The Game - Gefangen im Labyrinth (eBook)
240 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0504-9 (ISBN)
Christian Tielmann, geboren 1971 in Wuppertal, schreibt seit 1999 für verschiedene Verlage mit großem Erfolg Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. 'Bauer Beck fährt weg' ist längst zu einem Klassiker geworden.
Christian Tielmann, geboren 1971 in Wuppertal, schreibt seit 1999 für verschiedene Verlage mit großem Erfolg Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. "Bauer Beck fährt weg" ist längst zu einem Klassiker geworden. Pascal Nöldner zeichnet als freiberuflicher Illustrator für Kinder- und Jugendbücher, Comics, Animationsfilme und naturwissenschaftl. Medienexponate. Seine Erfahrung auf Musical- und Theaterbühnen charakterisieren Ausdruck und Dynamik seiner Zeichnungen. Im Web (www.pascal-noeldner.de) und auf Social Media (@_nerdner) gibt er Einblick in sein Leben und seine Werke.
Macke traute seinen Augen kaum. Das GAME schien weiter zu denken, als sie alle es sich in ihren kühnsten Träumen ausmalen konnten. Am Ende der Leiter wartete ein Zug auf sie. 16 Plätze in vier kleinen Waggons waren frei. Es war eine kleine Grubenbahn, die freundlich mit den Scheinwerferaugen leuchtete.
»Glück auf!«, sagte eine Stimme, die aus einem Lautsprecher der flachen Lokomotive kam. »Einsteigen und festhalten!«
Macke schüttelte den Kopf. Noch vor vier Tagen hätte er sich sofort auf einen der Sitze gestürzt. Er hätte gejubelt vor Freude. Denn er liebte Achterbahnen. Und diese kleine Bahn mit den Wagen, auf deren Seiten gekreuzte Hämmer gemalt waren, schien tatsächlich eine Achterbahn zu sein. Aber inzwischen wusste Macke, wie unberechenbar das GAME war. Er wusste, dass er nicht wusste, worauf er sich einlassen würde. Eine Überschwemmung, einen Vulkanausbruch und den Einsturz der Felssäule hatten sie überlebt. Jedenfalls die drei Teams, die noch übrig waren. Er war sich nicht sicher, ob er Dave, Ben, Flora und Fauna aus Team Gelb jemals wiedersehen würde. Und auch Ingo, ihr erster Gamemaster, sowie die immer wieder auftauchende Nina, waren vermutlich unter den Trümmern des zweiten Levels begraben.
Macke war bestimmt kein Feigling. Ganz im Gegenteil. Michi, seine Trainerin der Stuntgruppe »Team Danger«, schimpfte oft mit ihm, weil er so waghalsig war. »Training, Team und Sicherheit«, predigte Michi immer. Egal, ob sie aus dem dritten oder vierten Stockwerk auf eine Matte sprangen oder für eine Filmszene eine Treppe runterfallen sollten. Für Michi ging es immer darum, die Stunts so oft zu üben, dass sich niemand verletzen konnte. Dank dieses Trainings war Macke tatsächlich schon einmal aus dem dritten Stock eines Hauses gesprungen. Und er hatte sich kein Haar gekrümmt. Aber das hier, diese Grubenachterbahn im GAME, die war das glatte Gegenteil von einem gut geplanten und oft trainierten Stunt: Es war ein Himmelfahrtskommando.
Sein Freund Piddy, der bereits auf der Bank im letzten Waggon Platz genommen hatten, grinste: »Worauf wartest du, Stuntman?«
Macke sah den Bahnsteig rauf und runter. Hierher schien nur die Leiter zu führen, die sie heruntergeklettert waren. Vom kleinen Bahnsteig ging keine weitere Tür ab. Über ihm fiel der Deckel der Bodenluke krachend ins Schloss.
»Komm jetzt, Macke!«, rief Lisa entschlossen. Sie saß in der Bank vor Piddy. Sepia hockt neben ihr. Ganz vorne, im ersten Waggon war Team Grün. Ben grinste und feixte rüber zu Macke. »Stell dich nicht so an! Bisher haben wir noch alles überlebt!«
Macke seufzte. »Das gilt auch für die Leute in einem abstürzenden Flugzeug, Ben.«
Hinter Team Grün war ein Waggon frei. Team Rot hatte sich mit Sicherheitsabstand in die Mitte des Zuges gesetzt. Der vierte Waggon gehörte Team Blau.
