Sarantium - Die Götter (eBook)

Roman

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2018
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-20981-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sarantium - Die Götter - Lara Morgan
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Der letzte Kampf steht bevor ...
Das Reich Sarantium steht in Flammen, und die Zwillinge Shaan und Tallis sind die letzte Hoffnung der Bewohner. Aber Shaan ist mit dem gefallenen Azoth in einer geheimnisvollen Anderswelt gefangen und um sie zu befreien, muss Tallis es schaffen, den Vier Göttern einen mächtigen Ring zu entreißen. Nur gemeinsam können die Geschwister ihre Welt und die Menschen noch vor dem Untergang bewahren - doch dafür müssen sie das größte Opfer bringen ...

Lara Morgan ist in Westaustralien aufgewachsen und hat große Teile Europas ebenso bereist wie die Dschungel Borneos. Sie hat mehrere künstlerische Projekte geleitet und arbeitet als Redakteurin und Schriftstellerin.

Im Morgengrauen brach Tallis wieder zur Jagd auf. Er verließ leise die Höhle, die er im Jalwalah-Brunnen mit seiner Mutter teilte, und ließ den Ledervorhang der Tür behutsam hinter sich zufallen, um nicht die Bewohner der benachbarten Unterkünfte zu wecken. Dann folgte er dem gewundenen engen Gang aus dem Wohnbereich in die Große Höhle. Sanft leuchtende Öllampen erhellten in regelmäßigen Abständen den Weg, aber er hätte ihn auch mit geschlossenen Augen gefunden. So wie er es schon als Kind getan hatte, fuhr er mit der Hand über den Stein und zählte die Erhebungen und Spalten in der Wand, die kleinen Haarrisse, die seine Fingerspitzen streiften. Der scharfe, beißende Pflanzengeruch des Lampenöls stieg ihm in die Nase, und er fühlte sich daran erinnert, wie er damals hier entlanggerannt war, verfolgt von Irissa, Jared vor ihm, so dass sein Schatten über die Wand gehüpft war. Ihr Lachen hatte in den Tunneln widergehallt. Wie alt waren sie damals gewesen? Sieben, acht?

Irgendwo hinter ihm weinte ein Säugling, und der Verlustschmerz traf ihn wie ein Messerstich; bei den Erinnerungen bekam er vor Trauer eine Gänsehaut. Jared würde nie seine eigenen Kinder durch diese Gänge laufen sehen, und Tallis zweifelte, ob es ihm selbst vergönnt sein würde. Selbst wenn Irissa dank einer glücklichen Fügung noch am Leben war, warum hätte sie mit ihm zusammen sein wollen, dem Mann, der dem Leben ihres Bruders ein Ende gesetzt hatte?

Er beschleunigte seine Schritte. Hier lauerten zu viele Erinnerungen. Zu viel Verlorenes.

Aus den niedrigen Wohntunneln gelangte er in die Große Höhle des Jalwalah-Brunnens. Die Felswände der kreisförmigen Höhle ragten hoch auf, ihre Wölbung verlor sich in der Dunkelheit. Öffnungen in den Wänden führten zu weiteren Wohnhöhlen und der Wabe aus heißen Quellen unter der Erde. In der Mitte befand sich die Gemeinschaftsfeuerstelle, die so groß war, dass man ein ganzes Muthu darüber braten konnte. Jenseits davon umschloss der Ausgang in die Wüste als großer Halbkreis den düsteren Himmel der Morgendämmerung. Es waren nur wenige Menschen hier: diejenigen, die das erste Mahl des Tages zubereiteten, darunter seine Mutter Mailun. Obwohl sie damit beschäftigt war, Brotteig zu kneten, erspähte sie ihn und winkte ihn mit einer Kopfbewegung zu sich heran, aber Tallis tat so, als würde er sie nicht verstehen, hob stattdessen nur die Hand zum Gruß und eilte ins Freie. Er hatte schon seit mehreren Tagen nicht mehr mit ihr gesprochen, sondern darauf geachtet, nur dann in ihre Wohnhöhle zu kommen, wenn Mailun schlief oder unterwegs war. Er war noch nicht bereit, sich Gedanken über den Besuch bei den Baal zu machen, den Miram, der neue Anführer der Jalwalah, von ihm erwartete, und danach würde ihn Mailun als Erstes fragen.

