Die Dämonenkriege (eBook)

Roman

(Autor)

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2018
Heyne Verlag
978-3-641-20394-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Dämonenkriege - Michael Hamannt
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Als der Dämonenjäger Ryk bei einem Einsatz seine beiden Gefährten an einen Dämon verliert, den es seit Hunderten von Jahren eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, schwört er Rache. Währenddessen gelingt es der Gestaltwandlerin Catara, den wegen Mordes an seinem Vater angeklagten Thronprinzen Ishan aus dem Kerker zu befreien. Doch damit beginnen die Probleme für die beiden erst, denn all die dunklen Vorkommnisse sind nur die Vorboten eines drohenden Kriegs, der die Welt der Schwebenden Reiche in ihren Grundfesten erschüttern wird ...

Michael Hamannt studierte Germanistik, Philosophie, Ur- und Frühgeschichte, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er arbeitet als freier Schriftsteller und liest in seiner Freizeit fantastische Romane und Thriller, schaut gerne gute DVDs und trifft sich mit Freunden zu Spieleabenden. Ein besonderes Faible hat er für Schottland mit seinen grünen Highlands, alten verwunschenen Wäldern und faszinierenden Mythen. Außerdem ist er verrückt nach Katzen und süchtig nach Espresso.

PROLOG


Ostwald, Xe’Neridian

16. Apris, 1026 n. d. Zweiten Dämonenkrieg

Der Morgen war von einem verräterischen Rot. Die Sonnenstrahlen sickerten durch das Blätterdach des Waldes und tropften wie wässriges Blut vor Ryks Füße. Ein Omen, hätte sein seliger Onkel gesagt. Ryk jedoch glaubte nicht an so etwas. Er glaubte an die Jagd, an seinen Auftrag und daran, dass man sich als Dämonenjäger keine Fehler leisten durfte.

Vor einem Tag hatte ihn der Hilferuf aus der Gemeinde Imres, einem kleinen Holzfällerdorf am Westsaum des Waldes, erreicht. Eine Gruppe von sieben Männern war aufgebrochen, um nach frischen Beständen des Arnbaumes zu suchen. Nur einer von ihnen hatte es zurückgeschafft. Schwer verwundet und halb wahnsinnig vor Angst. Aufgrund seiner Verletzungen war der Dorfvorsteher von einem Angriff durch ein Rudel Reißer ausgegangen und hatte sich daraufhin an Ryk gewandt. Es war kaum mehr als ein Routineauftrag, mit ernsthaften Schwierigkeiten rechnete er nicht. Reißer brachen in dieser Gegend immer mal wieder durch die magische Barriere. Gut bezahlt wurde es trotzdem, denn Arnholz war in den Schwebenden Reichen sehr gefragt und damit für die Bewohner von Imres eine profitable Einnahmequelle.

Ryk schloss die Linke fester um den Schaft der Armbrust, während sich der Zeigefinger der anderen Hand eng an den Abzug schmiegte. Sein Blick, den er wie seine übrigen Sinne für die Jagd magisch geschärft hatte, durchforstete die Schatten zwischen den Bäumen. Die Magie fächerte die Dunkelheit für ihn auf und offenbarte ihm deren wahre Farben: wabernde Violett- und Blautöne, durchzogen von Schlieren aus öligem Schwarz.

Er hielt inne, neigte den Kopf zur Seite und lauschte auf die Geräusche, die von überallher an seine Ohren drangen. Das Wispern der Blätter. Vogelrufe. Pfoten, die durch gefallenes Laub huschten. Ryk war eins mit der Jagd. Eins mit dem Wald, den er in all seinen Facetten roch: die würzige Erde, die Blätter, den Kot der Tiere und einen leichten Verwesungsgeruch. Nichts Ungewöhnliches für diese Jahreszeit. Durch die Sohlen seiner Stiefel spürte er den Nachhall von Corrs und Jailars Schritten, seine beiden Gehilfen, die links und rechts von ihm gegangen und nun ebenfalls stehen geblieben waren. Was er hingegen vermisste, war das Stampfen von Klauen, die in wilder Hatz den Boden aufrissen. Nichtsdestotrotz gab es in diesem Teil des Waldes deutliche Hinweise auf die Anwesenheit von Reißern – oder Dämonen, wie die Val’kai im Volksmund genannt wurden. Da waren Pfotenabdrücke im Schlamm und Kratzspuren in der Rinde, wo sie ihre Krallen gewetzt hatten.

