Bauchschmerzen im Kopf (eBook)

Roman von Doreen Wilde

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Community Editions (Verlag)
978-3-96096-285-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bauchschmerzen im Kopf -  Doreen Wilde
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Wenn das Gefühlschaos plötzlich vorprogrammiert ist: Der begehrteste Typ der Schule interessiert sich auf einmal für dich, stellt aber gleichzeitig die Beziehung zu den wichtigsten Menschen in deinem Leben auf die Probe. Wenn das Bauchgefühl plötzlich einsetzt und du deinen Emotionen nicht mehr trauen kannst, musst du anfangen, zu sortieren. In Doreen Wildes aka dodipis erstem Roman wird Mathilda mit neuen Herausforderungen der Liebe konfrontiert. Kann sie durch Selbstreflexion lernen, ihrem Herzen zu vertrauen, um den eigenen Weg zu finden?



<p>Doreen Wilde aka dodipi steht vor allem für Kreativität, gute Laune und ideenreiche Videos. Auf ihren Social-Media-Kanälen unterhält sie eine mittlerweile eine millionenstarke Community mit ihrem kreativen Content. Auf Instagram und TikTok hat sie bereits ihre eigene Castingshow für kreative Newcomer gehostet und setzt regelmäßig neue Projekte um.</p>

1

»Dieses Jahr kriege ich einen Kürbis.«

»Mathilda! Euer Bus kommt gleich, beeil dich!«, schreit meine Mutter aus dem Wohnzimmer, als ich gerade das Video beende. Vor ein paar Monaten habe ich mit meinem digitalen Tagebuch angefangen. All die Gedanken, die durch meinen Kopf schwirren, kann ich kaum zu Papier bringen, da musste schließlich eine Alternative her. Ich schmeiße mein Mathebuch in die Tasche, renne die Treppe hinunter und werde schon von den großen Augen meiner Schwester begrüßt.

»Wir haben doch noch vier Minuten!«

Augenrollend streckt mir meine Mutter eine Flasche Wasser entgegen. »Du kennst Vici doch. Schafft ihr es, euch mal zu einigen?« Jeden Morgen ist die Laune bei uns dreien angespannt. Während meine Schwester am liebsten schon an der Bushaltestelle stehen würde, binde ich seelenruhig meine Schnürsenkel.

»Ich will den Bus nicht verpassen.« Sie greift zu meiner Tasche und hält sie mir auffordernd entgegen.

»Du tust so, als würden wir einen Kilometer laufen müssen.« Provokant stopfe ich die Schnürsenkel seitlich in die Schuhe – einen nach dem anderen –, bis mir das Schmunzeln vergeht.

»Du willst ihn heute auch nicht verpassen.« Ihre Betonung auf dem »Heute« ist so eindeutig, dass ich ins Nachdenken gerate. »Matti! Du weißt, dass Montag ist, oder?«, schiebt sie hinterher. Vici zwinkert und öffnet die Haustür. Im nächsten Augenblick verstehe ich es.

»O nein. Ich beeile mich.«

Meine Stimmung ist wie ausgewechselt. »Sag das doch gleich.«

Verwundert über die plötzliche Meinungsänderung drückt unsere Mutter Vici und mir einen Kuss auf die Stirn, stellt sich in den Türrahmen und winkt uns kopfschüttelnd hinterher.

»Es geht doch um dich, nicht um mich«, stichelt Vici und läuft mit großen Schritten voraus. Als wir die Ampel erreichen, wird diese im letzten Moment rot. »Verdammt!«

»Ich will gar nicht hingucken.« Mit gesenktem Kopf wühle ich in meiner Handtasche, um der Versuchung zu entgehen, auf die andere Straßenseite zu schauen.

»Nutz doch wenigstens die rote Ampel. Der merkt doch eh nicht, wenn du ihn beobachtest«, flüstert Vici und haut ein zweites Mal auf den Ampelkasten.

»So wird die auch nicht schneller grün.« Aber trotzdem zu schnell. Sie springt um und mir bleiben nur noch wenige Meter, in denen ich meine Nervosität überspielen kann. Aus dem Augenwinkel nehme ich seine Gegenwart wahr. Vorsichtig hebe ich meinen Kopf. Er soll nicht merken, dass ich ihn angucke, doch seine Ausstrahlung zwingt mich dazu.

