Das Juwel von Mahrusan (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
670 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-22404-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Juwel von Mahrusan - Mitchell Hogan
Systemvoraussetzungen
11,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Anasoma, die mächtigste Stadt des Kaiserreichs, ist gefallen, und zum zweiten Mal in seinem Leben muss der junge Magier Caldan alles hinter sich lassen und fliehen. Gemeinsam mit seinen Gefährten stellt er sich den Gefahren einer Welt, der ein schrecklicher Krieg bevorsteht und in der das Böse aus Legenden plötzlich lebendig zu werden scheint. Doch es ist vor allem Miranda, um deren Leben Caldan bangt. Ein verbotener Zauber droht sie zu töten. Caldan weiß, dass er sich seiner außergewöhnlichen Begabung stellen muss, um Miranda - und das gesamte Kaiserreich - zu retten. Doch um welchen Preis?

Mitchell Hogan entdeckte mit elf Jahren seine Liebe zur Fantastik, als ihm zum ersten Mal Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe in die Hände fielen. Seitdem füllt sich sein Bücherregal stetig mit Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Inzwischen hat er seine große Leidenschaft zum Beruf gemacht und arbeitet als freischaffender Schriftsteller. Sein Debütroman Die Feuer von Anasoma wurden mit dem Aurealis Award ausgezeichnet. Mitchell Hogan lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern in Sydney, Australien.

1


Caldan setzte Glöckchen so sanft auf dem Boden ab, wie es ihm möglich war. Ihr Kopf rollte zur Seite, und kurz regte sie sich, bevor sie wieder still wurde. Sie befanden sich einige Stunden von Anasoma entfernt, und während der ganzen Reise war sie bewusstlos gewesen.

Er reckte sich und unterdrückte einen Fluch. Dunkle Wolken sammelten sich am Horizont, und der Gedanke, eine lange Strecke durch den Regen marschieren zu müssen, gefiel ihm gar nicht.

Vor ihm führte Amerdan Elpidia und Miranda über den staubigen Pfad zwischen frisch besäten Feldern hindurch. Hinter ihm war Rennen stehen geblieben und schaute den Weg zurück, auf dem sie hergekommen waren. Auch Amerdan warf nun einen Blick hinter sich und winkte kurz, dann lief er auf ein Gehöft zu. Caldan wusste nicht, ob sie einem fremden Haus trauen konnten, aber sie brauchten dringend Vorräte, und hier gab es die Möglichkeit, an sie heranzukommen.

Caldan erstickte ein Ächzen, hob Glöckchen wieder auf und trottete hinter Amerdan her. Sie wand sich in seinem Griff, sodass er sie kaum halten konnte. Dabei murmelte sie etwas Unverständliches, dann öffnete sie die Augen.

Vorsichtshalber legte Caldan ihr die Hand über den Mund. »Psst«, sagte er. »Wir werden dir nichts tun.«

Sie hingegen gab keine solchen Versprechungen ab.

Glöckchen griff nach seinen Augen, aber Caldan drehte ruckartig den Kopf von ihr weg. Er ließ sie fallen, packte ihren Arm und drehte ihn hinter ihren Rücken, während er ihr mit der anderen Hand weiterhin den Mund zuhielt. Glöckchen wimmerte, erschlaffte, sank auf die Knie. Caldan folgte ihr auf den Boden, während sie mit aller Kraft die Nägel ihrer freien Hand in seinen Arm schlug. Er bleckte die Zähne vor Schmerz, lockerte aber nicht seinen Griff um sie. Stattdessen drückte er ihr Gesicht in den Staub und stieß ihr das Knie in den Rücken.

Am liebsten hätte er sie für das erdrosselt, was sie Miranda angetan hatte. Sein Verlangen danach war so groß, dass seine Hand zu ihrem Hals gekrochen war, bevor er bemerkte, was er da tat.

Glöckchen atmete schwer; die Luft drang pfeifend durch ihre Nase. Sie wand sich und versuchte sich zu befreien, aber Caldan hielt sie unbarmherzig fest. Er unterdrückte ein Schluchzen und nahm die Hand von ihrem Hals. Nein, er durfte sie nicht töten, noch nicht. Zunächst musste er herausfinden, wie Miranda geheilt werden konnte. Aber danach …

»Hör mir zu!«, sagte Caldan zu Glöckchen. »Du kannst nicht weglaufen. Wir haben all deine Zaubermittel an uns genommen. Wir sind zu fünft, und du bist allein. Es wird leichter für dich sein, wenn du dich beruhigst.«

Glöckchens Gegenwehr ließ nach.

