Inspektor Mouse und der Gang in die Tiefe (Inspektor Mouse, Bd. 1) -  Caroline Ronnefeldt

Inspektor Mouse und der Gang in die Tiefe (Inspektor Mouse, Bd. 1) (eBook)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
978-3-7641-9337-9 (ISBN)
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Atmosphärisch erzählt, gespickt mit literarischen Anspielungen - hier ermitteln Katzen mit krallenscharfem Verstand! Ein dreister Einbruch hält die Kratzburger Kriminalpolizei in Atem: Der Tresor der Mäusemixfabrik wurde des Nachts spektakulär gesprengt und klammheimlich durch die Abwasserkanäle abtransportiert. Eine Fährte lockt ins Amüsierviertel am Hafen. Spätestens als die Leiche des Barkeepers Morpheus im Wasser auftaucht, ist klar, dass die Verbrecherbande vor nichts zurückschreckt. Dem melancholischen Inspektor Mouse bleibt nichts anderes übrig, als über seinen Katzenschatten zu springen und ausgerechnet mit dem grobschlächtigen Oberinspektor Murr zusammenzuarbeiten ... Eine All-Age-Hommage auf den Detektivroman 'Zu den großen Qualitäten der Schriftstellerin Caroline Ronnefeldt zählt ihre Fähigkeit, sich und uns Leser immer wieder zu überraschen. Das gelingt ihr auch mit 'Inspektor Mouse' - ein tierisches Vergnügen.' - Denis Scheck

Caroline Ronnefeldt studierte Kunstgeschichte in München und Illustration in Hamburg. Heute lebt und arbeitet sie als Illustratorin in der Hansestadt.  Mit ihrer 'Quendel'-Trilogie schuf sie eine hochgelobte literarische Fantasywelt. Die Inspiration für ihre Bücher findet sie auf dem Land, in dem verwunschenen Garten ihrer Familie. Immer an ihrer Seite: ihr Siamkater Selwyn, mit dem sie sich den Platz am Schreibtisch teilt.

Caroline Ronnefeldt studierte Kunstgeschichte in München und Illustration in Hamburg. Heute lebt und arbeitet sie als Illustratorin in der Hansestadt.  Mit ihrer "Quendel"-Trilogie schuf sie eine hochgelobte literarische Fantasywelt. Die Inspiration für ihre Bücher findet sie auf dem Land, in dem verwunschenen Garten ihrer Familie. Immer an ihrer Seite: ihr Siamkater Selwyn, mit dem sie sich den Platz am Schreibtisch teilt.

2. Kapitel


Wie Türsteher eines Halbweltclubs standen die beiden Posten, die Polizeihauptwachtmeister Stumpfkralle unterstellt waren, vor der Tür des Kontors. Ihrer Körpersprache nach waren sie noch immer durchaus dazu bereit, den Eingang, wenn nötig, mit Zähnen und Klauen gegen Unbefugte zu verteidigen, obwohl sich die Menge auf dem Hof nach der Ansage des Direktors weiter zerstreut hatte. Mit einem neuen Ansturm war kaum mehr zu rechnen. Als Mouse mit Jerry vor ihnen auftauchte, tippte sich der eine, ein grauer Tiger von imposanter Größe und mit einem feschen weißen Latz unter der dunkelblauen Uniform, respektvoll an die Dienstmütze.

»Moin, moin, Inspektor. Gut, Sie dabeizuhaben.«

Mit einem knappen »Moin, Sergeant« begrüßte er danach auch Fischgrät, der ihm freundlich zunickte. Toby Pratze war ein gutmütiger Riese, den alle mochten. Bis auf jene, mit denen er sich aus beruflichen Gründen anzulegen hatte, denn sein Übermaß an Kraft machte Toby in pfotengreiflichen Situationen zu einem äußerst durchsetzungsstarken Gegner, weshalb er in den zwielichtigen Vierteln des Hafens nicht selten auf Streife geschickt wurde.

»Danke, Toby«, sagte Mouse und: »Morgen, Bart.«

Als sei dies sein Stichwort, öffnete ihnen daraufhin der zweite Posten, ein breitschultriger Schildpattkater namens Kasimir Bart, die Tür. Wortkarg ließ er die ranghöheren Polizisten an sich vorbei. Der Korridor war leer bis auf einen Techniker der KTU, der sich auf der Schwelle der Wachstube nach ihnen umdrehte. Die auf den Bodenfliesen verwischten Blutspuren des unglücklichen Marusch erzählten eine finstere Geschichte über dessen nächtliches Martyrium.

