Wild Cards - Der höchste Einsatz (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2016
704 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-15931-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wild Cards - Der höchste Einsatz - George R.R. Martin
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wie weit darf man gehen, um einen Krieg zu verhindern?
Immer mehr Kinder werden in Afrika in ein geheimes Labor verschleppt, wo sie absichtlich mit dem Wild-Cards-Virus infiziert werden. Die meisten sterben oder mutieren auf schreckliche Weise. Doch einige wenige werden zu Assen mit superheldengleichen Kräften und anschließend gezwungen, für das People's Paradise of Africa zu kämpfen. Dahinter steckt Radical, das wahrscheinlich mächtigste Ass der Welt, der endgültig dem Wahnsinn verfallen ist. Das Kommitee - die Ass-Eingreiftruppe der UNO - muss ihn aufhalten. Doch der Radical ist der tödlichste Gegner, dem sie sich je gegenübergesehen haben.

George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos »Das Lied von Eis und Feuer« wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie »Game of Thrones« verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster »House of the Dragon«, welcher auf dem Werk »Feuer und Blut« basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.

Donnerstag, 26. November

Thanksgiving

Guit Distrikt

Der Sudd, Sudan

Arabisches Kalifat

Von hier oben war alles so eindeutig.

Links waren die Simba-Brigaden, die Streitkräfte des People’s Paradise of Africa. Sie waren dummerweise in ein Gebiet vorgedrungen, das gerade mal ein paar Quadratmeilen maß und in den Papyrussümpfen im südlichen Sudan lag, im sogenannten Sudd. In der bleichen sudanesischen Morgensonne glitzerten die Gefechtsstellungen, die sie mit Bulldozern eingegraben und hinter Gebüsch und kleinen Baumgruppen versteckt hatten. Es waren vor allem indische Vijayanta-Panzer und britische Mark III aus Nigeria, die im Grunde denselben Panzertyp darstellten. Sporadisch waren sie von den Schutzpatronen des PPA, den Chinesen, aufgerüstet worden.

Neben den Kampfpanzern lagen Panzerwagen, Spähpanzer und mechanisierte Infanterietruppen von einigen tausend Mann Stärke in Stellung. Sie bestanden aus altgedienten Veteranen des Kriegs, der zur Befreiung und Vereinigung Zentralafrikas geführt hatte. Die Truppen waren von gnadenlos ausgebildeten Nigerianern durchsetzt. Unter der Anleitung indischer Offiziere hatten sie versucht, den Feind, der an diesem namenlosen oder zumindest nicht dauerhaften Zufluss oder Seitenarm des Nils an Land ging, abzufangen, bevor er auf manövrierbares Gelände gelangte. Jetzt lieferten sie sich eine verzweifelte Schlacht gegen die zahlenmäßige Übermacht der Panzer und Truppen des Kalifats, ausgerüstet mit leichten Geschützen und Raketen.

Die Panzergeschütze hallten wie Donner. Raketen schossen hervor und zogen Striche aus flauschigem weißem Rauch hinter sich her. In der feuchten Luft, die so schwer war, dass der am Himmel kreisende Mann beinahe meinte, darauf laufen zu können, verflüchtigte sich der Rauch langsam. Fahrzeuge verwandelten sich plötzlich in Feuerbälle, und die tödlichen Explosionen lösten Schockwellen aus, die sich ringförmig ausbreiteten und auf die nackte, blasse Gesichtshaut des Mannes einprügelten. Säulen aus schwarzem Rauch und roten Flammen trugen den Geruch verbrannten Benzins in den Himmel. Für Augenblicke wurde der Gestank der faulenden Sumpfvegetation vom säuerlichen Treibstoffqualm überdeckt, danach roch man das trügerische Grillaroma verbrannten Menschenfleischs.

Er war zu weit oben, um die Schreie zu hören. Nicht dass man sie aus dem kolossalen, erdrückenden Lärm der modernen Kriegsführung herausgehört hätte.

Unter dem Schutz russischer Panzerflussschiffe rollten die Streitkräfte des Kalifats von den Barken an Land. Die grünen Flaggen, die sie gehisst hatten, wurden vom selben Wind gekräuselt, der auch die kackbraune Oberfläche des Flusses in träge Bewegung versetzte. Auch die Kampffahrzeuge stammten größtenteils aus Russland. Flache T-75 und ein paar moderne T-90 führten den Vorstoß an, gefolgt von Staffeln aus BMP-1 und -3 mit schnarrenden 30-Millimeter-Maschinengeschützen und lasergeführten Panzerabwehrgeschossen, die aus niederen Geschütztürmen hervorschossen.

