Zur Geschichte der Unterhaltungsmusik
Dargestellt am Wirken des Tanzkomponisten und Orchesterleiters Joseph Gungl im Berlin der 1840er Jahre
Seiten
2005
|
05005 A. 5. Auflage
diplom.de (Verlag)
978-3-8386-8919-7 (ISBN)
diplom.de (Verlag)
978-3-8386-8919-7 (ISBN)
Magisterarbeit aus dem Jahr 1986 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: 1,0, Ruhr-Universität Bochum (Geschichtswissenschaft, Musikwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Infolge der Konzentration musikwissenschaftlichen Forschens auf das herausragende Kunstwerk wurden die Fragen der allgemeinen Musikentwicklung seitens der Musikwissenschaftler lange Zeit nur mit Zurückhaltung aufgeworfen. In dieser Arbeit wird ein bisher von den Musikforschern vernachlässigter Typus der Musikdarbietung untersucht: das reisende kommerzielle Unterhaltungsorchester im Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts (im Unterschied zum institutionalisierten Orchester wie etwa der Hofkapelle).
Der 1810 in Ungarn geborene Komponist und Kapellmeister Joseph Gungl (oder auch Josef Gung l), Protagonist dieser Studie, erweist sich als ein zu Unrecht vergessener Konkurrent des Wiener Walzerkönigs Johann Strauß. Anhand vieler Details - vor allem aus Zeitungen und Zeitschriften, aber auch aus einigen handschriftlichen Briefen Gungls zusammengetragen - entsteht in dieser Arbeit mit über 650 Anmerkungen für einen begrenzten Zeitrahmen von seinen etwa acht Berliner Jahren eine gewissermaßen minutiöse geschichtliche Fokussierung auf das Schaffen dieses in seiner Zeit so populären Musikers.
Zweifellos war gerade er für das Musikleben Berlins um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Persönlichkeit von überragender Bedeutung. In welchem Umfang und mit welchem Ernst sich selbst namhafte Musikkritiker jener Tage mit ihm und seiner Musik auseinander setzten, wird anhand von Rezensionen deutlich und diese Dokumente sprechen für sich.
Musikalisch und stilistisch untersucht werden in der Arbeit exemplarisch nur wenige von Gungls überaus zahlreichen Tanzkompositionen, da im Gegensatz zur kunstmusikalischen Werkanalyse hier nicht das einzelne individuelle Werk im Vordergrund stehen kann. Es geht nicht um die Untersuchung oder Bewertung mal mehr oder mal weniger gelungener Tänze, Potpourris oder Bearbeitungen beliebter Opernarien. Es werden vielmehr erstmalig die damalige Konzertgastronomie, die Konzertwerbung, die Musikalienwerbung des Verlegers sowie das Orchester als kommerzieller Betrieb zusammenhängend dargestellt. Dabei erweist sich u. a., dass Gungls Leistung auch darin bestand, ebenso die Kunstmusik einem breiten Publikum in Berlin bekannt zu machen, dem der Zutritt zu den institutionalisierten Orchesterkonzerten aus ökonomischen wie gesellschaftspolitischen Gründen eher verwehrt war.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts praktizierte man auf anderer Ebene die Einbeziehung unterschiedlichster Gattungen in die Konzertveranstaltungen. Sogenannte Mischprogramme wurden sehr beliebt. In Gungls über Jahre fast täglichen Konzerten in Berlin wurden hauptsächlich Tanzkompositionen, aber auch Ouvertüren oder instrumentale Potpourris mit bekannten Opernarien dargeboten. Allerdings gab er i. d. R. einmal wöchentlich sogenannte Mittwochskonzerte oder auch gelegentlich Konzerte aus besonderem Anlass, in denen er seinem Publikum z. B. sinfonische Werke - auch zeitgenössische - vollständig und auf hohem Niveau präsentieren konnte. Das korrigiert die bisherigen Vorstellungen von der damaligen Funktion sogenannter Salonorchester . In der Arbeit wird nachgewiesen, dass zumindest Gungls Kapelle weder von der Größe und Zusammensetzung, noch von der Perfektion der musikalischen Darbietung und damit von der interpretatorischen Qualität her jenen Klischeevorstellungen entsprach, die man sich gemeinhin von derartigen Formationen macht. Denn die zahlreichen ausdrücklichen Hinweise auf deren ungewöhnliche Präzision und Musikalität belegen, dass sie durchaus neben den traditionellen Kulturorchestern zu bestehen vermochte, ja in gewisser Beziehung neue Maßstäbe setzte. Es zeigt sich, welche Bedeutung dieser Orchesterleiter als Privatunternehmer für das gesamte Musikleben der aufst...
