Frau und Musik

Berichte, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Musikschaffenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts

Eva Rieger (Herausgeber)

Buch | Softcover
256 Seiten
2024 | 3., Aufl.
Furore (Verlag)
978-3-927327-00-9 (ISBN)
14,90 inkl. MwSt
Die Texte von Nina D’Aubigny, Johanna Kinkel, Fanny Hensel, Luise Le Beau, Clara Schumann, Cosima Wagner, Alma Mahler, Elisabeth Kuyper u.a., die pathetisch oder ironisch, subjektiv oder sachlich über ihre Schwierigkeiten berichten, sind nicht nur von großem historischen Interesse sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion und Selbstfindung von Musikerinnen in der heutigen Gesellschaft. “Dieses Buch wünschte ich jedem in die Hand, der sagt,. es gäbe keine außergewöhnlichen Musikerinnen.” (Zeitschr. f. Musikpäd.). „Die Texte offenbaren viel Depression, Verzweiflung und Mühe des Kampfes um ein bißchen Freiraum von den häuslichen, mütterlichen und nicht zuletzt sexuellen Verpflichtungen.“ (Bremer Rundf.)

Eva Rieger, geboren 1940 auf der Insel Man, arbeitete sechs Jahre lang beim RIAS in Berlin, studierte dann Musikwissenschaft und Anglistik, promovierte bei Carl Dahlhaus und arbeitete als Akademische Rätin an den Universitäten Göttingen und Hildesheim. Ab 1991 bis zur ihrer Emeretierung Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Bremen. Seit den frühen siebziger Jahren in der Frauenbewegung aktiv, war sie weltweit die Erste, die nach Sophie Drinker (1948) die Sozial- und Kulturgeschichte der Frau in der Musikkultur aufarbeitete.

Vorwort zur 3. Auflage Diese Textsammlung wurde 1980 zu Beginn der damals als „Frauenforschung“ bezeichneten ersten Welle von Publikationen veröffentlicht. Inzwischen hat sich viel getan. Frauen haben sich im Mu­sikbereich Berufe erkämpft, die sie früher nie oder nur selten ausübten: als Dirigentinnen, Regisseu­rinnen, Posau­nistinnen und viele mehr. Der Zugang zu so gut wie allen Berufen ist gesetzlich geregelt. Auf dem Papier ist die Frau gleichberechtigt. Aber ist sie das auch in der Realität? Mitnichten. Die neu formierte Frauenbewegung ging vor 50 Jahren zuerst daran, die männliche Vorherr­schaft zu kritisieren, und nahm sich vor, sie ab­zu­schaffen. In den 1990er-Jahren kam die „Ge­schlecht­erforschung“ auf. 1991 führte Susan McClarys Stu­die „Feminine Endings: Music, Gender, & Sexuality“ zu großer Aufregung im feministischen Bereich, woraufhin es eine wahre Ex­plosion an Gegenent­würfen und kritischen Stellung­nahmen gab. Sie hatte Zündstoff präsentiert, der zu­gleich recht heftige Gegenstel­lungnahmen provo­zierte. Inzwischen ist die Auf­re­gung abgeebbt, aber McClary hatte es gewagt, die Musik selbst als sexistisch anzu­prangern. Wenn sie auch in manchem zu weit gegangen sein mag, steht inzwischen fest, das ge­schlechtliche Deu­tungen in der musikalischen Semantik eingelagert sind und uns bis hin zur heutigen Filmmusik beein­flussen. Dann kam es zum „Gender Turn“, der Be­griff „Geschlechterforschung“ verschwand. Die Kräf­­te­ver­hält­nisse innerhalb dieser Gender Studies sind nun ganz anders als vor 50 Jahren. Dennoch sieht man an zahl­reichen Beispielen, dass in der moder­nen Ge­schlech­terordnung trotz vieler Erkenntnisse und Dis­kurse ein gewisses hierarchisches Mann-Frau-Ver­hältnis geblie­ben ist. Man bemüht sich, Wege zu finden, um die Gleichstellung der Frau auf allen Ebenen zu erreichen. Dazu gehört, dass geduldige Aufklärung, Arbeit, Mut, Kraft und Durchset­zungs­vermögen immer wieder verlangt sind und geleistet werden müssen. Einen Zauberstab gibt es nicht, schon gar nicht den der Auflösung der Geschlechter in einer non-binären Welt, deren Vorstellung derzeit modisch herumgeistert und für Frauen fatale Folgen hätte. In einer solchen Situation ist es angebracht nach­zuverfolgen, auf welche Zeugnisse um 1980, zu Beginn einer musikalischen „Frauenforschung“, zu­rückgegriffen wurde. Die Texte stammen aus der Pe­rio­de 1800 bis 1930 und zeigen eine Fülle von An­sätzen, die die komponierenden, musizierenden und schrift­stellernden Musikfrauen beschäftigten. Man er­kennt daran, wie sehr die Frauen früherer Gene­ra­tionen versuchten, ihrer Zu­ordnung als schwaches, dem Mann untergeordnetes „Weib“ zu entkommen. Wir haben beschlossen, die Einleitung von 1980, als das Buch erstmals erschien, zu belassen, da es ein historisches Zeugnis von dieser Zeit ablegt. Schon der erste Satz der Einleitung, wonach die Frau in unserer Musikkultur “nur eine bescheidene Nebenrol­le“ spielt, ist heute nicht mehr gültig. Es gilt also, die Wis­sens­formationen der damaligen Zeit zu erkennen und aus historischer Sicht zu bewerten. Da es sich bei der Erst­veröffentlichung um einen schmalen Band handeln sollte, mussten die Texte gekürzt werden, aber sie zei­gen das Ringen um Status und Selbstverständnis der Künstlerinnen. Vaduz, im Juli 2024 Eva Rieger

Erscheint lt. Verlag 6.9.2024
Reihe/Serie Furore-Edition
Zusatzinfo 48 Abb.
Verlagsort Kassel
Sprache deutsch
Maße 1050 x 1800 mm
Gewicht 201 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Musikgeschichte
Schlagworte Feminismus • Frau • Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts • HC/Musik/Musikgeschichte • Komponistinnen • Komposition • Musik • Musik und Gender
ISBN-10 3-927327-00-X / 392732700X
ISBN-13 978-3-927327-00-9 / 9783927327009
Zustand Neuware
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