Er trat aus dem schwachen Licht des Brunnens in den nur unwesentlich helleren Morgen. Die Luft war kalt, die Sonne ein schmaler orangefarbener Streifen am Horizont, und der Sand knirschte als eisige Kruste unter den dünnen Sohlen seiner Stiefel. Zwei junge Clansleute, die sich am Höhlenausgang leise unterhielten und Speere in der Hand trugen, wandten den Blick ab, als er vorüberkam. Eine alte Frau, die eine Tasse Kaf trank und den Sonnenaufgang beobachtete, kniff missbilligend die Lippen zusammen. Er spürte ihren Blick im Rücken, als er an der Außenwand des Brunnens entlanghuschte.

Der Jalwalah-Brunnen ragte als Monolith hoch über ihm auf und gab gespeicherte Wärme in die Kälte des Morgens ab. Wieder hier zu sein brachte ein gerüttelt Maß bittersüßen Leids mit sich: Erinnerungen an alles, was seit dem Erscheinen der Götter verloren gegangen war. Blutvergießen. Zu Kaa geschickte Freunde und Verwandte. Die Jalwalah hatten schon im Kampf gegen Azoth viele Krieger verloren, aber das Eintreffen der Vier Götter, die jeden auf dem Schlachtfeld niedergestreckt hatten, hatte fast alle ausgelöscht. Jetzt hatten sie vielleicht noch siebzig, wenn man die Jugendlichen mitzählte, die nicht in den Krieg gezogen waren. So sah es auch bei den meisten anderen Clans aus, bei einigen gar schlimmer. Die Baal, die schon immer zahlreicher gewesen waren, hatten noch die meisten Krieger, aber sogar sie waren zu wenige. Was den Rest von Sarantium außerhalb der Wüste betraf, knechteten oder töteten die Götter alle Menschen, Ortschaft um Ortschaft. Wie lange noch, bis niemand mehr übrig war – oder bis die Götter einen Weg fanden, die unsichtbare Barriere zu umgehen, die sie von der Wüste fernhielt?

Tallis kam an dem kleinen Lager einer Gruppe von Feuchtländern aus Galicia vorbei. Sie hatten ihre Zelte nicht weit vom Eingang der Großen Höhle entfernt aufgeschlagen, nahe genug, um an alles zu gelangen, was sie benötigten, aber dennoch getrennt von den Clansleuten zu bleiben. Mehrere andere Lager wie dieses verteilten sich rings um den Brunnen. Überlebende, Flüchtlinge vor dem Marsch der Götter quer durch die Lande – diejenigen, die das Glück gehabt hatten, weit genug entfernt zu sein, um dem Seelensammeln zu entgehen. Alle, die es irgendwie schafften, landeten hier oder bei den Baal. Bei den anderen Clans hatten so wenige die Schlacht überlebt, dass sie es sich nicht leisten konnten, noch mehr hungrige Mäuler zu stopfen; vielleicht wollten sie es auch nicht.

Eine junge Frau, die in einem Topf über einem Feuer rührte, schaute auf, als er vorbeikam. Sie trug ein Kopftuch, wie es in den Freilanden Sitte war, und wandte rasch den Blick ab, als er ihr in die Augen sah. Alle kannten ihn jetzt, aber niemand sprach mit ihm, was Tallis nur recht war. Das Letzte, was er wollte, war, Fragen darüber zu beantworten, was er gegen die Götter unternehmen konnte. Er wusste keine Antworten darauf. Er war gescheitert. Er hatte die Rückkehr der Vier Götter nicht verhindert, er hatte die Schlacht nicht für die Menschen gewonnen. Er konnte ihnen nicht helfen, und Shaan war verschwunden. Seine Zwillingsschwester war verloren. Er hatte nichts mehr zu geben.

Asrith hat niemanden gesehen. Sie spricht, aber kein Semorphim antwortet. Marathins zischelndes Drachenflüstern erfüllte seinen Geist.

Merk dir ihre Position, sandte Tallis ihr zu. Wir fliegen trotzdem hin.

Er ging schneller und ließ die Zelte hinter sich, bis er auf die andere Seite des Brunnens gelangte. Marathin wartete von ihm abgewandt und blickte in die Wüste hinaus, ein riesiger buckliger Schatten im Sand neben einem verdorrten Dornstrauch.