»Wo stecken die verfluchten Biester?«, fragte Jailar mit angespannter Stimme.

Ryk zuckte zusammen. Aufgrund seiner geschärften Sinne hatten die Worte für ihn so laut geklungen, als hätte der Junge sie ihm direkt ins Ohr gebrüllt. Mit gerunzelter Stirn sah er zu ihm hinüber. Es war nicht das erste Mal an diesem Morgen, dass Jailar gesprochen hatte, obwohl Ryk Schweigen angeordnet hatte. Als er jedoch die Nervosität des Jungen bemerkte, verflog sein Ärger.

Jailar war groß und kräftig, hatte dunkelblondes Haar und war in Braun und Grün gekleidet. Die Farben des Jägers. Seine Augen, die sonst aufmerksam dreinschauten, waren furchtsam geweitet. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn, und er umklammerte das Kurzschwert in seiner Hand so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Jailar war gerade einmal neunzehn und arbeitete erst seit Kurzem für ihn. Als er sich um die Stelle bewarb, hatte er einen ganz passablen Eindruck gemacht. Als Sohn eines Schwertschmieds war er nicht nur im Herstellungsprozess von Waffen geschult, sondern auch in deren Umgang. Er hatte schnelle Reflexe und schien kühn – oder auch närrisch – genug, um sich freiwillig für den Posten als Gehilfe eines Dämonenjägers zu melden. Und dennoch wirkte er in diesem Augenblick, als wäre er lieber an jedem anderen Ort der Schwebenden Reiche als hier im Ostwald. Andererseits war es sein erster Einsatz.

»Sicher sind sie längst weitergezogen«, murmelte Corr. Ryk wandte sich seinem zweiten Gehilfen zu. Einem Mann mit einer zottigen braunen Haarmähne, der sich mit der Geschmeidigkeit eines Wolfs durch das Unterholz bewegte. Die dunklen Augen funkelten wachsam in seinem wettergegerbten, von Lachfältchen und Narben durchfurchten Gesicht. Corr war schon so lange in Ryks Diensten, dass er ihn als Freund betrachtete.

»Ja, macht ganz den Eindruck«, stimmte Ryk zu. »Im Umkreis von einer Viertelmeile kann ich keinen einzigen Dämon spüren.« Er sandte die Magie, die seine Sinne verstärkte, in das Energiezentrum nahe seines Herzens zurück. Hier saß die Quelle seiner Macht: das Seelenfeuer. Oder Ori’vah, wie die Magier es nannten. Wie jedes Mal, wenn die Magie versiegte, hatte Ryk das Gefühl, als würde die Welt von einem Wimpernschlag auf den anderen von ihm abrücken, ihn von all ihrer Farbenpracht, all den vielzähligen Geräuschen und wundersamen Gerüchen ausschließen. Allzu blass und trist erschien ihm der Wald daraufhin, weshalb er seine Magie am liebsten sofort wieder entfacht hätte. Sie war jedoch zu kostbar, um sie leichtfertig zu vergeuden, solange ihnen keine unmittelbare Gefahr drohte. Und sie zu regenerieren, kostete viele Stunden Ruhe und Schlaf.

Ryk atmete gerade tief durch, als Jailar sagte: »Hört ihr das auch?«

Es war ein Summen wie von einem Insektenschwarm. Ryk hatte es bereits vorhin vernommen, zunächst aber ignoriert, da er sich ganz auf die Suche nach den Dämonen konzentrieren wollte.

Corr deutete mit der Spitze seines Bogens nach vorne: Zwischen den Bäumen schimmerte eine Lichtung hindurch. »Es scheint von dort zu kommen.«

»Die Holzfäller aus Imres«, sagte Ryk düster. »Sehen wir uns das mal an!« Er schob sich durch das Unterholz auf die Lichtung zu, dicht gefolgt von seinen Gehilfen.

Fliegen. Hunderte Fliegen. Doch mehr noch als ihre Gegenwart verriet Ryk der stärker gewordene Verwesungsgestank, dass sie die vermissten Männer gefunden hatten. Das Gras war vielerorts niedergedrückt und dunkel von getrocknetem Blut. Vereinzelte, nicht näher definierbare Fleischbrocken verrotteten in der Sonne, und als er nähertrat, sah er, dass sich eine Armee von Maden an ihnen labte.

