Secret Woods: Secret Woods: Zwei märchenhaft-schöne Romantasy-Bände zum Wegträumen und Dahinschmelzen in einer Box (eBook)
576 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61011-6 (ISBN)
Jennifer Alice Jager schrieb ihr erstes Buch während der Ausbildung zur Mediengestalterin. Schnell erlangte sie Bekanntheit durch ihre erfolgreichen Märchenadaptionen und Fantasyromane bei Carlsen Impress. Nachdem sie eine Zeit lang in Japan lebte, wohnt sie heute wieder in ihrer Heimat, dem Saarland. Dort widmet sie sich hauptberuflich dem Schreiben und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihren Tieren in der Natur.
Jennifer Alice Jager schrieb ihr erstes Buch während der Ausbildung zur Mediengestalterin. Schnell erlangte sie Bekanntheit durch ihre erfolgreichen Märchenadaptionen und Fantasyromane bei Carlsen Impress. Nachdem sie eine Zeit lang in Japan lebte, wohnt sie heute wieder in ihrer Heimat, dem Saarland. Dort widmet sie sich hauptberuflich dem Schreiben und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihren Tieren in der Natur.
Nur eine Ahnung
Nala hob ihren Bogen und spannte die Sehne, bis sie mit den Fingerkuppen ihren Wangenknochen berühren konnte. Durch zusammengekniffene Augen fixierte sie ihr Ziel.
»Du schießt dir noch die eigene Nase weg«, höhnte Dale neben ihr.
Sie war sechzehn Jahre alt, er gerade mal zwei Jahre älter. Dennoch behandelte er sie nur zu gerne wie ein Kind.
»Von wegen«, entgegnete sie hoch konzentriert.
Nala ließ die Sehne schnellen und der Pfeil traf die Strohpuppe zielgenau mitten in die Brust.
»Ha!«, stieß sie stolz aus. »Siehst du? Habe ich es dir nicht gesagt? Ich treffe immer.«
Dale lachte herzlich.
»Bei zwanzig Metern kein Wunder.« Er deutete auf das Anwesen in ihrem Rücken. Es lag dort hinter einer halbhohen Mauer, auf dem sanft ansteigenden Hügel. Ein prunkvolles Herrenhaus mit geweißelten Wänden und freiliegenden, zinnoberrot lackierten Balken – ihr Zuhause. »Geh mal dreißig Meter zurück und versuch es dann noch einmal.«
»Geh du doch zurück«, entgegnete sie schnippisch. »Und lass mich in Ruhe.«
»Warum gleich so aufbrausend?« Noch immer grinsend hob er verteidigend die Hände und setzte eine wenig überzeugende Unschuldsmiene auf.
»Das weißt du sehr wohl!«, knurrte sie und hob erneut ihren Bogen.
Natürlich wusste er es und er wusste auch, dass es nichts mit ihm zu tun hatte. Auf ihren Vater war sie wütend, darauf, dass er wieder heiraten wollte und sie mit dieser Entscheidung so plötzlich überrumpelt hatte.
Sie war wütend darauf, dass er diese Erbschleicherin in ihr Zuhause gebracht hatte und Dale vorschickte, um seine Schwester zu überreden, zurück zum Anwesen zu kommen, wo sie ihre Stiefmutter kennenlernen sollte.
Nala blies sich eine ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und zielte erneut auf die Strohpuppe. Weil sie genau gewusst hatte, dass es Dale sein würde, der sie holen sollte, hatte sie die Puppe nach seinem Abbild gestaltet, ihr eines seiner Hemden angezogen, ein schiefes Grinsen aufs Gesicht gemalt und einen Fetzen alten Bärenfelles auf den Kopf geklebt. Natürlich mimte Dale den besonnenen, älteren Bruder und ließ sich davon nicht ärgern.
»Lass mich mal, ich zeige dir wie das geht.« Er griff nach dem Bogen, doch Nala entzog sich ihm.
»Ich weiß auch so, dass du der bessere Schütze bist, das musst du mir nicht beweisen.«
Dale stemmte die Fäuste in die Seiten und grinste überlegen.
»Der beste der ganzen Baronie.«
Nala verdrehte die Augen. Sie hätte ihn nicht loben sollen, jetzt würde er tagelang von nichts anderem reden.
