Bildspringer (Bd. 1) (eBook)

Der erste Fall der Van-Gogh-Agency
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
192 Seiten
Woow Books (Verlag)
978-3-96177-604-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bildspringer (Bd. 1) -  Christina Wolff
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Vincent hat ein ganz besonderes Talent: Er kann in Gemälde springen und sich darin bewegen! Als aus einer Londoner Villa das Gemälde Das Gewitter eines alten niederländischen Malers gestohlen wird, beschließt Vincent, es aufzuspüren. Während seiner Suche trifft er zu seiner großen Überraschung auf Holly, die genau wie er in Bilder eintauchen kann. Die beiden schließen eine Wette ab: Wer Das Gewitter zuerst findet, hat gewonnen! Vincent ist sich sicher, dass er schneller sein wird als Holly, doch die Suche stellt sich als unerwartet schwierig heraus. Und plötzlich stimmt auch etwas mit der Sternennacht von Vincent van Gogh nicht mehr. Warum nur fühlt sich das Bild wie eine Fälschung an, wenn Vincent hineinspringt? Der erste Band der Bildspringer

Christina Wolff arbeitete als Grundschullehrerin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, räumt sie gerne ihre Wohnung um, stöbert in ihrem Lieblingsbuchladen und isst jede Menge Käsekuchen. Sie lebt mit ihrer Familie und einer frechen kleinen Hundedame in Hannover.

Christina Wolff arbeitete als Grundschullehrerin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie nicht gerade Bücher schreibt, räumt sie gerne ihre Wohnung um, stöbert in ihrem Lieblingsbuchladen und isst jede Menge Käsekuchen. Sie lebt mit ihrer Familie und einer frechen kleinen Hundedame in Hannover.

Kapitel 1


Eigentlich hatte der Zwerg ganz harmlos ausgesehen. Freundlich sogar, mit seinen runden Bäckchen und der Stupsnase. Aber als Vincent neben ihm landete, wetterte der kleine Kerl sofort drauflos.

»Trampel! Hast du keine Augen im Kopf? Du hast meinen Kohlrabi plattgemacht. Raus da aus dem Beet, oder ich …« Er sprach nicht weiter, sondern schüttelte nur seine Faust.

Vincent blickte sich rasch um. Er war ein gutes Stück vor dem Höhleneingang gelandet – mitten in einem kleinen und sehr gepflegten Gemüsegarten. Den hatte man auf dem Gemälde gar nicht bemerkt. Aber so war es ja immer. In einem Bild steckte all das, was die Künstlerin oder der Künstler sich beim Malen vorgestellt hatte, und eben nicht nur, was auf der Leinwand zu sehen war. Deswegen wusste man leider auch nie genau, was einen erwartete.

Vincent rappelte sich auf und trat vom Beet. »’tschuldigung«, murmelte er.

Doch das beruhigte den Zwerg nicht. »Wer bist du überhaupt?«, fragte er. Dabei musterte er Vincent abschätzig von oben bis unten. »Du siehst aus wie ein Kind, bis auf diese Bärenquanten.« Mit seiner kleinen hölzernen Pfeife deutete der Zwerg auf Vincents Füße. »Und was hast du da am Leib? Bist du ein armer Schlucker? Deine Hosen sind ja völlig zerrissen.«

»Was? Ach so, nein«, winkte Vincent ab. »Das sind Jeans, die trägt man heute so.«

Er kannte solche Fragen bereits. Manche Leute aus den Gemälden wollten auch noch wissen, warum er eine dunkle Haut hatte. Dann versuchte Vincent immer zu erklären, dass seine Mum ursprünglich aus Indien stammte. Aber das stiftete meist nur Verwirrung. In der Regel wussten die Leute aus den älteren Gemälden nämlich weder, wo Indien lag, noch, wie die Menschen dort aussahen. Der Zwerg schien mit seiner Fragerei allerdings fertig zu sein und starrte ihn stumm aus großen Augen an.

»Ähm, ich heiße übrigens Vincent … Vincent Fox. Und ich bin dreizehn Jahre alt … also kein Kind mehr«, stammelte Vincent, dem der bohrende Blick ein wenig unangenehm war. »Aber Sie haben recht, für mein Alter habe ich ziemlich große Füße.«

»Bärenquanten«, brummelte der Zwerg noch einmal mürrisch vor sich hin. Dann kramte er ein silbernes Tabakdöschen hervor, stopfte seine Pfeife und nahm paffend die Gartenarbeit wieder auf. An Vincent verlor er kein weiteres Wort mehr.