»Wie immer – Verspätung«, meckert Vici und verschränkt die Arme.

»Verstehst du jetzt, wieso ich es nicht einsehe, meine wertvollen Minuten im warmen Bett für diese Zeitverschwendung herzugeben?« Als der Bus genau sechs Minuten später endlich um die Ecke biegt, löst Vici ihre Arme und signalisiert mir mit einer Kopfbewegung, dass ich vorne einsteigen soll. »Auf keinen Fall«, flüstere ich und steuere auf unseren Stammplatz zu – hinten rechts, zweite Reihe. Das Bild ist jede Woche das Gleiche. Kai setzt sich in den Vierer – vorne links am Fenster, Blick nach hinten –, richtet seine Kopfhörer und starrt nach draußen, die Kapuze seines Pullis über den Kopf gezogen. So tief versinkt er in seinen Gedanken, dass meine Blicke ihn unter keinen Umständen erreichen könnten. Mit einer Hand zieht er eine zerdrückte Kaugummipackung aus der Hosentasche, drückt sich mit Daumen und Zeigefinger eins raus und wirft es sich in den Mund. Am Wochenende war er wieder im Fuchs – die einzige angesagte Bar bei uns in der Stadt. Auch wenn sie mit ihrer rustikalen Einrichtung eher einer Kneipe gleicht, in der Familienväter umgeben von muffigem Geruch ihr Feierabendbier genießen, passieren dort die Dinge, die nach dem Wochenende durch die gesamte Oberstufe die Runde machen. So bekommt jeder, der noch nie dort war, das Gefühl, auch an den Bierfasstischen gestanden zu haben. Ich bin so ein jemand. Ich war noch nie im Fuchs. Du musst erwünscht sein – oder du traust dich einfach, riskierst dann aber, von unbeeindruckten Blicken in Empfang genommen zu werden.

»Der checkt gar nichts.« Vici deutet mit ihrem Blick nach vorne. Einen Moment dauert es, bis Kai die ältere Dame wahrnimmt. »Okay, doch kein Arschloch«, scherzt sie und lacht in sich hinein, als er ruckartig aufsteht und der Frau seinen Sitzplatz anbietet. Er greift zur Stange über sich und läuft – gerade auf uns zu.

Die Fragen, wann, wie und ob überhaupt, jagen seit Wochen durch meinen Kopf. Ich nehme alles wahr. Jedes Gespräch auf dem Schulhof, jedes geteilte Selfie und jeder kleinste Blick durch die Stuhlreihen verleitet mich, mir diesen letzten Ruck zu geben. Den letzten Ruck, auch im Fuchs aufzutauchen. Der Gedanke lässt mich nicht los, aber ich komme nicht zu dem Punkt, die Entscheidung zu treffen. Ständig höre ich Zoe und Greta über die – laut ihnen unvergesslichen – Nächte sprechen und in meinem Kopf entsteht ein Puzzle, zu dem ich ein eigenes Teil beisteuern möchte.

An ihrer schnellen Atmung merke ich, dass auch Vici nicht mit Kais Nähe klarkommt. Inzwischen steht er unmittelbar neben unseren Sitzplätzen. Ich hatte gehofft, er bleibt bei der Tür stehen, aber durch den Kinderwagen, der sich an der letzten Haltestelle noch in den sowieso schon überfüllten Bus quetschen musste, blieb ihm nichts anderes übrig, als auch diesem Platz zu machen. Jetzt steht Kai hier und seine direkte Anwesenheit ist kaum auszuhalten. Holzig-rauchiges Aroma – so würde man vielleicht den Duft beschreiben, der meine Sinnesorgane neugierig macht. Es ist schwer, sich nicht von der Energie zwischen uns ablenken zu lassen. Die Energie, die leider nur ich verspüre. Ich kann nicht sagen, ob Kai mich je wahrgenommen hat, aber die Hoffnung, dass sich das ändern wird – die gibt es.