»Ja, ja, du wirst einmal der tollste Baron von allen und zu den königlichen Jagdgesellschaften geladen werden. Ich weiß schon.«
Auf gestelzte Weise verbeugte er sich tief vor ihr.
»O ja, so wird es sein, Schwesterherz.« Als er wieder aufsah, war sein Blick ernst geworden und nichts Scherzhaftes lag mehr in seiner Stimme. »Aber alle werden sie nur von dir reden. Der Baronesse von Dornwall. Die anmutigste Frau des ganzen Königreiches.«
Nala blieben die Worte im Halse stecken. Sie war gewiss nicht außergewöhnlich, ein graues Mäuschen, wenn man so wollte. Insbesondere neben Dale verblasste sie schnell. Er war groß, mit breiten Schultern und von sehnigem Körperbau. Sein dichtes, dunkles Haar hing ihm in wilden Strähnen vor den rehbraunen Augen. Augen, die tief und warmherzig waren und in denen sich schon so manche Magd verloren hatte.
Obwohl sie Geschwister waren und ihre Gesichtszüge die nahe Verwandtschaft auch verrieten, war sie klein, beinahe dürr, mit großen, aber blassen Augen und dünnem, blonden Haar, das nie länger wachsen wollte als knapp bis über ihre Schultern.
Ein solches Kompliment zu hören, und sei es auch maßlos übertrieben und zudem von ihrem Bruder, berührte sie peinlich. Gerade reimte sie sich eine Antwort zusammen, mit der sie dem entgegnen könnte, da grinste er wieder breit und frech.
»Aber weil du eine männerfressende Furie bist, werden dich alle nur von weitem bewundern wollen.«
Nala sog die Luft ein.
»Du!«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. »Na warte!«
Sie warf den Bogen beiseite und stürzte sich auf ihn. Überrumpelt, wie er war, stolperte er rückwärts und verlor das Gleichgewicht.
Lachend fielen sie beide ins hohe Gras, rauften sich wie zwei junge Hunde, pikten und kitzelten sich gegenseitig, bis Nala irgendwann um Gnade flehen musste.
»Bitte, bitte!«, jauchzte sie mit feuchtem Glanz in den Augen und vom vielen Lachen schmerzendem Zwerchfell.
Sie lag auf dem Rücken und wehrte sich mit Händen und Füßen gegen ihren Bruder, der sie in die Seite zu zwicken versuchte.
»Gibst du auf?«
»Niemals!« Sie versuchte ihn an den Haaren zu ziehen, bekam die Hände aber nicht frei.
»Sofort runter von ihr!«
Eine dürre Frau mit toupierter Turmfrisur und schief darauf drapiertem Hut kam den Hügel herunter gelaufen und geradewegs auf sie zu.
Sie trug ein schickes Kleid in kräftigem Bordeauxrot. Aus dickem Samt war es, mit schwarzen Aufnähten, passend zu ihren Stiefeln und Handschuhen.
Die fremde Frau fuchtelte mit einem Fächer wild in der Luft und schlug damit, kaum war sie bei ihnen angelangt, auf Dale ein.
»Runter von ihr! Runter, sofort!«, schrie sie hysterisch.
»Schon gut!«, beteuerte Dale, doch sie hörte nicht auf, bis sie ihn von Nala heruntergeprügelt hatte und schlug auch dann noch weiter auf ihn ein. »Ist ja gut! Autsch! Ich bin ja … Autsch, verflucht!«
»Hört auf!«, verlangte Nala.
Die Frau achtete nicht auf sie.
»Flegel! Ungehöriger Bursche!«, fauchte sie wie ein Drache.
Dale kroch von der Frau weg und versuchte vergebens auf die Beine zu kommen. Nala war dafür umso schneller wieder auf den Füßen. Sie griff nach dem Fächer, bekam ihn aber nicht zu greifen.
»Hört sofort auf ihn zu schlagen!«, verlangte sie.
Die Frau stieß sie zur Seite und holte erneut aus.
»Lasst das!« Nala schnappte wieder nach dem Fächer, da erhob die Fremde ihn auch gegen sie.
Erschrocken riss Nala die Arme hoch.
»Was soll das hier werden?«
Es war ihr Vater, der ihnen zurief. Er kam den Hügel heruntergelaufen und die Frau wandte sich ihm zu. Dale gelang es nun endlich sich aufzurappeln.
