Sturm des Todes (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017
432 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-16383-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sturm des Todes - Giles Kristian
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Der mächtige Sigurd Haraldarson kämpft in Schweden als ruhmreicher Söldner. Noch immer dürstet Sigurd nach Rache an König Gorm, der vor Jahren seinen Stamm verriet. Doch das Glück verlässt Sigurd und seinen Mannen. Er gerät in die Gefangenschaft des gnadenlosen Jarl Guthrum und wird wie ein Sklave gehalten. Im Tempel von Ubsola soll Sigurd den Göttern geopfert werden. Doch noch ist er nicht besiegt - mit bedingungsloser Härte lehnt Sigurd sich gegen sein Schicksal auf ...

Seine norwegische Herkunft und die Werke von Bernard Cornwell inspirierten Giles Kristian dazu, historische Romane zu schreiben. Um seine ersten Bücher finanzieren zu können, arbeitete er unter anderem als Werbetexter, Sänger und Schauspieler. Doch Kristians Herz schlägt für die Welt der Wikinger, die er in Götter der Rache zum Leben erweckt. Mittlerweile ist Giles Kristian Bestseller-Autor und kann sich ganz dem Schreiben widmen.

PROLOG

Anno Domini 775, Avaldsnes, Norwegen

Der Junge war nicht aufgefordert worden, seinen Speer zu schleudern, als die empfindlichen Nasen der Bluthunde des Königs sie endlich zu dem Elchbullen tief in den Kiefernwäldern westlich von Gorms Halle geführt hatten.

»Wir dürfen kein Risiko eingehen, Junge, nicht nach dem letzten Mal«, hatte Harald ihm zugeraunt. Dabei hatte er sich bereits ausgemalt, wie sein Speer das große Tier zur Strecke brachte. Wie der Schaft mit der stählernen Spitze wie ein himmlischer Blitz aus seiner Hand flog, wie König Gorm ihm lachend auf den Rücken schlug. Ihm, einem Jungen! Weil er, ein Kind zwischen erwachsenen Männern, einem König und einem Jarl, diesen mächtigen Elch zur Strecke gebracht hatte.

Aber weder der König noch der Vater des Jungen hatten ihm erlaubt, den Speer zu werfen, den er in diesen letzten vier Tagen in seinen Händen getragen hatte. Seit sie das Tier das letzte Mal gesehen und versucht hatten, es um der Ehre willen und für die Tafel des Königs zu erlegen. An diesem Tag hatte sein Wurf ihm König Gorms Lob und den Stolz seines Vaters eingetragen. Der Speer hatte den Elchbullen in der rechten Hinterhand getroffen, aber der Junge hatte nicht genug Kraft gehabt, ihn so zu schleudern, dass er auch dort stecken blieb. Der Wurf seines Vaters wäre fast würdig gewesen, in einem Heldenlied erwähnt zu werden. Aber das Tier hatte sich im letzten Moment weggedreht, sodass der Speer des Jarls nur eine Furche über seinen Hals gezogen hatte. Dann war der Elch verschwunden und brüllend zwischen den Kiefern davongaloppiert.

Diesmal jedoch hatten sie ihm keine Fluchtmöglichkeit gelassen. Der mächtige Elch war zwar immer vor dem Rudel geblieben, hatte jetzt jedoch das Ende seines Lebensfadens erreicht. Er saß zwischen der Jagdgruppe aus Herdkarls und Bluthunden und einer Felswand fest, über deren graue bemooste Flanke der Regen lief. Er drehte sich zu seinen Verfolgern herum.

»Wenn mein Tag kommt, Junge, dann hoffe ich, dass ich dem Tod ebenso mutig entgegentrete«, hatte sein Vater gesagt, als er auf einen einladenden Wink des Königs vortrat, um seinen mächtigen Speer zu schleudern. Aber davon hatte der Junge nichts hören wollen. Er grämte sich immer noch, dass man ihm seinen Moment des Ruhms versagt hatte.

»Ziel auf sein Herz«, sagte König Gorm und hielt seinen eigenen Speer bereit, falls Haralds Wurf danebenging oder der Elch im letzten Moment losstürmte. Die Männer hinter ihnen nahmen die Hunde an die Leine, die kläfften und knurrten, weil sie sich unbedingt auf das Tier stürzen wollten. Aber einige von ihnen würden ganz sicher sterben, bevor der Elch zu Boden ging, denn das Geweih des Bullen war gewaltig. Die Schaufeln erhoben sich hoch auf seinem mächtigen Schädel, sechs Geweihsprossen pro Seite, zwölf scharfe Spitzen insgesamt. Und das über eine Spannbreite von mehr als anderthalb Schritten. Sie waren mehr als fähig, einem Hund den Wanst aufzureißen. Oder einem Mann.

