Andrea Bernasconi und die Oper am Münchner Kurfürstenhof 1753–1772
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Kurfürst Maximilian III. Joseph von Bayern ist bekannt als Förderer von Kunst und Wissenschaft und war selbst ein begabter Instrumentalist und Komponist. So war er einer der wenigen Landesherrn im deutschsprachigen Raum, der eine Oper mit festem Ensemble unterhielt. Ungeachtet dessen wird die Münchner Hofoper unter ihrem langjährigen Kapellmeister Andrea Bernasconi bis heute als unzeitgemäß und belanglos geschmäht. Bewies der Kurfürst also gerade in musikalischer Hinsicht schlechten Geschmack? War Bernasconi tatsächlich nichts als ein mittelmäßiger Opernkomponist? Wie legitimiert sich ein ex post-Urteil über Geschmack und Begabung? Die Antwort auf diese Fragen setzt einen gründlichen Blick auf das organisatorische, soziale und musikalische System voraus, das hinter der Münchner Hofoper und den drammi per musica Bernasconis stand. Dessen musikalische Einfälle genießt man inzwischen wieder als Ehrenrettung für die gescholtene Opera seria .
Daniela Sadgorski, geb. 1973 in Salzburg, Studium der Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Italienischen Philologie an den Universitäten München und Salzburg, Promotion 2008 an der Universität Regensburg.
1;Vorwort;6
2;Inhaltsverzeichnis;8
2.1.1;Einleitung 1;8
2.1.2;1 Die Münchner Hofoper als Institution 25;8
2.1.3;2 Die Münchner Hofoper zur Zeit Bernasconis 53;8
2.1.4;3 Bernasconis Opern im Überblick 129;9
2.1.5;4 Bernasconis Spätzeit 1767-1772 201;9
2.1.6;5 Bernasconis Opern im Kontext 225;10
2.1.7;Anhang 265;10
2.2;Einleitung;12
2.2.1;Thema und Forschungslage;12
2.2.2;Methoden der Opernforschung;21
2.2.3;Aufbau der Arbeit;32
3;1 Die Münchner Hofoper als Institution;36
3.1;1.1 Vorgeschichte;36
3.2;1.2 Höfische Musikkultur;38
3.3;1.3 Aufführungsanlässe;43
3.4;1.4 Das Neue Residenztheater;49
3.5;1.5 Kurfürst und Hofopernintendant;54
3.6;1.6 Andrea Bernasconi - Leben undWerk bis 1753;58
4;2 Die Münchner Hofoper zur Zeit Bernasconis;64
4.1;2.1 Bernasconi in München;64
4.2;2.2 Chronologie und Spielplan;73
4.2.1;2.2.1 Die Vorherrschaft Bernasconis 1753-1766;73
4.2.2;2.2.2 Die ersten scritture 1767-1772;88
4.3;2.3 Zeitgenössische Rezeption;98
4.4;2.4 Das Sängerensemble;100
4.4.1;2.4.1 Zusammensetzung;100
4.4.2;2.4.2 Biographien und Rollenprofile;105
4.4.3;2.4.3 Zeitgenössische Kritik;116
4.5;2.5 Orchester und Instrumentalisten;121
4.6;2.6 Das Ballett;127
4.7;2.7 Die Bühnenbilder Giovanni Paolo Gasparis;133
5;3 Bernasconis Opern im Überblick;140
5.1;3.1 Quellen;140
5.1.1;3.1.1 Quellenlage;140
5.1.2;3.1.2 Quellenbeschreibung;141
5.1.3;3.1.3 Zur Frage der Fassungen;145
5.2;3.2 Libretti;147
5.2.1;3.2.1 Repertoire;147
5.2.2;3.2.2 Texteinrichtung;148
5.3;3.3 Musikalische Dramaturgie;153
5.3.1;3.3.1 Vorgaben des Textes;153
5.3.2;3.3.2 Einzelne musikalischer Formen;155
5.3.3;3.3.3 Größere dramatische Einheiten;159
5.4;3.4 Grundzüge der Vertonungen;161
5.5;3.5 Musikalische Faktur;1655.5.1;3.5.1 Der Orchestersatz;165
5.5.2;3.5.2 Vokalsolo und Orchester;170
5.5.3;3.5.3 Instrumentale Solostimmen;173
5.5.4;3.5.4 Die Vokalduette;176
5.5.5;3.5.5 Die Chorsätze;178
5.5.6;3.5.6 Die Recitativi con stromenti;182
5.5.7;3.5.7 Größere szenische Einheiten;184
5.6;3.6 Arienformen;189
5.6.1;3.6.1 Die dal segno-Form;189
5.6.2;3.6.2 Die dreiteilige Reprisenform (ABA');198
5.6.3;3.6.3 Die zweiteilige Arie (AA');201
5.7;3.7 Arientypen;204
5.8;3.8 Tendenzen und Entwicklungen;209
5.8.1;3.8.1 Die Verwendung von Arienformen und -typen;209
5.8.2;3.8.2 Musikalische Dramaturgie;210
6;4 Bernasconis Spätzeit 1767-1772;212
6.1;4.1 Die ersten scritture und ihre Komponisten;212
6.2;4.2 Tommaso Trajetta: Il Siroe;215
6.3;4.3 Andrea Bernasconi: La clemenza di Tito;220
6.4;4.4 Pietro Pompeo Sales: Antigono;223
6.5;4.5 Antonio Sacchini: Scipione in Cartagena & L'eroe;227
6.6;4.6 Andrea Bernasconi: Demetrio;230
6.7;4.7 Kontinuität und Innovation;233
7;5 Bernasconis Opern im Kontext;236
7.1;5.1 Gattungs- und Musikgeschichte;236
7.1.1;5.1.1 Thematische und methodische Ansätze;236
7.1.2;5.1.2 Die Entwicklung der Oper;239
7.1.3;5.1.3 Bernasconi und seine Zeit;243
7.2;5.2 Zeremoniell und Repräsentation;248
7.2.1;5.2.1 Die Fürstenhochzeit von 1765;248
7.2.2;5.2.2 Der Beitrag der Bühnenmusik;252
7.2.3;5.2.3 Methodische Folgerungen;254
7.3;5.3 Angebot und Nachfrage;258
7.3.1;5.3.1 Die Situation am Münchner Hof;258
7.3.2;5.3.2 Fazit;264
7.4;Stammbäume;276
