John Sinclair 2065 (eBook)

Blutgericht der Pantherfrauen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5850-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2065 - Ian Rolf Hill
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

'Glaubst du, wir sind hier ungestört?', fragte Mary Simmons, als die Hand ihres Freundes Barry unter ihrem Pullover auf Wanderschaft ging.

Doch noch ehe Mary ihrer Sorge intensiver Ausdruck verleihen konnte, versiegelte Barry ihren Mund mit einem Kuss. Im Moment war es ihm herzlich egal, ob jemand in der Nähe war oder nicht. Er wollte endlich mit Mary schlafen, selbst wenn es in einer kühlen Frühlingsnacht auf dem Rücksitz seines Autos geschah.

Dabei hatten sie längst die Aufmerksamkeit eines weiteren Nachtschwärmers erregt.
Und wenn Barry geahnt hätte wer - oder besser gesagt, was - sie beobachtete, wäre er nicht so sorglos gewesen ...

Der altersschwache Golf parkte am Rand des Dörfchens Tregeare unter den spärlich belaubten Kronen der Bäume eines kleinen Waldstückes, hinter dem sich der Sumpf ausbreitete. Irrlichter funkelten und blitzten durch die dichter werdenden Nebelschleier, die durchsichtigen Tüchern gleich über den schwammigen Boden schwebten und sich wie feine Spinnenweben zwischen dem Gestrüpp des Unterholzes verfingen.

Ein Käuzchen rief, verstummte aber abrupt, als wäre es gestört worden.

Ansonsten herrschte Totenstille.

Kein Wunder, dass es Mary mit der Angst zu tun bekam. Dabei war sie selbst schuld, dass er sie hier heraus kutschiert hatte. Ständig befürchtete sie, von irgendwelchen Bekannten gesehen zu werden. Auch er hatte noch keinen Blick auf ihren nackten Körper werfen dürfen und selbst jetzt die Innenbeleuchtung ausschalten müssen.

Als ob es ihm Spaß machte, bei diesem nasskalten Wetter in dem engen Auto zu hocken. Dabei waren sie extra von Egloskerry nach Tregeare gefahren. Zum einen natürlich, weil sie die Leute aus dem Nachbarort weniger gut kannten, als daheim, zum anderen aber, damit die Heizung des betagten Wagens in Schwung kam. Zumindest herrschte jetzt eine angenehme bullige Wärme, und langsam begannen die Scheiben von innen zu beschlagen.

Plötzlich stemmte Mary ihre Hände gegen seine Schulter. »Barry, ich weiß nicht, ob wir das wirklich tun sollten.«

»Was?«, rief er, und glaubte sich verhört zu haben. War das etwa ihr Ernst?

Der Achtzehnjährige biss die Zähne so fest aufeinander, dass sie knirschten. Mühsam unterdrückte er die aufkeimende Wut und versuchte seiner Stimme einen versöhnlichen Klang zu verleihen.

»Wir waren uns doch einig, dass wir es machen. Ich meine, wir lieben uns doch, oder?«

»Ja, schon. Aber …«

»Aber was?« Die Worte drangen deutlich schärfer aus seinem Mund.

Ihre Augen flackerten unsicher im schwachen Licht des Mondes, der hinter den Wolkenfetzen hervorlugte. »Ich … na ja, vielleicht können wir noch warten.«

»Verdammt, Mary. Alle aus der Clique haben es schon gemacht.« Seine Stimme hob sich und bekam einen drohenden Unterton. »Ich hab dir gesagt, dass ich keinen Bock hab noch länger …«

Ein dumpfer Knall ließ das Pärchen zusammenfahren. Zugleich ging eine Erschütterung durch den Golf, und aus Marys Kehle löste sich sogar ein spitzer Schrei.

Auch Barrys Mund klappte auf, doch kein Laut drang hervor. Ein dicker Kloß saß in seinem Hals. Atemlos und bleich vor Entsetzen starrte er auf den massigen Gegenstand, der vor ihnen auf der Motorhaube lag.

Es war der blutverschmierte, kopflose Kadaver eines Rehs.

***

Marys Schreie schnitten wie Messer in Barrys Gehör. Die Sechzehnjährige stand kurz davor, hysterisch zu werden. Das löste seinen eigenen Schock, sodass er zu ihr herumfuhr.

