Dancing through the Cold (eBook)
360 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61089-5 (ISBN)
Anne Harmon wurde als eines der letzten 90er Kinder im wunderschönen Süden Deutschlands geboren. Das Schreiben bietet ihr einen kreativen Ausgleich zu der Welt der Algorithmen, Logik und Software, in der sie sonst versinkt. Sie liebt Bratapfeltee, Friends und die Winterzeit, wenn die Eishallen öffnen. Falls keine eisigen Bühnen zur Verfügung stehen, tritt sie mit ihrer Vocal Group auf.
Anne Harmon wurde als eines der letzten 90er Kinder im wunderschönen Süden Deutschlands geboren. Das Schreiben bietet ihr einen kreativen Ausgleich zu der Welt der Algorithmen, Logik und Software, in der sie sonst versinkt. Sie liebt Bratapfeltee, Friends und die Winterzeit, wenn die Eishallen öffnen. Falls keine eisigen Bühnen zur Verfügung stehen, tritt sie mit ihrer Vocal Group auf.
1. Kapitel
Ein paar Schneeflocken folgen mir durch die schwere Stahltür, die ich nur durch die Kraft meines gesamten Körpers zum Öffnen bewegen kann. Ich stapfe hinein, doch innen erwartet mich keine Erleichterung von der beißenden Kälte. In der Eishalle ist es nur ein paar Grad wärmer als draußen. Missmutig nehme ich einen Schluck von meinem dampfenden Lebkuchen-Bratapfel-Tee und genieße die Wärme, die sich langsam ihren Weg ins Innere meines Körpers bahnt.
»Wieso beginnt das Training noch mal mitten in der Nacht?«, frage ich meinen besten Freund Sam, der mit mir die Halle betreten hat und sich die Schneeflocken aus seinen aschblonden Haaren schüttelt.
»Es ist morgens, Sofia«, widerspricht er mir deutlich wacher, als ich es von mir behaupten kann.
Ich zeige durch die sich träge hinter uns schließende Tür auf den Himmel.
»Himmel dunkel. Nichts Sonne. Nacht«, schlussfolgere ich kategorisch.
»Komm«, sagt er lachend, legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich zur Umkleidekabine. Aus der Ferne hört man bereits die ersten Kufen über das Eis kratzen. Es soll Leute geben, die sogar noch früher als ich aus dem Bett kommen und tatsächlich mitten in der Nacht ihr Training beginnen.
Auf einer Vielzahl an Bänken in der großen Umkleidekabine, die nicht viel schöner ist, als man es vom Schulsport kennt, hat sich bereits eine Gruppe Eiskunstläufer und Eiskunstläuferinnen ausgebreitet, sodass Sam und ich uns über Schlittschuhe und Taschen stolpernd in die hintere Ecke verziehen.
Die meisten sind trotz der frühen Stunde schon munter und unterhalten sich in kleinen Grüppchen bei einem ersten Aufwärmen oder dem Anziehen der Schlittschuhe. Wie jeden Morgen liegt eine gespannte Atmosphäre in der Luft. Niemand weiß so recht, was einem der heutige Tag auf dem Eis bringen wird.
»Und, heute schon jemanden zum Weinen gebracht, Winter?«, ruft es aus dem Zentrum der lautstärksten Gruppe des Raums zu uns herüber.
Dieser absolute Banger von einem Witz kommt von niemand Geringerem als Lev Robinson persönlich, der wie die Ameisenkönigin inmitten der wuselnden Menge steht. Er ist die unangefochtene Nummer eins in unserer Eislaufgruppe. Die gesellschaftliche Sonne. Jeder will ein wenig von seiner Aufmerksamkeit abbekommen und in seinen Strahlen baden.
Wie es sich gehört, hasse ich ihn, obwohl ich trotzdem zugeben muss, dass ich die anderen verstehen kann. Lev hat diesen Effekt auf Menschen, durch den man sich selbst ein bisschen besonderer fühlt. Er gibt den Leuten um ihn herum das Gefühl, gesehen zu werden.
