SpooKI: Ausgespielt (eBook)
256 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93832-6 (ISBN)
Mit Büchern hatte Ruth Rahlff schon früh zu tun: Sie sortierte die Wälzer ihres Vaters um, probierte sich als Verkaufstalent in der Buchhandlung ihres Onkels, ließ sich zur Verlagsbuchhändlerin ausbilden, arbeitete in einem sehr großen und einem sehr kleinen Verlag und ist nun freie Autorin und Lektorin. Dabei schlüpft sie auch gern in andere Identitäten. Sie schreibt Geschichten, Sach- und Spielbücher, Kinderromane, verfasst Texte für Apps und gibt Workshops für Kinder im Vor- und Grundschulalter.
Mit Büchern hatte Ruth Rahlff schon früh zu tun: Sie sortierte die Wälzer ihres Vaters um, probierte sich als Verkaufstalent in der Buchhandlung ihres Onkels, ließ sich zur Verlagsbuchhändlerin ausbilden, arbeitete in einem sehr großen und einem sehr kleinen Verlag und ist nun freie Autorin und Lektorin. Dabei schlüpft sie auch gern in andere Identitäten. Sie schreibt Geschichten, Sach- und Spielbücher, Kinderromane, verfasst Texte für Apps und gibt Workshops für Kinder im Vor- und Grundschulalter. Timo Grubing lebt und arbeitet als freier Illustrator im Herzen des Ruhrgebiets. Dort ist er vor allem in den Bereichen Kinder- und Jugendbuch, Schulbuch, Familienspiele und Comic tätig, zeichnet aber auch für verschiedene Agenturen und Magazine.
Kapitel 1
»Probleme? Was denn für Probleme? Also echt! Nur Loser haben Probleme«, dröhnte Damons Stimme über den Flur vorm Informatikraum. »Wenn ich was hab, dann regle ich das einfach selbst.«
Isabella stöhnte auf. »Der hängt sich ja mal wieder megaweit aus dem Fenster«, flüsterte sie.
Auch Ahmed, Loretta und Preeti verdrehten die Augen.
Ich nickte. Typisch Damon! Gerade verkündete er allen, die es hören wollten (also nur Ava und Justus), und leider auch denen, die es nicht hören wollten (das war der Rest der Klasse), was er von der neuen Agentur KID hielt. Seine Meinung dazu ließ sich in zwei Worten zusammenfassen: gar nichts. Dummerweise benötigte Damon dafür aber wesentlich mehr Wörter.
»Jeder sollte genug Arsch in der Hose haben, um seinen Scheiß selbst auf die Reihe zu kriegen«, grölte er jetzt.
Isabella fing an zu grinsen und auch ich musste mir das Lachen verkneifen, denn in diesem Moment rauschte unsere Klassenlehrerin Frau Watanabe heran. Kein Zweifel, sie hatte alles gehört und Damons Ausdrucksweise schien ihr überhaupt nicht zu gefallen. Damon allerdings hatte die Auffassungsgabe einer Mikrowelle und bekam deshalb wie üblich absolut nichts mit von dem Unheil, das gleich über ihn hereinbrechen würde. Er gestikulierte so wild mit den Armen, dass er Ava fast eine Ohrfeige gegeben hätte. Die wich seiner Pranke gekonnt aus und stieß dabei gegen Valentina aus der Nachbarklasse.
»Pass doch auf!«, schnauzte Ava sie an.
Empört fauchte Valentina zurück: »Pass gefälligst selber auf!« In dem Moment sagte Frau Watanabe scharf: »Damon, drück dich bitte etwas gewählter aus.«
Valentina schnappte sich ihren Turnbeutel und verdrückte sich schnell. Damon glotzte Frau Watanabe an. »Hä?«
Sein Mund stand weit offen, was ihn nicht gerade intelligenter wirken ließ.
Frau Watanabe seufzte. »Hör endlich auf zu fluchen!«
»Aber wieso?«, fragte Damon verdutzt. »Ich hab doch gar nichts Schlimmes gesagt. Nur dass jeder genug Ar…«
»Das reicht«, fiel Frau Watanabe ihm ins Wort. »Wir müssen es nicht noch wiederholen. Du verstehst mich auch so. Damit du dich das nächste Mal besser daran erinnerst, schreibst du heute Nachmittag einen Aufsatz über das, was du dir unter gutem Benehmen vorstellst. Zwei DIN-A4-Seiten genügen.«
Isabella und ich grinsten uns an. Der Schultag heute fing gar nicht so schlecht an …
Damon stöhnte genervt.
