Fenwyn -  Silke Delpeuch

Fenwyn (eBook)

Die Entscheidung
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2016 | 1. Auflage
256 Seiten
Edition Morgenröte (Verlag)
978-3-940178-93-0 (ISBN)
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Fenwyn hat durch einen erfolgreichen Pakt mit dem Roten Drachen das Feuerschwert an sich gebracht und macht sich mit dem unsterblichen Lion auf den Weg zu ihrem königlichen Onkel. Doch da gibt es diese alte Prophezeiung, die vorhersagt, dass sie das Schwert nicht wird halten können ... In diesem zweiten und letzten Band kämpfen Fenwyn und ihre Freunde nicht nur gegen Gestaltwandler, die ihr Land erobern wollen, sondern auch gegen Versuchung, Täuschung und Verrat. Eine gewaltige Schlacht wird über das Schicksal ihrer Heimat entscheiden. Doch wer ist der Verräter in ihrer Mitte?

Geboren 1971 in Stuttgart, schrieb Silke Delpeuch schon früh Kurzgeschichten und Gedichte. Ihr Studium des International Business führte sie unter anderem nach Paris, Madrid und in die Karibik. Nach dem Studium arbeitete sie - und arbeitet heute noch - in unterschiedlichen Marketing-Führungspositionen von renommierten Großkonzernen. Die Idee zu 'Fenwyn' spukte ihr bereits seit Jahren im Kopf herum. Die Gelegenheit, die Geschichte niederzuschreiben, ergab sich dann endlich während einer Familienauszeit nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Nach neun Jahren in der französischen Schweiz lebt sie heute zusammen mit ihrem Mann, ihren drei Jungs, zwei Katzen und ein paar Fischen am Rande des Nordschwarzwalds.

20 – Im Wandernden Wald


Erst lange, nachdem Venomirs Gefährten sich zurückgezogen hatten, wagten sich Lion und Fenwyn wieder hinaus auf den Weg. Die Männer hatten vor ihrem Rückzug noch in den Wald hineingerufen, dass alle Wege aus dem Wald heraus bewacht würden, daher stellte sich die Frage der Umkehr nicht.

Sie stellten aber sofort fest, dass sie der ehemaligen Straße durch den Wald ohne Licht nicht weiter folgen konnten. Unkraut war in den Jahren der Nichtbenutzung aus dem Boden geschossen, es gab teilweise auch riesige Löcher im Belag wie die Fußstapfen eines riesigen Wesens, von denen Fenwyn lieber nicht wissen wollte, wie sie entstanden waren.

Es war unnatürlich dunkel im Wandernden Wald. Vom Mond, dessen Licht sie bis an den Waldrand begleitete hatte, war kein noch so schwacher silberner Schein zu erahnen.

Lion sah sich um und trat dann an eine mittelgroße Eiche heran, deren unterste Äste auf Lions Schulterhöhe begannen und die direkt am Wegesrand stand. Er sagte etwas in der Sprache, die Arieël zum Besingen ihres Lebensbaumes benutzt hatte und die sie als ‚Ursprache‘ bezeichnet hatte. Es klang wie eine Beschwörung oder ein tonlos gesungenes Lied.

Als Lion fertig war, griff er nach den untersten Ästen, es krachte mächtig, als ein gewaltiger Ast mitsamt seiner Zweige abbrach. Lion ergriff den Ast und schleifte ihn zu Fenwyn.

„Kasim hatte Recht“, sagte er mit einem fast schon verlegenen Lächeln, als er bei ihr ankam. „Wir Aldar entschuldigen uns bei den Tieren, die wir erlegen. Dasselbe tun wir auch bei Bäumen. Ich halte mich nicht immer an die Bräuche meines Volkes, aber hier schien es mir eine gute Idee zu sein.“

Fenwyn nickte nur. Manchmal erstaunte es sie, wie sehr Lion sich bemühte, menschlich zu sein. Als müsse er sich für seine Bräuche entschuldigen.

„Eiche brennt schnell und lange“, sagte sie und nahm ihre Zunderbüchse aus der Satteltasche, um Funken zu schlagen. Schon kurze Zeit später befanden sie sich, diesmal mit dem brennenden Ast als Fackel ausgerüstet, auf dem Weg ins Herz des Wandernden Waldes.

