Der Schattenprinz (eBook)

Die Drenai Saga
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2018 | 1. Auflage
464 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44015-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Schattenprinz -  David Gemmell
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Nach 'Die Legende': Der zweite Band der legendären Drenai-Saga von Kultautor David Gemmell Ein Jahrhundert, nachdem sie sich heldenhaft gegen die Nadir verteidigt haben, sieht sich das Volk der Drenai einer neuen Gefahr gegenüber: Ein wahnsinniger Herrscher will das Reich erobern, und bei ihm sind seltsame Krieger mit übernatürlichen Fähigkeiten und geheimnisvolle Priester, die die Dunkelheit heraufbeschwören können. Ein Mann jedoch stellt sich dieser finsteren Armee entgegen: Tenaka Khan, genannt der Schattenprinz. Er verfügt über Mut und Tapferkeit und großes militärisches Geschick - doch die Drenai, für die er kämpft, bringen ihm nichts als Verachtung entgegen, denn Tenaka ist ein halber Nadir ... Seit über 30 Jahren begeistert David Gemmells Meisterwerk die Fans der Heroic Fantasy - jetzt endlich wieder lieferbar in zeitgemäßer Neuausstattung!

David Andrew Gemmell war einer der erfolgreichsten britischen Fantasy-Autoren. Sein bekanntestes Werk ist die Drenai-Saga, die er zwischen 1984 und 2004 veröffentlichte. Zu Ehren des Autors wird seit 2009 jährlich der David Gemmell Legend Award vergeben, mit dem herausragende Fantasy-Werke ausgezeichnet werden.

David Andrew Gemmell war einer der erfolgreichsten britischen Fantasy-Autoren. Sein bekanntestes Werk ist die Drenai-Saga, die er zwischen 1984 und 2004 veröffentlichte. Zu Ehren des Autors wird seit 2009 jährlich der David Gemmell Legend Award vergeben, mit dem herausragende Fantasy-Werke ausgezeichnet werden.

2


Tenaka schlief, und die vertrauten Träume kamen wieder und peinigten ihn.

Die Steppe dehnte sich vor ihm aus wie ein gefrorener grüner Ozean, bis zum Ende der Welt. Sein Pony stieg, als er an den ungegerbten Lederzügeln zog; dann schwenkte es nach Süden und galoppierte mit trommelnden Hufen über den trockenen, harten Boden.

Tenaka grinste, als er den trockenen Wind auf seinem Gesicht spürte.

Hier, und nur hier, war er er selbst. Halb Nadir, halb Drenai – ein Produkt des Krieges, ein Symbol aus Fleisch und Blut für einen unbeständigen Frieden. Bei den Stämmen akzeptierte man ihn mit kühler Höflichkeit, wie es jemandem gebührte, in dessen Adern das Blut Ulrics floss. Aber Kameradschaft wurde ihm kaum zuteil. Zweimal waren die Stämme von den Drenai zurückgeworfen worden. Einmal, vor langer Zeit, hatte der legendäre Bronzegraf Dros die Festung Delnoch gegen Ulrics Horde verteidigt. Vor zwanzig Jahren hatte der Drache Jongirs Armee dezimiert.

Und jetzt war Tenaka da, eine lebende Erinnerung an die Niederlage.

So ritt er allein und bewältigte alle Aufgaben, die ihm gestellt wurden. Schwert, Bogen, Speer, Axt – mit all diesen Waffen war er geschickter als alle anderen; denn wenn sie mit den Übungen aufhörten, um die Spiele der Kindheit zu genießen, arbeitete Tenaka weiter. Er lauschte den Weisen, sodass er Kriege und Schlachten aus einer anderen Sicht erfuhr, und sein scharfer Verstand sog alle Lektionen auf.

Eines Tages würden sie ihn respektieren. Wenn er nur Geduld hatte.

Aber er war zurück nach Hause in die Zeltstadt gekommen und hatte seine Mutter neben Jongir stehen sehen. Sie weinte.

Und da wusste er Bescheid.

Er sprang aus dem Sattel und verbeugte sich vor dem Khan, wie es sich gehörte, ohne seine Mutter zu beachten.

»Es ist Zeit für dich, nach Hause zu gehen«, sagte Jongir.

Er sagte nichts, nickte nur.

»Sie haben im Drachen für dich einen Platz. Es ist dein Recht als Sohn eines Grafen.« Der Khan fühlte sich sichtlich unbehaglich und blickte Tenaka nicht in die Augen. »Na, sag schon etwas«, fuhr er ihn an.

»Wie du es wünschst, Herr, so soll es geschehen.«

»Du flehst mich nicht an, bleiben zu dürfen?«

»Wenn du es von mir verlangst.«

»Ich verlange gar nichts von dir.«

»Wann soll ich aufbrechen?«

»Morgen. Du wirst eine Eskorte bekommen – zwanzig Reiter, so wie es meinem Enkel zusteht.«

»Du ehrst mich, Herr.«

Der Khan nickte, warf Shillat einen Blick zu und ging davon. Shillat öffnete die Zeltklappe, und Tenaka trat in ihr Heim. Sie folgte ihm, und sobald sie drinnen waren, drehte er sich um und nahm sie in die Arme.

»O Tani«, flüsterte sie unter Tränen. »Was musst du noch alles tun?«

»Vielleicht werde ich in Dros Delnoch wirklich zu Hause sein«, sagte er. Aber die Hoffnung erstarb in ihm, noch während er die Worte aussprach, denn er war kein Narr.

 

Tenaka erwachte, weil der Sturm heulte und an den Fensterläden rüttelte. Er streckte sich und warf einen Blick auf das Feuer – es war bis auf ein paar glühende Kohlen heruntergebrannt. Das Mädchen schlief im Sessel, ihr Atem ging tief und gleichmäßig. Tenaka stand auf und ging zum Feuer, legte Holz nach und entfachte es vorsichtig wieder. Er schaute sich den alten Mann an – seine Farbe sah nicht gut aus. Tenaka zuckte die Achseln und verließ das Zimmer. Der Flur war eiskalt, die hölzernen Dielen knackten unter seinen Stiefeln. Er ging in die alte Küche und zum Brunnen. Es war schwer zu pumpen, doch er genoss die Anstrengung und wurde belohnt, als das Wasser in den Holzeimer strömte. Dann streifte er die dunkle Weste und die grauwollene Tunika ab, wusch sich den Oberkörper und erfreute sich an der fast schmerzhaften Kälte, als das eisige Wasser seine schlafwarme Haut berührte.

Tenaka zog sich aus und ging in den Turnsaal. Dort wirbelte und sprang er, landete leichtfüßig und ließ erst seine rechte, dann seine linke Hand durch die Luft sausen. Er rollte sich auf den Boden, bog den Rücken durch und sprang wieder auf die Füße.

Von der Tür her beobachtete Renya ihn aus dem Schatten des Flurs. Sie war fasziniert. Er bewegte sich wie ein Tänzer, doch es lag etwas Barbarisches über der Szene: ein ursprüngliches Element, das gleichzeitig schön und tödlich war. Seine Hände und Füße waren Waffen, die blitzschnell unsichtbare Gegner töteten, doch sein Gesicht war nüchtern und bar jeden Ausdrucks.

Sie schauderte und hätte sich gern in die Sicherheit seines Zimmers zurückgezogen, doch sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Seine Haut hatte die Farbe von Gold in der Sonne, weich und warm, doch die Muskeln darunter bewegten sich und spielten wie Silberstahl. Sie schloss die Augen, stolperte rückwärts und wünschte, sie hätte ihn nie gesehen.

Tenaka wusch sich den Schweiß vom Körper und zog sich dann rasch an. Hunger nagte an ihm. Zurück auf seinem Zimmer, spürte er die Veränderung der Atmosphäre. Renya mied seinen Blick, als sie bei dem alten Mann saß und ihm über das Haar strich.

»Der Sturm lässt nach«, sagte Tenaka.

»Ja.«

»Was ist los?«

»Nichts … nur, dass Aulin unregelmäßig atmet. Was meinst du, wird er wieder gesund?«

Tenaka ging zu ihr. Er nahm das dünne Handgelenk des alten Mannes und fühlte nach dem Puls. Er war schwach und unregelmäßig.

»Wann hat er das letzte Mal etwas gegessen?«

»Vor zwei Tagen.«

Tenaka suchte in seinem Gepäck und brachte einen Beutel mit getrocknetem Fleisch und einen kleineren mit Haferflocken zum Vorschein. »Ich wünschte, ich hätte Zucker«, sagte er, »aber das hier muss es auch tun. Geh und hol Wasser und einen Kochtopf.«

Ohne ein Wort verließ Renya den Raum. Tenaka lächelte. Das war es also – sie hatte ihn beim Üben beobachtet, und aus irgendeinem Grund hatte es sie aus der Fassung gebracht. Er schüttelte den Kopf.

Sie kam mit einem eisernen Topf zurück, der bis zum Rand mit Wasser gefüllt war.