Tallis strich ihr mit den Fingern sacht über die Haut, während er an ihr entlangging, und spürte, wie sich die Verbindung zwischen ihnen bei der Berührung vertiefte. Ihre Schuppen waren rau und heiß. Die Drachin war älter als viele andere, aber es zeigte sich noch nicht, zumindest nicht so wie damals bei Nuathin, Azoths uraltem und liebstem Drachen. Nuathins Schuppen waren im Laufe der Zeit beinahe grau geworden, aber Marathins dunkelgrüne Haut funkelte im Licht der aufgehenden Sonne unter einer dicken Schicht aus Fett und Moschus. Sie war – für einen Drachen – im mittleren Alter, vielleicht um die sechshundert Jahre alt; Tallis war sich nicht sicher. Sie wandte den Kopf und beobachtete ihn aus einem Auge, während sie heiße Luft aus den Nüstern schnaubte und den Sand verwirbelte.

Unsere Jagd zieht sich in die Länge, sagte sie. Fliegen wir dennoch weiter?

Wir fliegen, bis ich sage, dass es genug ist. Er verstärkte seinen Einfluss auf sie, und sie senkte den Kopf ein winziges Stück und schnappte mit den Zähnen. Arak-ferish, flüsterte sie.

Tallis streckte die Hand nach ihren Flügelansätzen aus und stieg auf ihr Vorderbein, um sich auf ihren Rücken zu schwingen, doch dann spürte er, dass jemand hinter ihm war. Er hielt inne und versteifte sich, da er wusste, wer es war.

»Mutter …« Eine Hand noch immer auf der Drachin, wandte er sich zu ihr um. »Du bist mir gefolgt.«

Mailuns Tonfall war zurückhaltend: »Du solltest etwas essen, bevor du aufbrichst.« Sie hielt ein mit Stoff umwickeltes Päckchen auf einen kleinen Tontopf in der Hand.

Tallis unterdrückte ein Seufzen. »Ich habe keinen Hunger. Ich suche mir unterwegs etwas.«

»Was denn, eine Marratte? Zu dieser Jahreszeit sind sie mager. Nimm das hier mit und …«

Ärger flammte in ihm auf, und er antwortete grob: »Bakriss, Mutter!«

Sie schnappte vor Zorn nach Luft. »Was hast du gesagt? War das Drachensprache?«

Ja. Er hatte die Drachensprache gebraucht, ohne nachzudenken, und das auch noch in ruppigem Befehlston. »Ach … nichts, Mutter. Es tut mir leid.« Aber seine Stimme strafte seine Worte Lügen. Er war gereizt und angespannt und wusste nicht, was er dagegen unternehmen sollte.

Sie musterte ihn besorgt. »Du verbringst zu viel Zeit mit ihnen, Tallis.«

»Je mehr Zeit ich mit den Drachen verbringe, desto besser verstehe ich sie. Die Jagd ist eine gute Gelegenheit dazu.«

»Aber wir haben genug zu essen.« Sie runzelte die Stirn und wedelte mit dem Paket. »Du musst heute nicht jagen.«

»Ich bin nicht auf der Suche nach Nahrung.« Endlich nahm er ihre Gabe entgegen und verstaute sie in seinem Bündel.

»Du suchst immer noch nach Rorc und Irissa?« Ihr Ton wurde sanfter. »Sohn, ich hoffe jeden Tag, dass zumindest einer von beiden zu uns zurückkommt, aber es ist nun schon drei Monate her, und du hast doch gesehen, was die Götter in der Schlacht angerichtet haben.«

»Einige haben aber dennoch überlebt, und es ist ein langer Weg vom Schlachtfeld an der Klippe bis zu den Clans, gerade zu Fuß. Sie könnten noch dort draußen sein.« Er hielt inne; er...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2018
Reihe/Serie Die Sarantium-Reihe
Die Sarantium-Reihe
Übersetzer Maike Claußnitzer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Twins of Saranthium 03. Redemption
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte All Age • Christopher Paolini • Drachen • Drachenfantasy • eBooks • Eragon • Fantasy • Heroische Fantasy • High Fantasy • Sarah J. Maas • Saranthium
ISBN-10 3-641-20981-1 / 3641209811
ISBN-13 978-3-641-20981-0 / 9783641209810
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