Da wandte Frau Watanabe sich an mich. »Ach übrigens, Robert?«
»Ja?« Überrascht schaute ich auf.
»Ich bräuchte noch dringend die Info, wo du den Future Day verbringst«, sagte sie. »Die meisten in der Klasse haben bereits einen Praktikumsplatz. Wie sieht es bei dir aus?«
»Ähm, ich bin dran«, antwortete ich ausweichend. »Es gibt … ähm … mehrere Möglichkeiten.« Wenn’s bloß so wäre!
»Na schön, aber beeil dich bitte. Der Future Day ist ja schon übermorgen.« Jetzt lächelte Frau Watanabe freundlich. »Und wenn du Unterstützung brauchst, sag mir gern Bescheid. Es ist nämlich überhaupt keine Schande, bei Problemen um Hilfe zu bitten.«
Sie nickte bedeutungsvoll in Damons Richtung, aber der kapierte leider gar nichts. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, mich höhnisch anzugrinsen. Multitasking war nicht so sein Ding.
Sobald Frau Watanabe außer Hörweite war, ging er auf mich los. »Na, Robert, für Typen wie dich ist diese komische neue Agentur doch wie gemacht.«
Er tippte auf sein Handy und schwenkte es so herum, dass wir auf das Display schauen konnten. Darauf erschien sein neues Lieblingsspiel.
»Und was hat das Spiel jetzt damit zu tun?«, fragte Preeti verwirrt. Doch in dem Moment tauchte das kleine Werbebanner auf, das ich auch auswendig hätte aufsagen können.
Du brauchst dringend Hilfe oder hast Sorgen? Wenn du nicht mehr weiterweißt, ganz allein bist oder dich niemandem anvertrauen kannst, dann wende dich an KID, die Agentur für Kids in Danger. Wir sind verschwiegen und ermitteln absolut diskret. Besonders knifflige oder schier unlösbare Fälle sind unsere Spezialität. Also klick einfach auf den Link und nimm Kontakt auf!
Dein Team von KID
»Ich weiß gar nicht, warum du dich so darüber lustig machst, Damon«, mischte Loretta sich ein. »Ich finde, die Agentur ist eine gute Sache.«
»Genau«, gab Preeti ihr recht. »Das ist bestimmt so ähnlich wie die Nummer gegen Kummer. Nur eben online.«
»Ach, damit kennst du dich wohl aus, was?«, johlte Justus.
Preetis Ohren färbten sich ein winziges bisschen rot, aber sie zuckte nur cool mit den Schultern und sagte: »Das gehört doch zur Allgemeinbildung.«
»Sehe ich genauso«, sprang Ahmed ihr bei. »Bei uns zu Hause ist ja alles okay, aber sonst würde ich die Agentur ausprobieren, glaube ich.«
Preeti und Loretta nickten zustimmend.
»Hey, habt ihr euch gestern die Challenge im Skateboarden angeschaut?«, wechselte Ahmed dann das Thema. »Da war ein echt cooles Video im Netz.«
Sofort redeten alle nur noch über Skateboarden und die neuesten Videoclips.
Isabella schaute zu mir. Bestimmt hatte sie den gleichen Gedanken wie ich: Wenn jetzt schon in der Schule über KID gesprochen wurde, dann würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis die ersten Aufträge bei uns eingingen.
Da klingelte es zur ersten Stunde und die Tür zum Informatikraum sprang auf. Herr von Hageboom schoss heraus wie ein Springteufel aus seiner Box. Er klatschte in die Hände und trällerte: »Aaaaall right, girls ’n’ boyzzz!«
»Wann kapiert er endlich, dass er trotz dieser englischen Fetzen überhaupt nicht cool rüberkommt?«, murmelte Preeti missmutig hinter mir.
Herr von Hageboom hatte sie offensichtlich nicht gehört, denn er machte munter weiter: »Let’s go and have a fantastic time with our Hightech-Ausstattung.«
»Hightech-Ausstattung? Hier in der Schule?« Isabella bekam sich gar nicht mehr ein. Mir dagegen verging das Lachen, als mich Herrn von Hagebooms Blick streifte.
