Der Steinwandler (eBook)

Die Macht der Pyramide
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2018 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98402-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Steinwandler -  Sara Douglass
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Der Dämon ist erwacht! - Nach »Die Glaszauberin« der entscheidende Kampf um die Macht der Pyramide! Sara Douglass´neues Meisterwerk Die Pyramide, errichtet von machtgierigen Magiern, ist vollendet. Doch endlich erkennt auch Boaz, Tirzahs Meister und Geliebter, dass das Bauwerk die Macht des Dunklen heraufbeschworen hat. Aus der Unendlichkeit bahnt sich ein Dämon den Weg nach Ashdod und überzieht das Land mit einer Welle aus Stein, die alles Leben erstarren lässt. Tirzah und ihren Gefährten bleibt nur die Flucht, doch nirgendwo sind sie vor den steinernen Heeren in Sicherheit ...

Sara Douglass, geboren 1957 in Penola/Südaustralien, war Historikerin. Mit ihrer Kompetenz als Professorin für mittelalterliche Geschichte verlieh sie ihren Romanen eine einzigartige Authentizität und Lebensnähe. Auf Deutsch erschienen die Epen »Unter dem Weltenbaum«, »Die Macht der Pyramide«, »Im Zeichen der Sterne« und zuletzt »Das dunkle Jahrhundert«. 2005 verließ Sara Douglass das australische Festland und bewohnte das romantische Anwesen »Nonsuch« (Ohnegleichen) auf der Insel Tasmanien. 2011 erlag sie ihrem langjährigen Krebsleiden.

Sara Douglass, geboren 1957 in Penola/Südaustralien, war Historikerin. Mit ihrer Kompetenz als Professorin für mittelalterliche Geschichte verlieh sie ihren Romanen eine einzigartige Authentizität und Lebensnähe. Auf Deutsch erschienen die Epen "Unter dem Weltenbaum", "Die Macht der Pyramide", "Im Zeichen der Sterne" und zuletzt "Das dunkle Jahrhundert". 2005 verließ Sara Douglass das australische Festland und bewohnte das romantische Anwesen "Nonsuch" (Ohnegleichen) auf der Insel Tasmanien. 2011 erlag sie ihrem langjährigen Krebsleiden.

1


Der große Tag war voller Feierlichkeit und Erhabenheit, und ich hatte das Gefühl, daß von uns allen das Bauwerk es am meisten genoß.

Der Schlußstein war massiv – fünfzehn Quadratschritt an der Basis, stieg er pyramidenförmig etwa fünfzehn in der Höhe, genau wie die Kammer zur Unendlichkeit. Der Schlußstein, eigentlich eine Spitze, war genau wie die Kammer mit goldenen Glasnetzen ausgekleidet, mit den gleichen Aufschriften und Formeln versehen.

Er war der äußerliche Ausdruck der inneren Kammer.

Ich wandte den Kopf ab, als wir an ihm vorbeikamen. Ich wollte nicht ein einziges Wort lesen müssen.

Die meisten Leute auf der Baustelle waren erschienen, um die Fertigstellung der Pyramide mitzuerleben. Zwei Mauern, die die Pyramide umgeben hatten, waren eingerissen worden; jetzt trennte sie nichts mehr von dem Land im Norden und dem Fluß im Osten. Die Siedlungen der Sklaven und der Magier waren die einzigen, die noch von Mauern umgeben waren.

Nördlich der Pyramide stand der größte Teil des Heeres, das Chad Nezzar mitgebracht hatte; andere Einheiten hatten entlang der Straße zum Kai Aufstellung genommen, während wiederum noch andere die üblichen Verbände verstärkten, die die Sklaven im Auge hatten.

Die Sklaven befanden sich im Nordosten, saßen mit untergeschlagenen Beinen in einem stummen Haufen auf dem Boden, zusammengedrängt, Schulter an Schulter. Sie waren von den Wachen, den Mauern und der Pyramide selbst umgeben.

Magier, Adlige und die anderen Gäste, mich eingeschlossen – standen ordentlich im Vorhof der Pyramide in Reih und Glied. Wieder wurde ich unauffällig in den Hintergrund verbannt, diesmal stand ich an der Mauer der Magiersiedlung. Genau auf der anderen Seite befand sich Boaz’ Residenz.

Mir schoß der verrückte Gedanke durch den Kopf, daß ich einfach darüberklettern und mich in den Tiefen des Hauses verbergen konnte, wenn die Dinge zu schlimm wurden. Vielleicht am Fuß des Schwimmbeckens. Dort würde mich die Pyramide niemals sehen können. Oder doch?

