Die Phileasson-Saga – Elfenkrieg (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020
752 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-23430-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Phileasson-Saga – Elfenkrieg - Bernhard Hennen, Robert Corvus
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Asleif Phileasson, der größte aller Entdecker, führt den Zug der Bettler einer Heimat entgegen. Dort finden die Elenden Hoffnung, doch auch Gefahren drohen - von eitlen Reichen ebenso wie vom geschuppten Volk des Dschungels und den Bestien, die in grünen Schatten jagen. Beorn den Blender hat es derweil in eine fremde Welt verschlagen. Nebelverhangene Gestade locken mit Zauber und einer Schönheit, die Aventurien seit Jahrtausenden entbehrt - und mit Schätzen, die dem größten aller Plünderfahrer einen Hort versprechen, wie ihn noch kein Thorwaler jemals besessen hat.



Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.

1   WELTENREISENDE

Shaltyr, Rosentempel,

am Tag von Beorns Entrückung

Beorn Asgrimmson nahm die Flöte von seinen Lippen. Fassungslos starrte er auf das hüfthohe Wasser, in dem er mit seiner Ottajasko stand. Schwaches blaues Licht schimmerte durch die nach innen gewölbten, blauen Steinwände des Tempels, den sie inmitten der zerstörten Elfenstadt gefunden hatten, von der für wenige Stunden ihr Grabtuch aus Wüstensand gehoben war.

Er hatte das Gefühl gehabt, durch blaues Licht zu stürzen, aber das war nur Blendwerk gewesen. In Wahrheit hatte er den Tempel nicht verlassen. Es war Phileasson, der entrückt worden war!

Wütend sah der Thorwaler zu der Elfengöttin auf. Die Statue auf dem Sockel war reglos. Sie hielt nun das Schwert und den Kelch, den sie ihr gebracht hatten. Ihre Augen waren hinter einer Binde verborgen, und dennoch hatte Beorn das Gefühl, dass sie spöttisch auf ihn herabblickte.

»Ich war es, der gewonnen hat!«, zischte er zornig. »Warum wurde Phileasson entrückt?« Er sah auf die Knochenflöte in seinen Händen, auf der er eben noch gespielt hatte. »Ich hätte hinter den Nebel treten sollen, wo dieser König …« Er versuchte, sich an den seltsamen Namen zu erinnern, den die Göttin ihnen genannt hatte, als sie noch in der Statue gewesen war. »Fenrien? Fenrien! Ich sollte ihn holen und nicht Phileasson!«

Die Antwort der Göttin war ein fein gemeißeltes Lächeln.

»Die Elfenschlampe hat uns reingelegt!«, fluchte Eilif Sigridsdottir. »Angelogen hat sie uns! Dafür leg ich der Metze ihr steinernes Haupt zwischen die Füße! Und dann …«

»Nicht!« Galayne der-im-Schildwall-steht packte die hünenhafte Kriegerin beim Arm und versuchte sie zurückzuhalten.

»Meine Axt hole ich«, tobte Eilif. »Und dann ist die Betrügerin …«

»Genug!«, rief Beorn. Er war verwundert, dass Eilif als Strafe für die Gotteslästerung noch nicht versteinert oder zu Asche verbrannt war. Auch wenn die Göttin sie betrogen hatte, standen sie hier im Haus Orimas, vor ihrem Angesicht. Er war sich sicher, dass sie jedes Wort hörte, das hier gesprochen wurde.

»Du schwatzt uns noch alle ins Grab!«, unterstützte ihn Leif Katlasson und packte Eilifs anderen Arm. Wenn man ihn nicht mit schönen Frauen und Wein unbeaufsichtigt ließ, neigte der Drachenführer, der Beorn schon auf der Seeschlangenjagd begleitet und den er in Zorgan aus dem Kerker geholt hatte, durchaus zur Vernunft.

»Mich wird man zumindest in ein Heldengrab legen!« Eilif bäumte sich gegen die beiden auf, und es war augenscheinlich, dass auch die vereinte Kraft von Galayne und Leif nicht lange ausreichen würde, um sie im Zaum zu halten.

