Nadine - 3.0 Schluss-Strich - Flucht aus Rotlich und Drogensumpf - Die wahre Geschichte des ersten Mädchens vom Bahnhof Zoo - Autobiografischer Roman -  Amee Brooks

Nadine - 3.0 Schluss-Strich - Flucht aus Rotlich und Drogensumpf - Die wahre Geschichte des ersten Mädchens vom Bahnhof Zoo - Autobiografischer Roman (eBook)

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
368 Seiten
Verlag DeBehr
978-3-95753-517-7 (ISBN)
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'Du bis abgehauen und hast Dein Kind hiergelassen, glaubst Du allen Ernstes, dass man einer ehemaligen Junkiehure wie Dir ein Kind anvertraut?' Das waren die Worte ihres Stiefvaters, der Nadine verbot, ihren Sohn zu sich zu nehmen. Als damals ihre geliebte Pflegemutter gestorben war, war Nadine ins Kinderheim gekommen. Ihre leibliche Mutter hatte nur wenig Interesse an ihr gehabt. Jetzt aber raubten sie und dieser Mann ihr den Sohn! Erneut tat sich ein Abgrund auf. Und bald darauf schon verlor sich Nadine im Strudel des Rotlichts. Der Straßenstrich wurde wieder ihr Zuhause, Drogen nahmen ihr den Schmerz. Der Weg aus dieser Hölle sollte ihr fast das Leben stehlen ... Amee Brooks wurde 1962 in Berlin geboren. Ihre Romantrilogie basiert auf ihrem Leben. Sie hatte schon einmal für Schlagzeilen gesorgt und war der sogenannte Vorreiter für den Welterfolg 'Wir Kinder vom Bahnhof Zoo'. Am 30.03.1978 erschien im Stern eine Reportage über Christine, 14 Jahre. Sie erhielt damals 30 DM. Eltern und Lehrer wussten Bescheid, doch keiner schlug Alarm, erst Käthe Kruse Puppe, dann Irma La Douce ... Ihre Eltern legten gegen diesen Bericht Beschwerde. Die Geschichte wurde daraufhin eingefroren, die Protagonistin später durch die heute bekannte Christiane F. ersetzt.

 

1. Kapitel

Der verlorene Sohn

Die Reise nach Bayern war lang und Nadine staunte nicht schlecht über die schöne Landschaft.

Der Kleine lag friedlich hinten auf der Rücksitzbank im Kinderwagen und schlief. Nadine war nervös. Wie würden ihre Eltern auf das Kind reagieren und vor allem aber, wie würde ihr Leben nun weiter verlaufen?

Sie hatte Angst, denn nun ging es nicht mehr nur um sie, sondern eben auch um den kleinen Wurm, der auch zu ihr gehörte. Sie hatte anfangs kaum Gefühle entwickeln können, aber Nadine spürte immer mehr, dass sie nun Mama war und irgendwie freute sie sich auf die Aufgabe. Der Kleine war ein Goldschatz, er schrie zwar oft und reagierte auf die Nahrung oftmals mit Spucken und Durchfall, aber die Dame vom Jugendamt und auch der Kinderarzt sagten, dass es auch an den Umständen lag, in denen Nadine sich momentan befand. Sie war nervös und oftmals überfordert und das spürte der Kleine. Beiden, Mutter und Sohn, fehlten einfach. Ruhe und Zeit, sich aneinander zu gewöhnen und ihren Tagesablauf aufeinander abzustimmen. Dirk war ein süßer kleiner Fratz und Nadine wollte nun versuchen, ein anständiges, normales Leben zu führen. Sie war es ihm schuldig und sie wollte eben nicht so sein wie ihre Eltern. Große Vorsätze und große Hoffnung, dass sie es schaffen kann.

Es war früher Morgen, als sie in dem kleinen Ort im schwäbischen Dillingen ankamen. Das Haus lag am Ende des Dorfes und sah sehr schön aus. Ein großer Garten und ein ziemlich großes Haus, dachte Nadine. Im Garten stand ein großer Hundezwinger und als Nadine vor dem Haus hielt und Fred, Utes Mann, der den Wagen parkte, näherkam, sprang ein großer Schäferhund an den Zaun des Hundezwingers und bellte wie verrückt. Dadurch wurde der Kleine geweckt und er blickte Nadine erschrocken an. Nadine nahm den Kleinen aus dem Kinderwagen und setzte ihm sein Mützchen auf, dann machte sie sich auf den Weg zum Eingang. Ihr Herz pochte wie wild, als sie den Klingelknopf drückte. Ihre Mutter öffnete aufgeregt die Tür und als sie Nadine und den Kleinen vor sich sah, war sie außer sich vor Freude. Sie nahm Nadine den Kleinen sofort aus den Armen und bat sie herein.