Kiamet und Holdat standen neben mir; Kiamet für alle sichtbar als Aufpasser, aber er hatte sich so mit Holdat und mir angefreundet, daß ich glaube, hätten wir einen Fluchtversuch unternommen, er uns den Weg freigegeben hätte.

Aber es würde keine Flucht geben. Die Mauer war zu hoch und glatt, um darüberklettern zu können, und vor uns und an den Seiten standen zu viele Menschen dicht aneinander gedrängt.

Dreizehn.

Ich fragte mich, wer es sein würde.

Ich konnte nicht viel von dem sehen, was vorn geschah, da mir Hunderte von Magiern und Adligen die Sicht versperrten. Ich wußte, daß Boaz als Herr der Baustelle den Ritus durchführen würde, und dann würde Chad Nezzar als Herrscher eine höfliche Ansprache halten. Danach wiederum würden sich alle setzen und zusehen, wie mehrere hundert Sklaven schwitzen und sich bemühen würden, den Schlußstein in die Höhe zu befördern. Es würden beifällige Rufe ertönen, dann würde man die Sklaven zurück in ihre Behausungen treiben, wo sie über ihr Schicksal nachdenken konnten. Das Heer würde ein paar spektakuläre Schaustücke darbieten und glänzende Paraden abhalten, und die Adligen und Magier würden sich zu einem Schlußsteinfest in ihre Siedlung zurückziehen. So war es geplant.

Nur daß die Ereignisse nicht nach Plan verliefen.

Ich hörte Boaz’ Stimme, durch die Entfernung verzerrt, aber von der Macht der Eins durchdrungen. Er hielt eine leidenschaftliche, nicht übermäßig lange Rede über die Pracht und Herrlichkeit der Pyramide.

Ich fragte mich, was Zabrze wohl dachte, und ob Neuf an seiner Seite war oder ob er sie hatte überreden können, nach Setkoth zurückzusegeln.

Ich hörte Chad Nezzar zur Erwiderung eine launige Rede halten.

Sowohl Boaz als auch Chad Nezzar sprachen über die Macht, die die Pyramide ganz Ashdod verleihen würde. Während sie sprachen, konnte ich auf den Rücken der Magier und Adligen vor mir förmlich die Gänsehaut der Erwartung und Gier sehen. Vielleicht waren sich viele nicht über die genaue Art der Macht sicher, die über sie kommen würde, aber Macht war Macht, und sie alle wollten eine ordentliche Handvoll davon abhaben.

Als Chad Nezzar geendet hatte, begaben sich die Sklaven an die Arbeit.

Der Schlußstein war zwar zerbrechlich, aber insgesamt sehr schwer – seine innere Struktur bestand aus Metallstreben und dicken, durchsichtigen Glasplatten. Ingenieure hatten eine lange Rampe errichtet, die die Südseite der Pyramide hinaufführte, und auf dieser sollte der Schlußstein in die Höhe gezogen werden. Die Sklaven standen hauptsächlich an den langen Tauen, die den Schlußstein in Bewegung setzen sollten; als sie die Taue schulterten und die Straße entlangmarschierten, stieg das goldene Glas langsam in die Höhe.

Ich hörte die Rufe des Vorarbeiters, der die Sklaven antrieb, dann ertönten Hörner, Trommeln und Zimbeln; der Schlußstein sollte mit Musik aufgesetzt werden.

Nicht nur Musik. Als ich die Spitze des Schlußsteins über den Köpfen der Menge schweben sah, stimmten die Hunderte von Magiern ein Lied an – einen langsamen, durchdringenden Gesang, der dem Rhythmus der Musik folgte.

Und so stieg der Schlußstein in die Höhe, schob sich langsam die Rampe zur Spitze der Pyramide hinauf, auf den Weg geschickt von Schweiß und harter Arbeit und einem langsamen, trostlosen Gesang. Der Schlußstein funkelte in der Sonne, die Spiegelungen waren schon fast schmerzhaft grell, aber ich mußte einfach hinsehen.

Eine Stunde verging, vielleicht zwei. Der Gesang dauerte an.

Schließlich zwang ich meinen Blick zur Spitze der Pyramide, versuchte, den Zauber zu brechen, der mich umfangen hielt. Eine Gruppe Sklaven wartete dort oben, um den Schlußstein an Ort und Stelle zu schieben und ihn einzumauern.

»Ach«, seufzte ich unwillkürlich, und Kiamet ergriff meinen Arm.

»Tirzah? Was ist?«

»Nichts, Kiamet. Alles in Ordnung.«

Mein Tonfall sagte ihm, daß das nicht stimmte, aber er ließ mich wieder los und wandte sich wieder der Pyramide zu.

