Scepter of Blood. Kuss der dunkelsten Nacht (Scepter of Blood 1) (eBook)
416 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60940-0 (ISBN)
Lexy v. Golden lebt als freie Autorin in der Nähe von Dresden. Seit ihrem Studium schreibt sie Fantasyromane für junge Erwachsene mit neuen, einzigartigen Wesen und einem Hauch an Romantik, Liebe und Spannung.
Lexy v. Golden lebt als freie Autorin in der Nähe von Dresden. Seit ihrem Studium schreibt sie Fantasyromane für junge Erwachsene mit neuen, einzigartigen Wesen und einem Hauch an Romantik, Liebe und Spannung.
Kapitel 1
Sóley
Blut rann meinen Unterarm entlang, als ich meine Hände im Wasser des kleinen Baches wusch. Vorsichtig glitt ich mit den Fingern über die scharfe Jagdklinge, um sie von den letzten Blutresten zu säubern.
Um mich herum wurde der Wald in ein Farbenspiel aus Purpur und Flamingorot getränkt. Das vertraute Zirpen der Zikaden verstummte mit jeder Minute, die ich zu lange am Bachufer hockte. Es war beinahe so, als wüssten die Insekten, dass heute Nacht das alljährliche Fest stattfand.
Mich interessierte nicht, ob sich alle Bewohner des Dorfes und der benachbarten Siedlungen bereits eingefunden hatten. Alles, woran ich in diesem friedlichen Moment dachte, war, nicht mit leeren Händen zurückzukommen. Ich blickte zu den drei gefangenen Kaninchen, die immer noch die Drahtschlingen um ihre Hälse trugen. Drei Tiere waren nicht schlecht, wenn man bedachte, welcher Lärm die letzten Tage vom Dorf ausgegangen war. Es war beinahe unmöglich gewesen, etwas zu fangen, da Posaunen, Pauken und Hörner sämtliche Waldbewohner tiefer in die Berge getrieben hatten.
Weiter als nötig wollte ich nicht ins Gebirge ziehen, um Kaninchenfallen aufzustellen. Denn je tiefer man den Wald betrat, desto geringer waren die Chancen, dass man ihn jemals wieder lebend verließ.
Um nicht zu spät zurückzukehren, schob ich den Dolch eilig in meinen Ledergürtel, schüttelte die Hände flüchtig trocken und sammelte meine Beute vom Felsen neben mir ein. Mit den drei Wildkaninchen in der Hand lief ich zu meinem Pferd, das ich nahe dem Bachlauf angebunden hatte. Eine friedliche Stille legte sich über mich. Jedem anderen würde gerade mulmig zumute werden, aber ich mochte die Ruhe. Die letzten Tage waren das Getöse und die Hektik um die Vorbereitungen für die Bekanntgabe der Schicksalsträgerin kaum auszuhalten gewesen. Obwohl viele Menschen im Dorf Hunger litten, hatten sie ihre letzten Vorräte herausgeholt, damit es dem König während seiner Durchreise an nichts fehlte.
Wenn man es genau betrachtete, fraß sich der König in jedem Dorf mit seinem Gefolge und seinen Soldaten durch. Für ihn waren die Wochen um die Sommersonnenwende die perfekte Gelegenheit, um sein Land zu bereisen, seine Bewohner um ihre letzten Nahrungsmittel zu bringen und die Gefangenen öffentlich hinzurichten. König Minhêlon Tríton war gekommen, um die diesjährige Schicksalsträgerin zu ernennen.
Als ich bei Ophram, meinem schwarz-weiß gescheckten Hengst, ankam, band ich die Kaninchen am Sattel fest und prüfte dreimal, ob die Knoten sicher saßen. Danach strich ich über seine Stirn.
»Kehren wir zurück. Es wird Zeit«, flüsterte ich ihm zu, als ich im selben Moment sehr nah an meinem rechten Ohr ein Knistern vernahm. Augenblicklich hielt ich in meiner Bewegung inne, bevor ich den Umhang zurückschwang und mich umdrehte. Doch da war nichts. Ophram schnaubte und drehte seine Ohren in alle Richtungen. Er hatte es ebenfalls bemerkt.
Das Zirpen der Zikaden verstummte und ich hörte erneut ein Geräusch, das mich an Flammen, die über feuchte Holzscheite leckten, erinnerte. Eigentlich glaubte ich nicht an die ganzen Erzählungen und Mythen, die über das Gallônes-Gebirge berichtet wurden. Wenn es stimmte, was die Dorfältesten, die Seher, sagten, lag ein Fluch über diesem Wald. Ein Fluch, der immer mächtiger wurde, je tiefer man ins Gebirge vordrang. Ich ging seit mehr als zwei Jahren regelmäßig jagen und hatte in keinem Augenblick Fluchmagie spüren oder sehen können. Allerdings war ich bisher nie so weit in den Wald vorgedrungen wie heute.
Um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, band ich Ophram los, stieg in den Sattel und bewegte meinen alten Hengst dazu, die leichte Böschung zu überwinden. Ich hörte das leise Knistern kein weiteres Mal, obwohl jeder meiner Sinne geschärft war. Ich ritt wachsam und mit einer inneren Anspannung weiter.
Als wir den schmalen, staubigen Pfad erreichten, waren bloß noch die letzten rotgoldenen Lichtstreifen des Sonnenuntergangs zu erkennen.
Doch kaum, dass das Schimmern zwischen den Fichtenkronen verblasste, entdeckte ich bläuliche Blitze – Lichterscheinungen, die flüchtig zwischen den kleinen Wölkchen auftraten und gleich wieder verblassten.
Sieht so aus, als würde es heute Abend gewittern und das Fest ins Wasser fallen.