Ihr Stiefvater saß in der Küche und auch er schien von dem Familienzuwachs begeistert zu sein. Er sagte nichts zu Nadine, aber sie wusste auch so, dass sein Blick genau das sagen sollte, was er schon immer von ihr vermutete. Einmal, Nadine war gerade 12 Jahre alt, da standen ihr Stiefvater und ihr großer Bruder vor der Tür im Hof, das war noch in Berlin und beide lachten über Nadine. Sie war eben damals kein hübsches Mädchen, sondern eine kleine, graue Maus, die langsam Busen bekam und auch schon das erste Mal ihre Tage hatte. Ihre Mutter musste dem Stiefvater davon erzählt haben, zumindest standen beide da und witzelten über Nadine, als ihr Stiefvater plötzlich in einem fiesen Ton und sehr laut sagte: „Die da wird sowieso die Erste sein, die sich bumsen lässt und mit ’nem Braten in der Röhre nach Hause kommt.“ Nadine hörte noch heute dieses gemeine Gelächter und gerade jetzt in diesem Moment wusste sie, dass auch ihr Stiefvater sich an diese Worte zu erinnern schien.

Sie stand da und hasste ihn dafür, dass er im Grunde genommen recht hatte. Ihr Stiefvater sah den Kleinen an und sagte: „O. k., du hast bisher in Deinem Leben nichts erreicht und nur Scheiße gebaut, den hier aber hast Du ganz gut hinbekommen.“ O. k., das lag aber wahrscheinlich auch zum größten Teil am Erzeuger.

Nadine hasste ihn und hasste seine Art, über sie zu denken. Sie schwieg aber, denn sie musste klein beigeben, wollte sie doch nicht mit dem Kind auf der Straße leben. Sie stand einfach nur im Raum und musste mit ansehen, wie ihr verhasster Stiefvater den Kleinen auf den Arm nahm und mit ihm sprach. Am liebsten wäre sie auf dem Absatz umgedreht, hätte ihm ihren Sohn aus den Armen gerissen und geschrien: „Dieses Kind bekommst Du nie wieder zu Gesicht!“ Aber leider ging das nicht, denn sie war abhängig von seinem Wohlwollen und das wusste er.

Fred half Nadine, die Sachen ins Haus zu bringen und er sagte ihr zum Abschied noch, dass sie die Ohren steifhalten sollte.

Die ersten Wochen verliefen recht ruhig, Nadine kümmerte sich um den Kleinen und ihre Mutter half ihr dabei. Er war sehr stark erkältet, als sie aus Lüneburg kamen und nun ging es dem Kleinen gut. Sie hatte viel für ihr Enkelkind besorgt: Kinderbettchen, Wickelkommode, Nuckelflaschen und Windeln, all das, was der Kleine brauchte. Nadine fühlte sich wohl und der Kleine schien dies zu spüren.

Alles war o. k. bis zu dem Abend, als ihr Stiefvater beim Abendbrot von Nadine wissen wollte, wie es nun weitergehen sollte. Nadine hatte keine Ahnung und zuckte nur mit den Schultern, nicht aus Desinteresse, sondern aus Angst, dass er wieder ausrasten würde und weil sie wirklich nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Und wie sie es erahnt hatte, begann er wieder zu toben und schrie: „Du musst nicht glauben, dass Du Dein Leben lang auf unsere Kosten leben kannst. Ich habe die Nase voll von Dir und kann dein dummes Gesicht hier nicht ertragen. Dein Spross ist genug, aber du wirst sehen, dass du einen Job findest und wenn du Scheiße putzen musst, das ist mir egal.“ Ihre Mutter versuchte, die Situation zu retten und sagte beschwichtigend dazu: „Wir können es ja so machen. Du gehst arbeiten und wir passen solange auf Dein Kind auf. Du bezahlst Unterhalt und einen Teil der Miete und nimmst da oben das Zimmer. Wenn du dann soweit bist, suchst du dir hier eine Wohnung und alles bleibt wie gehabt. Du bringst uns morgens das Kind und abends holst du es wieder ab.“ Die Idee fand Nadine nicht schlecht und sie versprach ihrer Mutter, sich die nächsten Tage um einen Job zu kümmern.

Nadine blätterte die Anzeigen durch und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, konnte sie gar nichts, also auf was sollte sie sich bewerben?