Als wir schließlich an unserer Haltestelle ankommen und Kai als einer der Ersten durch die Tür verschwindet, können wir aufhören, unseren Atem anzuhalten. Die gesamte Fahrt haben wir uns nichts anmerken lassen, doch jetzt verraten unsere Blicke, dass wir dieselben Gedanken hatten und Vici meinen Augen die Fantasie entnehmen kann.

Hinter dem Drehkreuz verabschieden wir uns und laufen zu den Klassenräumen.

»Matti!«, höre ich es laut über den Schulhof schallen. Meine beste Freundin Carla sitzt mit einem breiten Grinsen auf den Stufen zum Eingang unserer Klassenräume. »Herr Peters ist eben in einer Pfütze ausgerutscht.« Die Schadenfreude in ihrer Stimme ist kaum zu überhören. »Die Chance, dass wir heute Nachmittag frei kriegen, besteht also doch noch«, hofft sie und bindet ihre blonden Locken zu einem neuen Halbzopf – mit ihrem großen Samthaargummi. Jeden Tag taucht sie mit einem andersfarbigen auf – aber immer aus Samt.

»Darauf würde ich mich nicht verlassen.« Mit dem Finger deute ich Richtung Henri, der gerade mit Herrn Peters redet. »Scheint ihm wieder gut zu gehen.« Carla verdreht nur die Augen, dann reißt sie plötzlich die Arme hoch.

»AUA!« Noch bevor Carla ihn abwehren kann, trifft mich der Fußball am Hinterkopf.

»Hoffe für dich, dass es jemand gefilmt hat.« Dario schnappt sich den Ball und verschwindet mit seinen Jungs im Flur. Solche Idioten. Bloß, weil er ein paarmal gesehen hat, wie ich mein Mittagessen filme, muss er mich nun ständig mit meinem Tagebuch aufziehen.

»Was war das gerade?« Henri scheint mitbekommen zu haben, wie mich der Ball getroffen hat. Als mein bester Freund hat er mit den Jahren diesen Beschützerinstinkt entwickelt – über den wir uns aber auch gern lustig machen.

»Alles gut. War ein Versehen.«

Seine Hand streift langsam über meinen Hinterkopf, dann holt er tief Luft und pustet auf die getroffene Stelle. »Besser?« Seine Lippen sind aufeinandergepresst. Er versucht, sein Schmunzeln zu unterdrücken.

»Ja, Herr Doktor, vielen Dank. Kann ich also auch am Sportunterricht teilnehmen?«

Henri nickt.

Carla schüttelt sofort den Kopf. »Der fällt doch sowieso aus.«

Jetzt schüttelt Henri den Kopf. »Herr Peters geht’s super. Er hat mir gerade noch erzählt, wie sehr er sich auf heute Nachmittag freut.«

In Carlas Augen erlischt der letzte Funke Hoffnung, ihre Energie nicht in der Sporthalle liegen lassen zu müssen. »Als wäre Mathe für einen Montag nicht schon genug.« Die Schulglocke klingelt, wir nehmen unsere Taschen und schleppen uns in den Klassenraum.

Das letzte Ticken der Uhr entlässt uns in die Mittagspause. »Kiosk?«, fragt Henri und zieht sein Portemonnaie aus der Hosentasche. »Heute gibt es Pizzabaguette, beeilt euch.« Schnell werfen Carla und ich die Bücher in unsere Taschen und folgen Henri, der schon durch die Tür ist. Die Frage, ob ich Tomate-Mozzarella oder Spinat-Feta nehme, ist in dem Augenblick, als ich ihn an der ausgeblichenen gelben Wand neben der Kiosktheke angelehnt sehe, zweitrangig.

»Matti, welches jetzt?«, fragt Henri ein weiteres Mal, während meine Augen verfolgen, wie Zoe auf ihn zukommt und...

Erscheint lt. Verlag 26.5.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abitur • Aktion Kulturpass • beste Freunde • beste Freundinnen • Erste Liebe • First Love • Freundschaft • Junge Erwachsene • kulturpass • Liebe • Mädchen • Mobbing • Romantik • Schule • Selbstbewusstsein • Vloggen • YA • Young Adult
ISBN-10 3-96096-285-1 / 3960962851
ISBN-13 978-3-96096-285-4 / 9783960962854
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