7.5;Werkkatalog;285
7.5.1;Vorbemerkung:;285
7.5.2;Abkürzungen:;285
7.5.3;Adriano in Siria (1755);286
7.5.4;Artaserse (1763);289
7.5.5;Il Bajazet (1754);292
7.5.6;La clemenza di Tito (1768);295
7.5.7;Demetrio (1772);299
7.5.8;Demofoonte (1766);302
7.5.9;Didone abbandonata (1756);306
7.5.10;L'Olimpiade (1764);309
7.5.11;Semiramide riconosciuta (1765);312
7.5.12;Temistocle (1754);316
8;Quellenverzeichnis;320
8.1;Librettodrucke;320
8.2;Handschriftliche Partituren;324
8.3;Notendrucke und Faksimiles;325
8.4;Archivalien;325
8.4.1;Bayerische Staatsbibliothek (BSB):;325
8.4.2;Bayerisches Hauptstaatsarchiv:;326
8.4.3;Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden (HStAD):;327
9;Literaturverzeichnis;328
9.1;Kataloge und Da
5 Bernasconis Opern im Kontext (S. 225-226)
5.1 Gattungs- und Musikgeschichte
5.1.1 Thematische und methodische Ansätze
Wer sich mit der opera seria des 18. Jahrhunderts beschäftigt, sieht sich im Hintergrund mit einer enormen Materialfülle konfrontiert. Immerhin war die Gattung über viele Jahrzehnte hinweg in ganz Europa verbreitet und zahlreiche Opernhäuser brachten pro Saison jeweils mehrere Produktionen auf die Bühne. Im Ergebnis hat sich bis heute eine Vielzahl musikdramatischer Werke erhalten, die diesen Markt in einer durchaus auf Ef?zienz und Funktionalität hin ausgerichteten Art undWeise bedient haben.
Charakteristischerweise sind sie handschriftlich überliefert, nicht ediert und außerhalb ihres Aufbewahrungsortes nur eingeschränkt zugänglich. Aus diesem Grund wurde bisher nur ein Bruchteil der Quellen von der musikwissenschaftlichen Forschung ausgewertet. Die Tatsache, dass es sich bei der Oper nicht um absolute Musik handelt, sondern in ihr mehrere künstlerische Sparten zusammenwirken und dass ihre Entstehung und Aufführung in ein komplexes System kultureller wie wirtschaftlicher Interessen eingebunden ist, erweitert darüber hinaus den Katalog der möglichen Fragestellungen. Entsprechend groß ist die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit der Oper des 18. Jahrhunderts befassen und dabei thematisch ganz verschiedenen Aspekten nachgehen.
Dennoch lassen sich für die musikwissenschaftliche Opernforschung einige grundsätzliche Tendenzen formulieren: Viele Studien beschränken sich auf ein überschaubares Corpus, etwa das Werk eines einzelnen Komponisten oder das Repertoire eines bestimmten Theaters, einer bestimmten Region oder eines bestimmten Fürstenhofes.563 Andere Publikationen setzen einen thematischen Schwerpunkt, um die Menge des relevanten Quellenmaterials einzudämmen.
Dabei erfreuen sich auf der einen Seite Komponisten und Institutionen besonderer Aufmerksamkeit, die heute noch einen guten Ruf genießen, auf der anderen Seite sind Themen beliebt, die sich auf der Basis messbarer Daten bearbeiten lassen: Wie viel Text wurde im Libretto gekürzt, wie viele Arien entfallen auf welche Sänger, wie viele orchesterbegleitete Rezitative oder Ensembles enthält ein dramma per musica, welche Arienformen werden wie oft verwendet?
Ähnlich verbreitet wie die statistische Auswertung ist die stilistische Bewertung der opera seria, die in erster Linie auf der Basis formaler Aspekte vorgenommen wird. Während in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Herausbildung, Etablierung und Vorherrschaft der fünfteiligen da capo-Arie angesetzt wird, gilt die zweite Jahrhunderthälfte als von einer beginnenden und sich kontinuierlich ausbreitenden "Reformbewegung" gekennzeichnet. Ihre Merkmale sind einerseits die Zunahme der recitativi con stromenti und Ensemblesätze – Duette, Terzette und Quartette bis hin zum Sextett –, andererseits die Au?ösung der da capo-Arie zugunsten neuer Arienformen."
Erscheint lt. Verlag | 9.9.2010 |
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Reihe/Serie | Musikwissenschaften |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 145 x 205 mm |
Gewicht | 585 g |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Musikgeschichte |
Schlagworte | Antonio Sacchini • Bernasconi, Andrea • Dramma per Musica • Giovanni Paolo Gaspari • Hof (fürstl.) • Hof (fürstlich) • Kurfürst Maximilian III. Jospeh von Bayern • Maximilian III. Joseph, Kurfürst von Bayern • München, Musik • Münchner Hofoper • Opera Seria • Oper, Geschichte • Pietro Pompeo Sales • Tommaso Trajetta |
ISBN-10 | 3-8316-4000-9 / 3831640009 |
ISBN-13 | 978-3-8316-4000-3 / 9783831640003 |
Zustand | Neuware |
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