Warum ich ihn dennoch hasse? Im letzten Jahr bin ich für das Training der Anfänger und Anfängerinnen zuständig gewesen und direkt während der ersten Stunde ist ein Junge dabei schlimm gestürzt. Sein Weinen hat so laut durch die hohe Eishalle gehallt, dass mir von dort an der Ruf als Kinderschreck sicher war. Völlig ungerechtfertigt übrigens, denn nur fünf Minuten später ist der Kleine wieder ohne Probleme über das Eis geflitzt. Dank Levs superwitzigem Running Gag, wie viele arme kleine Kinder ich denn heute zum Weinen bringen werde, wurde ich in diesem Jahr nicht erneut darum gebeten eine Trainingsgruppe zu übernehmen. Meine Sympathie für Lev Robinson hält sich seitdem in Grenzen.
»Willst du der Erste sein?«, gebe ich nach außen hin ungerührt zurück, obwohl in mir die Wut über den Verlust des Trainerjobs brodelt.
Ein Uhhh ertönt aus der Menge und einer von Levs Freunden mit längeren, dunklen Haaren klopft ihm auf den Rücken.
»Es wäre mir eine Ehre, von dir zum Weinen gebracht zu werden«, antwortet Lev und legt sich gespielt gerührt die Hand auf sein Herz.
Ich verdrehe genervt die Augen, als Lev sich grinsend mit der Hand durch die dunklen Haare fährt.
Zum Glück verlässt er eine Sekunde später bereits in seinen Schlittschuhen die Kabine und ich atme erleichtert auf. Auch die anderen, die unser kurzes Wortgefecht gespannt beobachtet haben, wenden sich wieder ab.
»Er ist wirklich unausstehlich«, beschwere ich mich bei Sam, während ich mich widerwillig aus meiner dick gefütterten Winterjacke schäle und den Schal abnehme.
»Entweder das oder er benutzt die Kindergartentaktik«, wendet Sam ein, der bereits auf der Stelle auf und ab springt, um seinen Körper warm zu bekommen.
»Kindergartentaktik?«, frage ich verwirrt nach. Ich binde meine langen, braunen Haare in einen strengen Dutt, wie er auch im Ballett üblich ist.
»Er zieht an deinen Zöpfen, um dir zu sagen, dass er dich mag«, erklärt Sam und beugt sich vor, um leicht an einer Strähne zu ziehen, die sich meinen Bemühungen, sie in meinem Dutt festzustecken, entzogen hat.
»Bitte lass es das nicht sein«, sage ich mit gereizter Stimme und schlage spielerisch nach Sams Hand. Doch der zeigt sich unbeeindruckt. Stattdessen fängt er meine Hand in der Luft ab und zieht mich auf die Füße, die noch für das Aufwärmen außerhalb vom Eis in Turnschuhen stecken.
Trotz eines erneuten Anfalls von Morgenmuffeligkeit bei mir laufen wir zur angrenzenden Halle und beginnen mit unserem Standardprogramm. Einige Lunges, High Knees und kurze Sprints, um uns aufzuwärmen. Ohne es jemals bewusst trainiert zu haben, sind unsere Bewegungen auch beim Aufwärmen völlig synchron. Das kommt wohl davon, wenn man sein halbes Leben gemeinsam über das Eis läuft. Dann beginnen wir mit verschiedenen Dehnübungen und ich genieße das Ziehen in meinen Muskeln. Mit jedem Atemzug versuche ich noch tiefer in die Positionen zu sinken, um meinen Beweglichkeitsradius voll auszuschöpfen.
»Eins, zwei, drei«, zähle ich an und wir versuchen beide möglichst gleichzeitig für einen Axelsprung vorwärts abzuspringen und nach zweieinhalb Umdrehungen in der Luft wieder zu landen.