Und dann stell dir vor, was sie mit einem Jungen machen könnten.

»Es tut mir leid, dass ich dich nicht bei unserer letzten Begegnung getötet habe, Freund«, sagte Harald zu dem Elch. Der hob sein mächtiges Geweih wie ein Krieger, der den Göttern vor dem letzten Kampf sein Schwert zeigt. Dann stieß er einen schrillen Schrei aus, der klang, als würde ein großer Mann in ein kleines Horn stoßen, und blies eine Atemwolke in die kalte Luft. Der Junge erwartete, dass der Bulle jeden Moment angriff. Sein Vater schien das ebenfalls zu denken, denn er packte den Speerschaft plötzlich mit beiden Händen und hielt ihn vor sich, während er gleichzeitig, einen Fuß stützend, zurücksetzte. Aber der Elch war bereits am Ende. Er hatte keine Kraft mehr, keine Wut, keinen Trotz. Er stand einfach da und wartete.

Harald ließ ihn nicht allzu lange warten. Der Jarl nahm zwei Schritte Anlauf und schleuderte den Speer beim dritten Schritt. Er flog gerade durch die Luft und bohrte sich mit einem Klatschen in die Brust des Elchs, das die Hunde förmlich verrückt machte. Der Bulle rutschte durch die Wucht des Aufpralls ein Stück nach hinten, grunzte tief in der Kehle und leerte seine Blase. Die Flüssigkeit dampfte an diesem feuchtkalten Tag, während die Herdkarls des Königs murmelten und den Wurf des Jarls mit anerkennendem Brummen kommentierten.

Einen Moment stand das große Tier einfach nur da, während Haralds Speer tief in seiner Brust steckte. Aber alle Männer auf dieser kleinen Lichtung wussten, dass die Speerspitze ihm das Herz zerfetzt hatte.

»Ein herrliches Tier«, brummte König Gorm. Selbst der Junge, der erst sieben Sommer gesehen hatte, spürte, dass der König mit diesen Worten vergeblich versuchte, dieses wenig ruhmreiche Ergebnis ihrer Jagd zu versüßen.

Die Vorderbeine des Elchs gaben nach, und er kippte nach vorne. Sein Lebensblut strömte aus seiner Brust wie Wasser aus einem Leck in einem Schiffsrumpf. Dann versagten auch seine Hinterbeine den Dienst, und er fiel mit einem verächtlichen Schnauben auf die Seite. Die Hunde hörten auf zu kläffen, denn auch sie wussten, dass es vorbei war.

Der Junge folgte Harald und dem König zu dem erlegten Wild. Der moschusartige Geruch des Elchbullen drang ihm in die Nase, und schließlich stand er vor dem einst so stolzen Tier, dessen glasige Augen jetzt ins Leere starten. Aber der Junge hatte nur Augen für die beeindruckenden Schaufeln des Elchs. Sie erhoben sich wie ein uralter abgestorbener Baum vor ihm, und die Sprossen waren mit einer moosigen Haut überzogen, die bis zum Ende des Sommers vollkommen abgeschabt worden wäre. Ein Herdkarl murmelte, dass dieses Vieh verdammt stolz auf diese mächtigen Waffen hatte sein müssen und dass die anderen Bullen ihn sicher gefürchtet hatten.

»Deine Beute, Harald«, erklärte König Gorm. »Und auch die des Jungen, hej?«, setzte er hinzu und deutete mit dem Speer auf den erlegten Elch. Jetzt sah der Junge die Wunde, die er dem Elch vor vier Tagen versetzt hatte, das Loch zwischen dem Rumpf des Tieres und den Muskeln weiter oben auf seiner rechten Hinterhand. Es war ein blutiger Schnitt. Maden wimmelten darin, ebenso wie in der blutigen und vereiterten Furche, die Haralds Fehlwurf in der Haut am Hals des Tieres hinterlassen hatte.

»Keine schöne Art zu gehen«, brummte Harald finster, als er seinen Speer aus der Brust des Elchs zog. Sein Blick fiel auf das dunkle Herzfleisch, das an der Stelle klebte, wo die Klinge auf dem Schaft saß.

