.
Oskar: Carla!!! Mateo hat mich geschlagen und mir meinen Gameboy weggenommen!!
Oskar: Wann kommst du nach Hause? Mateo hat die Reste vom Abendessen alle aufgegessen!
Alma: ¡Hola, Mariposa! Kannst du morgen im Salon aushelfen? Marias Sohn ist krank und hat sie angesteckt.
Oskar: Carla!! Mateo hat wieder Besuch von seinen Freunden, und sie rauchen Zigaretten in der Wohnung!!!
Mateo: Kannst du mir zehn Dollar geben?
Ein entnervtes Stöhnen entfuhr mir.
Offenbar war es ein wenig lauter als gedacht, denn mehrere Köpfe drehten sich zu mir herum.
Ich versuchte, mich auf meinem Stuhl klein zu machen, und legte verdrossen den Kopf auf dem Tisch ab. Wieso schafften es meine kleinen Brüder nicht, einen einzigen verfluchten Nachmittag lang allein miteinander auszukommen? Und Mateo hatte wieder seine verdammten Freunde zu uns nach Hause eingeladen! Mierda. Ihm würde der Ärger seines Lebens blühen, wenn ich ihn in die Finger bekam.
Unauffällig tippte ich unter dem Tisch Antworten an Tante Alma und die Jungs, ehe ich das Telefon wieder wegsteckte.
»Miss, langweile ich Sie?«
Erschrocken hob ich den Kopf und starrte Professor MacKenzie an, dessen missbilligender Blick ausgerechnet auf mir ruhte.
Wie auch die Aufmerksamkeit des Hörsaales.
Ich biss die Zähne zusammen. »Nein, Sir. Natürlich nicht, im Gegenteil.«
»Wie war noch gleich Ihr Name?«
»Carla Santos, Sir.«
Der alte Mann schenkte mir ein kühles Lächeln. »Wenn ich mich nicht irre, haben Sie die ganze Vorlesung an Ihrem Telefon verbracht, richtig, Miss Santos? Sicher haben Sie kein Problem damit, bis nächste Woche Freitag eine kleine Hausarbeit über operatives Marketing zu schreiben. Zehn Seiten sollten reichen.«
Ich zwang mich, nicht zu fluchen, und ballte stattdessen die Hände zu Fäusten. Das war bereits das dritte Mal dieses Semester, dass ich einen solchen Dämpfer von einem Dozenten aufgedrückt bekommen hatte. Deshalb erwiderte ich nichts, atmete tief durch und fixierte so lange meinen Tisch, bis MacKenzie endlich seine genuschelte Vorlesung fortsetzte.
Jemand pikste mich mit einem Stift in den Arm.
Ich blickte zur Seite und begegnete Austin Fullers lässigem Grinsen.
Großartig.
Meine Laune sank immer weiter.
»Hey, Carla«, flüsterte er und beugte sich zu mir herüber. Der Duft seines teuren Eau de Parfums stieg mir dabei in die Nase. »Morgen Abend schmeiße ich eine kleine Party. Du solltest wirklich kommen, das wird lustig.«
Austin und seine Mitbewohner waren am ganzen Campus bekannt für die legendären Partys in ihrem Verbindungshaus. Die ahnungslosen Freshmen fühlten sich immer wie ganz besondere Schneeflocken, wenn Austin oder die anderen Jungs sie einluden – natürlich hauptsächlich, um sie der Reihe nach flachzulegen. Ich war zwar nicht dämlich genug, um darauf hereinzufallen, hatte meine Dämlichkeit aber auf eine andere Art und Weise bewiesen.
Ich hob eine Augenbraue und musterte Austins selbstbewusstes Gesicht, das Funkeln in seinen blauen Augen und das zerzauste schwarze Haar. Beinahe wäre mir eine scharfe Antwort herausgerutscht, doch ich ermahnte mich, nett zu sein.
Ich wusste, dass ich einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Es war Silvester gewesen, vor fast zwei Monaten. Meine Brüder hatten die gesamte Woche nach Weihnachten bei meiner Tante verbracht, weshalb ich neben meinem Job als Barkeeperin tatsächlich vorübergehend so etwas wie ein Leben gehabt hatte. Also war ich, wie auch der Rest meiner Freunde, auf Austins Silvesterparty gegangen. Ich hatte nicht nur zu viel getrunken, irgendwie war es auch dazu gekommen, dass Austin und ich im Bett gelandet waren. Jede Menge Alkohol und meine gewaltige Durststrecke von über einem Jahr hatten mich schwach werden lassen. Der Sex war nicht unbedingt schlecht gewesen, doch er erwies sich nun als wirklich dämlicher Fehltritt. Der Kerl hing an mir wie eine Klette. Er rückte mir einfach nicht mehr von der Pelle, und es gab nichts, was ich tun konnte, um ihm klarzumachen, dass wir diese Nacht niemals wiederholen würden. Ich hatte keine Zeit für Dates. Und für Sex auch nicht. Vor allem nicht mit so einem selbstgefälligen Sportlertypen wie Austin Fuller.
»Ich besuche deine Partys nicht mehr, Fuller«, flüsterte ich zurück. »Das wissen wir beide. Ich gehe auch nicht mit dir aus oder sitze in der Mensa am Tisch mit dir und den anderen Wasserratten.«
Austin war Mitglied des Schwimmteams unseres Colleges. Und es gab kaum etwas, das mir befremdlicher vorkam als unser Schwimmteam. Allein die Vorstellung, freiwillig in tiefes Wasser zu springen, sorgte bereits dafür, dass mir schlecht wurde, und sie redeten von nichts anderem. Irgendetwas stimmte doch mit denen nicht.