Je weiter sie ritten, desto unheimlicher wurde Fenwyn zumute. Hatte zuvor Grabesstille geherrscht, hörte sie nun eine Vielzahl ungewöhnlicher Geräusche, allen voran ein Zischeln und Flüstern, von dem sie nicht sagen konnte, ob es wirklich da war oder ob sie es nur in ihrem Kopf hörte.

„Hörst du das auch?“, fragte sie Lion unsicher.

Dieser nickte. „Ich habe so etwas noch nie vernommen“, antwortete der Aldar leise. „Als ob sich das Geräusch in meinem Kopf vervielfältigen würde. Aber es klingt nicht bedrohlich, nur… ungewöhnlich.“ Ich finde die ganze Situation bedrohlich genug, dachte Fenwyn, behielt ihre Meinung aber für sich.

Nicht lange danach standen sie am Ende des Weges. Nur, dass es nicht wirklich das Ende war: Sie befanden sich noch immer inmitten des Wanderndes Waldes, doch der Weg endete urplötzlich an einem riesigen Baumstamm, der über den Weg gefallen war. An ein Darübersteigen war mit den Pferden im Dunkeln nicht zu denken, und der Baum war so enorm, dass er auf beiden Seiten des Weges noch weit in den dicht bewachsenen Wald hineinragte. Lion und Fenwyn blickten sich an.

„Dann verbringen wir diese Nacht wohl hier“, sagte Fenwyn forscher, als ihr zumute war. Also machten sie es sich, so gut es ging, auf dem Weg bequem. Der Baumstamm sorgte für einen guten Schutz im Rücken und versorgte sie mit seinen toten Ästen und Zweigen mit genügend Feuerholz.

Lion schlug vor, die erste Wache zu übernehmen, was Fenwyn gerne annahm. Die Nacht war inzwischen weit fortgeschritten, und sie konnte ein häufiges Gähnen kaum mehr unterdrücken. Irgendwann schüttelte sie der Aldar sanft am Arm.

„Wach auf, es tut sich etwas“, flüsterte er. Obwohl sie es kaum für möglich gehalten hätte, war sie, in Lions Arme gekuschelt und das Bündel mit dem Feuerschwert im Arm, trotz der seltsamen Geräusche schnell eingeschlafen. Doch bei seinen Worten war sie wieder hellwach und verstand auch sofort, was er meinte.

Das Zischeln und Flüstern war lauter geworden, schien sie nun von allen Seiten zu umgeben. Der Tonfall war tatsächlich nicht bösartig, aber inzwischen ganz beunruhigend nah. Mit einer fließenden, lautlosen Bewegung stand Lion auf und zog 'Silberstachel', sein schmales, langes Schwert aus der Scheide.

Aldarschwerter waren nicht aus Stahl, sondern aus einem Fenwyn unbekannten, anderen Material gemacht, weil sich Stahl anscheinend negativ auf die Fähigkeit, Magie zu wirken, auswirkte. 'Silberstachel' glänzte im Feuerschein wie flüssiges Feuer, doch niemand stellte sich ihm entgegen.

Instinktiv benutzte Lion wieder die Ursprache, als er fragend in den Wald hineinrief, doch nach einem kurzen Moment der Ruhe stellte sich das Flüstern wieder ein, noch lauter und näher als zuvor. Neugierig. Das war es! Wer auch immer diese Stimmen sind, sie wollen wissen, wer des Nachts ihren Wald durchquert, sie wollen Informationen. Sie wollen unterhalten werden.

Nun war es an Fenwyn aufzuspringen und ein paar Schritte nach vorn zu machen. „Erlaubt, dass wir uns vorstellen“, begann sie laut, aber höflich. „Mein Name ist Fenwyn von Cheveray, Tochter des Andros, und mein Begleiter ist Lionnedrynweddir, – nur ein leichtes Zögern, und sein für Menschenzungen so schwer auszusprechender Name war ihr fehlerfrei über die Lippen gekommen – ein Aldar aus Fenrothanc.“

Die unsichtbaren Stimmen waren verstummt, sie schienen gespannt zu lauschen. Zufrieden mit diesem kleinen Erfolg fuhr Fenwyn fort, während sie ihre Worte mit weit ausladenenden Gestern begleitete:

„Wir sind auf dem Weg zu König Gondol, um ihn im Kampf gegen seinen kriegerischen Nachbarn, den Herrscher des Königreichs Siklon, zu unterstützen. Bhorads Schergen waren es auch, die uns heute Abend verfolgten und in Euren Wald jagten. Nur der Schnelligkeit unserer treuen Pferde haben wir es zu verdanken, dass wir noch leben.“

Nun stellte sie der unsichtbaren Zuhörerschar formvollendet ihre graue Stute und Lions Wallach vor, um mit den Worten zu schließen: „Ihr wisst nun, wer wir sind und was uns zu dieser späten Stunde in Euren Wald brachte. Es wäre uns eine Ehre zu erfahren, wer Ihr seid. Gerne laden wir Euch an unser Feuer ein.“

Hiermit trat sie zurück ans Feuer und machte eine einladende Geste. Trotz der Kühle der Nacht schwitzte sie. Nur mühsam widerstand sie der Versuchung, sich die Stirn abzuwischen.