»Nicht schlecht«, freut sich Sam, als wir nahezu perfekt synchron auf dem Mattenboden, der zum Schutz der Schlittschuhkufen in der gesamten Halle ausliegt, aufkommen. Er gibt mir ein High Five. Das Aufwärmen hat nicht nur meine kalten Glieder geweckt, sondern auch meinen Geist aus seiner müden Trance befreit. Meine Laune ist deutlich gestiegen und meine Zehen kribbeln bereits vor Vorfreude darauf, gleich das Eis zu betreten.
Ich werfe einen Blick zur Uhr. Unser Training beginnt in wenigen Minuten.
Wie auf Kommando steckt Pen, unsere Trainerin, ihren roten Schopf zur Tür der Trainingshalle hinein.
»Gut, ihr seid da. Es geht los.« Sie schenkt uns ein strahlendes Lächeln und ist im nächsten Moment schon wieder verschwunden.
Wir haben lange nach der richtigen Trainerin für uns gesucht und sind unglaublich dankbar, schließlich Pen gefunden zu haben. Ihren Umgang mit uns kann man nur als liebevolle Strenge bezeichnen, im Gegensatz zu dem Drill, der sonst oft in der Eiswelt herrscht. Leider stehen viel zu häufig schnelle Erfolge und das Abfertigen junger Menschen im Vordergrund. Doch Pen ist anders. Sie glaubt an eine gesunde Psyche als Grundlage für alles. Auch für diesen Sport.
Zurück in der Umkleidekabine folgt mein liebster Moment und ich hole meinen wertvollsten Schatz, meine weißen Eiskunstlauf-Schlittschuhe, aus ihrer Tasche. Ich ziehe die rosafarbenen, puscheligen Schoner ab, die die Kufen zwar bei der Aufbewahrung schützen, aber nicht dafür geeignet sind, um damit herumzulaufen. Andächtig fahre ich mit meinen Fingern über die scharf geschliffene, glänzende Kufe bis nach vorne zu den tiefen Zacken, die wir brauchen, um abzuspringen oder andere Tricks zu vollführen. Mit geschickten Handgriffen stülpe ich dann die harten Schoner, mit denen ich auch auf normalen Böden laufen kann, über die Kufen. Ich schlüpfe in die Schuhe und spüre sofort, wie die Härte des Leders meinen Fuß weitestgehend zusammendrückt.
Als ich sehe, dass Sam bereits einen seiner Schlittschuhe trägt, widme mich schnell dem Schnüren, welches eine ganz eigene Wissenschaft ist. Vor allem am Knöchel benötige ich all meine Kraft, um den Schuh eng genug anliegen zu lassen, damit er mich beim Fallen vor Verletzungen schützt.
Die Anstrengung des Schnürens und die Gewissheit, gleich aufs Eis zu dürfen, vertreiben auch die restliche Kälte und Müdigkeit aus meinen Knochen. Das Gefühl, das ich gleich wieder erleben darf, ist unbeschreiblich. Für mich gibt es nichts Befreienderes, als über das Eis zu schweben und dabei den leichten Fahrtwind auf meinem Gesicht zu spüren. Meine Leidenschaft ist so groß, dass ich für dieses Semester sogar das vorletzte Semester meines Psychologie-Studiums pausiert habe, um zusammen mit Sam an der berüchtigten Höllental-Trophäe in zwei Monaten teilzunehmen. Schon seit ich denken kann, stehe ich auf dem Eis, doch das ist der größte Wettbewerb, für den Sam und ich uns bis jetzt qualifiziert haben. Das...
Erscheint lt. Verlag | 16.11.2023 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • Eiskunstlauf • enemies to lovers • impress ebooks • Multiple Sklerose • new adult bücher • Rivals to Lovers • Silvester • Sports Romance • Weihnachten • winter sport romance • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-61089-1 / 3646610891 |
ISBN-13 | 978-3-646-61089-5 / 9783646610895 |
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