»Der Dorfvorsteher hatte recht«, brummte Ryk. »Das ist das Werk von Reißern.«

Corr blickte sich um und schüttelte den Kopf. »So viel Blut, verdammte Scheiße!« Er spuckte aus. »Das stammt nicht nur von einem Mann.«

Es war unmöglich zu sagen, um wie viele der Holzfäller es sich handelte. Wahrscheinlich alle sechs. Die Reißer, oder Ahka’ri, wie diese Dämonenart in der Sprache der Val’kai hieß, hatten einfach zu wenig von ihnen übrig gelassen. Selbst die Knochen hatten sie mit ihren Raubtiergebissen geknackt und verschlungen. Es gab nur eine einzige Leiche, die noch halbwegs als Mensch erkennbar war: ein blutiger Rumpf, dem der Kopf und sämtliche Gliedmaßen fehlten. Er lag in der Mitte der Lichtung. Der Boden ringsherum war mit einer rotschwarzen Kruste überzogen. Als die drei sich dem Toten näherten, stob eine Wolke aus Purpurfliegen auf.

Jailar fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Was … was ist hier passiert?« Im nächsten Moment wirbelte er herum, stolperte zum Rand der Lichtung und übergab sich in einen Riggbusch.

Corr warf Ryk einen Blick zu, der so viel sagte wie: Hab ich dich nicht gewarnt? Ryk verdrehte die Augen und folgte Jailar. Der Junge war blass und zitterte am ganzen Körper. Bei allen Dämonen der Gegenwelt, hatte er sich tatsächlich so sehr in ihm geirrt? Aber vielleicht genügte es ja, wenn er dem Jungen ein wenig gut zuredete. »Hör mal, Jailar«, sagte Ryk und legte ihm eine Hand auf die Schulter, »wenn du es in diesem Beruf zu etwas bringen willst, musst du dir schon ein dickeres Fell zulegen. Du wirst noch viel Schlimmeres …«

Jailar übergab sich ein weiteres Mal, während Corr herangeschlendert kam und hämisch den Daumen in die Höhe reckte. Ryk seufzte in sich hinein. Die niederen Val’kai verstand er problemlos. Sie waren instinktgesteuerte Kreaturen, getrieben von Hunger und Blutdurst. Seine eigene Art bereitete ihm dagegen sehr viel größere Schwierigkeiten. Menschen verbargen ihre wahren Gefühle oft hinter Masken. Oder hielten sich für etwas, das sie nicht waren. Doch wenn sie sich nicht einmal selbst durchschauten, wie sollte dann er, der nichts weiter als ein Dämonenjäger war, es können? Natürlich änderte das alles nichts an der Tatsache, dass er die Verantwortung für den Jungen übernommen hatte, als er ihn einstellte. »Schau mich an, Jailar. Jetzt mach schon!« Ryk nickte zufrieden, als der Junge den Kopf hob. »Warum wolltest du für mich arbeiten?«

»Weil … weil du der Beste bist.«

»Und warum ist das so?«

Jailar biss sich auf die Unterlippe. »Du hast mehr Dämonen getötet als jeder andere.«

»Und?«

»Du bist immer noch am Leben.«

Ryk lachte. »Das ist wahr, Junge. Doch was mich wirklich zum Besten macht, geht über bloße Erfahrung hinaus.« Er tippte sich an die Stirn. »Instinkt! O ja, ohne den hätten die Dämonen mich schon vor langer Zeit erledigt. Und diesem Instinkt verdankst du es, dass du heute hier bist. Glaub mir, ich hätte dich nicht genommen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass du es in dir hast, diesen Biestern gehörig in den Arsch zu treten.«

Bei diesen Worten leuchteten Jailars Augen auf. Farbe kehrte in sein Gesicht zurück, und er grinste sogar ein wenig.

Corr schüttelte den Kopf, was...

Erscheint lt. Verlag 12.2.2018
Reihe/Serie Die Dämonenkriege-Reihe
Die Dämonenkriege-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Dämonen • eBooks • epische Schlachten • Fantasy • Fantasy-Epos • Gestaltwandler • High Fantasy • Magie • magische Reiche • Michael Hamannt • Peter V. Brett
ISBN-10 3-641-20394-5 / 3641203945
ISBN-13 978-3-641-20394-8 / 9783641203948
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