Auch das war für Vincent keine Überraschung. Selbst wenn sich in den Bildern alle regelmäßig über sein Aussehen wunderten, interessierten sie sich doch eigentlich nur für ihre eigene kleine Welt. Es gab Ausnahmen, doch noch nie hatte ihn zum Beispiel jemand gefragt, wieso er so plötzlich aufgetaucht war.

Blinzelnd sah Vincent den sanften Abhang hinab, der sich neben dem Gemüsegarten erstreckte. Er war ja sowieso nicht wegen des Zwerges gekommen, sondern weil er sich ein wenig in den Feldern herumtreiben wollte. Die Landschaften des Malers Carl Spitzweg[1] waren einfach toll, fand Vincent. Fast schöner als die echten.

Nach einem tiefen Atemzug lief er hinab ins Tal. Um ihn herum zirpten Grillen, Sonnenstrahlen blitzten zwischen weißen Wolken hervor, und es roch süß nach wilden Malven.

Das mit dem Geruch bekamen nicht viele Maler und Malerinnen hin. Bei den weniger guten roch es meist nach gar nichts – oder wenn man Pech hatte, stank es nach Ölfarbe.

Vincent kletterte gerade über einen Baumstamm, der quer auf dem Weg lag, da hörte er aus der Ferne ein sanftes Läuten. Eine Kirchenglocke.

Sofort stellten sich die feinen Härchen an seinen Unterarmen auf. Er mochte Glockengeläut nicht besonders. Es erinnerte ihn immer an den Abend, an dem er das erste Mal in ein Gemälde hineingesprungen war. Damals hatte allerdings eine andere Art von Glocke geläutet …

Es war kurz nach Vincents zehntem Geburtstag passiert, in Grandpa Arthurs Atelier. Vincents Mum war mal wieder auf Reisen gewesen. Arthur hatte das Dinner zubereitet und Vincent erlaubt, währenddessen mit den Aquarellkreiden zu malen. Doch noch bevor Vincent den Kreidekasten herausgeholt hatte, war sein Blick auf ein Ölgemälde gefallen, das er vorher noch nie im Atelier gesehen hatte: ein Bild mit einem Segelschiff auf hoher See, das von einem gewaltigen Sturm erfasst wurde. Die Farben des Gemäldes hatten Vincent sofort in ihren Bann gezogen – der gelbgrau verdunkelte Himmel und das Weiß der Gischt, die mit einer riesigen Welle über den Bug spülte.

Vincent erinnerte sich noch, dass es ihm vorgekommen war, als wäre das alles echt. Als müsse er nur seinen Finger ausstrecken, um das salzige Meerwasser berühren zu können. Und genau in diesem Moment hatte er das Läuten gehört.

Ding-ding-dingeliding.

Erst später war ihm klar geworden, dass es die Schiffsglocke gewesen sein musste. Ein kurzer Schwindel hatte ihn erfasst, und dann war er plötzlich über eiskalte, schlierige Planken gerutscht.

An diesem Abend wäre er beinahe ertrunken, hätte die See ihn nicht in letzter Sekunde pitschnass auf den Teppich in Grandpa Arthurs Atelier zurückgespült.

Seit diesem Tag waren fast drei Jahre vergangen, und inzwischen war ziemlich viel passiert.

Zuerst hatte Vincent natürlich den Schock überwinden müssen – genau wie seine ganze Familie. Keiner konnte fassen, was geschehen war. Schließlich war es nicht möglich, in Bilder hineinzuspringen. Niemand konnte so etwas! Nur dass Vincent es eben doch konnte.

Zwei Wochen nach der Sache mit dem Segelschiff traute er sich zum ersten Mal wieder, einen Blick auf ein Gemälde zu werfen: ein Stillleben mit Apfel, das auf Arthurs Flur hing.

Vincent konzentrierte sich auf die blaue Tonschale, in der die Frucht lag. Er hatte riesige Angst, aber gleichzeitig war er viel zu neugierig, um es nicht noch einmal zu probieren!

Es dauerte nur einen Moment, dann saß er wie durch Zauberei an einem Tisch in einer Bauernküche. Bienen summten vor dem offenen Fenster, und eine Katze strich um seine Beine. Das war viel schöner als das Erlebnis auf dem Segelschiff.

Danach sprang Vincent ein paar weitere Male in das Apfelbild. Nur in das Apfelbild. Mehr traute er sich noch nicht zu. Aber nach einer Weile fand er die Bauernküche doch etwas öde, darum tastete er sich langsam vor, und mit der Zeit wurde er immer mutiger.