»Sei endlich still, verdammt noch mal!«, brüllte er und holte bereits aus, um ihr eine Backpfeife zu verpassen, als das Mädchen mit den rostroten Haaren verstummte.

»Fahr«, wimmerte sie stattdessen. »Fahr weg. Bitte!«

Das indes brauchte sie ihm nicht zweimal zu sagen. Der Schlüssel steckte im Zündschloss, sodass er ihn nur zu drehen brauchte, um den Motor zu starten.

Fast wäre sein Fuß von der Kupplung gerutscht, während er den Rückwärtsgang einlegte. Seine Finger zitterten, als er die Scheinwerfer einschaltete, den Arm um die Lehne des Beifahrersitzes legte und nach hinten durch die Heckscheibe stierte, um rückwärts aus dem Waldweg zu stoßen.

Wenn die Scheibe nur nicht so beschlagen gewesen wäre.

Um den toten Körper auf der Kühlerschnauze kümmerte er sich nicht, der würde sich sowieso nicht halten und herunterrutschen.

Nur kam er gar nicht dazu, Gas zu geben. Marys Schrei hielt ihn zurück.

»Da ist einer!«, rief sie erschrocken und er fuhr auf dem Fahrersitz herum.

Vor Überraschung würgte er den Motor ab, und abermals senkte sich die Stille über das nächtliche Geschehen.

Von Mary hörte er nur schnelle Atemzüge. Wenn sie so weitermachte, würde sie anfangen zu hyperventilieren. Barrys Augen weiteten sich, als er die große, breitschultrige Gestalt sah, die sich aus den im Unterholz verfangenen Nebelschleiern schälte und in das Licht der Scheinwerfer trat.

Es war ein Mann in dunkler Kleidung. Er trug eine schwarze Wollmütze auf dem Kopf, unter der das Gesicht fahl leuchtete. Er trug keine Jacke, sondern einen schwarzen oder dunkelblauen Pullover und darüber eine ebenfalls dunkle Weste mit allerlei Taschen.

Am meisten erschreckte Barry jedoch das Gewehr, das an einem Riemen über der Schulter hing. Ein Jäger!, fuhr es ihm durch den Kopf, und eigentlich hätte er sich entspannen müssen.

Dass er es nicht tat, hatte mehrere Gründe.

Einerseits war es nicht unbedingt üblich, einem erlegten Stück Wild noch im Wald den Schädel abzuschneiden, und andererseits warf man den blutigen Kadaver anschließend nicht irgendwelchen Besuchern auf die Kühlerhaube.

Allerdings wusste Barry nur zu gut, wie empfindlich Jäger sein konnten, wenn man ungefragt in ihr Revier eindrang. Dass der Wald in der Regel der Allgemeinheit gehörte und auch Jäger allenfalls Nutznießer waren, vergaßen dabei viele. Aber dieser hier sah nicht gerade so aus, als wäre er in der Stimmung für derartige Diskussionen.

Der Blick der winzigen Augen in dem breitflächigen Gesicht, war hart und unnachgiebig. Die Nase darunter war breit und flach, als wäre sie bereits mehrfach gebrochen worden.

»Sch …schnell, Barry. Fahr. Fahr los! Bitte.«

Ohne den Blick von dem Kerl abzuwenden, versuchte er mit seiner unkontrolliert zitternden Hand, den Schlüsselbund zu ertasten. Mehrfach rutschte er ihm zwischen den Fingern hindurch, ehe er den schmalen Zündschlüssel zu packen bekam. Dabei konnte er beobachten, wie der Jäger langsam den Kopf schüttelte, den linken Arm anwinkelte und mit der Hand winkte.

Barry wusste, was der andere wollte. Er sollte aussteigen. Nur wollte er das nicht. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er eingestehen, dass der Typ ihm eine Heidenangst einjagte. Doch das würde er Mary nicht sagen. Weniger, um sie zu schonen, als vielmehr, um nicht in ihren Augen als Schlappschwanz dazustehen.

Er drehte den Zündschlüssel. Der Motor orgelte. Bevor der berühmte Funke überspringen konnte, reagierte der Jäger. Der Riemen, an dem das Gewehr hing, rutschte von der Schulter. Geschickt fing der Mann die Waffe auf und richtete die Mündung fast beiläufig auf die Windschutzscheibe.