»Das frage ich mich auch«, murrte er entnervt und klopfte sich den Dreck von der Hose.
»Diese Verrückte hat völlig grundlos auf Dale eingedroschen!«, klagte Nala sie an.
»Ihr schlagt meinen Sohn?«
Verwirrt sah die Fremde den Fächer in ihrer Hand an und tat dabei gerade so, als habe ihn dort jemand ganz ohne ihr Wissen und Zutun platziert.
»Oh, mein Liebster, William, ich wusste ja nicht, wer er ist.« Sie deutete auf Nala. »Auf Eure Tochter hat er sich gestürzt und sie zu Boden gerungen. Verzeiht, aber bei dem verlotterten Äußeren und dem dunklen Haar sah ich keine Ähnlichkeit zu Euch, noch vermutete ich mehr als einen Strauchdieb unter all dem … Dreck.«
Mit dem Fächer deutete sie auf Dales Kleidung, die nach dem Raufen und dem unerwarteten Angriff tatsächlich sehr gelitten hatte. Missmutig sah Dale an sich herunter und fischte ein paar Grashalme aus den Falten seines Hemdes.
Nala sah nur flüchtig zu ihm. Sie konnte sich kaum von dem Anblick dieser aufgetakelten Dame lösen. Das sollte sie sein? Das war die Frau, von der ihr Vater so schwärmte? Eitel sah sie aus. Sie trug ihre Nase viel zu hoch und ihre Kleidung war am Königshof vielleicht angemessen, aber sicher nicht hier auf dem Lande, wo ihnen die Gänsehirten das Federvieh über den Hof trieben und Hunde sich in den Dreckpfützen suhlten, durch die Nala zuvor mit nackten Füßen gelaufen war.
Dornwall war ein beschauliches Stück Land, mit weiten Wäldern, einfachen Bauersleuten und einem bescheidenen Baron, der fern von allem Schick der Adelshäuser lebte.
Nalas Vater lächelte milde. Er brauchte keinen Gehrock aus Brokat oder goldene Ringe an den Fingern, so wie andere Edelleute ihren Reichtum gerne zur Schau trugen. Alleine seine Ausstrahlung zeichnete ihn schon als gütigen und weisen Herrscher aus, neben dem diese aufgedonnerte Pute im samtenen Kleid, mit ihren Polstern unter dem Rock und dem Schmuck im Haar, aussah wie ein exotischer Vogel.
»Nun, er hat das Haar seiner Mutter und die Kleidung … Gott weiß, wo er die herhat«, sagte er zu Nalas Überraschung.
Wieder betrachtete Dale das, was er am Leib trug und auch Nala musste sich fragen, seit wann ihrem Vater Hemd und Leinenhose nicht mehr gut genug waren.
»Sie, sie hat auch mich schlagen wollen«, warf sie ein.
Es konnte doch nicht sein, dass diese Frau so einfach damit durchkam. Welcher Mensch tat so etwas? Einfach auf jemanden einprügeln.
»Aber nein, niemals hätte ich die Hand gegen dich erhoben, Kindchen. Schützen wollte ich dich vor dem Flegel.«
»Aber sie hat … Dale, du hast es doch auch gesehen, oder?«
Verloren sah Nala von ihm zu ihrem Vater und wieder zurück. War sie denn die Einzige, die erkannte, dass die Frau eine falsche Schlange war?
»Das sind schwere Anschuldigungen, die du da gegen die Komtesse erhebst«, ermahnte ihr Vater sie.
Dale ergriff sofort Partei für Nala.
»Ein Missverständnis, mehr nicht.«
Nala riss die Augen auf.
»Wie bitte? Aber sie hat …«
»Lass gut sein, Schwesterchen«, unterbrach Dale sie.
Die Komtesse gackerte wie ein aufgeschrecktes Huhn.
»Feine Damen sollten aber auch nicht raufen, meint Ihr nicht auch, mein Liebster?« Sie...
Erscheint lt. Verlag | 16.2.2023 |
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Reihe/Serie | Secret Woods | Secret Woods |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Bundle • Fantasy Liebesromane • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • High Fantasy Bücher • impressbundle • impress ebooks • Märchenadaption • märchenhafte Liebesromane • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-61011-5 / 3646610115 |
ISBN-13 | 978-3-646-61011-6 / 9783646610116 |
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