Im Schatten des Himmels (eBook)

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2016 | 1. Auflage
720 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403712-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Schatten des Himmels -  Guy Gavriel Kay
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Guy Gavriel Kay ist der Großmeister der historischen Fantasy. Mit ?Im Schatten des Himmels? hat er ein bildgewaltiges und fesselndes Epos geschrieben, das in einem phantastischen Reich der Mitte spielt. Kay beschwört das China der Tang-Dynastie herauf und erzählt eine grandiose Fantasy-Geschichte voller Intrigen, Abenteuer und Magie. »250 sardianische Pferde, Geschöpfe von unvergleichlicher Schönheit und Seltenheit!« Als der Kriegermönch und Gelehrte Shen Tai für seine Heldentaten von der Jadeprinzessin des Nachbarreiches belohnt wird, macht ihn das überaus großzügige und gefährliche Geschenk auf einen Schlag zu einem der mächtigsten Männer im Reich der Mitte. Die Herrschenden von Kitai - eine Fantasy-Version des Chinas der Tang-Dynastie - wollen jedoch keinen neuen Konkurrenten neben sich dulden und senden Mörder aus, um Shen Tai aus dem Weg zu räumen. Nach einem ersten Attentatsversuch beschließt Shen Tai, in die Hauptstadt zu reisen, um die Pferde dem Kaiser zum Geschenk zu machen. Begleitet wird er von der jungen Kriegerin Wen Song, die geschworen hat, ihn mit ihrem Leben zu beschützen, und dem berühmten Dichter und Trunkenbold Sima Zian, der seinem jungen Freund mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Gefährten erwartet eine abenteuerliche und gefährliche Reise, auf der sich das Schicksal des Reiches entscheiden wird. Mit seiner unvergleichlichen Charakterentwicklung und der großartigen Handlung wird Kays neuestes Werk Liebhaber von historischen Romanen ebenso begeistern wie Fantasy-Fans.

Guy Gavriel Kay ist der erfolgreichste Fantasy-Autor Kanadas. Er wurde in über 25 Sprachen übersetzt und hat drei Mal den World Fantasy Award verliehen bekommen. Zusammen mit Christopher Tolkien hat er das »Silmarillion« herausgegeben. »Im Schatten des Himmels« wurde mit dem Sunburst Award als »Bester Roman des Jahres« sowie mit dem Prix Elbakin als »Bester Fantasy-Roman des Jahres« ausgezeichnet.

Guy Gavriel Kay ist der erfolgreichste Fantasy-Autor Kanadas. Er wurde in über 25 Sprachen übersetzt und hat drei Mal den World Fantasy Award verliehen bekommen. Zusammen mit Christopher Tolkien hat er das ›Silmarillion‹ herausgegeben. ›Im Schatten des Himmels‹ wurde mit dem Sunburst Award als »Bester Roman des Jahres« ausgezeichnet.

Ein absolutes Meisterwerk in dem wahrlich alles richtig gemacht worden ist.

...beinhaltet, was das Herz eines Lesers begehrt: Ehre, Treue, Liebe, Mut, Hass, Verrat, Freundschaft und Intrigen, gemixt zu einer fesselnden Geschichte.

Spannende, sprachlich und stilistisch niveauvolle Fantasy für Genrefans und an historischen Romanen interessierten Lesern.

ein bildgewaltiges und fesselndes Epos

›Im Schatten des Himmels‹ von Guy Gavriel Kay ist absolut lesenswert! Für mich definitiv eines meiner Highlights 2016!

Das ist spannend erzählt, detailreich gestaltet und durch überzeugende Figuren lebendig gehalten.

Kapitel 2


Bytsan sri Nespo war wütend auf sich. So wütend, dass es an Demütigung grenzte. Er wusste, was sein Vater gesagt hätte, und in welchem Tonfall, wenn er diese Schande mitangesehen hätte.