Nachdem das PPA anfangs Erfolge verzeichnet hatte, zahlte sich die zahlenmäßige Überlegenheit der Kalifatstruppen nun doch aus. Da sie ihre Position durch eigenes Feuer verrieten, wurden ihre Jagdpanzer und Artilleriestellungen schnell zerstört. Die Armee der Angreifer nahm die klassische Halbmondformation des Islam ein, indem sie zwei lange Seitenflügel bildete, die ihre Feinde halbkreisförmig umschlossen. Jetzt konnten die Infanteristen aus den gepanzerten Truppentransportern springen, die Feinde aufspüren und töten. Doch trotz hoher Verluste hielten die in Tarnfarben gekleideten Veteranen des PPA hartnäckig stand und kämpften weiter.

So hoch über der Erde, die Wolken am Himmel durchschneidend, kümmerte es den Mann nicht, ob er gesehen wurde. Natürlich war es besser, wenn man ihn nicht sah, denn so war der Überraschungseffekt größer. Nicht dass es auf den Überraschungseffekt angekommen wäre, zumindest nicht im militärischen Sinne. Die ameisenhaften Menschen dort unten am grünen und dunkelbraunen Boden konnten sowieso nicht verhindern, was gleich geschehen würde.

Aber niemand sah zu ihm auf. Selbst in einer Welt, in der man von fliegenden Menschen wusste, rechnete man nicht mit ihnen.

Ein Grollen füllte den Himmel, rollte von Norden heran. Trotz des apokalyptischen Getöses der modernen Kriegsmaschinerie war es gut zu hören. Als er sich umsah, erkannte der Mann am blauen Himmel zwei Punkte, die dicht über dem flachen Sumpfhorizont auftauchten.

»Jetzt bin ich dran«, sagte er zum Wind. Er ließ sich in die Tiefe fallen.

Sie schossen rechts an ihm vorbei: zwei russische SU-25-Bodenkampfflugzeuge, so plump und unansehnlich wie ein Froschfuß – und diesem Umstand hatten sie auch ihren NATO-Spitznamen, »Frogfoot«, zu verdanken. Die Kämpfer des PPA, die ständig Mangel an Kampfflugzeugen hatten – zu teuer in der Anschaffung, der Bemannung und im Unterhalt –, konnten den Angreifern kaum mehr entgegensetzen als tragbare Boden-Luft-Raketen. Diese schwirrten bereits durch die Luft und jagten den blendenden Lichtsignalen nach, die die Piloten des Kalifen hinter sich absetzten. Selbst mit nur zwei Flugzeugen, die mit Gatling-Kanonen, Panzerabwehrgeschossen und panzerbrechenden Bomben ausgestattet waren, konnte man Panzer abfackeln wie ein Kind, das Ameisen mit einem Vergrößerungsglas in Brand steckt.

Bevor sie allerdings an dem Mann vorbeisausten, streckte der den rechten Arm aus. Aus seiner Handfläche schoss ein weißer Strahl hervor, in dessen Schein die Signalleuchten verblassten. Der Strahl durchlöcherte beide Flugzeuge.

Als sich ihre Treibstofftanks und Munitionslager entzündeten, trudelten sie, in gelbe Flammen gehüllt, vom Himmel herab wie in Ungnade gefallene Sterne.

Es war ein Zeichen. Einen Herzschlag nachdem die Flugzeuge explodiert waren, legte sich Finsternis über das Land. Wie eine hoch aufgetürmte Welle rollte sie über die unterlegenen Verteidigungslinien des PPA hinweg und auf die siegreich vorrückende Armee der Muslime zu.

Wieder lachte der fliegende Mann. Er stellte sich den Feind mit seiner grünen Fahne dort unten vor: wie seine Zuversicht schwand und sich rasch in existentiellen Schrecken verwandelte. Den Soldaten des Kalifats musste es vorkommen, als hätte Allah sie ganz und gar im Stich gelassen.