Nicht dass ich etwas dagegen gehabt hätte. Ganz und gar nicht. Jedoch war keine Spur von Gewitterwolken zu sehen. Ich schaute in den Himmel hinauf.
Wie merkwürdig.
Ophram schnaubte, als im selben Moment das tiefe Dröhnen eines Waldhorns erklang. Wie ein unheilvolles Omen drang es durch den Wald. Es war der erste Ruf. Es würden neun weitere folgen, bevor die Verkündung der Schicksalsträgerin stattfand. Mir tat bereits in diesem Moment das Mädchen leid, auf das dieses Jahr das Los fiel. Sie würde herausgeputzt und einen Tag lang wie eine Königin behandelt und am darauffolgenden Abend an einem Holzkreuz am Waldrand festgebunden werden. Dort musste sie darauf warten, bis der Dämon sie holte. Kein anderer Mensch durfte in ihrer Nähe sein. Ich wollte mir nicht ausmalen, welche Ängste sie in dieser Nacht durchstehen musste.
Mich schüttelte es allein bei der Vorstellung, wie dieser Dämon, den niemand je gesehen hatte, sie holte und auffraß. Denn ein Wesen, das nur Unheil über die Siedlungen der Magielosen brachte, verdiente es in meinen Augen nicht, besänftigt zu werden, indem man ihm Menschenopfer darbot.
Die Ältesten hatten zwar selbst auch noch nie einen Dämon zu Gesicht bekommen, schworen aber auf ihr Leben, dass diese Monster existierten. Sie waren sich sicher, dass es den Bewohnern der magielosen Landstriche, zu denen mein Zuhause gehörte, wesentlich schlimmer ergehen würde, wenn nicht jährlich eine junge Frau geopfert werden würde.
In Gedanken vertieft bemerkte ich nicht, wie mit einem Mal schwere Tropfen vom Himmel fielen. Zwei landeten auf meinen Händen, mit denen ich die Zügel locker umgriffen hielt. Anders als gewöhnlicher Regen waren die Tropfen pechschwarz.
Augenblicklich hob ich das Gesicht zum Himmel. Er verdunkelte sich. Und das ziemlich rasant. Durch große Wolken brach die Nacht herein, viel schneller als sonst.
Ein heftiges Beben ließ einen Moment den Erdboden erzittern und Ophram tänzelte unruhig hin und her.
Was ist das? Woher kommt dieses Beben und wieso ist der Regen pechschwarz?
Ohne lange zu zögern, umfasste ich die Zügel fester und drückte die Fersen in Ophrams Bauch. Was auch immer hier passierte, es schien, als würde in diesem Wald etwas ganz und gar nicht stimmen. Als hätte jemand Hand an die natürlichen Gesetzmäßigkeiten gelegt.
Ich ritt keine hundert Meter weit, als ein zweites, wesentlich heftigeres Beben den Waldboden erzittern ließ.
Der Fluch! Gibt es ihn wirklich?
Plötzlich entdeckte ich einige Meter entfernt aus den Augenwinkeln eine schwarz umschattete Kreatur. Zuerst sah es aus, als würde ein Wildschwein oder etwas Größeres parallel neben uns herlaufen. Doch dann nahm es an Geschwindigkeit zu, verschmolz mit den Baumstämmen und erschien wie ein Schatten einige Meter weiter vor mir.
Um das Tier genauer zu betrachten, kniff ich im stetig zunehmenden Regen angestrengt die Augen zusammen. Das schwarze Zeug, das vom Himmel fiel, brannte in den Augenwinkeln, verursachte ein Jucken auf der Haut und roch nach Schwefel und Fäulnis.
Das Tier, das mit großen Schritten durch den Wald lief, rannte nicht, es wirkte konzentriert, beherrscht – es sah aus, als würde es eine Fährte aufnehmen, ohne mich zu bemerken. Sein Kopf war zum Boden gerichtet, während es ein tiefes Grunzen und Schnauben von sich gab.
Ein zweites Mal ertönte das Waldhorn. Der Hall war dieses Mal so laut, dass das Tier ruckartig den Kopf hob und im selben Augenblick mächtige Schwingen ausbreitete. Der Kopf erinnerte an den eines Greifvogels, wohingegen seine Flügel denen eines Drachen glichen. Es besaß keine Federn, dafür einen langen, von Schuppen überzogenen Schwanz, der angespannt hin und her peitschte.
Bei den heiligen Priestern Wârdorás, was ist das für ein Tier?
War es überhaupt ein Tier oder eine besondere Spezies?
Sehr clever schien es nicht zu sein, denn obwohl es einen guten Geruchssinn zu haben schien, bemerkte es mich nicht. Ich befand mich nicht einmal dreißig Fuß von ihm entfernt. Kein einziges Mal blickte es in meine Richtung.
Obwohl ich unerkannt blieb, hörte ich mein Blut in den Ohren rauschen und spürte meinen schnellen Puls in der Kehle klopfen. Instinktiv griff ich nach meinem Dolch, um mich auf einen Kampf vorzubereiten. Gegen solch eine große Kreatur zu bestehen war aussichtslos. Daher verhielt ich mich ruhig...
Erscheint lt. Verlag | 15.9.2022 |
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Reihe/Serie | Scepter of Blood | Scepter of Blood |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Dämonen Fantasy • Dämonenkönig • dämonen liebesromane • enemies to lovers fantasy • Fantasy Liebesromane • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • high fantasy romance • impress ebooks • impressfantasy • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Royale Fantasy |
ISBN-10 | 3-646-60940-0 / 3646609400 |
ISBN-13 | 978-3-646-60940-0 / 9783646609400 |
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