Macke gab sich einen Ruck. Allein wollte er nicht auf dem Bahnsteig versauern. Auch wenn er ein wirklich übles Gefühl bei dieser Achterbahnfahrt hatte. Er klemmte sich auf die Bank neben Piddy.
Kaum saß er, schnellten Sicherheitsbügel über ihren Schoß. Jetzt gab es kein Entkommen mehr. Sie konnten nicht rausfallen. Aber sie konnten auch nicht mehr aussteigen. Der Zug setzte sich in Bewegung. Erst tuckerte er ganz langsam geradeaus. Aber was so gemütlich begann, wurde in der ersten Rechtskurve schwungvoller. Viel schwungvoller. Die Bahn legte sich in die Kurve und donnerte bergab. In einer gewaltigen Spirale waren die Schienen verlegt. Sie sausten abwärts, immer rechts herum wie die Abfahrt in einem Parkhaus oder einer gigantischen Murmelbahn. Macke wurde schwindelig, als die Bahn unten wieder ein Stückchen geradeaus fuhr. Der Zug änderte die Richtung und schoss in einer steilen Linkskurve noch tiefer abwärts. Die Fahrt wurde so schnell, dass Macke die gelben Bergwerksleuchten nur noch wie einen einzigen Leuchtstreifen wahrnahm. Ab und zu zischten ein paar grün beleuchtete Türen der Techniker vorüber. Die Fahrt ging links und rechts herum, und das Licht fiel zwischenzeitlich komplett aus. Macke konnte nicht mehr abschätzen, wie tief sie unter der Erde waren. Er hatte die Orientierung komplett verloren.
Niemand von ihnen schrie vor Schreck oder Vergnügen, wie es die Leute im Freizeitpark oder auf dem Rummelplatz machten.
Die Bahn flog plötzlich regelrecht aufwärts. Aber nur, um von einer Kuppe abermals in die Tiefe zu stürzen. Die Fahrt wurde so schnell, dass Mackes Haare an seiner Kopfhaut zerrten. Die Kurven hauten seine Knochen nun nach links. Ohne Bügel wäre er hinausgeschleudert worden. Dann wurde der Zug in die entgegengesetzte Richtung geworfen, so dass seine Schulter gegen Piddy krachte.
Schließlich rollte die Bahn bergauf, anfangs mit gewaltigem Schwung, dann wurde sie langsamer und langsamer. Die Grubenlampen links und rechts erhellten die Szenerie mit einem gelblichen Licht, das ziemlich gemütlich hätte wirken können. Wenn es nur nicht so verflixt ungemütlich gewesen wäre in dieser Achterbahn.
»Verdammt, gleich rollen wir rückwärts wieder runter!«, sagte Piddy. Auch Sepia und Lisa wurden unruhig. Macke sah nach vorne. Die Spitze des Zuges neigte sich in eine Linkskurve, und sie hatten nur noch Schritttempo. Schließlich blieb die Bahn stehen. Macke konnte regelrecht spüren, wie alle den Atem anhielten. Denn ihre Grubenbahn stand am Hang. Und das auch nur kurz. Dann rollte sie wieder. Nun aber rückwärts!
Jetzt schrien sie doch alle. Macke war völlig egal, wie cool oder uncool das war. Er hatte nur noch ein Gefühl: Angst. Das System war offenbar komplett ausgefallen. Der Zug rauschte planlos den Hang wieder runter, den sie gerade raufgeeiert waren. Das konnte keine Absicht sein.
Die Achterbahnfahrt wurde wieder schneller und schneller. Macke warf einen Blick über die Schulter. Der Tunnel, durch den sie donnerten, war mit Holzbalken abgestützt. Das ganze Gelände sollte wohl an ein Bergwerk erinnern. Rechts hörte er Wasser plätschern. Das war kein gutes Zeichen unter Tage. Der Zug hielt genau auf die Steigung zu, die sie zuletzt heruntergefahren waren. Aber in der Senke bog er durch eine Weiche nach links ab. Macke sah nur noch pechschwarze Nacht auf sich zukommen. Dann spürte er kleine Fasern im Gesicht. Plötzlich stoppte der Zug.
»Autsch, mein Kopf!«, hörte Macke Lisas Stimme.
Die Bügel sprangen auf. Macke stieg etwas benommen aus der Achterbahn. Ihm war flau im Magen, als er auf den dreckigen Bahnsteig trat. Gelbliche Grubenlampen hingen hier an der Wand. Auch die anderen schälten sich aus dem Zug. Kaum waren auch Cosima aus Team Rot und Ben aus Team Grün aus ihren Waggons geklettert, rollte der kleine Zug aus dem Bahnhof und verschwand im Dunkel hinter einem Vorhang aus schwarzen Schnüren.