Gerade eben hatte er sich – viel zu ehrerbietig – vor dem Kitaner verbeugt, als dieser, aus welchem Grund auch immer, seinen lächerlichen Strohhut abgenommen und gesagt hatte, dass er sich geehrt fühle, weil der Löwe in Rygyal, so fern in seiner Pracht, seinen Namen kenne.

Allerdings zeugte es von Edelmut, das zu sagen, und ehe er sich davon abhalten konnte, hatte Bytsan sich verneigt und dabei die Hand um die Faust geschlossen, wie es bei den Kitanern Sitte war. Vielleicht war es doch der Hut gewesen, die absichtliche Selbstentblößung durch diese Geste.

Die Kitaner konnten einen zu so etwas bringen. Dieser jedenfalls konnte das.

Gerade wenn man wieder einmal zu dem Schluss gelangt war, dass sie über die Maßen arrogant waren und sich für den Nabel der Welt hielten, sagten oder taten sie etwas, das einem das Gegenteil bewies. Mit all den Manieren und der Höflichkeit, die sie wie ein Mantel umgaben – während sie mit einem albernen Strohhut in den Händen dastanden.

Wie sollte man darauf reagieren? Es ignorieren? Es als Dekadenz oder Schwäche abtun? Als falsche Höflichkeit, die es nicht verdient hatte, dass man Notiz von ihr nahm, vor allem nicht auf einem Stück Land, auf dem tagurische Soldaten im Kampf ihr Leben gelassen hatten?

Doch dazu war Bytsan nicht in der Lage. Eine Schwäche seinerseits vielleicht. Was sogar seine Karriere beeinträchtigen mochte. Wobei militärischer Aufstieg heutzutage – da kein Krieg herrschte und es nur gelegentlich zu Scharmützeln kam – mehr davon abhing, wen man in höheren Rängen kannte, mit wem man sich ein, zwei Mal betrunken hatte oder von wem man sich hatte verführen lassen, als man noch zu jung war, um es besser zu wissen. Oder zumindest vorgeben konnte, es nicht besser zu wissen.

Um an seinem Mut und seinen Kampffertigkeiten gemessen zu werden, bedurfte es schließlich Kampfhandlungen, oder etwa nicht?

Der Frieden war gut für Tagur, die Grenzen und den Handel, die Straßen und den Bau neuer Tempel, für Ernten und volle Getreidespeicher und dafür, erleben zu dürfen, wie die eigenen Söhne aufwuchsen, anstatt erfahren zu müssen, dass sie irgendwo in Leichenbergen steckten wie hier in Kuala Nor.

Doch schadete derselbe Frieden den Plänen eines ehrgeizigen Soldaten, der gehofft hatte, sich durch Mut und Einsatzbereitschaft einen Namen zu machen.

Nicht, dass Bytsan das einem Kitaner gegenüber erwähnt hätte. Es gab Grenzen: nicht nur solche, die von Festungen bewacht wurden, sondern auch innere.

Aber wenn er ehrlich war, musste Bytsan zugeben, dass er es diesem Shen Tai zu verdanken hatte – diesem unscheinbaren Kerl mit der höflichen Stimme und den tiefliegenden Augen –, dass der Hof in Rygyal nun auch seinen Namen kannte.

Verstohlen musterte Bytsan den Kitaner. Er war kein verweichlichter Student aus der Stadt mehr: Zwei Jahre harter Arbeit auf einer Wiese in den Bergen hatten ihm das ausgetrieben. Jetzt war er schlank und muskulös, seine Haut wettergegerbt, seine Hände schwielig und von Kratzern übersät. Außerdem wusste Bytsan, dass Shen Tai auch eine Zeitlang Soldat gewesen war. Vor etwas mehr als einem Jahr war ihm klargeworden, dass dieser Kerl womöglich sogar zu kämpfen verstand. Immerhin hatte er zwei Schwerter in seiner Hütte.