»Sind alle oben«, nuschelte sich der Techniker noch in die schütteren Schnurrhaare, als der Inspektor mit Jerry im Schlepptau schon in großen Schritten die Treppe hinaufeilte.

Auf dem mit edlem Kratzbaumholz getäfelten Flur der Maunz’schen Geschäftsräume ging es deutlich belebter als im Erdgeschoss zu. Überall war Personal der verschiedenen Abteilungen des Kommissariats mit irgendwelchen Dringlichkeiten beschäftigt.

Ein älterer Karthäuserkater steckte seinen gedrungenen blaugrauen Schädel aus einer auffälligen, mit dem Zeichen der Firma Musculus versehenen Doppeltür. Kaum dass er die beiden Neuankömmlinge mit einem kurzsichtigen Zwinkern seiner bernsteinfarbenen Augen erkannt hatte, kam Kriminalrat Cornelius Katerfreund in all seiner liebenswürdigen Molligkeit auf dicken Pfoten aus dem Direktorenzimmer getapst.

»Selwyn, endlich!« Wie auf einen verlorenen Sohn steuerte Mouses alter Gönner im Olymp der Kratzburger Ordnungsmacht erleichtert auf den Inspektor zu und nahm ihn erst mal beiseite. »Lass dir sagen, dass die Sache mehr als kritisch ist und der immense Schaden noch gar nicht zu ermessen«, erklärte Katerfreund ohne Umschweife. »Da ist erstens die auf ihren versprochenen Zuschlag wartende Arbeiterschaft, der in weniger als einer Stunde eine halbwegs zufriedenstellende Ansage gemacht werden muss, sonst droht am Ende noch Streik. Zweitens kann es sein, dass angesichts der vertrackten Lage da drinnen«, er wies mit dem Kinn in Richtung der einen Spalt offen stehenden Doppeltür, »die Versicherung der Firma für den Verlust möglicherweise nicht aufkommen wird.«

Just in diesem Moment drang der knurrige Bariton des Direktors aus dem Zimmer, laut genug, dass auf dem Flur jedes Wort zu verstehen war. Von Maunz klang, als sei er am Telefon, auch weil keine anderen Stimmen zu hören waren.

»Soll sofort herkommen und sich das ansehen«, verlangte er ungeduldig. »Ja, selbstverständlich jetzt gleich, Donner und Angoria! Ich will schließlich wissen, woran ich bin.«

Grußlos knallte er den Hörer so hart auf die Gabel, dass dem Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der Strippe ordentlich die Ohren klingeln mussten.

»Und drittens wäre, besser gesagt, war da der kostbare Schmuck der Frau Direktor«, schickte sich Kriminalrat Katerfreund draußen vor der Tür an, seine Aufzählung zu vollenden. »Weder von Maunz noch sein Anwalt Seidig haben uns bis jetzt darüber aufgeklärt, was den Herren offenbar gewaltige Sorgen macht. Aber der Heilige Bimbam bleibt dran und wird es ihnen sicher bald aus der Nase ziehen.«

Der Karthäuser war derart in seine Schilderung vertieft, dass es ihm gar nicht auffiel, den ehrenwerten Polizeipräsidenten im Eifer des Gefechts bei seinem in den unteren Rängen in hohem Gebrauch stehenden Spitznamen genannt zu haben. Inspektor Mouse überging den kleinen Fauxpas geflissentlich. Ebenso, dass Sergeant Fischgrät sein spontanes Kichern in ein künstlich klingendes Hüsteln verwandelte, das so schnell erstarb, wie es gekommen war.

»Schau dir die Bescherung am besten selber an, Selwyn«, schloss Katerfreund. Als gestattete er nun endlich den Eintritt ins Weihnachtszimmer, wies er mit einer fast einladenden Geste auf die verheißungsvolle Pforte zum Tatort. »Eins noch, Junge, halte dich gegenüber dem Oberinspektor ein bisschen zurück. Murr hofft nämlich, dass seine große Stunde schlägt«, gab der Kriminalrat Mouse zuletzt halblaut mit auf den Weg.

Der stieß bereits die Flügel der Doppeltür auf. Dann bot sich ihm und Jerry ein derart bizarres Bild, dass es nicht nur dem jungen Sergeant, der heute schon einmal hier gewesen war, die Sprache verschlug.

In dem eleganten Büro, an dessen Wänden sich die dunkle Täfelung des Korridors fortsetzte, fiel der Blick zuerst auf den dem Eingang gegenüber stehenden Schreibtisch des Direktors, hinter dem sich ein von schweren rauchgrauen Samtportieren umrahmtes Bogenfenster erhob. Ein Sonnenstrahl fiel von draußen ein. In seiner schrägen Lichtbahn tanzten auffällig viele Partikel von Staub und Schmutz, aufgewirbelt durch einen spürbaren Luftzug von links. Mit den Örtlichkeiten dank früherer Termine so weit vertraut, hatte Mouse exakt an der Stelle, von wo es nun wehte, den großen Tresor erwartet, wenn auch aufgebrochen und in einem Zustand gravierender Verwüstung. Stattdessen schockierte ihn dort gähnende Leere im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wo bis vor wenigen Stunden der unbezwingliche Panzerschrank mit seiner massiven Präsenz die hohen Sicherheitsvorkehrungen der Firma Musculus auswies, klaffte im Mauerwerk der aufgerissenen Wand ein riesiges Loch, wie der sperrangelweit geöffnete Schlund eines gefräßigen Monstrums kühlen Hauch ausatmend. Selbst der Inspektor war im ersten Moment so perplex, dass er sich danach umsah, ob nicht irgendein Herkules der Kratzburger Unterwelt den Tresor nur in eine andere Ecke verschoben hatte.

›Eigentlich schwer vorstellbar‹, wie Mouse sich in seinen blitzartig arbeitenden Gedanken sofort korrigierte, bis sich eine Sekunde später die Erkenntnis verfestigt hatte, dass das Spitzenfabrikat von Schleicher & Söhne wirklich und wahrhaftig samt Inhalt verschwunden war. Immerhin nicht spurlos – nein, das ganz und gar nicht, sondern »ab durch die Mitte der Wand«, so wie es aussah. Ehrlich beeindruckt pfiff Mouse durch die Zähne.

»Teufel auch, ein starkes Stück«, sagte er und ging an einem Quartett aufgeregt disputierender ranghoher Herren vorbei und zu der riesigen Öffnung hinüber, vor welcher der Leiter der KTU mit zwei Mitarbeitern damit beschäftigt war, Spuren zu untersuchen.

»Hallo, Charlie«, begrüßte der Inspektor den obersten Techniker, einen Schlacks von einem mageren Kater mit feuerrotem Fell. »Ganz nettes kleines Mauseloch. Wo ist denn der dicke, fette Käse hin?«

»Mindestens drei Stockwerke tiefer«, sagte der Rote und versuchte, sich mit der linken Pfote Ziegelstaub und zerbröselten Putz aus dem Gesicht zu wischen, mit mäßigem Erfolg. »Diese gewaltige, mit Gold gefüllte Kanonenkugel hat dank der Fallgeschwindigkeit, die sie bei ihrem Gewicht entwickeln konnte, sogar das Kellergeschoss durchschlagen und ruht nun vermutlich am Mittelpunkt der Erde oder in der Hölle. Wollen Sie mal sehen?«

Inspektor Mouse folgte ihm an den Rand des Lochs, vor dem links und rechts Stative mit Scheinwerfern standen. Einer von Charlies Untergebenen machte ihnen bereitwillig Platz. Der rote Kater ließ Mouse den Vortritt und so schlug der Inspektor neben den schartigen Rändern der Öffnung die Krallen in die Wand. Wagemutig beugte er sich über einen scheinbar bodenlosen Abgrund, denn das Lampenlicht reichte nur ein begrenztes Stück in die Tiefe.

Grabeskälte wehte ihn von dort an. Der Thai-Siam blickte in einen quadratischen alten Kamin – denn dass es sich darum handelte, verriet ihm das rußige Mauerwerk –, der einen Durchmesser von etwa zwei Metern hatte. In die richtige Position gebracht, musste es für den Maunz’schen Tresor darin so rasend abwärts gegangen sein wie in einem Aufzugsschacht die Kabine eines Lifts, die sich aus ihrer Halterung...

Erscheint lt. Verlag 15.8.2023
Reihe/Serie Inspektor Mouse
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte außergewöhnlicher Krimi • Crime Noir • Denis Scheck • erzählerisch besonders • Hamburg • hardboiled detective • humorvoll • Inspector • Kater • Katzen • Katzenkrimi • Katzenwelt • Krimi • Krimi mit Tieren • Kriminalroman • literarische Anspielungen • literarischer Krimi • sprachgewaltig • Sprachspiele • sprechende Tiere • Tiere als Helden • Tierprotagonisten • Wortwitz
ISBN-10 3-7641-9337-9 / 3764193379
ISBN-13 978-3-7641-9337-9 / 9783764193379
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