Oper 1970–1980
Blätter aus der Wiener Staatsoper
Seiten
2024
|
1. Auflage
Snoeck (Verlag)
978-3-86442-446-5 (ISBN)
Snoeck (Verlag)
978-3-86442-446-5 (ISBN)
Ausstellung: Wiener Staatsoper, Wien, 7/9/2024 – 30/1/2025
»Der Nurejew ist auch nicht stehen geblieben in der Staatsoper, wenn ich gearbeitet habe«
»Ich mal die Bewegung. Dann ist es Tanz! Tanz ist Dynamik!« sagte Franz Grabmayr (1927–2015) in den 1980er Jahren über seine »Tanzbilder«. Der postabstrakte Wiener Maler hatte diese eigene Werkgruppe um 1971 an der Wiener Staatsoper während des Baletttrainings und abends während der Vorstellungen gestartet, wo er sich in einem Gang neben der Bühne, quasi zwischen zwei verschiedenen Vorhängen, mit Blick auf die Aufführungen aufhalten konnte. So bannte er mit Kohle und farbigen Tuschen die Gestalt sich bewegender menschlicher Körper auf Papier. In gewisser Weise, so Robert Fleck, hat er dabei die Atelierpraxis von Auguste Rodin noch einmal aktiviert, der oft mehrere Aktmodelle frei im Raum umhergehen ließ, während er sie modellierte. Bei Franz Grabmayr sind die Modelle allerdings im Sinne der Cézanne’schen Modulation expressiv überhöht, ganz wie zuvor schon in seiner Landschaftsmalerei. »Die Figur wird eigentlich zerrissen, wenn eine Tänzerin sehr dynamisch arbeitet, wenn sie sich langsamer bewegt, werden die Blätter flächiger. Ich lasse die Tänzerinnen auch oft meine Blätter beurteilen, weil die haben gefühlt, was sie da getanzt haben. Und wenn sie das Gefühl im Blatt drinnen sehen, dann ist das Blatt gut für sie. Der Nurejew ist auch nicht stehen geblieben in der Staatsoper, wenn ich gearbeitet habe. Und so habe ich gelernt, aus der Bewegung heraus rhythmische Zusammenhänge zu malen.« Robert Fleck setzt diese Vorgehensweise daher mit den programmatischen Aussagen der Avantgardebewegung der 1960er Jahre in Beziehung, die das utopische Ideal einer »direkten Kunst« propagierten. Dieser Vorstellung waren die Arbeiten von Franz Grabmayr eng verbunden, weshalb auch die Werke eines Frank Auerbach, Eugène Leroy oder auch Chaim Soutine als »Verwandtschaften« in Betracht gezogen werden können. Doch bleibt Franz Grabmayr mit seiner Malerei solitär, sind seine Strohballenmotive, Getreidefelder, Bäume und Wurzelstöcke, seine Landschaftsmalerei wie seine Arbeiten zum Tanz und zur Oper eine Absage an jede Schwere in der Malerei. Wer will, kann in seiner Landschaftsmalerei auch eine frühe künstlerische Addressierung ökologischer Themen sehen. Die weit erfolgreichere junge Generation österreichischer Künstler*innen in den 1980er Jahren hatte Franz Grabmayr schon früh als Bezugspunkt entdeckt. Und die soeben in der Albertina in Wien gestartete Ausstellung seines Werkes (bis 13. Oktober 2024) fügt ihn nun endgültig in den Kanon der Kunst der Moderne. Und seine »Tanzblätter« und »Tanzbilder« schweben im Raum, sie stehen dabei »für das Leichte« wie die Presse übereinstimmend meint.
»Der Nurejew ist auch nicht stehen geblieben in der Staatsoper, wenn ich gearbeitet habe«
»Ich mal die Bewegung. Dann ist es Tanz! Tanz ist Dynamik!« sagte Franz Grabmayr (1927–2015) in den 1980er Jahren über seine »Tanzbilder«. Der postabstrakte Wiener Maler hatte diese eigene Werkgruppe um 1971 an der Wiener Staatsoper während des Baletttrainings und abends während der Vorstellungen gestartet, wo er sich in einem Gang neben der Bühne, quasi zwischen zwei verschiedenen Vorhängen, mit Blick auf die Aufführungen aufhalten konnte. So bannte er mit Kohle und farbigen Tuschen die Gestalt sich bewegender menschlicher Körper auf Papier. In gewisser Weise, so Robert Fleck, hat er dabei die Atelierpraxis von Auguste Rodin noch einmal aktiviert, der oft mehrere Aktmodelle frei im Raum umhergehen ließ, während er sie modellierte. Bei Franz Grabmayr sind die Modelle allerdings im Sinne der Cézanne’schen Modulation expressiv überhöht, ganz wie zuvor schon in seiner Landschaftsmalerei. »Die Figur wird eigentlich zerrissen, wenn eine Tänzerin sehr dynamisch arbeitet, wenn sie sich langsamer bewegt, werden die Blätter flächiger. Ich lasse die Tänzerinnen auch oft meine Blätter beurteilen, weil die haben gefühlt, was sie da getanzt haben. Und wenn sie das Gefühl im Blatt drinnen sehen, dann ist das Blatt gut für sie. Der Nurejew ist auch nicht stehen geblieben in der Staatsoper, wenn ich gearbeitet habe. Und so habe ich gelernt, aus der Bewegung heraus rhythmische Zusammenhänge zu malen.« Robert Fleck setzt diese Vorgehensweise daher mit den programmatischen Aussagen der Avantgardebewegung der 1960er Jahre in Beziehung, die das utopische Ideal einer »direkten Kunst« propagierten. Dieser Vorstellung waren die Arbeiten von Franz Grabmayr eng verbunden, weshalb auch die Werke eines Frank Auerbach, Eugène Leroy oder auch Chaim Soutine als »Verwandtschaften« in Betracht gezogen werden können. Doch bleibt Franz Grabmayr mit seiner Malerei solitär, sind seine Strohballenmotive, Getreidefelder, Bäume und Wurzelstöcke, seine Landschaftsmalerei wie seine Arbeiten zum Tanz und zur Oper eine Absage an jede Schwere in der Malerei. Wer will, kann in seiner Landschaftsmalerei auch eine frühe künstlerische Addressierung ökologischer Themen sehen. Die weit erfolgreichere junge Generation österreichischer Künstler*innen in den 1980er Jahren hatte Franz Grabmayr schon früh als Bezugspunkt entdeckt. Und die soeben in der Albertina in Wien gestartete Ausstellung seines Werkes (bis 13. Oktober 2024) fügt ihn nun endgültig in den Kanon der Kunst der Moderne. Und seine »Tanzblätter« und »Tanzbilder« schweben im Raum, sie stehen dabei »für das Leichte« wie die Presse übereinstimmend meint.
Erscheinungsdatum | 26.08.2024 |
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Mitarbeit |
Gastgebende Institution: Wiener Staatsoper |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Maße | 128 x 170 mm |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Malerei / Plastik |
Schlagworte | Tänzer*innen über Franz Grabmayr • Wiener Staatsoper • Zeichnungen aus der Wiener Staatsoper |
ISBN-10 | 3-86442-446-1 / 3864424461 |
ISBN-13 | 978-3-86442-446-5 / 9783864424465 |
Zustand | Neuware |
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