»Gut«, sagte er. »Jetzt wirst du aufstehen, und wir gehen weiter. Nicke, wenn du einverstanden bist.«

Einen Augenblick lang glaubte Caldan, Glöckchen würde wieder gegen ihn kämpfen, doch schließlich nickte sie.

»Ich nehme jetzt die Hand von deinem Mund. Es ist niemand in der Nähe, also wäre es sinnlos zu schreien.«

Glöckchen nickte noch einmal. Langsam zog Caldan die Hand zurück, drehte Glöckchen um und packte sie an beiden Armen. Sie bedachte ihn mit einem Blick, in dem reines Gift lag.

»Du bist ein ganz Starker, was?«, meinte sie.

»Ja, wenn ich es sein muss«, erwiderte Caldan. Mit ein wenig Glück würde sie glauben, dass er wusste, was er tat, und darum keinen Fluchtversuch mehr unternehmen.

»Am Ende wird es keine Rolle mehr spielen. Ich werde euch alle töten.«

Während Glöckchen redete, lief Rennen herbei. »Sieben Soldaten folgen uns«, sagte er.

Caldan lächelte dünnlippig. »Entweder wir kämpfen, oder wir fliehen.« Er sah zuerst Miranda und dann Glöckchen an. »Aber ich glaube nicht, dass wir weit kommen werden.«

»Wir können aber auch nicht gegen sieben schwer bewaffnete Soldaten kämpfen.«

»Bei den Ahnen!« Er wusste, dass Rennen recht hatte, aber das machte die Entscheidung nicht gerade leichter. Doch am Ende würde Caldans magisch aufgeladener Armreif keinen weiteren Druck mehr aushalten, und sie waren bereits jetzt völlig erschöpft.

»Ihr werdet alle sterben«, sagte Glöckchen.

Amerdan hob die Hand und wollte Glöckchen schlagen, aber Caldan trat zwischen die beiden.

»Nein«, sagte er. »Sie darf nicht verletzt werden.«

Amerdan sah Glöckchen an, als ob er von ihr eine Reaktion erwartete, aber die Zauberin blieb stumm. »Und was ist mit ihrer Magie?«

Caldan schüttelte den Kopf. »So funktioniert das nicht«, sagte er ungeduldig. »Sie braucht Zugang zu ihren Hilfsmitteln, und den hat sie nicht. Solange ihre Hände gefesselt sind und wir sie im Auge behalten, haben wir nichts von ihr zu befürchten.« Er traf eine Entscheidung. »Glöckchen ist unser Druckmittel und meine Hoffnung für Miranda. Also laufen wir weg. Uns bleibt keine andere Wahl. Anscheinend gibt es in dieser Gegend viele Gehöfte und Dörfer. Sie werden es nicht riskieren, dass wir uns in einem von ihnen verstecken und ihnen entgehen, also müssen sie jedes einzelne Haus durchsuchen. Das sollte uns ein wenig Zeit verschaffen. Kommt.«

Eine Stunde später öffnete sich der Himmel, und ein kalter Regen ging nieder. Es war kein angenehmes Marschieren. Zuerst war es nur ein störendes Nieseln gewesen, aber inzwischen regnete es so heftig, dass Caldan die Schritte seiner Gefährten hinter ihm nicht mehr hören konnte. Andauernd musste er sich das Wasser aus dem Gesicht wischen, und der Boden verwandelte sich allmählich in einen einzigen großen Teich. Links von ihnen war der ruhige Bach, dem sie bisher gefolgt waren, stark angeschwollen und wirkte nun wie ein tobendes Wildwasser. Caldan hielt Glöckchens Handgelenk umfasst und zerrte sie durch den Schlamm. Sie hatten ihr die Hände vor dem Bauch gefesselt und überdies die Oberarme an die Seiten gebunden, sodass nur ihre Beine frei waren, damit sie gehen konnte.

»Caldan!«

Caldan drehte sich zu Elpidia um, die seinen Namen gerufen hatte. Obwohl sie dicht hinter ihm lief, musste sie schreien, damit sie in dem Platzregen überhaupt zu hören war.