Jetzt setzte der Regen richtig ein. Er rauschte durch die Kiefernzweige, sodass die Bluthunde des Königs sich rasch davonstahlen. Einige seiner Männer fluchten. Sie waren sehr weit von der Halle ihres Herrn entfernt, und es würde lange dauern, bevor sie wieder im Trockenen waren. Aber der Junge achtete kaum auf den Regen. Er starrte immer noch auf die Maden in der Wunde und begriff plötzlich, dass sein Vater und der König ihm nicht verboten hatten, den Speer zu werfen, weil sie fürchteten, dass der Elch entkommen könnte, wie beim letzten Mal. Sie wollten ihn nicht mit dem Tod dieses einst so mächtigen, aber jetzt leidenden Tieres beflecken. Denn am Ende war der Erfolg der Jagd keineswegs ruhmreich gewesen. Der Elchbulle war dem Untergang geweiht gewesen. Er war bei lebendigem Leib verfault und wäre ohnehin in einigen Tagen tot umgefallen, obwohl es ihm bis jetzt irgendwie gelungen war, vor der Jagdmeute des Königs zu bleiben.

Trotzdem, es war ein beeindruckendes Tier, und es mussten Rituale beachtet werden, ganz gleich ob es wie aus Eimern schüttete. Harald zückte seinen Scramasax und kniete sich neben den Kopf des Elchs. Er befahl dem Jungen barsch, dasselbe zu tun. Der gehorchte. Der Jarl schob eine Hand in die klaffende Wunde, die sein Speer geschlagen hatte, und als er sie wieder herauszog, dampfte sie vom heißen Blut des Tieres. »Ich weihe diese Beute Ull, dem Herrn der Jagd«, sagte er, hob seine Hand vor sein Gesicht und leckte seine Finger ab. Dabei spritzte er rote Tropfen auf seine Wange und seinen Bart. Dann machte er dasselbe bei dem Jungen, der blinzelte, als die warmen Tropfen ihn trafen. Er atmete tief den fremdartigen, aber nicht unangenehmen Geruch des Blutes ein, das durch dieses prachtvolle Tier geflossen war.

Dann sah Harald, was den Blick des Jungen so fesselte. »Bier!«, rief er über die Schulter. Olaf nahm einen prallen Schlauch vom Rücken eines Pferdes und trat vor. Er blinzelte dem Jungen zu, als er den Schlauch seinem Jarl reichte. Harald zog den Stopfen heraus und goss das Bier in die vereiterte Wunde, die der Speer des Jungen einige Tage zuvor hinterlassen hatte. Dann strich er mit der Hand die Maden heraus, und jetzt witterte auch der Junge den Gestank in der feuchten Luft, als er sich den Regen von der Stirn wischte und sah, dass sein Handrücken mit dem Blut ihres Opfers verschmiert war.

»Es wird der Tag kommen, an dem du einen Speer so schleudern kannst wie dein Vater, Junge.« König Gorm fuhr dem Jungen mit seiner großen Hand über den Kopf.

»Ha!«, sagte Harald zum König. »Vergiss nicht, dass Grimhild die Mutter des Jungen ist.« Er stand da und spülte sich mit noch mehr Bier das Blut von der Hand. »Mit ihrem Blut in seinen Adern wird der Junge mich im Speerwurf übertreffen, wenn seine ersten Barthaare sprießen.«

»Ich freue mich schon darauf, das zu sehen, mein Freund.« Gorm grinste seine Männer an, die trotz des Regens sein Grinsen erwiderten. Ein alter grauhaariger Krieger namens Gerik meinte, dass der Junge schon jetzt die Aura eines Jarls habe und Harald besser aufpassen solle, damit er nicht irgendwann in seine Halle zurückkehre und den Jungen auf seinem Hochsitz vorfinde, Haralds eigenes Methorn in den...

Erscheint lt. Verlag 14.8.2017
Reihe/Serie Sigurd
Sigurd
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel God of Vengeance 3
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • eBooks • Historischer Bestseller • Historische Romane • Kämpfe und Schlachten • kleine geschenke für frauen • Norwegen • Siegfried • Vikings • Wikinger
ISBN-10 3-641-16383-8 / 3641163838
ISBN-13 978-3-641-16383-9 / 9783641163839
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