»Gieß die Hälfte weg«, befahl er. Sie schüttete es in den Gang, und er brachte den Topf zum Feuer und schnitt mit seinem Dolch das Fleisch hinein. Dann setzte er den Topf vorsichtig in die Flammen.

»Warum hast du heute Morgen nichts gesagt?«, fragte er, ihr den Rücken zugewandt.

»Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Als du mir beim Üben zugesehen hast.«

»Ich habe dich nicht gesehen.«

»Woher wusstest du dann, wo du Topf und Wasser finden kannst? Du bist diese Nacht nicht an mir vorbeigegangen.«

»Wer bist du, mir Fragen zu stellen?«, fauchte sie.

Er drehte sich zu ihr um. »Ich bin ein Fremder. Du brauchst mich nicht anzulügen oder mir etwas vorzumachen. Nur unter Freunden brauchen wir eine Maske.«

Sie setzte sich vors Feuer und streckte ihre langen Beine den Flammen entgegen.

»Wie traurig«, sagte sie leise. »Bestimmt kann man doch nur unter Freunden in Frieden sein?«

»Mit Fremden ist es einfacher, denn sie berühren unser Leben nur für einen Augenblick. Du enttäuschst sie nicht, denn du schuldest ihnen nichts, und sie erwarten auch nichts. Freunde kann man verletzen, denn sie erwarten alles.«

»Du musst seltsame Freunde gehabt haben«, meinte sie.

Tenaka rührte mit dem Dolch in der Brühe. Ihm war auf einmal unbehaglich; denn er hatte das Gefühl, die Kontrolle über ihr Gespräch verloren zu haben.

»Woher kommst du?«, fragte er.

»Ich dachte, das interessiert dich nicht.«

»Warum hast du nichts gesagt?«

Ihre Augen wurden schmal, und sie wandte den Kopf ab. »Ich wollte deine Konzentration nicht stören.«

Das war eine Lüge, und sie wussten es beide, doch die Spannung ließ nach, und die Stille wurde größer und zog sie zueinander.

Draußen hatte der Sturm sich ausgetobt und erstarb.

Als der Eintopf dick wurde, gab Tenaka die Haferflocken dazu, um die Mischung noch mehr anzudicken; dann streute er ein wenig Salz aus seinem kleinen Vorrat hinein.

»Riecht gut«, sagte Renya und beugte sich über das Feuer. »Was ist das für Fleisch?«

»Vor allem Maultier«, sagte er.

Er ging in die Küche, um hölzerne Teller zu holen. Als er zurückkam, hatte Renya den alten Mann geweckt und half ihm, sich aufzusetzen.

»Wie fühlst du dich?«, fragte Tenaka.

»Bist du ein Krieger?«, fragte Aulin ängstlich.

»Ja. Aber du brauchst keine Angst vor mir zu haben.«

»Bist du ein Nadir?«

»Söldner. Ich habe Eintopf für dich gekocht.«

»Ich bin nicht hungrig.«

»Iss trotzdem«, befahl Tenaka. Der alte Mann zuckte bei dem schroffen Tonfall zusammen; dann aber wandte er die Augen ab und nickte. Renya fütterte ihn langsam, während Tenaka sich am Feuer niederließ. Es war eine Verschwendung von Nahrung, denn der alte Mann lag im Sterben. Doch Tenaka bedauerte es nicht, und er verstand nicht, weshalb.

Als die Mahlzeit beendet war, sammelte Renya Topf und Teller ein. »Mein Großvater möchte mit dir sprechen«, sagte sie und ging hinaus.

Tenaka trat ans Bett und starrte auf den Sterbenden hinab. Aulins Augen waren grau und glänzten in beginnendem Fieber.

»Ich bin nicht stark«, sagte Aulin. »Das war ich nie. Ich habe jeden enttäuscht, der mir vertraute. Außer Renya … ich habe sie nie im Stich gelassen. Glaubst du mir das?«

»Ja«, antwortete Tenaka. Warum haben schwache Männer immer das Bedürfnis zu beichten?

»Wirst du sie beschützen?«

»Nein.«

»Ich kann dich bezahlen.« Aulin ergriff Tenakas Arm. »Bring sie nach Sousa. Die Stadt liegt nur fünf, sechs Tage südlich von hier.«

»Du bedeutest mir...

Erscheint lt. Verlag 29.1.2018
Reihe/Serie Die Drenai Saga
Die Drenai Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Drenai • Drenai Saga • Epic Fantasy • Fantasy-Reihe • Heigh-Fantasy • Heroic Fantasy • Klassiker • Legende • Saga
ISBN-10 3-426-44015-6 / 3426440156
ISBN-13 978-3-426-44015-5 / 9783426440155
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