Die Befreier hatten die Schlacht allerdings nicht gewonnen. Noch nicht. In dieser unnatürlichen Finsternis waren ihre Nachtsichtgeräte ebenso unbrauchbar wie die des Kalifats. Die Feinde brauchten nur blindlings weiterzurollen und die Verteidiger in ihren Löchern zu Brei zu zerstampfen. Jetzt ist es Zeit für Leucrotta. Und natürlich für den fliegenden Mann, der millionenteure Flugzeuge wie Stechmücken zerquetschte.

Es tat gut, ein Ass zu sein. Und mehr noch: ein Ass mit den Kräften eines Gottes. Eines Gottes der Vergeltung. Eines Gottes der Revolution.

Er war Radical. Und es war cool, Radical zu sein.

Er ließ sich in die Finsternis stürzen. Sie griff nach ihm wie die Finger eines Ertrinkenden in einem kalten Ozean. Hüllte ihn in einen Nebel, der schwärzer war als das Herz eines Bankers. Dennoch konnte er etwas erkennen, denn das Mädchen hatte seine Augen mit seinen kalten, schlanken Fingern berührt. Das Zwielicht saugte alle Farben aus seiner Umgebung. Um seine Ankunft zu verkünden, sandte er einen Sonnenstrahl aus, und gleich darauf noch einen. Zwei der vorderen T-90, blitzten auf. Der Geschützturm des einen sprang auf einem Geysir aus weißen Flammen drei Meter in die Höhe, als das Munitionslager in die Luft flog. Dann fiel der Geschützturm wieder herab, landete aber nicht am alten Platz, sodass das Höllenfeuer, das aus dem Panzerinneren hervorglühte, selbst für diejenigen zu sehen war, deren Sehkraft die Finsternis nicht durchdrang.

Die Panzerfahrer der Kalifatstruppen flippten nun völlig aus. Die meisten hatten angehalten, als sie außerhalb ihrer gepanzerten Monstrositäten nichts mehr erkannten. Andere waren weitergefahren, stießen mit anderen zusammen oder plätteten kleinere Panzerfahrzeuge wie Kakerlaken. Ein T-72 feuerte aus dem Hauptgeschütz und setzte einen seiner Kollegen in fünfzehn Metern Entfernung in Brand. Ungeachtet des giftigen Qualms, der ihn zu ersticken drohte, warf Tom den goldenen Lockenkopf zurück und lachte.

Panisch sprangen die arabischen und sudanesischen Soldaten von ihren Mannschaftstransportern herab. Einige fielen im Maschinengewehrfeuer, das andere panische Kalifatssoldaten eröffneten. Immer mehr Panzer feuerten ziellos in der Gegend herum. Andere flogen in die Luft wie gigantische Feuerwerksfontänen.

Von hinten schwirrten Raketen an ihm vorbei. Die Finsternis war in die Löcher der Panzerabwehrstellungen gekrochen und übergoss Panzer mitsamt ihren Mannschaften. Die blinden Feinde brauchte man nur noch abzuschlachten.

Tom sah zu den Linien des PPA zurück. Durch die Dunkelheit preschte eine große Gestalt auf vier Beinen mit hohen Schultern und steilem Rücken, eine Lawine aus geflecktem Fell und dicken Muskeln. Aus ihrem riesigen schwarzen Maul troff Speichel. Es handelte sich um eine gefleckte Hyäne, eine Crocuta crocuta. Aber sie war kein herkömmliches Tier, sondern ein riesiges Exemplar mit einem Meter zwanzig Schulterhöhe, das mit Leichtigkeit vierhundert Pfund auf die Waage brachte. Sie war ein Werwesen, eine Gestaltwandlerin. Das dritte Ass, das vom PPA in die Schlacht geschickt worden war.

Hinter dem Tier lief ein Dutzend nackter Männer. Kaum hatte Tom...

Erscheint lt. Verlag 24.10.2016
Reihe/Serie Wild Cards - American Heroes
Wild Cards - American Heroes
Übersetzer Simon Weinert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Wild Cards 3. Suicide Kings
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Afrika • das lied von eis und feuer • eBooks • Epos • Fantasy • Game of Thrones • Joker • Mutant • spiegel besteller • spiegel bestseller • Superhelden • Superhero • Urban Fantasy • Virus • X-Men
ISBN-10 3-641-15931-8 / 3641159318
ISBN-13 978-3-641-15931-3 / 9783641159313
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich