Fairies 4: Opalschwarz (eBook)
398 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61052-9 (ISBN)
Stefanie Diem arbeitet und lebt gemeinsam mit ihrer Familie im Allgäu. Schon als kleines Kind verfügte sie über eine lebhafte Fantasie und dachte sich die tollsten Geschichten aus, die sie zu Papier brachte, sobald sie schreiben konnte. Das Schreiben hat sie seither nicht mehr losgelassen und zählt neben dem Lesen zu ihren größten Leidenschaften.
Stefanie Diem arbeitet und lebt gemeinsam mit ihrer Familie im Allgäu. Schon als kleines Kind verfügte sie über eine lebhafte Fantasie und dachte sich die tollsten Geschichten aus, die sie zu Papier brachte, sobald sie schreiben konnte. Das Schreiben hat sie seither nicht mehr losgelassen und zählt neben dem Lesen zu ihren größten Leidenschaften.
1. Kapitel
Ich blinzelte und schloss die Augen sofort wieder vor dem grellen Licht.
Ich wagte es erneut, hob die Lider und wappnete mich gegen den Schmerz, doch diesmal war er erträglicher. Es gelang mir, einen Blick auf eine reinweiße Decke zu erhaschen, bevor ich die Augen wieder schloss.
Ich atmete bewusst durch und verließ mich auf meine anderen Sinne. Der schale Geruch nach Sterilität, nach Desinfektionsmitteln – ein Krankenhaus?
Ich fühlte weichen Stoff unter meiner Haut, eine Decke oder ein Laken. Auch mein Kopf schien auf einem nachgiebigen Kissen zu ruhen.
Ich versuchte, mich auf meinen restlichen Körper zu konzentrieren. Zu meiner Überraschung fiel mir dies schwer. Alles in mir fühlte sich seltsam starr an, als befänden sich meine Glieder noch im Schlaf, als wäre lediglich mein Geist erwacht.
Ich konnte meine Hand kaum bewegen, es schmerzte, als würden tausend Nadeln auf meine Haut einstechen, und so sehr ich mich auch abmühte, die einzelnen Finger zu krümmen und wieder durchzustrecken, es gelang mir nicht wirklich. Ich versuchte es stattdessen mit meinen Beinen und Zehen, doch auch hier scheiterte ich. Obwohl ich sie fühlte, vermochte ich sie nicht zu bewegen.
Frustriert gab ich es auf und entspannte mich, rollte stattdessen meinen Kopf auf dem weichen Kissen oder der Matratze – oder was das auch immer war – hin und her und öffnete die Augen wieder. So konnte ich zumindest mehr von dem Raum sehen, in dem ich mich befand.
Soweit ich das erkennen konnte, glich er tatsächlich einem Krankenhauszimmer. Alles war vollkommen in Weiß gehalten – weiße Wände, weißer Boden, weiße Möbel, die das unbarmherzig grelle Licht der breiten Neonröhren zurückwarfen, dass es in den Augen schmerzte. Ich erkannte einen weißen Beistelltisch, auf dem sich außer einem Wasserglas und einer grauen Schale noch ein schmales, dunkles Brett befand, das wie ein ungewöhnlich flacher, handlicher Tablet-PC aussah.
Wieder versuchte ich, mich zu bewegen. Ich wollte dieses Ding in Augenschein nehmen, es genauer untersuchen, doch erneut gelang es mir nicht. Ein schrecklicher Gedanke schoss mir in den Kopf – war ich gelähmt? War ich dazu verdammt, hier für immer zu liegen, unfähig, mich je wieder zu bewegen? Allein mit meinen Gedanken und Gefühlen, die ich bisher erfolgreich verdrängt hatte?
Ich wollte nicht an das Geschehene denken, wollte loslassen, nie wieder daran erinnert werden. Doch ich wusste, sobald ich den Schlaf wieder die Oberhand gewinnen ließ, würden sie mich einholen. Die schrecklichen Bilder.
Ich schüttelte den Kopf – die einzige Bewegung, die ich ohne Schmerzen und Anstrengung bewältigen konnte – und versuchte, die Gedanken auf diesem Weg zu vertreiben. Doch immer wieder schoben sich die Zerstörung und der Tod in den Vordergrund. Und dann war da der Schmerz. Dieser unerträgliche Schmerz, der mich wohl nie wieder loslassen würde. Der Schmerz der Erkenntnis, dass es kein Traum gewesen war, dass meine große Liebe, Taylor, von dem ich geglaubt hatte, er würde mich bedingungslos lieben, eine andere Frau geküsst hatte. Eine Frau, deren Überleben, deren Schutz ich über alles gestellt und deren Untergang ich letztendlich selbst herbeigeführt hatte. Unbarmherzig bohrte sich dieses schreckliche Gefühl in mein Herz, höhlte es aus und hinterließ ein dunkles Loch der Trauer, des Alleingelassenseins, der Verzweiflung. Würde diese endlose Qual jemals aus mir verschwinden? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur eins mit Bestimmtheit: Dass ich nicht am Leben sein durfte. Dass niemand von den Fairies noch leben durfte, zumindest nicht so, wie ich im Moment. Oder fühlte es sich etwa so an, wenn man tot war? Oder wenn man eine Seele auf der Suche nach einem anderen Körper war?
Aber dafür erschien mir alles viel zu real. Dieses Zimmer, dieser Geruch – das alles war echt. Ich war nicht tot. Aber wieso nicht? Weshalb lebte und atmete ich? Und wo befand ich mich? Auf der Erde oder längst in einer anderen Welt, in einem anderen Körper?
Da vernahm ich ein Geräusch. Es klang wie … ja, wie was? Ein kurzes, abgehacktes Tippeln, das immer lauter wurde und immer stärker von den Wänden zurückgeworfen wurde. Ich identifizierte das Geräusch als sich nähernde Schritte.
Sofort versteifte ich mich, versuchte, die Hände zu Fäusten zu ballen, doch wieder überkam mich die frustrierende Erkenntnis, dass ich nur meinen Kopf einigermaßen bewegen konnte. Alle anderen Glieder wollten mir nicht gehorchen. Die Frage war nur: noch nicht oder nie wieder?
Irgendwo hörte ich das Öffnen einer Tür. Sie musste sich zu meinen Füßen befinden, denn ich hatte sie bisher nicht sehen können.
Ich hörte, wie die tippelnden Schritte näherkamen und schließlich erschien das Gesicht einer dünnen, ganz in Weiß gekleideten Frau vor mir. Sie wirkte sehr blass und ihre Haut stand daher in starkem Kontrast zu ihren flammend roten Haaren und ihren ebenso roten Lippen. Sie stellte sich neben mein Bett und nahm das dünne Tablet hoch. Ihr Blick flog kurz über mein Gesicht, dann wandte sie sich dem dunklen Bildschirm zu. Sie hatte bereits den Zeigefinger der rechten Hand erhoben, um etwas auf den Touchscreen zu tippen, dann stutzte sie. Sie runzelte die Stirn, ihr Blick flog zurück zu mir, sie zog überrascht die Augenbrauen hoch und ein freudiges Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
»Oh, wie schön! Du bist wach!«, sagte sie und schien sich wirklich über diese Tatsache zu freuen.
Ich wollte etwas sagen, bekam jedoch lediglich ein Krächzen heraus. Somit nickte ich einfach nur.
Beschwichtigend legte sie eine Hand auf meine Schulter, strich mir kurz über den Kopf und nahm dann mein Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Nach wenigen Sekunden notierte sie etwas auf dem mittlerweile hell leuchtenden Bildschirm in ihrer linken Hand. Das Seltsame war, sie musste das Tablet anscheinend überhaupt nicht berühren, sondern bewegte lediglich einen Finger knapp einen Zentimeter über der Oberfläche.
Ich musterte sie eingehend. Ohne Zweifel war sie ein Mensch. Ich schätzte sie auf etwa Mitte/Ende dreißig, großgewachsen, schlank, jedoch bereits mit einigen Fältchen um die Augenlider und ihr fehlte das markanteste Zeichen einer Fairy: das Prueba. Natürlich hätte sie sich die Mühe machen können, es vor mir zu verblenden, doch weshalb sollte sie? Mitten auf meiner Stirn prangte ein beeindruckendes Muster aus blau-weißen Steinen, die sich mittlerweile bis über die Schläfen und den Haaransatz erstreckten – das Prueba einer mächtigen Urfairy, welches ich im Moment nicht verblendete – oder doch? Ich runzelte die Stirn, strengte mich an, doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob ich mein Fairy-Zeichen auf magische Weise vor dieser Frau verbarg oder nicht. Vielmehr fühlte ich gar nichts Magisches. Verblüfft sog ich die Luft ein.
Sie deutete dies falsch und strich mir beruhigend über den Arm.
»Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Es geht dir gut.«
»Nein, ich …«, krächzte ich und bemerkte erfreut, dass ich jetzt einigermaßen sprechen konnte. Mein Hals fühlte sich rau und kratzig an und meine Stimme erkannte ich nicht wieder, aber ich konnte mich wenigstens verständigen, wenn auch sehr leise. »Ich kann mich nicht … bewegen.«
Sie nickte verständnisvoll und schenkte mir wieder dieses besänftigende Lächeln. »Ich weiß. Das ist alles völlig normal. Du hast sehr, sehr lange geschlafen. Dein Körper, deine gesamten Muskeln haben sich lange nicht bewegt und müssen erst wieder gestärkt werden. Aber ich kann dich beruhigen, du wirst dich wieder bewegen können.«
Erleichtert atmete ich auf. Ich war nicht gelähmt. Ich hatte nur lange geschlafen. Dann kam mir die Bedeutung dieser Worte in den Sinn.
»Was heißt das?« Ich hustete und es fühlte sich an, als hätte ich eine Drahtbürste im Hals. »Was heißt lange geschlafen? War ich im Koma?«
Was hatte das zu bedeuten? Wieso hatte ich geschlafen? Weshalb war ich nicht tot? Aus welchem Grund existierte diese Welt noch? Wo befand ich mich?
Wieder dieser lächelnde, wissende Blick ihrerseits.
»Ich werde den Arzt verständigen. Er wird dir alles erklären. Es kann allerdings etwas dauern, bis er kommt. Ich bin gleich zurück und helfe dir, dich aufzusetzen. Du möchtest sicher etwas trinken?«
Ich nickte.
»Ich bringe dir Wasser.«
Damit wischte sie wieder über das Tablet, ohne es wirklich zu berühren, dessen Licht daraufhin erlosch, legte es auf den Beistelltisch und verließ das Zimmer.
Mein Blick wanderte wieder zu der weißen Decke...
Erscheint lt. Verlag | 19.10.2023 |
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Reihe/Serie | Fairies | Fairies |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Dämonen Fantasy Roman • Elfen Fantasy • Fantasy Liebesromane • fantasy romance deutsch • Fee Fantasy Bücher • impress ebooks • Märchenadaption • Paranormal Romance • Prinzessin Roman • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher |
ISBN-10 | 3-646-61052-2 / 3646610522 |
ISBN-13 | 978-3-646-61052-9 / 9783646610529 |
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