Fairy Tale Camp 4: Das Rätsel der Märchenmagie (eBook)
320 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93935-4 (ISBN)
Corinna Wieja schreibt, übersetzt und liest gern spannende Gute-Laune-Geschichten, in denen sich all die märchenhaften Wesen tummeln, die sie in der realen Welt vermisst. Auch in ihrer Freizeit sieht man sie selten ohne Buch. Ihr Lieblingsmärchen ist Frau Holle, dicht gefolgt vom Gestiefelten Kater. Wenn sie zaubern könnte, dann würde sie sich mit Aschenputtels Haselzweig Mary Poppins' unendliche Tasche und ihren fliegenden Regenschirm herbeiwünschen. Mit Ihrer Familie, zwei Katzen und Holzritter Kunibert lebt sie in der Nähe von Frankfurt am Main. Eine Ihrer Buch-Ideen wurde bereits ausgezeichnet und für die »Kieler Lesesprotte« und die »Kalbacher Klapperschlange« nominiert. Weitere Informationen, Malvorlagen und mehr: www.corinna-wieja.de
Corinna Wieja schreibt, übersetzt und liest gern spannende Gute-Laune-Geschichten, in denen sich all die märchenhaften Wesen tummeln, die sie in der realen Welt vermisst. Auch in ihrer Freizeit sieht man sie selten ohne Buch. Ihr Lieblingsmärchen ist Frau Holle, dicht gefolgt vom Gestiefelten Kater. Wenn sie zaubern könnte, dann würde sie sich mit Aschenputtels Haselzweig Mary Poppins' unendliche Tasche und ihren fliegenden Regenschirm herbeiwünschen. Mit Ihrer Familie, zwei Katzen und Holzritter Kunibert lebt sie in der Nähe von Frankfurt am Main. Eine Ihrer Buch-Ideen wurde bereits ausgezeichnet und für die »Kieler Lesesprotte« und die »Kalbacher Klapperschlange« nominiert. Weitere Informationen, Malvorlagen und mehr: www.corinna-wieja.de Annika Sauerborn alias Frau Annika lebt und arbeitet als Illustratorin im schönen Mainz am Rhein. Hier hat sie Kommunikationsdesign studiert und 2010 mit Diplom abgeschlossen. Seitdem ist sie selbstständig und arbeitet neben anderen Kreativen in ihrem Atelier am "Nordhafen" für Verlage und Agenturen. Frau Annika erzählt Geschichten in Bildern und erschafft so neue Welten und Charaktere. Sie bedient sich gerne der klassischen Mal- und Zeichentechniken, nutzt aber auch die digitalen Möglichkeiten. Ihr unverwechselbarer, lieblicher Stil macht den Bereich Kinder- und Jugendbuch zu ihrem Schwerpunkt. www.frauannika.de
„Hallo, Herr Andersen“, begrüßte ich Charlies Vater. Er stand im Flur und setzte ein Lächeln auf, als er uns entdeckte.
„Hallo, Marie. Ich habe deiner Mutter gerade erzählt, wie schön ich es finde, dass sie Fairy Tale Castle übernommen hat. Ich bin schon gespannt auf die Modernisierungsmaßnahmen. Ehrlich gesagt, von außen sieht es ziemlich baufällig aus, nicht so, wie man sich ein Schloss vorstellt.“ Er lachte gekünstelt. „Ich finde es ... außergewöhnlich, dass dort eine Schule eingezogen ist.“
„Eine Privatschule für … öhm … hochbegabte Kinder“, sagte meine Mutter. „Das war die Bedingung des … äh … Vorbesitzers, der es uns … nun ja, gestiftet hat.“
„Vielleicht kann meine Charlie ja auch Ihren Eignungstest machen. Ich finde sie sehr begabt. Mindestens so begabt wie Marie. Nicht wahr, Charlie? Du hast in Mathematik immer die besseren Noten gehabt.“ Wieder lachte er.
„Mal sehen“, murmelte meine Mutter. Sie fühlte sich sichtlich unwohl. „Das ist nicht allein meine Entscheidung. Es gibt … äh … Stiftungsvorschriften, die wir einhalten müssen. Wer aufgenommen wird, entscheidet ein Komitee.“
„Mensch, Papa“, mischte sich Charlie ein. „Vielleicht will ich die Schule gar nicht wechseln.“
„Wie dem auch sei, in meiner Eigenschaft als Leiter des Ordnungsamts muss ich mir das Schloss demnächst einmal ansehen. Um festzustellen, ob alle Vorschriften und Auflagen des Landes für Schulen eingehalten werden.“ Er schwadronierte eine Weile über Brandschutz und Sicherheitsvorkehrungen.
Ich fing Charlies Blick auf, die mit den Augen rollte.
Herr Andersen hüstelte leicht. „Und ich würde mich freuen, wenn ich meine Charlie in Ihrer Schule anmelden kann, sobald dieses Wolfsproblem geklärt ist.“
„Welches Wolfsproblem?“, fragte Mama rasch.