Ben war der Erste, der die Sprache wiederfand. Er sah sich um. »Glück auf, zusammen. Das dritte Level wird wohl was für Bergleute«, sagte der Junge mit seiner Reibeisenstimme. Er grinste.
Macke und Sepia tauschten einen Blick. Macke kapierte Ben einfach nicht. Wie konnte der Junge noch immer so gute Laune behalten? Sie alle hatten aus dem Spiel flüchten wollen. Noch am Nachmittag hatte Ben höchstpersönlich auf einem Vulkan um sein Leben getanzt und war mit ihnen vor künstlicher Lava geflüchtet. Sie wollten weg, raus aus der Arena. Und wo waren sie gelandet? Tiefer im GAME als je zuvor.
Vom Bahnsteig gingen vier Stollen ab, die mit dicken Holzbalken gestützt wurden. Keiner dieser Stollen sah besonders einladend aus. Schon nach wenigen Metern gähnte ihnen das schwarze Nichts entgegen. Über jedem der Tunnel war ein Symbol aufgemalt. Ganz links ein Plus, das Symbol von Team Grün. Der Stollen rechts daneben war mit einem Kreis markiert, dem Symbol von Team Rot. Der dritte Gang war offenbar für Team Gelb reserviert, über seinem Eingang prangte ein Minuszeichen. Der letzte Stollen, ganz rechts, war mit dem Quadrat von Team Blau gezeichnet.
Macke hörte das Rauschen einer Lüftung. Immerhin, ersticken würden sie wohl nicht.
Ein kleiner, knallroter Roboter kam aus dem ersten Stollen auf Ketten angerollt. Er war etwa so groß wie ein Industriestaubsauger. Auf seinem Kopf leuchtete eine Lampe grün. An der Vorderseite glotzen zwei Felder mit mehreren Kameras, die Macke an die Facettenaugen von Fliegen erinnerten, aus der Maschine auf die Teams. Unter diesen Augen öffnete sich ein Lautsprecher, der wie ein grinsender Mund geformt war. In der Mitte, genau unter diesem Mund, hatte die rollende Robotertonne einen Ausgabeschacht, der mit einer Klappe verschlossen war. Zwei Greifarme links und rechts winkten ihnen fröhlich zu.
»Keine Angst, ich will nur spielen«, plärrte der Roboter aus dem Lautsprecher. »Wo sind meine Kumpel?« Ein grünliches Licht scannte sie alle. Der kleine Roboter erkannte die Mitglieder von Team Grün trotz der Dreckschicht auf den Klamotten: »Team Grün, wunderbar, vollzählig. Bitte legt eure Punktearmbänder in den Schacht.«
Die Klappe unter dem Lautsprechermund ging auf. »Im dritten Level braucht ihr die nicht mehr. Punkte werden direkt den Konten gutgeschrieben. Wer gewinnt, gewinnt. Wer verliert, verliert.« Der Roboter drehte sich einmal um sich selbst. Dann kurvte er von Helena zu Ben, schließlich holte er auch von Malik und Jamir die Armbänder, auf denen im zweiten Level alle Punkte des Teams und der einzelnen Spieler gestanden hatten, ein. Noch während der kleine lustige Roboter mit der grünen Lampe auf dem Kopf herumkurvte, tauchten aus den anderen Stollen drei weitere Roboter auf. Sie waren ebenfalls rot und wären vom ersten nicht zu unterscheiden gewesen, wenn nicht die Lampen auf dem Kopf in...
Erscheint lt. Verlag | 24.4.2024 |
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Reihe/Serie | The Game | The Game |
Illustrationen | Pascal Nöldner |
Zusatzinfo | 24 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuerbücher ab 10 • Abenteuergeschichten • Abenteuergeschichten ab 10 • Abenteuerreihe für Jungs • action • action bücher für kinder • Allein in der Wildnis • Battle Royale • Bücher wie die drei ??? Fragezeichen • Bücher wie Level 4 • Freundschaft • Freundschaftsgeschichten • für 10 jährige • Gamification Buch • jumanji • Kinderbuch ab 10 Jahre • spannende Bücher für Jungs • Teamwork • Videospiel |
ISBN-10 | 3-7336-0504-7 / 3733605047 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0504-9 / 9783733605049 |
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