Infolge der Konzentration musikwissenschaftlichen Forschens auf das herausragende Kunstwerk wurden die Fragen der allgemeinen Musikentwicklung seitens der Musikwissenschaftler lange Zeit nur mit Zurückhaltung aufgeworfen. In dieser Arbeit wird ein bisher von den Musikforschern vernachlässigter Typus der Musikdarbietung untersucht: das reisende kommerzielle Unterhaltungsorchester im Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts (im Unterschied zum institutionalisierten Orchester wie etwa der Hofkapelle).
Der 1810 in Ungarn geborene Komponist und Kapellmeister Joseph Gungl (oder auch Josef Gung l), Protagonist dieser Studie, erweist sich als ein zu Unrecht vergessener Konkurrent des Wiener Walzerkönigs Johann Strauß. Anhand vieler Details - vor allem aus Zeitungen und Zeitschriften, aber auch aus einigen handschriftlichen Briefen Gungls zusammengetragen - entsteht in dieser Arbeit mit über 650 Anmerkungen für einen begrenzten Zeitrahmen von seinen etwa acht Berliner Jahren eine gewissermaßen minutiöse geschichtliche Fokussierung auf das Schaffen dieses in seiner Zeit so populären Musikers.
Zweifellos war gerade er für das Musikleben Berlins um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Persönlichkeit von überragender Bedeutung. In welchem Umfang und mit welchem Ernst sich selbst namhafte Musikkritiker jener Tage mit ihm und seiner Musik auseinander setzten, wird anhand von Rezensionen deutlich und diese Dokumente sprechen für sich.
Musikalisch und stilistisch untersucht werden in der Arbeit exemplarisch nur wenige von Gungls überaus zahlreichen Tanzkompositionen, da im Gegensatz zur kunstmusikalischen Werkanalyse hier nicht das einzelne individuelle Werk im Vordergrund stehen kann. Es geht nicht um die Untersuchung oder Bewertung mal mehr oder mal weniger gelungener Tänze, Potpourris oder Bearbeitungen beliebter Opernarien. Es werden vielmehr erstmalig die damalige Konzertgastronomie, die Konzertwerbung, die Musikalienwerbung des Verlegers sowie das Orchester als kommerzieller Betrieb zusammenhängend dargestellt. Dabei erweist sich u. a., dass Gungls Leistung auch darin bestand, ebenso die Kunstmusik einem breiten Publikum in Berlin bekannt zu machen, dem der Zutritt zu den institutionalisierten Orchesterkonzerten aus ökonomischen wie gesellschaftspolitischen Gründen eher verwehrt war.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts praktizierte man auf anderer Ebene die Einbeziehung unterschiedlichster Gattungen in die Konzertveranstaltungen. Sogenannte Mischprogramme wurden sehr beliebt. In Gungls über Jahre fast täglichen Konzerten in Berlin wurden hauptsächlich Tanzkompositionen, aber auch Ouvertüren oder instrumentale Potpourris mit bekannten Opernarien dargeboten. Allerdings gab er i. d. R. einmal wöchentlich sogenannte Mittwochskonzerte oder auch gelegentlich Konzerte aus besonderem Anlass, in denen er seinem Publikum z. B. sinfonische Werke - auch zeitgenössische - vollständig und auf hohem Niveau präsentieren konnte. Das korrigiert die bisherigen Vorstellungen von der damaligen Funktion sogenannter Salonorchester . In der Arbeit wird nachgewiesen, dass zumindest Gungls Kapelle weder von der Größe und Zusammensetzung, noch von der Perfektion der musikalischen Darbietung und damit von der interpretatorischen Qualität her jenen Klischeevorstellungen entsprach, die man sich gemeinhin von derartigen Formationen macht. Denn die zahlreichen ausdrücklichen Hinweise auf deren ungewöhnliche Präzision und Musikalität belegen, dass sie durchaus neben den traditionellen Kulturorchestern zu bestehen vermochte, ja in gewisser Beziehung neue Maßstäbe setzte. Es zeigt sich, welche Bedeutung dieser Orchesterleiter als Privatunternehmer für das gesamte Musikleben der aufst...
Sprache | deutsch |
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Maße | 148 x 210 mm |
Gewicht | 341 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Allgemeines / Lexika |
ISBN-10 | 3-8386-8919-4 / 3838689194 |
ISBN-13 | 978-3-8386-8919-7 / 9783838689197 |
Zustand | Neuware |
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