Sie hatte keine Ahnung, bis ihr eine Anzeige ins Auge fiel: Hotelhilfe gesucht in Kost und Logis. Nadine wusste nicht, was das bedeutete und so ging sie zu ihrer Mutter und bat um Rat. Auch sie las die Anzeige und sagte: „Das wäre doch was, oder?“

„Ja, aber was bedeutet in Kost und Logis?“, wollte Nadine wissen. Ihre Mutter sagte: „Da kannst du wohnen und bekommst zu essen und dazu auch noch Geld.“

"Klingt doch prima", sagte Nadine erfreut, "aber ob sie mich und den Kleinen nehmen?" Ihre Mutter nahm den Telefonhörer und wählte die in der Anzeige angegebene Nummer. Es dauerte nicht lange, dann ging jemand ran. Ihre Mutter unterhielt sich lange mit der Frau am Telefon und erzählte ihr fast alles über Nadines Situation. Sie schien nett zu sein und bat ihre Mutter, mit Nadine und dem Kleinen vorbeizukommen. „Augsburg? Das ist ja fast 90 km entfernt“, stöhnte Nadine und ihr Stiefvater schaute schon wieder ziemlich bissig über seine Zeitung und so schwieg Nadine gleich wieder. Sie sollten am nächsten Tag gegen Mittag in diesem besagten Hotel sein, das sich in Augsburg-Lechhausen befand. „Gasthof Birkenau“ klang nicht gerade nach einem Fünf-Sterne-Hotel. Na ja, dachte Nadine, wenn alles klappt, dann hatte sie zumindest erst mal Arbeit und ihr Stiefvater würde Ruhe geben. Sie hätte den Kleinen bei sich und könnte nun langsam beginnen, ihr Leben in die richtigen Bahnen zu lenken. Am nächsten Tag fuhr sie mit ihrer Mutter und dem Kleinen nach Augsburg. Nadine war nervös, war es doch ihr erstes Vorstellungsgespräch überhaupt und sie hatte so gar keine Ahnung, was sie sagen sollte. Ihre Mutter plapperte in einer Tour, gab ihr Ratschläge, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie kamen an dem benannten Hotel in Augsburg an und Nadines Begeisterung hielt sich in Grenzen, war es doch nur eine ganz gewöhnliche Kneipe, die wohl auch Zimmer anbot. Sie betraten den Gastraum und Nadine sah sich um, eine typisch bayrische Gaststube, sauber ja, aber ansonsten wirklich nicht mehr als gutbürgerlich. Nadine stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, aber sie ließ sich nichts anmerken. Sie setzte sich mit ihrer Mutter und dem Kleinen im Kinderwagen an einen der freien Tische. Eine junge, rundliche, aber nette Frau kam an den Tisch und wollte die Bestellung aufnehmen. Ihre Mutter allerdings sagte: „Wir sind hier, um mit der Chefin des Hauses, zu sprechen, wir haben uns auf die gestrige Annonce gemeldet.“

„Ah“, sagte die junge Frau, dann bist Du das Mädchen mit dem Baby aus Berlin, oder?“

„Ja", sagte Nadine und versuchte zu lächeln. Sie gab Nadine die Hand und sagte: „Hallo, ich heiße Sylvia und gehöre hier auch zum festen Inventar. Ich lebe auch im Haus mit meinem Freund und wir helfen hier, wo wir können. Über Unterstützung freuen wir uns alle. Nadine war überrascht über die Freundlichkeit und so langsam fiel ihr Argwohn ab. Sylvia ging also die Chefin holen.

Ihre Mutter zwinkerte ihr zu. „So schlecht kann es gar nicht sein“, sagte sie leise, „vielleicht kannst Du hier ja auch noch was lernen, Kochen zum Beispiel, das braucht man später im Leben.“ Nadine sagte nichts und ließ erst mal alles auf sich wirken. Dann öffnete sich die Gastraumtür und eine ältere, hagere, schlanke Frau betrat den Raum. Nadine wusste auf Anhieb, dass das die Chefin war. Sie lächelte, aber das Lächeln wirkte kalt und unnahbar. Sie kam auf Nadine zu und gab ihr die Hand. Nadine wurde es kalt und sie ahnte, dass diese Dame hier schwer zu handhaben sein wird. Sie setzte sich zu ihnen an den Tisch und dann begann das Gespräch.

Sie...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-95753-517-4 / 3957535174
ISBN-13 978-3-95753-517-7 / 9783957535177
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