»Dein Grab wird dieser Tempel sein, wenn du nicht still bist!« Beorn hob seine Stimme nicht. Er legte auch keine schneidende Schärfe in die Worte. Er sprach mit der sachlichen Ruhe, mit der man im Olporter Herbst einen weiteren Tag voller Nebel und Regen ankündigte, wenn man nach dem Aufstehen einen ersten Blick aus der Tür des Langhauses warf.

»Still!«, befahl Zidaine Barazklah. Die schlanke, schwarzhaarige Fechterin hob warnend die Hand. »Schritte.«

Augenblicklich verstummten alle. Sie blickten auf den Durchgang, welcher der Statue der Orima gegenüberlag. Der Tempel der Göttin war ungewöhnlich aufgebaut. Seine Kammern waren im Kreis angeordnet und die Durchgänge so angelegt, dass man nie weiter als in die nächstgelegene Kammer sehen konnte. Zudem waren das Allerheiligste und die angrenzenden Kammern mit Wasser geflutet, sodass Beorn bis zu den Hüften in frischem Quellwasser stand.

Jetzt waren auch Stimmen zu vernehmen. Zunächst nur ein Raunen aus ungewisser Richtung. Es klang seltsam melodisch, wie zwei einander umschmeichelnde Stimmen. Ganz so, wie es sich anhörte, wenn Galayne sprach.

Beorn blickte zu dem Elfen, und Galayne nickte. Wer war dort? Der verrückte Elf aus dem Gefolge Phileassons?

Bevor sie in das Allerheiligste der Orima getreten waren, hatten sie ihre Waffen und Kleider abgelegt und sich rituell gewaschen. Nun standen sie nackt und mit – abgesehen von der Knochenflöte – leeren Händen vor der Göttin.

Beorn bedeutete seiner Ottajasko, ihm leise zu folgen. Seine Nacktheit war ihm gleichgültig, aber unbewaffnet zu sein … Diese Göttin, die ihn, den Sieger, verraten hatte, würde ihn ganz gewiss nicht schützen, wenn dort ein Feind kam. Er konnte nur dem Stahl seines Schwerts vertrauen. Und der Treue seiner Gefährten. Mit den Verstärkungen, die Leif Katlasson mitgebracht hatte, war seine Ottajasko eine schlagkräftige Truppe. Die beiden Bogenschützinnen und Schwestern Valgerd und Isgerd Snorradottir, der Schiffbaumeister Einar Knutson war zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber was ihm an Wildheit fehlte, glich der walwütige Finnleik Skarfson mehr als aus. Und auch der Schiffsjunge, Arn Gamalson, war schon Manns genug, um verwundeten Feinden die Kehlen durchzuschneiden. Und da waren noch Olav Stirson, sein alter Steuermann und treuer Freund, und Eimnir Hermson mit seiner Vorliebe dafür, Dinge in Brand zu setzen. Zusammen mit Zidaine waren diese beiden die Letzten aus der Ottajasko, mit der er vor so vielen Monden aus Thorwal aufgebrochen war. Diese Reise hatte einen hohen Blutzoll gefordert. Auch wenn es ihm nicht behagte, hatte er seine Mannschaft um Recken erweitern müssen, die nicht in Thorwal und erst recht nicht nördlich der Grauen Berge geboren waren. Und sie hatten sich bewährt, so wie der geheimnisvolle Elf, der sich den Ehrennamen der-im-Schildwall-steht erfochten hatte oder die zierliche Selime saba Anaram, in deren vernarbter Brust wahrlich das Herz einer Heldin schlug. Wenn sie sich in den Kampf stürzte, achtete sie weder auf Leib noch Leben, bis ihre Gegner tot am Boden lagen. Wäre sie eine Thorwalerin, dann hätte Beorn auch in ihr eine Walwütige vermutet. Ungewiss war hingegen, was Nazanin Ahmadine bringen würde. Die Intrigen Zorganer Hofpolitik hatten dazu geführt, dass die junge Frau sich ihnen angeschlossen hatte. Leif war in sie verliebt und hatte sie sogar geheiratet, doch sie ließ keine Gelegenheit aus, ihre Abneigung gegenüber dem viel älteren Thorwaler zu zeigen. Er sollte Nazanin loswerden. Sie brachte nur Ärger in die Ottajasko. Ganz anders als Dolorita da Calazar, die Hexe, der er zum ersten Mal vor langen Jahren in Porto Paligan an der Seite des Fechters Orelio begegnet war. Mit ihrer Möwe Pepito, die selbst hier im Tempel nicht von ihrer Seite gewichen war, hatte Dolorita der Ottajasko als Späherin schon oft unschätzbare Dienste erwiesen. Manch einer unter ihnen sah nur dank ihrer Heilkünste noch den Heimatstern vor dem Schiffsbug stehen.

