Das Grab unter Zedern (eBook)

Leon Ritters vierter Fall

(Autor)

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2018 | 4. Auflage
320 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1728-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Grab unter Zedern -  Remy Eyssen
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Die gefährlichen Geheimnisse der Insel Porquerolles - der vierte Fall für Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter Zu Beginn der Sommersaison wird ein vermeintlicher Kindermörder aus dem Gefängnis entlassen. Das Berufungsgericht in Toulon hat ihn aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ganz Le Lavandou steht Kopf. In dieser aufgeladenen Atmosphäre wird ein Toter am Strand gefunden. Der Mörder scheint klar zu sein, aber Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die einfache Variante. Seine Nachforschungen führen ihn auf die idyllische Insel Porquerolles. Tiefer und tiefer gräbt er sich in die Geschichte der Inselbewohner, aber seine Nachforschungen gefallen nicht allen. Denn alles deutet daraufhin, dass der Täter von damals dabei ist, weitere Verbrechen zu begehen. Doch niemand will ihm glauben...

Remy Eyssen, geboren 1955 in Frankfurt am Main, arbeitete als Redakteur u.a. bei der Münchner Abendzeitung. Anfang der Neunzigerjahre entstanden seine ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller. Mit seiner Krimireihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter begeistert er seine Leserinnen und Leser immer wieder aufs Neue und landet regelmäßig auf der Bestsellerliste.

Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller. Von Remy Eyssen sind bei uns bereits erschienen: Tödlicher Lavendel , Schwarzer Lavendel, Gefährlicher Lavendel

2. Kapitel


Isabelle stand am Fenster ihres Büros und genoss ihren ersten Schluck aus dem Cappuccino-Becher, den sie sich gerade am Automaten der Polizeistation geholt hatte. Dies würde wahrscheinlich der einzige entspannte Augenblick des Tages sein und sie wollte ihn genießen. Der Blick auf den Hinterhof der Gendarmerie Nationale war alles andere als aufregend, und ihr Büro wirkte eher schlicht. An der Wand eine Karte der Region und auf dem Tisch zwei Fotos in Holzrahmen. Eines von ihrer Tochter Lilou und ein zweites, auf dem sie zusammen mit ihrer Tochter und Leon zu sehen war. Dieser Raum war vielleicht nicht besonders repräsentativ, aber Isabelle liebte ihn, es war ihr Büro. Auf dem Messingschild an der Tür stand ihr Name, Isabelle Morell, und darunter in Großbuchstaben »Stellvertretende Polizeichefin«. Und das war wirklich etwas Besonderes. Sie war die erste Frau, die es in der einhundertjährigen Geschichte des Ortes auf diese Position geschafft hatte.

In diesem Moment hielt ein Streifenwagen im Hof der Polizeistation. Der Beamte öffnete die hintere Tür und eine Frau schob sich von der Rückbank. Isabelle erkannte die Besucherin sofort. Sie wurde nicht zum ersten Mal auf die Wache gebracht. Und heute war Markttag.

Pilar war knapp 1,55 Meter groß und recht mollig um die Hüften. Das verlieh der energischen Frau die Form eines Brummkreisels, bei dem man ständig darauf wartete, dass er jeden Moment aus dem Gleichgewicht geraten müsste. Aber Pilar bewegte sich mit geradezu tänzerischer Anmut. Sie behauptete, 45 Jahre alt zu sein, aber jeder in der Gendarmerie wusste, dass sie mindestens 15 Jahre älter war. Mit den schwarzen Haaren, den blauen Augen und der dunklen Gesichtsfarbe, die ihre Fältchen verschwinden ließ, konnte sie durchaus als Endvierzigerin durchgehen. Pilar bezeichnete sich selber als »Zigeunerin« und gab als Geburtsort Sainte-Maries‑de-la-Mer an. Aber Isabelle wusste, dass sie aus einer Romafamilie in Rumänien stammte und der Vater Bürstenmacher in Bukarest war. In jedem Fall war Pilar eine anstrengende Person.

Isabelle packte schnell ihre Unterlagen zusammen. In wenigen Minuten sollte die Besprechung beginnen, bei der sie unbedingt dabei sein wollte. Sie schaltete ihr Telefon zur Zentrale um und griff nach ihrem Block, als es klopfte, die Tür aufging und ein nordafrikanisch aussehender Polizist hereinspähte.

»Was gibt’s, Moma?«, fragte Isabelle.