„Ach, Sie wissen gar nichts davon? Eigenartig. Im Wald wurden Wölfe gesichtet! Wir haben durch einen Anruf davon erfahren.“ Herr Andersen zog grimmig die Augenbrauen zusammen. „Diese Viecher sollte man abschießen, bevor sie noch ein Schaf reißen oder schlimmer – Spaziergänger angreifen.“
„Sie wollen die Wölfe töten?“, fragte ich erschrocken. Mein Herz schlug schneller. Einen der Wölfe, die sich angeblich im Wald herumtrieben, kannte ich persönlich. Und der mochte ganz sicher keine Schafe, sondern viel lieber Blaubeermuffins. Mein Freund Will war nämlich ein Wolfswandler, aus dem Märchen Der Wolf und die sieben Geißlein. Ich wollte ganz bestimmt nicht, dass er in Gefahr geriet. Auf jeden Fall musste ich ihn warnen.
Charlie zog die Brauen hoch. Ich plinkerte ihr heftig zu, damit sie bloß nichts ausplauderte.
„Krass!“, sagte sie. „Ich geh auf keinen Fall auf eine Schule, in der mich ein Wolf auf dem Weg auffressen könnte wie Rotkäppchen im Märchen.“ Ihre Augen wirkten plötzlich riesig. Sie flüsterte mir zu: „Meinst du, diese Raubtiere sind magische Märchen-Werwölfe, die unsere Stadt angreifen wollen?“
„Was? Nein!“, zischte ich zurück. „Niemand will die Stadt angreifen. Das weiß ich ganz sicher.“
„Trotzdem musst du echt gut auf dich aufpassen, Marie.“ Besorgt packte Charlie mich am Arm und blickte mich beschwörend an.
„Ich hab keine Angst vor Wölfen“, sagte ich nachdrücklich.
„Ich kann meiner Tochter nur zustimmen“, meinte Herr Andersen. „Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Sie sollten sich überlegen, ob Sie die Schule evakuieren, bis dieses Problem gelöst ist, Frau Brunner. Der Bürgermeister hat den Förster beauftragt, die Tiere mit Betäubungspfeilen zu jagen und in ein unbewohntes Gebiet umzusiedeln.“
Mama blieb ganz ruhig. „Finden Sie diese Maßnahmen nicht reichlich übertrieben? Bisher haben wir keinen Wolf gesehen. Sicher sind das nur streunende Hunde, die Spaziergänger von der Leine gelassen haben. Wie mir scheint, müssen wir uns vielmehr vor Jägern in Acht nehmen. Wie auch immer: Vielen Dank, dass Sie uns Bescheid gegeben haben.“ Sie öffnete die Tür, als wollte sie den Gast rauswerfen.
„Melden Sie sich, falls Sie eine Evakuierung der Schule in Betracht ziehen und Hilfe benötigen“, meinte Herr Andersen. „Oder falls ein Platz für meine Charlie frei wird.“ Er lachte leicht.
„Natürlich“, sagte Mama. Ich bemerkte, wie sie die Finger hinter dem Rücken kreuzte.
„Bis nächsten Samstag im Eiscafé, ja?“, sagte ich zu Charlie. „Und schreib mir.“
„Auf jeden Fall. Bring Jake mit. Und die anderen“, schob sie nach einer kurzen Pause nach und zwinkerte mir zu.
Ich erwiderte das Lächeln. Es war so schön, sich endlich mit jemandem über all diese unglaublich magischen Dinge austauschen zu können, der darüber genauso erstaunt war wie ich. Die ganze Zeit hatte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich Charlie so wenig verraten durfte. Allerdings hatte ich jetzt ein komisches Gefühl, weil ich ihr so viel von der magischen Welt erzählt hatte. Ob das ein Fehler gewesen war? Charlies Bemerkung über die Wölfe ging mir nicht aus dem Kopf. Auf keinen Fall wollte ich, dass meine beste Freundin Angst vor mir oder meinen neuen Freunden bekam.
Ich winkte noch, bis das Auto von Charlies Vater hinter der nächsten Kurve verschwunden war, dann schmiegte ich mich an Mama. „So, so, Fairy Tale Camp ist eine Schule für Hochbegabte, ehrlich?“
Mama rümpfte die Nase. „Mir ist auf die Schnelle keine bessere Ausrede eingefallen.“ Sie grinste. „Und für mich bist du hochbegabt.“
„Na ja, ich bin höchstens hochbegabt darin, Bücher nass zu machen.“ Ich holte das tropfende Exemplar aus meinem Zimmer und zeigte es ihr.
„Vielleicht sollten wir für dich wasserfeste Bücher besorgen.“ Meine Mutter kicherte.