Nah bei dem weiß gefiederten Vogel stand die gertenschlanke, fast schon hagere Zidaine Barazklah. Auch wenn sie keine Thorwalerin war, begleitete sie Beorn seit dem ersten Tag der Reise und war mit ihm auch zuvor schon oft auf Plünderfahrt gegangen. Die junge Frau umgab eine Düsternis, von der er sich angezogen fühlte, auch wenn ihr Mord an dem Geweihten Praioslob die meisten anderen in der Ottajasko auf Abstand zu ihr gebracht hatte. Sie hatte eine Grenze überschritten, vor der selbst abgebrühte Plünderer zurückschreckten, und an den Lagerfeuern in der Wüste unverblümt darüber gesprochen. Leif, Olav und sogar Dolorita hatten ihn gewarnt, bei einer Wettfahrt, bei der so viel von der Gunst der Götter abhing, eine Geweihtenmörderin in seinen Reihen zu dulden. Beorn hatte dies erwogen und verworfen. Phileasson hatte ihn im Himmelsturm allein im Kampf gegen Chimären und Nachtalben zurückgelassen. Als der Foggwulf die große Treppe zerstört hatte, musste er damit gerechnet haben, dass Beorns gesamte Ottajasko umkommen würde. Auch die Geweihte Lenya. Dennoch hatte ihn das nicht von seiner Tat abgehalten. Und warum auch? Dieser Wettkampf war nicht wie ein Turnier im Mittelreich, bei dem man mit stumpfen Lanzen gegeneinander antrat.

Als Beorn in die angrenzende Kammer gelangte, konnte er deutlich die fremden Stimmen verstehen. Dieser Bereich des Rosentempels war so angelegt, dass man durch hüfthohes Wasser watete. Er diente dem rituellen Bad, bevor man vor die Göttin trat. Die Türen der verschiedenen Kammern lagen versetzt, sodass man nie mehr als die angrenzende Kammer sehen konnte. Durchscheinende Alabasterwände sorgten für ein diffuses Licht. Nicht mehr weit. In der angrenzenden Kammer …

Zidaine packte ihn beim Arm und hob alarmiert die Linke.

Die Ottajasko verharrte.

Da waren Geräusche. Klirrende Schritte, wie von einem Mann in schwerer Rüstung. Gleich in der nächsten Kammer. Das konnte nicht Salarin sein!

»Was sind das für Lumpen?«, fragte jemand auf Thorwalsch, ganz ohne Akzent und doch sprach da ganz gewiss kein Thorwaler.

»Und sieh nur, diese seltsamen Waffen und Rüstungen …« Die einander umspielenden Doppelstimmen waren klar und deutlich zu verstehen. Elfen!

Er war zu spät, musste Beorn einsehen. Sie hatten den Wettlauf um die Waffen verloren. Und dort, in der nächsten Kammer, wartete keinesfalls Salarin auf sie. Der Elf aus dem Gefolge Phileassons hätte sich nicht über den Fund gewundert. Schwerter und Schilde der Thorwaler waren ihm vertraut.

Beorn schritt weiter durch das hüfthohe Wasser. Zidaine ging dicht neben ihm. Sie war klug. Ganz gewiss war ihr klar, dass sie sich einer unbekannten Gefahr stellten. Und dennoch war sie bei ihm. War ihm näher als irgendjemand sonst aus seiner Ottajasko. Und deshalb würde er immer zu ihr stehen.

Mutig waren seine Recken alle – außer vielleicht Halef ben Omar, der Kameltreiber aus der...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2020
Reihe/Serie Die Phileasson-Reihe
Die Phileasson-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer und Gefahren • Das Schwarze Auge • eBooks • Elfen • Fantasy • fantasy-bestseller • Götter • High Fantasy • Magie • Rollenspiel • Seefahrer • Wettfahrt
ISBN-10 3-641-23430-1 / 3641234301
ISBN-13 978-3-641-23430-0 / 9783641234300
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