Aber das war jetzt nicht von Belang. Der Kitaner würde diesen Ort schon bald verlassen, sein Leben gänzlich verändert von dem Brief in seiner Hand.

Dasselbe galt für Bytsans Leben. Wenn der Kitaner den Heimweg antrat, würde Bytsan von seinem Posten freigestellt werden. An die Festung Dosmad versetzt, in den Südosten, an die Grenze, mit dem einen und einzigen Auftrag – im Namen der Prinzessin Cheng-wan –, seinen Vorschlag ihr Geschenk betreffend in die Tat umzusetzen.

Bytsan war zu dem Schluss gelangt, dass man nicht unbedingt einen Flankenangriff anführen musste, um Einsatzbereitschaft zu zeigen. Es gab auch andere Arten von Flankenmanövern: unter anderem solche, die einen aus einer Festung im Nirgendwo, die auf einem Bergpass über hunderttausend Geister wachte, fortbringen konnten.

Das mit den Geistern war eine weitere Sache, die ihm nicht gefiel, was er dem Kitaner gegenüber sogar einmal zugegeben hatte: Er fürchtete sie ebenso sehr wie jeder seiner Soldaten, die ihn mit dem Wagen und den Vorräten hierherbegleiteten.

Shen Tai hatte sich beeilt zu erwidern, dass es seinen eigenen Leuten vom Eisentor-Pass ebenso ging: Wann immer sie ihn im Tal besuchten, übernachteten sie östlich von Kuala Nor in sicheren Gefilden, legten ihre Ankunft, wie auch Bytsan es tat, auf den späten Vormittag, beeilten sich, die Vorräte auszuladen und die Arbeiten zu erledigen, die sie sich vorgenommen hatten – und weg waren sie. Weg vom See und den weißen Knochen, ehe es dunkel wurde. Sogar im Winter, wenn die Nacht schneller hereinbrach. Einmal sogar während eines Schneesturms, hatte Shen Tai erzählt. Sie hatten sich geweigert, in seiner Hütte Zuflucht zu suchen.

Bytsan hatte dasselbe getan. Lieber war er auf einem Bergpass Eis und Schnee ausgesetzt als hier im Tal der heulenden Gegenwart der verbitterten, unbegrabenen Toten, die eines Menschen Seele vergiften, das Leben eines jeden Kindes, das man zeugte, verderben, einen Mann in den Wahnsinn treiben konnten.

Der Kitaner neben ihm wirkte zwar nicht wie ein Wahnsinniger, trotzdem hielten die meisten Soldaten der Festung ihn dafür. In Eisentor vermutlich ebenfalls. War das etwas, worin die Besatzungen der beiden Außenposten sich einig waren? Oder lediglich ein einfacher Weg, damit umzugehen, dass ein anderer mutiger war als man selbst?

Natürlich könnte man gegen ihn kämpfen, um herauszufinden, wie mutig er wirklich war. Darauf war Gnam schon aus gewesen, bevor sie den Pass verlassen hatten. Bytsan hatte zu seiner Schande kurz gedacht, dass er diese Auseinandersetzung gerne sehen würde. Aber nur kurz: Denn, wenn der Kitaner starb, könnte er sein eigenes Flankenmanöver, das ihn von hier fortbringen würde, in den Wind schreiben.

Jetzt setzte Shen Tai seinen albernen Hut wieder auf, und Bytsan erklärte ihm, wie sie dafür sorgen würden, dass er sicheren Fußes nach Xi’an gelangte. Dort könnte er dann überlegen, wie er mit seinen Pferden verfahren wollte.

Denn der Kitaner hatte recht – natürlich hatte er recht: Für so viele Sardianer würde man Tai, ehe er es sich versah, töten, sollte er versuchen, sie vor aller Augen nach Osten zu treiben.

Es war ein irrwitziges, über die Maßen extravagantes Geschenk. Doch zählte es wohl zu den Privilegien der Königsfamilie, irrwitzig und extravagant sein zu dürfen.