Der Schlußstein befand sich jetzt fast auf der Spitze, und die dreizehn Männer bereiteten sich darauf vor, ihn einzusetzen.

War Boaz das klar? Hatte er mit voller Absicht dreizehn Mann ausgewählt, die oben auf der Pyramide standen?

Der Gesang verstummte, und ein lauter Ruf stieg von den Magirn auf. »Hoi!«

Und dann noch einmal. »Hoi!«

Die Dreizehn hatten den Schlußstein ergriffen und brachten ihn vorsichtig in die richtige Position.

»Hoi!«

In einer Minute würde er an Ort und Stelle gleiten.

Dann schrie einer der Sklaven auf. Ich konnte ihn nicht hören, nicht über den Lärm der Magier hinweg, aber ich sah ihn wild gestikulieren.

Ich war zu weit entfernt, um es sehen zu können, aber ich bin überzeugt, daß dem Sklaven das Entsetzen im Gesicht geschrieben stand.

Er rutschte aus und stürzte, dann rutschte der Sklave neben ihm aus und dann der Sklave daneben … die letzten drei oder vier versuchten noch ihrem Schicksal zu entkommen, aber es war zu spät. Die Pyramide würde keinen von ihnen gehen lassen.

Unerbittlich zog die Pyramide jeden von ihnen unter den sich noch immer bewegenden Schlußstein. Es war ein widerwärtiger, furchtbarer Anblick, der selbst die Magier zum Verstummen brachte.

Das entsetzliche Knirschen, mit dem der Schlußstein in sein Fundament einrastete, war deutlich zu hören.

Die Pyramide hatte ihre Spitze mit den Körpern und dem Blut der Dreizehn endgültig verankert.

Damit nahm der Schrecken seinen Anfang.

Blut quoll unter dem Schlußstein hervor und lief die vier Seiten herunter. Dann schossen hohe Fontänen von dort hoch, viel mehr Blut, als die dreizehn Körper enthalten konnten. Es rann unaufhaltsam über das blaugrüne Glas, bis die Pyramide damit bedeckt war.

Eine Pyramide aus Blut.

Ich wandte mich ab und würgte, und Kiamet zog mich an sich, so daß ich nichts mehr von alledem sah.

Aber ich konnte es trotzdem riechen – den warmen Geruch von Eisen, von frischem, geopfertem Blut.

 

Schließlich schaffte ich es, mich zurück in Boaz’ Haus zu flüchten. Ich glaube, ich sollte bei dem Fest aufwarten, aber das konnte ich nicht. Nicht, nach dem, was ich gerade gesehen hatte.

Vermutlich nahm das Bankett seinen Lauf, weil die Magier beinahe außer sich waren über die Beweise der Macht, die ihnen die Pyramide lieferte. Jetzt trank sie nicht nur, sondern erzeugte sogar selbst Blut!

Ich dachte an die unzähligen verglasten Schächte und Gänge in der Pyramide und fragte mich, ob in ihnen jetzt wohl Blut floß.

Ich hörte Stimmen und setzte mich in meinem Bett auf. Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen; irgendwie hatte ich es geschafft, den größten Teil des Nachmittags und des Abends reglos dazuliegen.

Die Stimmen gehörten Boaz und Zabrze.

»Sei verflucht, Bruder!« hörte ich Zabrze schreien. »Ist dein Herz aus Stein? Ist dein Verstand verwirrt? Was war das denn heute, wenn nicht das Böse?«

»Dir fehlt das Wissen«, erwiderte Boaz. »Und darum kannst du es nicht verstehen. Die Macht der Eins erwacht. Die Unsterblichkeit wartet auf uns. Sei froh.«

Sie hatten mittlerweile den Lichtschein der Veranda erreicht, und ich konnte sehen, daß Boaz so ruhig war wie Zabrze wütend.

»Boaz…«

»Nichts wird mich jetzt noch von der Pyramide abbringen, Bruder! Gar nichts!«

Er ging steifbeinig ins Haus.

Zabrze starrte ihm hinterher, dann sah er mich mit flehendem Blick an. Er wandte sich ab und verschwand in der Nacht.

Ich war langsam aufgestanden. »Boaz?«

»Fang du jetzt nicht auch noch an,...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2018
Reihe/Serie Threshold
Threshold
Übersetzer Andreas Decker
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dämon • Fantasy Klassiker • Fortsetzung • Glaszauberin • High Fantasy • Magier • Pyramiden • Sternenbraut • Treshold
ISBN-10 3-492-98402-9 / 3492984029
ISBN-13 978-3-492-98402-7 / 9783492984027
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