Mary sank in ihrem Sitz zusammen und presste sich beide Fäuste gegen den Mund. Ihre Augen schwammen in Tränen, und ein dünnes Wimmern drang zwischen den Lippen hervor.

Barry ließ den Schlüssel so schnell los, als stünde er unter Strom. Sein Herz schlug heftig in der Brust, sodass er den Eindruck bekam, es wolle herausspringen. Die Hände wurden feucht und der Drang, Wasser zu lassen, übermächtig.

Er drehte den Kopf hin und her, suchte nach einem Ausweg, jemandem, der ihm half. Doch da war niemand. Keiner seiner Freunde, auch nicht sein Vater oder sein Onkel, nur Mary Simmons, die das Gesicht in den Händen vergraben hatte und weinte. Alles in ihm drängte danach, es ihr gleichzutun. Doch damit würde er das Problem nicht aus der Welt schaffen.

Trotzdem konnte er nichts tun und blieb vor Schreck erstarrt hinter dem Lenkrad sitzen.

Stumm beobachtete er, wie der Jäger an der Kühlerhaube entlangwanderte, den rechten Kotflügel passierte und auf die Fahrertür zuging. Der Lauf des Gewehrs war dabei unverwandt auf die Scheiben des Golfs gerichtet. Auch das Seitenfenster war mittlerweile beschlagen, sodass die Gestalt des Jägers schemenhaft und unwirklich aussah wie einem Traum entstiegen.

Plötzlich wurde die Tür von außen aufgerissen. Barry zuckte zusammen, er hatte gar nicht daran gedacht, sie von innen zu verriegeln, und er hätte es sich auch gar nicht getraut. Kalte Luft schlug ihm entgegen, und Barry fühlte, wie seine Unterlippe zu beben anfing.

»Aussteigen!« Der Befehl des Fremden kam monoton, ließ keinen Spielraum für Zweifel. Der Typ meinte es todernst.

Sämtliche Gedanken an Sex waren dem jungen Mann schlagartig vergangen. Jetzt wollte er nur noch so schnell wie möglich nach Hause.

Dort wusste ja nicht mal jemand, wo er sich herumtrieb, und Mary hatte es mit Sicherheit auch niemandem verraten.

Das Zittern hatte mittlerweile auch von seinen Beinen Besitz ergriffen, und er musste sich mit beiden Händen am Türrahmen festhalten. Dabei schluckte er den dicken Kloß im Hals herunter.

»B …bitte, was … was wollen Sie von uns?«, stammelte Barry.

Er wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken, als er dem Klang seiner eigenen Stimme lauschte, die so dünn und hoch wie die eines kleinen Mädchens war.

»Raus aus dem Wagen!«, erwiderte der Mann nur, ohne auf die Frage zu antworten. Er trat einen Schritt nach hinten und wedelte mit dem Lauf.

Barry drückte sich aus dem Auto und stellte sich aufrecht. Den linken Arm legte er auf das Dach des Golfs, den rechten auf den Türholm. Sein Blick wanderte zu dem Reh, das immer noch auf der Kühlerhaube lag. Das Blech war leicht eingedellt, so wuchtig war der Körper aufgeschlagen. Als wäre er vom Himmel gefallen.

Sein Dad würde ihm die Hölle heiß machen und vermutlich glauben, er hätte ein Tier angefahren oder so. Aber dann wäre die Kühlerschnauze weiter vorne betroffen gewesen. Barrys Gedanken überschlugen sich....

Erscheint lt. Verlag 6.2.2018
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Anna Basener • Bahnhofsroman • Barry Belmondo • Bastei • Bestseller • Cora • Dämonenjäger • Der Geisterjäger • Deutsch • Die Abenteurer • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • Groschenheft • grusel-geschichten • Grusel-Roman • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Klassiker • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Mark Hellmann • Mira • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Pulp • Pulp Ficition • Romanheft • Roman-Heft • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7325-5850-9 / 3732558509
ISBN-13 978-3-7325-5850-6 / 9783732558506
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die übernatürlichen Phänomene Schottlands

von Lachlan Sinclair

eBook Download (2024)
tredition (Verlag)
9,99
Eine fesselnde Liebesgeschichte zwischen Jess & Ana

von Anna L. Jaensch

eBook Download (2024)
epubli (Verlag)
7,99