»Robert, deine letzte Klassenarbeit war mal wieder alles andere als rühmlich. Dabei hattest du die letzten Wochen für deine Verhältnisse erstaunlich gute Fortschritte gemacht.« Er bleckte die Zähne und grinste so breit, dass sein weißes Gebiss mich fast blendete. »Aber keine Sorge, mate, ich habe mir etwas für dich ausgedacht, um dir auf die Sprünge zu helfen.«
O-oh, ich ahnte Schlimmes. Und richtig. Er dirigierte mich zu meinem Platz in der letzten Reihe, wo bereits ein großer Stapel Papier auf mich wartete.
»Alles Rechercheaufgaben«, verkündete Herr von Hageboom. »Ganz oldschool auf Zetteln, aber natürlich erwarte ich, dass du mir deine Ergebnisse per Mail präsentierst. Du kannst dir aussuchen, ob du mit Word oder Excel arbeiten willst. Oder du machst eine PowerPoint-Präsentation. Du hast die Wahl, ich bin ja kein Unmensch.«
Da war ich entschieden anderer Ansicht, erst recht, als er noch hinzufügte: »Morgen früh habe ich alles im Kasten. Got it, mate?«
Er ignorierte mein verzweifeltes »Was?!«, wandte sich ab und joggte mit weit ausladenden Schritten nach vorn zum Pult.
»Keine Sorge, das bekommen wir schon hin«, versicherte Isabella mir.
»Danke.« Da fiel mir etwas ein. Natürlich! Ich hatte ja ein ganz neues Ass im Ärmel! »Kannst du mir die Blätter einscannen?«, fragte ich.
»Klar«, sagte sie sofort. »Aber wozu?«
»Dann lege ich das Zeug Medusa vor und es ist im Handumdrehen erledigt.« Glänzende Idee! Warum hatte ich nicht gleich daran gedacht? Medusa: die Lösung all meiner Schulprobleme. Dass ich das mal sagen würde!
Vor Kurzem war eine künstliche Intelligenz namens Medusa auf meine Familie und mich aufmerksam geworden. Der KI war aufgefallen, dass unser Haushalt andere Daten lieferte als normale Haushalte. Was natürlich kein Wunder war, denn meine Eltern Ophelia und Henry, mein Opa Arthur, mein Cousin Lorenzo und unser Hund Unfug waren allesamt Geister – und somit für andere Menschen unsichtbar. Außer für Isabella, die selber einen Geistervater hatte. Er hieß Felipe Mendoza, auch genannt »El Manifesto«, denn er war ein Meister im Manifestieren. Dabei machten Geister sich für kurze Zeit sichtbar für Menschen. Was sie allerdings furchtbar viel Kraft kostete, deshalb taten sie das nur, wenn es unbedingt notwendig war.
Isabella, Lorenzo und ich waren Medusa allerdings auf die Spur gekommen. Mithilfe von Herrn Smirnow, dem netten Kioskbesitzer in unserer Straße und, wie sich zu unserer Überraschung herausstellte, ehemaligen Agenten für eine geheime Hilfsorganisation, fanden wir heraus, dass der fiese Computerspezialist Cosmo die KI für seine Zwecke missbraucht hatte. Wir überwältigten Cosmo und dann endlich konnte ich meine Menscheneltern Norma und Vasco kennenlernen. Sie hatten sich jahrelang vor Cosmo verstecken müssen und mich deshalb als Baby in die Obhut meiner Geisterfamilie gegeben. Endlich hatten wir uns wieder! Und zum Glück verstanden sich die beiden auch so gut mit meiner Geisterfamilie, dass wir jetzt alle zusammen bei uns zu Hause in der Zwieselgasse wohnten. Dank einer rasch von Opa durchgeführten Geistertaufe – genau wie bei mir als Säugling – war meine Geisterfamilie nun auch für meine Menscheneltern sichtbar. Norma und Vasco waren es auch gewesen, die Medusa ursprünglich programmiert...
Erscheint lt. Verlag | 26.9.2024 |
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Reihe/Serie | SpooKI |
Illustrationen | Timo Grubing |
Zusatzinfo | Schwarz-weiß illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer Buch ab 9 • geistergeschichten kinder • Geister Gespenst Buch Kinder • Gruselgeschichten ab 10 • KI Kinderbuch • Kinderbuch Haustiere Katze • Künstliche Intelligenz Bücher Kinder • Science Fiction Bücher Kinder ab 10 • spannende Bücher ab 9 Jungs |
ISBN-10 | 3-646-93832-3 / 3646938323 |
ISBN-13 | 978-3-646-93832-6 / 9783646938326 |
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