Van Gogh, Renoir, Monet – zahlreiche Bilder dieser und noch vieler weiterer berühmter Maler und Malerinnen hatte Vincent mittlerweile besucht. Doch er blieb vorsichtig. Nie wäre er zum Beispiel in ein Schlachtengetümmel gesprungen. Und Bilder mit zu viel Wasser mied er sowieso, er war ja nicht lebensmüde. Außerdem wollte er seine Mum nicht beunruhigen. Die fand das alles nämlich viel zu gefährlich. Sie ließ ihn nur springen, weil sie wusste, dass sie es ohnehin nicht verhindern konnte. Aber gegen das Bild von Spitzweg, durch das Vincent im Augenblick spazierte, hätte bestimmt nicht einmal sie etwas einzuwenden gehabt. Friedlichere Bilder gab es ja kaum.

In nicht allzu weiter Ferne hörte Vincent eine Dampflok tuten. Er streifte durch einen kleinen Buchenwald und stieß dahinter auf leicht verwitterte Schienen.

Gut gelaunt begann er auf den Bahnschwellen herumzuhüpfen, doch bei einem besonders weiten Sprung glitt sein rechter Fuß auf einmal unter die Schiene, und sein Sneaker blieb mit einem leisen Quietschen stecken. Vincent stürzte nach vorn und schlug mit dem Knie gegen die Eisenschiene. Es tat höllisch weh. Er presste die Lippen aufeinander, richtete sich auf und betastete seine Kniescheibe. Zum Glück schien nichts weiter passiert zu sein. Vincent sah zwar Blut an seiner Jeans kleben, doch das stammte offenbar nicht vom Knie, sondern von einer kleinen Wunde an seinem rechten Handballen. Auch die Unterarme hatte er sich aufgeschürft.

Vorsichtig versuchte er, seinen Fuß aus der Schiene zu ziehen, aber der blöde Sneaker saß bombenfest. Vincent würde ihn ausziehen und dann aus der Schiene herausruckeln müssen.

Während er an seinem Schnürband riss, hörte er plötzlich einen Pfiff. Erschrocken fuhr er herum.

Weißen Zuckerwattedampf in den Himmel blasend, näherte sich ein Zug. Die Lok war noch ein gutes Stück entfernt, trotzdem brach Vincent augenblicklich der Schweiß aus. Hektisch fummelte er an seinem Schnürband herum. Der Knoten ging nicht auf, wahrscheinlich zog er ihn in der Aufregung sogar noch fester. Das Blut rauschte ihm in den Ohren.

So ein Mist! So ein verdammter Mist!

Es gab Hunderte furchterregende Gemälde, in denen es vor Drachen, Streitäxten und Dämonen nur so wimmelte. Und er würde ausgerechnet in einem Spitzweg sterben? Das war ja fast lächerlich! Vincent traten Tränen in die Augen.

Jetzt bloß nicht auch noch heulen!

Mit aller Kraft zog er erneut an seinem Schuh. Wenn er bloß ein Taschenmesser dabeihätte, dann könnte er das Schnürband aufschneiden.

Ein weiterer Pfiff tönte durch die Luft. Der Zug kam näher, sogar noch viel schneller, als Vincent befürchtet hatte.

»Anhalten!« Er wedelte mit den Armen, aber die Lok verlor nicht an Fahrt. Sah der Lokführer ihn denn nicht? In seiner Verzweiflung setzte Vincent den freien Fuß auf die Schottersteine neben dem Gleisbett und versuchte, sich so weit wie möglich von den Schienen wegzulehnen. Er kniff die Augen zusammen.

Schon wieder ein Pfiff, jetzt ganz nah. Sein Magen drehte sich um – und dann hörte er jemanden fluchen: »Verflixt noch mal!«

Etwas drückte hart auf Vincents Schuh, es machte Ratsch, und Vincent spürte, wie sein Fuß aus dem Sneaker glitt.

»Greif...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2023
Illustrationen Florentine Prechtel
Zusatzinfo Mit Schwarz-Weiß-Illustrationen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Abenteuergeschichte • action • Agenten • Detektive • DetektiveAgentenSpione • England • Freunde • Freundschaft • Gemälde • Jungdetektive • Kinderdetektive • Kunst • Kunstraub • Kunstwerke • LESEMUFFEL • London • Maler • Malerei • Sommerferien • spannend • spannendes Kinderbuch • Spannung • Van Gogh
ISBN-10 3-96177-604-0 / 3961776040
ISBN-13 978-3-96177-604-7 / 9783961776047
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