Ihr Theaterstück wurde belohnt. Nebel schien vor ihnen aufzukommen, oder war es der Rauch ihres Feuers? Die Schwaden zogen sich zusammen und formten schließlich die Konturen zweier Personen. Weitere Nebelgestalten waberten im Hintergrund, ohne dass sie sich aber weiter ausbildeten.

Lion machte eine einladende Handbewegung und die beiden Schemen traten langsam auf Lion und Fenwyn zu. Sie verfestigten sich weiter, bis man im flackernden Schein des Feuers ihre Gesichtszüge erahnen konnte.

„Schon lange waren wir nicht mehr so neugierig“, hallte eine Stimme durch Fenwyns Kopf. Die junge Frau deutete eine Verbeugung an und murmelte: „Wir fühlen uns geehrt, edler Herr.“

Und sie fügte, plötzlich mutig geworden, noch hinzu: „Dasselbe kann man auch von uns sagen. Das hier ist alles… neu für uns.“

Ein neues Geräusch wogte durch Fenwyns Geist. Sie begriff schließlich, dass es sich um ein glucksendes Lachen handelte.

„Dann wollen wir Euch nicht länger auf die Folter spannen“, sagte die erste Gestalt, die offensichtlich der Wortführer war.

„Mein Name ist Edriol Freiherr von Lichtenzell, neben mir steht Koriandrus Idifuss – oder vielmehr das, was von uns übrig ist.“

„Und was genau ist von Euch übrig, edle Herren?“, wagte Fenwyn zu fragen.

Der Freiherr antwortete prompt: „Wir sind Seelen, junges Mädchen.“ Genau, wie das Schankmädchen gesagt hat.

Nach und nach erfuhren Fenwyn und Lion, dass es sich bei Edriol und seinen Gefährten um Menschen handelte, die ihren eigenen Tod nicht akzeptiert hatten und deren Seele sich geweigert hatte, dem Körper ins ewige Dunkel zu folgen.

„Dies kann vielerlei Gründe haben“, polterte Koriandrus Stimme durch ihre Gedanken. Seine Nebelgestalt wirkte massig und überragte die des Freiherrn um zwei Handbreit. Er musste ein wahrer Gigant gewesen sein.

„Die meisten von uns konnten nicht akzeptieren, dass ihre Zeit abgelaufen war, weil sie noch bestimmte Dinge erledigen wollten.“

Fenwyn und Lion erfuhren, dass Edriol Freiherr von Lichtenzell einst ein Feldherr gewesen war, der im Augenblick des Triumpfes von einem Verräter erdolcht worden war. Koriandrus war seine rechte Hand gewesen und ermordet worden, als er den Tod seines Herrn rächen wollte.

Außerdem erfuhren sie von dem Kaufmann, der von seinem Konkurrenten hinterrücks ermordet worden war. Der Meuchler wollte dann die Frau des Toten heiraten, um an das Geld zu gelangen. Es endete damit, dass der Mörder sich ertränkte, weil ihn die nächtlichen Besuche der Kaufmannsseele in den Wahnsinn trieben.

Andere mussten noch ihre Kinder vor einer drohenden Gefahr retten, bevor sie bereit waren, sich vom Diesseits zu verabschieden. Wieder andere  klammerten sich ohne höhere Gründe an ihr Leben und entschieden sich für ein Schattendasein anstelle des Nichts.

„Dies sind viele traurige Schicksale, die Ihr uns hier schildert“, sagte Fenwyn schließlich betroffen.

„Ha! Das wirklich Traurige habt Ihr noch nicht gehört“, seufzte der Freiherr.

Er und sein Gefährte schienen an der aktuellen Situation immer größeren Gefallen zu finden und...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-940178-93-4 / 3940178934
ISBN-13 978-3-940178-93-0 / 9783940178930
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