»Pilar«, sagte der Mann und schaute mit genervtem Augenaufschlag zur Decke. »Sie sagt, sie will nur mit dir reden.«

»Ich hab jetzt wirklich keine Zeit. Frag jemand von der Bereitschaft. Ich muss in die Konferenz.«

»Ich auch«, sagte Moma und sein Gesichtsausdruck sagte: Bitte, lass mich mit der Verrückten nicht alleine!

In diesem Moment drängte sich Pilar an Moma vorbei in das Büro. Als sie Isabelle sah, hob sie wie in tiefer Verzweiflung beide Arme und setzte einen tragischen Blick auf.

»Was habe ich getan? Mutter Gottes, was habe ich getan …?«

»Ich muss los«, unterbrach Isabelle die Frau, ohne das Theater zu beachten. Sie deutete auf Moma. »Reden Sie mit Lieutenant Kadir.«

»Lassen Sie mich nicht allein mit diesem Pharisäer, Madame Commandante«, rief Pilar, als stände die Apokalypse bevor.

»Ich bin nur Capitaine«, sagte Isabelle ungerührt.

»Sie hat mal wieder ihren Kram ohne Genehmigung auf dem Markt verkauft.«

»Warum Genehmigung? Brauche ich Genehmigung zum Atmen, brauche ich Genehmigung zum Leben? Sie müssen helfen!«

Isabelle sah, wie Moma unauffällig das Zimmer verließ.

»Ich habe jetzt eine Besprechung.«

»Ich habe ihn wieder gesehen!«

»Wen haben Sie gesehen?«

»Den weißen Riesen«, sagte Pilar mit in die Ferne gerichtetem Blick. »Auf der Insel. Den Erzengel Gabriel, mit seiner Fee.«

Isabelle sah Pilar in die Augen. »Ich verstehe. Und der Erzengel hat Ihnen gesagt, dass Sie heute auf den Markt gehen sollen, stimmt’s?«

Pilar nickte.

»Aber er hat Ihnen keine Genehmigung mitgegeben.« Diesmal schüttelte Pilar energisch den Kopf. »Und darum müssen Sie jetzt sechzig Euro Strafe zahlen. Da kann man leider nichts machen.«

Isabelle erwartete jetzt das große Klagelied, aber ihre Besucherin schien sich gar nicht für die Strafe zu interessieren. Sie zog ein schmutziges Marmeladenglas der Marke »Bonne Maman – Abricot« aus ihrer Tasche und drückte es Isabelle in die Hand.

»Das habe ich Ihnen mitgebracht«, sagte Pilar und sah sich verschwörerisch um, als müsste sie sich überzeugen, dass sie auch wirklich allein waren.

Isabelle betrachtete das verdreckte Behältnis, in dem sich scheinbar ein etwa drei Zentimeter langes Stück Holz befand, das sich an beiden Enden verdickte. »Was soll ich damit?«

»Das ist ein Knochen«, sagte Pilar und nach kurzer dramatischer Pause: »Menschenknochen …«

»Danke«, sagte Isabelle unbeeindruckt und stellte das Glas auf ihren Schreibtisch. »Ich gebe es später weiter. Jetzt bringe ich Sie zu den Kollegen, für die Genehmigungen.«

Wenige Minuten später lief Isabelle den Flur entlang und öffnete die Tür zum sogenannten Einsatzraum. Er war brechend voll und die Besprechung hatte bereits begonnen. Am großen Tisch quetschte sich Isabelle auf den letzten freien Platz.

»Schön, dass Sie auch noch bei uns vorbeischauen«, sagte Polizeichef Zerna, ein kleiner, drahtiger Mann, knapp 1,70 Meter groß, der mit den extrahohen Absätzen seiner Cowboystiefel versuchte, seinem Selbstwertgefühl ein paar verstärkende Zentimeter hinzuzufügen. »Entschuldigen Sie, Kommissarin Lapierre«, sagte Zerna zu der Frau, die neben ihm saß und das Abzeichen der Police Judiciaire, der Kriminalpolizei, trug.

Die Kommissarin räusperte sich und sah kurz auf ihren Notizblock, der akkurat an der Tischkante ausgerichtet vor ihr lag. Dabei wusste sie genau, was sie sagen wollte, und ihr war auch klar, dass sie sich damit keine Freunde machen würde.

»Also noch einmal, guten Morgen«, sagte die Kommissarin und warf einen tadelnden Blick auf Isabelle. »Wie Sie alle wissen, wurde Paul Simon vergangene Woche im Wiederaufnahmeverfahren am Berufungsgerichtshof von Toulon freigesprochen.«

»Schöne Schweinerei«, rief einer der Männer. Es gab Protestgemurmel, dabei wussten natürlich alle Anwesenden, wie das Gericht entschieden hatte, und die meisten waren mit dieser Entscheidung überhaupt nicht einverstanden.

»Ich bitte um Ruhe, ja?!«, ging Zerna dazwischen, und das Gemurmel verstummte.

»Können wir jetzt weitermachen?«, fragte Madame Lapierre spitz. »Also: Der Oberstaatsanwalt von Toulon hat gestern entschieden, dass die Ermittlungen im Mordfall Amélie Simon erneut aufgenommen werden.«

»Richtig so«, rief einer der jungen Beamten.

»Dann können wir den Kerl ja gleich wieder festnehmen!« Mit seiner Bemerkung löste Lieutenant Masclau zustimmendes Gelächter aus. Kommissarin Lapierre sah vorwurfsvoll zu Zerna, der neben ihr saß.

»Hören Sie bitte zu, was die Kommissarin zu sagen hat!« Zerna hob die Hände wie ein Dirigent, der seinem Orchester »Piano« gebietet, und die Zwischenrufe ebbten ab.

Madame Lapierre blätterte in ihren Unterlagen. Sie war genervt, wie immer, wenn sie von Toulon ›in die Provinz‹ fahren musste, wie sie und ihre Kollegen die Gendarmerie Nationale in Lavandou nannten. Normalerweise kümmerten sich die Beamten der Gendarmerie selber um die örtlichen Belange. Jedenfalls solange es sich um kleinere oder mittlere Vergehen wie Einbruch, Diebstahl oder auch mal eine Körperverletzung handelte. Ging es aber um Kapitalverbrechen wie Entführung oder Mord, musste die Leitung der Ermittlungen an die Kriminalpolizei von Toulon abgegeben werden. Eine Vorschrift, die Commandant Zerna überhaupt nicht gefiel. Er hasste es, wenn er und seine Mitarbeiter die Arbeit machen mussten und die Kommissare aus Toulon die Lorbeeren ernten durften.

»Da die Staatsanwaltschaft nach wie vor davon ausgeht, dass sich der Mord an Amélie Simon in diesem Arrondissement zugetragen hat, werden auch hier die Ermittlungen wieder aufgenommen werden.«

»Was soll das denn schon wieder heißen?«, unterbrach Masclau die Kommissarin.

Sie sah den Beamten mit strengem Blick an. »Das bedeutet, dass Sie Ihre Arbeit genau so tun werden, wie das Polizeiaufgabengesetz des Innenministeriums es vorsieht.«

»Nicht schon wieder …«, rief einer der Polizisten.

»Wir haben hier doch schon jeden Stein umgedreht«, beschwerte sich ein junger Colonel und erntete zustimmendes Gemurmel.

»Sage ich doch. Nehmen wir Simon gleich fest, und der Fall hat sich.« Das war wieder Masclau.

Diesmal sprach Madame Lapierre einfach weiter. »Dabei gilt Monsieur Simon ab sofort nur noch als Zeuge, wie jeder andere«, sagte die Kommissarin knapp.

»Wie bitte?!«, protestierte Masclau.

»Es sei denn, es tauchen neue Indizien gegen den Mann...

Erscheint lt. Verlag 11.5.2018
Reihe/Serie Ein-Leon-Ritter-Krimi
Ein-Leon-Ritter-Krimi
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2018 • Bestseller • Bücher Mord • Bücher Neuerscheinungen 2018 • buch neu • Buch neu 2018 • Cay Rademacher • Frankfreich • Frankreich • Jean-Luc Bannalec • Kindermord • Krimi Provence • Krimiserie • Le Lavandou • Martin Walker • Neu • Neu 2018 • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2018 • Neuheit • Porquerolles • Provence • Provencekrimi • Provence-Krimi • Rechtsmedizin • Rechtsmediziner • Sophie Bonnet • spiegel bestsellerliste • Südfrankreich • sympathischer Ermittler • Urlaub • Urlaubskrimi • Urlaubskrimis • Vergangenheit
ISBN-10 3-8437-1728-1 / 3843717281
ISBN-13 978-3-8437-1728-1 / 9783843717281
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