Kurz war Bytsan versucht, diesen Gedanken auszusprechen. Dann entschied er sich jedoch dagegen. Warum, wusste er nicht. Vielleicht, weil Shen Tai wirklich erschüttert aussah, als er die Nachricht erneut las. Dabei wirkte er zum ersten Mal, seit Bytsan ihn kannte, sichtlich beunruhigt.

Sie gingen zur Hütte zurück. Bytsan sah zu, dass die Vorräte sorgfältig ausgepackt und verstaut wurden: Metallkisten und fest verschließbare Holztruhen für die Lebensmittel, damit die Ratten nicht darankamen. Er machte einen weiteren Witz über den Wein und die langen Abende. Gnam und Adar hatten inzwischen damit begonnen, das Feuerholz außen an den Hüttenwänden zu stapeln. Gnam arbeitete verbissen, schwitzte unter seiner unnötigen Rüstung, lenkte seine Wut in andere Bahnen. Seinem Hauptmann war das recht. Zorn war eine nützliche Eigenschaft bei einem Soldaten.

Sie brauchten nicht lang, um mit allem fertig zu werden. Die Sonne stand noch hoch am Himmel und trat gerade erst ihren Weg nach Westen an. So kurz vor dem Sommer war der Weg hinunter zum See – aus offensichtlichen Gründen – leichter begehbar. Bytsan trank noch ein Glas Wein mit Shen Tai (erhitzt, nach kitanischer Art), ehe er sich, weil seine Soldaten bereits ungeduldig wurden, knapp verabschiedete. Der Kitaner war noch immer geistesabwesend, unruhig. Das war ihm deutlich anzusehen, trotz seiner ewig höflichen Maske.

Bytsan konnte ihm keinen Vorwurf machen.

Zweihundertfünfzig Pferde, so hatte die Weiße Jadeprinzessin es angeordnet. Ein derartig übertriebener Einfall konnte nur von einer stammen, die ihr ganzes Leben in einem Palast verbracht hatte. Allerdings hatte der König zugestimmt.

Man sollte sich hüten, hatte Bytsan auf dem Weg von der Festung hierher festgestellt, den Einfluss einer Frau bei Hofe zu unterschätzen.

Auch diesen Gedanken hätte er beim Wein beinahe laut ausgesprochen, sich dann aber dagegen entschieden.

In einem Monat würde er ihm eine letzte Vorratslieferung bringen, dann würde ihrer beider Leben sich verändern. Vielleicht würden sie sich nie wiedersehen. Wahrscheinlich sogar. Es war besser, nicht die Dummheit zu begehen und Shen Tai Vertrauen zu schenken oder ihm mehr als Neugier und ein wohldosiertes Maß an Respekt entgegenzubringen.

Auf dem Rückweg war der Wagen natürlich leichter, und der Ochse hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Dasselbe galt für die Soldaten, die den See und die Toten schnell hinter sich ließen.

Als sie die Wiese überquert hatten und mit dem Aufstieg begannen, stimmten drei von Bytsans Männern ein Lied an. Er selbst blieb wie jedes Mal in einer Haarnadelkurve stehen und blickte im Nachmittagslicht noch einmal ins Tal. Im Spätfrühling konnte man Kuala Nor beinahe als schön...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2016
Reihe/Serie Das Reich Kitai
Das Reich Kitai
Übersetzer Ulrike Brauns, Birgit Maria Pfaffinger
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Alternativgeschichte • Am Fluss der Sterne • China • chinesische Kaiser • Fantasy • George R. R. Martin • High Fantasy • historische Fantasy • Intrigen • Jadeprinzessin • Kitai • Kriegermönch • Magie • Patrick Rothfuss • Pferde • Reich der Mitte • Shen Tai • Taguan • Tang-Dynastie
ISBN-10 3-10-403712-4 / 3104037124
ISBN-13 978-3-10-403712-7 / 9783104037127
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