Austin verzog keine Miene, was mich augenblicklich auf die Palme brachte. Dios mío, war es so schwer, eine Abfuhr zu akzeptieren? Ich versuchte ja nicht, die Sache schönzureden. Ich sagte ihm ins Gesicht, was ich dachte, wie ich es immer tat. Aber es war jedes Mal dasselbe. Vielleicht sollte ich dankbar dafür sein, dass er mich daran erinnerte, mich von Kerlen fernzuhalten. Was für eine Zeitverschwendung.
Austin lächelte verwegen und fuhr sich mit den Fingern durch das schwarze Haar. »Na schön. Dann könnten wir ja mal zusammen lernen oder so. Wenn du willst, helfe ich dir mit der Studie aus der letzten Vorlesung, mit der du Probleme hattest.«
Ein Klingeln gellte durch den Saal und ließ jeden der circa zweihundert Studenten aufatmen.
Ich packte meine Sachen ein und beeilte mich aufzustehen. »Ich werde nicht mit dir lernen«, erklärte ich genervt und schulterte meine Tasche. »Frag doch eine deiner Wasserratten-Freundinnen, ob sie Zeit mit dir verbringen will. Aber ich habe kein Interesse.«
Unerschütterlich grinste er und zuckte mit den Schultern. »Eines Tages vielleicht …«
»Ay, no!«, unterbrach ich ihn und hob einen Finger vor sein Gesicht. »Nicht eines Tages. Niemals, comprendes?«
Diesmal verblasste das Lächeln auf seinen Lippen, und ich nahm das als funkelnden Hoffnungsschimmer. Bevor Austin noch etwas erwidern konnte, drehte ich mich um und eilte auf meinen hohen Absätzen aus dem Hörsaal.
Freitag war einer der wenigen Tage, an denen ich bis zur letzten Vorlesung am Campus bleiben konnte. Die restlichen Tage unter der Woche musste ich meine Brüder von einem Training zum nächsten kutschieren, mit ihnen lernen, aufräumen, kochen oder einkaufen. Oder ich musste im Salon meiner Tante aushelfen. Ein egoistischer Teil von mir genoss es, freitags länger hierbleiben zu können, auch wenn ich dabei ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte.
Ich verließ Millard House und steuerte den Weg zum Parkplatz an, zwischen alten Magnolienbäumen und ordentlich gemähten Rasenflächen. Die Luft war schneidend kalt und drang durch meine Winterjacke. Zu dieser Jahreszeit sah selbst die Fletcher University ein wenig trostlos aus. Die in Efeu gehüllten Gebäude mit ihren roten Ziegelsteinen und weißen, großen Fenstern ragten neben Neubauten aus Glas und Beton in einen grauen Himmel. Die Bäume auf dem ganzen Campus waren allesamt kahl, und jeder trug noch immer seine dicksten Jacken, obwohl wir zuletzt vor zwei Wochen Minustemperaturen gehabt hatten.
Mein Handy vibrierte erneut, noch bevor ich mein Auto erreicht hatte. Entnervt nahm ich den Anruf an.
»Carla, Mateo hat Pizza bestellt!«, rief Oskar in den Hörer. Mein zehnjähriger Bruder klang ein wenig hysterisch.
»Was ist daran so schlimm?«, erwiderte ich.
»Er hat kein Bargeld!«
Ich stöhnte auf und stieg in meinen Wagen. »Wieso bestellt er dann Pizza?«
»Keine Ahnung! Der Pizzalieferant ist richtig sauer!«
»Ay, ich bin gleich zu Hause, ich habe Bargeld. Sag Mateo, dass ich jeden einzelnen seiner Freunde umbringen werde, sollten sie noch da sein, wenn ich zurück bin.«
»Wird gemacht«, erwiderte Oskar und klang erleichtert. »Dann bis gleich. Ich gebe dem Pizzamann Bescheid!«
Ich beendete das Gespräch, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Müdigkeit machte sich in mir breit. Ich wusste nicht, wann ich zuletzt mehr als fünf Stunden geschlafen hatte. Es war unfair. Jeder andere Student konnte sich auf Vorlesungen und Partys konzentrieren. Nur ich musste mich außerdem noch um Jobs und zwei Nervensägen...
Erscheint lt. Verlag | 1.10.2019 |
---|---|
Reihe/Serie | Fletcher University | Fletcher University |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Angst vor Wasser • Berühre mich. Nicht. • burning bridges • Carla Santos • Carla und Mitchell • Coach • College • college liebesromane deutsch • Deutsche Autorin • Dramatische Liebesromane • Ertrinken • Familie • Fletcher University 2 • Herzschmerz • Kelly Moran • Laura Kneidl • Liebesromane deutsch • Liebesromane Reihe • Liebesromane Serie • Liebesromane Taschenbuch • Mitchell • Mona Kasten • Mr. Grey • New Adult • new adult bücher • new adult liebesromane • new adult romane • readingteabag • Redwood Love • Romance • romantische Liebesgeschichte • romantischer Liebesroman • romantische romane • Save me • save us • save you • Schwimmteam • Someone New • tamifischer • Tami Fischer • USA • Verliere mich. Nicht. • Wattpad • Young Adult Liebesromane • Young Romance • youtube |
ISBN-10 | 3-426-45661-3 / 3426456613 |
ISBN-13 | 978-3-426-45661-3 / 9783426456613 |
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