Ich lachte mit, doch ich wurde gleich wieder ernst. „Glaubst du, Will ist in Gefahr, wenn die jetzt wirklich Jagd auf Wölfe machen? Oder vielleicht auch Herr Zwack?“ Unser Lehrer für magische Gefahren war auch ein Gestaltwandler, und zwar ein Bär. Er stammte aus dem Märchen Schneeweißchen und Rosenrot.
„Mach dir nicht so viele Sorgen.“ Mama stupste mich gegen die Nase. „Ich werde unseren Gestaltwandlern Bescheid geben, dass sie den Wald nur in Menschengestalt betreten sollen. In Fairy Tale Camp sind sie sicher. Dafür werden ich und die anderen erwachsenen Fairys schon sorgen.“
„Puh, das ist gut“, sagte ich beruhigt.
„Und ich informiere den Naturschutzverein. Die sind sicher auch dagegen, dass auf Wölfe geschossen wird.“
„Gute Idee.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Hab ich dir heute schon gesagt, wie froh ich bin, dass du wieder da bist? Ich hab dich so vermisst.“
Mama lachte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich hab dich auch sehr vermisst. Es macht mich traurig, dass ich so viele Jahre mit dir verpasst habe. Aber ich freue mich, dass du in meine Fußstapfen treten willst. Du wirst die Prüfung zur Fairyhüterin sicher glanzvoll bestehen.“
Oje, wie kann sie sich so sicher sein, dass ich es nicht vermassele?
Ich hatte ein total mulmiges Gefühl bei der Sache. Aber klar, Mama wusste ja auch nicht, dass mein Kopf regelmäßig bei Klassenarbeiten plötzlich wie leer gefegt war. Das konnte ich ihr aber auf keinen Fall gestehen. Ich wollte sie nicht schon vorher enttäuschen.
„Wisst ihr denn schon, wann die Prüfung stattfinden soll?“, fragte ich nervös. „Ich habe noch keine Einladung erhalten.“
„Das muss ich mit Griseldis besprechen. Es ist einiges dafür vorzubereiten. Sicherlich wird der Termin aber vor dem Erneuerungsfest liegen, denn die Verleihung der Hüterbroschen findet traditionell dort statt.“ Sie lächelte mich an. „Ich freue mich schon darauf, dich im Ballkleid zu sehen und dir die Hüterbrosche zu übergeben.“
Ich strich gedankenverloren über mein Armband. Ich hatte es von Mama bekommen. Die Anhänger waren Erinnerungen an all die Märchen, die sie bereits besucht hatte. „Irgendwann musst du mir noch mal mehr von deinen Abenteuern als Fairyhüterin erzählen. Ich bin so gespannt“, sagte ich, um abzulenken.
„Gern, mein Schatz. Aber du machst dich als Märchenretterin auch nicht schlecht. Ich bin unglaublich stolz auf dich.“ Sie drückte mich an sich und plötzlich umarmte ich eine Kröte.
„Woah!“, sagte ich und setzte sie vorsichtig ab. Ich konnte mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass meine Mutter jetzt auch eine Gestaltwandlerin war. Der Fluch, der sie getroffen hatte, konnte nicht ganz gebannt werden. Immerhin war sie nicht mehr dauerhaft in Krötengestalt unterwegs.
„Entschuldige, Marie.“ Mama quakte kurz und verwandelte sich zurück. „Das geschieht immer nur, wenn ich aufgeregt oder besonders glücklich bin.“
Wie bei mir mit den Wetterzaubern. Manchmal – okay, ziemlich oft – spiegelten sich meine Gefühle in einem Magieausbruch.
„Zum Glück ist dir das nicht passiert, als Charlies Vater hier war“, sagte ich lachend.
„Ja. Das wäre schwierig zu erklären gewesen.“
„Was wäre schwierig zu erklären gewesen?“ Paps stieß die Haustür auf. In seinen Armen stapelten sich drei Pizzaschachteln, auf denen ein Eimer Popcorn thronte. Er gab erst Mama, dann mir einen Kuss auf die Wange.
„Och, ist nicht so wichtig“, sagte ich und zwinkerte Mama verschwörerisch zu. Ich war froh, dass Omimi das nicht mitbekommen hatte. Sie hatte Augen wie ein Luchs, aber zum Glück war sie mit ihrer Freundin, unserer...
Erscheint lt. Verlag | 28.11.2024 |
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Reihe/Serie | Fairy Tale Camp |
Illustrationen | Annika Sauerborn |
Zusatzinfo | Schwarz-weiß illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer Buch ab 10 • Fabelwesen • Fantasy Bücher ab 10 Mädchen • Frau Holle Kinderbuch • Internat Kinderbuch • Jugendbuch Märchen • Kinderbuch Hexen Zauberer • märchenbuch gebrüder grimm • Märchenbuch Kinder ab 10 • Märchenwelt • Moderne Märchen |
ISBN-10 | 3-646-93935-4 / 3646939354 |
ISBN-13 | 978-3-646-93935-4 / 9783646939354 |
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Größe: 5,6 MB
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