»Wir müssen weg von hier!«, brüllte sie. »Miranda friert, und ich auch!«

»Amerdan ist vorausgegangen und sucht nach einem Unterschlupf. Rennen sagt, es gibt in dieser Gegend viele verlassene Gebäude«, meinte Caldan. »Wir müssen weitergehen, bis wir eines gefunden haben.«

»Je schneller, desto besser.«

Caldan nickte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Regen so kalt war. Als es ihm jetzt bewusst wurde, begann er zu zittern. Suchend sah er sich um und hoffte, Anzeichen für einen geeigneten Unterschlupf zu finden, und wie zur Antwort auf seine Gedanken erschien Amerdan vor ihm aus dem Regenschleier.

»Gute Neuigkeiten«, sagte der Ladenbesitzer. »Weiter stromaufwärts steht ein verlassenes Haus. Es ist sogar ziemlich groß und hat mehrere kleine Nebengebäude. Vielleicht ist es eine alte Mühle.«

»Den Ahnen sei Dank«, sagte Elpidia und drückte sich an Caldan vorbei, während sie Miranda an der Hand hinter sich herzog.

Caldan verspürte einen Stich im Herzen, als Miranda ohne ein Flackern des Wiedererkennens in den Augen an ihm vorbeiging.

Sie folgten Elpidia und hatten sie rasch eingeholt. Amerdan ging voraus, bis sie die alte Mühle erreicht hatten. Seine Stiefel platschten durch die tiefen Pfützen.

Ein großes Scheunentor war unversehrt, während eine kleinere Tür aufgebrochen worden zu sein schien. Sie hing nur noch an einer Angel und war zur Seite gekippt. Wilder Wein bedeckte die Hälfte des Gebäudes, und drinnen roch es nach Feuchtigkeit und Tieren. Eine Steintreppe führte in ein oberes Stockwerk, aber das Dach war schon vor langer Zeit eingestürzt. Allerdings hielt das Holz der Zimmerdecke den größten Teil des Regens fern; es war nur hier und da ein wenig Tröpfeln zu bemerken – doch darüber durfte er sich nicht beschweren. Neben dem Wohnbereich und der Mühle befanden sich die Lagerräume, vermutlich für Getreide und Mehl. Das Dach war zu großen Teilen eingesackt. Alles schien verrottet und wirkte bedrückend, aber wenigstens bot dieses Gebäude Schutz.

Das ist immerhin etwas Positives, dachte Caldan und schaute hinüber zu Miranda.

Elpidia kümmerte sich um die junge Frau, half ihr sich an einer trockenen Stelle niederzusetzen, und rieb ihr die Hände in dem Versuch, sie etwas zu wärmen.

Miranda reagierte nicht darauf.

Caldan seufzte und kletterte die alte Treppe zur Hälfte hoch. Ein Blick auf das obere Stockwerk, dessen Boden mit Unkraut und Gras bedeckt war, reichte aus, um ihn sofort zur Umkehr zu bewegen.

Rennen packte ihn am Arm, als er von der letzten Stufe hinuntertrat.

»Wie sicher sind wir hier?«, fragte Rennen. »Ich habe euch bis hierher geführt, aber ich werde bald zurückkehren, und dann müsst ihr auf euch selbst achtgeben.«

Caldan schob Rennens Hand beiseite. »Wenn du gehen musst, dann geh. Aber wenn du nach Anasoma zurückkehrst, musst du dort eine Botschaft für mich überbringen.«

Rennen kniff berechnend die Augen zusammen. »Eine Botschaft? Für wen?«

Caldan schüttelte den Kopf. »Das sage ich dir, wenn du uns verlässt. Es sind Informationen, die auch du nutzen kannst. Es wird sich für dich lohnen.«

Rennen nickte und gesellte sich schließlich zu Elpidia.

»Hier drinnen gibt es nicht viel, was wir verbrennen können«, sagte Caldan zu Amerdan. »Ich werde die anderen Gebäude durchsuchen.«

»Und...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2018
Reihe/Serie Sorcery Ascendant Sequence
Sorcery Ascendant Sequence
Übersetzer Michael Siefener
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Blood of Innocents: Book Two of the Sorcery Ascendant Sequence
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Aurealis Award • Die Feuer von Anasoma • eBooks • epische Fantasy • Fantasy • Helden • High Fantasy • Intrigen • Magie • Schlachten
ISBN-10 3-641-22404-7 / 3641224047
ISBN-13 978-3-641-22404-2 / 9783641224042
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich