Conni 15 7: Ziemlich hohe Berge, mein Dream-Team und ich (eBook)
256 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93328-4 (ISBN)
Dagmar Hoßfeld wollte als Kind Tierärztin, Bäuerin oder Gestütsbesitzerin werden. Dass sie sich anders entschieden hat, verdankt sie ihrem Sohn: Als er ungefähr ein halbes Jahr alt war, bekam sie Lust, ein Kinderbuch zu schreiben. Sie setzte sich an den Schreibtisch - und hörte mit dem Schreiben einfach nicht mehr auf. Zum Glück! Mittlerweile sind viele wunderbare Kinder- und Jugendbücher von ihr erschienen. Geboren wurde Dagmar Hoßfeld 1960 in Kiel. Heute lebt sie in einem kleinen Dorf zwischen Ostsee und Schlei und hat, wie sie selbst sagt, den schönsten Beruf der Welt: Autorin.
Dagmar Hoßfeld wollte als Kind Tierärztin, Bäuerin oder Gestütsbesitzerin werden. Dass sie sich anders entschieden hat, verdankt sie ihrem Sohn: Als er ungefähr ein halbes Jahr alt war, bekam sie Lust, ein Kinderbuch zu schreiben. Sie setzte sich an den Schreibtisch – und hörte mit dem Schreiben einfach nicht mehr auf. Zum Glück! Mittlerweile sind viele wunderbare Kinder- und Jugendbücher von ihr erschienen. Geboren wurde Dagmar Hoßfeld 1960 in Kiel. Heute lebt sie in einem kleinen Dorf zwischen Ostsee und Schlei und hat, wie sie selbst sagt, den schönsten Beruf der Welt: Autorin.
These boots are made for walkin’
»War von euch eigentlich schon mal jemand richtig wandern?« Phillip beißt eine Ecke von dem Doppeldeckersandwich ab, das er in der Hand hält, und blinzelt in den wolkenverhangenen Himmel. Mit seinen Kaubewegungen erinnert er mich an ein Backenhörnchen, das ich vor Kurzem in einer Tierdoku gesehen habe. Es war sehr süß, aber total verfressen. Genau wie mein Freund.
»Wandern? Meinst du das im Sinne von in unbequemen Stiefeln mit einem viel zu schweren Rucksack durch die Landschaft zu wanken und sich die ganze Zeit einzureden, wie superklassetoll das ist?«, fragt Lena zurück. »Dann lautet meine Antwort eindeutig Nein.«
»Kann man auch falsch wandern?«, überlege ich laut.
»Hä?« Phillip hebt eine Augenbraue und hört auf zu kauen.
»Du hast gesagt, richtig wandern. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man es auch verkehrt machen kann, oder nicht?« Ich stupse ihn mit dem Zeigefinger an.
»Seit wann bist du so haarspalterisch?«, fragt er und zieht nun auch die zweite Augenbraue hoch. Seine Frage kann nur rhetorisch gemeint sein, weshalb ich beschließe, nicht näher darauf einzugehen. Überhaupt: ich und haarspalterisch? Pah!
»Okay, man kann sich natürlich verlaufen oder ungeeignete Schuhe anziehen«, fahre ich ungerührt fort. »Insofern kann man tatsächlich falsch wandern, wenn man’s nicht richtig angeht.«
Phillip guckt mich total verwirrt an. Anna prustet in ihren Kakaobecher. Paul grinst breit.
Wir sitzen auf zwei Bänken in einer abgelegenen Ecke des Schulhofs und warten darauf, dass es zur nächsten Stunde gongt. Wir, das sind Phillip, Lena, Billi, Paul, Anna und Lukas. Meine besten Freunde. Mein absolutes Dream-Team. Nur Dina fehlt. Sie geht auf eine andere Schule.
»Natürlich kann man verkehrt wandern. Sehr verkehrt sogar«, gibt Phillip mir schließlich recht. Er schiebt sich den letzten Happen in den Mund.
»Wieso stellst du überhaupt so eine merkwürdige Frage?«, erwidere ich verwundert.
»Weil …« Er wird vom Pausengong unterbrochen.
»Weil, was?«, will ich wissen. Er hat meine Aufmerksamkeit. Nicht nur meine, sondern auch die der anderen. Das scheint ihn allerdings nicht zu beeindrucken, im Gegenteil. Er steht auf, wischt sich die Hände an der Jeans ab und zieht mich hoch.
»Weil ich eine coole Idee habe«, sagt er. Um seine Mundwinkel spielt ein kleines Lächeln. »Ich erzähl’s euch später.«
»Wie ich es liebe, wenn Jungs solche geheimnisvollen Andeutungen machen«, grummelt Anna, während wir uns über den Schulhof auf den Schuleingang zubewegen.
Phillip trabt lächelnd neben mir her, ohne auf Annas ironische Bemerkung zu reagieren. Ich wüsste zu gern, was gerade in seinem verwuschelten Lockenkopf vorgeht. Egal, er wird es uns in der nächsten großen Pause verraten. Im Gegensatz zu Anna mag ich es tatsächlich, wenn Jungs ein bisschen geheimnisvoll sind und nicht immer gleich alles rausposaunen. Außerdem finde ich Überraschungen genial.
»Bist du gar nicht neugierig?« Lena rempelt mich an.
»Nö«, erwidere ich grinsend. Wir beide müssen uns nicht beeilen. Französisch fällt aus. Wir haben eine Freistunde. Die anderen schreiben gleich eine Lateinklausur. Ich drücke Phillip einen Kuss auf die Wange und wünsche ihm viel Glück.
»Danke. Wird schon schiefgehen«, sagt er. »Bis nachher.«
»Bis dann!«
Lena und ich bleiben zurück.
»Wandern?« Lena schüttelt den Kopf. »Wie kommt der bloß darauf?«
»Keine Ahnung. Hast du zufällig auch Lust auf einen Donut?« Ich schiebe mich durch die Eingangstür und halte sie offen.
»Aber immer!« Lena schnippt im Vorbeigehen mit den Fingern.
Wir folgen einem verblassten gelben Pfeil auf dem Fußboden, der in Richtung Cafeteria zeigt. Die Gänge und Treppen leeren sich merklich. Ein paar Nachzügler huschen an uns vorbei. Dann kehrt Ruhe ein. Herrlich.
Wir nicken Frau Bergmann zu, der guten Seele unserer schicken Schulkantine, und bestellen zwei Donuts mit Karamellglasur.
»Was möchtet ihr trinken?«, fragt sie.
Lena und ich entscheiden uns für Ingwer-Vanille-Tee. Beladen mit Tellern, zwei Bechern und Papierservietten schieben wir uns kurz darauf zwischen Tischen und Stühlen hindurch und steuern auf eine Bank am Fenster zu. Dort stellen wir zuerst die Sachen ab, bevor wir die Rucksäcke abschütteln und uns hinsetzen. Während ich den Tee in meinem Becher vorsichtig schwenke und das Aroma genieße, beißt Lena so gierig in ihren Donut, als hätte sie seit Tagen nichts gegessen.
»Yummie, isch der lecker!«, nuschelt sie mit vollem Mund. »Ich bin ja so ein Zuckerjunkie! Echt schlimm. Wo soll das noch enden?« Sie tupft die letzten Krümel mit dem Finger auf und wischt sich den Mund mit der Serviette ab. Ich kann nur zustimmend nicken. Warum ist alles, was süß und klebrig ist, so unfassbar lecker und gleichzeitig so ungesund? Das hätte man ruhig ein bisschen gerechter regeln können, finde ich.
Während ich kaue, kommt Lena auf Phillips geheimnisvolle Andeutung zurück. »Wandern …«, wiederholt sie nachdenklich. »Hast du irgendeine Ahnung, was er vorhat?«
»Nein, null. Ich wundere mich selbst darüber. Phillip ist überhaupt kein Wandertyp. Der kriegt schon die Krise, wenn ich ihn mal zu einem Spaziergang überreden will.«
»Dein Freund, das geheimnisvolle Wesen.« Lena grinst.
»Als ich klein war, war ich ein paarmal mit meinen Eltern in den Bergen. Ich hab sogar ein silbernes Murmeltierabzeichen bekommen«, sage ich, nicht ganz frei von Stolz.
»Du hast – was?« Lena prustet in den Tee.
»Ein silbernes Murmeltierabzeichen«, erwidere ich todernst. »Da gibt es überhaupt nichts zu lachen. Man bekommt es nur, wenn man genug Stempel in seinem Wanderpass gesammelt hat.«
»Murmeltierabzeichen? Wanderpass? Echt jetzt?« Lena gibt ein röchelndes Geräusch von sich. Wahrscheinlich hat sie sich verschluckt. Geschieht ihr recht. Ich war damals total happy, so viele Wanderstempel gesammelt zu haben. Das weiß ich noch genau. Außerdem war es wahnsinnig anstrengend, kreuz und quer durchs Gebirge zu kraxeln. Bergauf und bergab. Sogar über eine Hängebrücke bin ich gegangen, die über einen rauschenden Bach geführt hat. Auch daran erinnere ich mich noch gut. Die Urkunde und das Abzeichen hab ich garantiert aufgehoben. Ich werfe fast nie irgendwas weg. Jedenfalls nichts Wichtiges.
»Einmal waren wir im Winter im Gebirge und sind eingeschneit. Und bei einem anderen Wanderurlaub hab ich ein ausgebüxtes Alpaka eingefangen«, schwelge ich in längst vergangenen Kindheitserlebnissen. »Es hieß Carlos und war voll knuffig.«
»Carlos.« Lena guckt mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Ja, Carlos.« Ich nehme einen Schluck Tee, stelle den Becher betont langsam ab und strahle sie an.
»Weiß Phillip davon?« Lena beugt sich so weit vor, dass die Spitzen ihrer hennaroten Kringellockenmähne die Tischplatte berühren.
»Du meinst, von dem Alpaka? Keine Ahnung. Das war, als ich in die Grundschule gegangen bin. Gut möglich, dass ich es ihm irgendwann mal erzählt hab. Warum fragst du?«
»Weil du ein echter Bergprofi zu sein scheinst«, antwortet Lena trocken und lehnt sich wieder zurück.
»Tja.« Ich hebe die Schultern und mache ein unschuldiges Gesicht. »Ich habe einige verborgene Talente.«
Wir fangen gleichzeitig an zu kichern.
»Nee, im Ernst«, sage ich dann. »Es war wirklich schön damals. Ich hätte direkt Lust, mal wieder in die Berge zu fahren und die Wanderwege rauf- und runterzulaufen. Das macht wirklich Spaß.«
»Wow. Du könntest das goldene Murmeltierabzeichen machen«, schlägt Lena vor.
Wir wechseln das Thema und sprechen über die Schule, unsere Freunde, Politik und den üblichen Alltagskram. Weg von der Alm und den Murmeltieren. Aber etwas hat sich in meinen Gehirnwindungen eingenistet und krallt sich dort fest, das spüre ich. Ein winzig kleines, hartnäckiges Häkchen.
Wandern mit Phillip, flüstert es mir verschwörerisch zu. Wäre das nicht traumhaft?
Oh ja, flüstere ich im Stillen zurück. Das wäre es tatsächlich.
Klappe, die zweite. Szenenwechsel. Die nächste große Pause. Sie findet in der Pausenhalle statt, weil es pünktlich mit dem Gong angefangen hat, wie aus Eimern zu schütten. Auf dem Schulhof hüpfen Regentropfen über den Asphalt. Der alte Baum, unter dem wir so gerne sitzen und quatschen, lässt traurig die Blätter hängen. Ich seufze melancholisch, als ich es sehe.
Wir sitzen wieder alle zusammen. Phillip stupst mich an. Sein Lächeln wirkt müde. Ich lehne mich an ihn. Er gähnt.
»Wie ist die Klausur gelaufen?«, frage ich.
»Ganz okay.« Er wickelt einen Schokoriegel aus und hält ihn mir unter die Nase. »Willst du abbeißen?«
»Nein, danke.« Ich spüre seine gleichmäßigen Atemzüge durch das Shirt. »Du wolltest uns noch was erzählen. Es hatte etwas mit Wandern zu tun.«
Phillip knabbert ein Stück von dem Riegel ab.
»Ach ja«, mischt Lena sich ein, als hätte sie nur auf das passende Stichwort gewartet. »Weißt du eigentlich, dass deine Freundin eine richtige Bergziege ist? Sie hat das silberne Murmelabzeichen.«
»Murmeltierabzeichen«, stelle ich richtig.
Paul und Lukas prusten los. Anna und Billi grinsen breit.
»Echt wahr?« Phillip hört auf zu mümmeln. Er klingt plötzlich sehr interessiert.
»Ja-ha«, sage ich gedehnt. »Ich war klein...
Erscheint lt. Verlag | 7.7.2022 |
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Reihe/Serie | Conni 15 | Conni 15 |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Allgäu • Alm • Ferienabenteuer • Geschenk Mädchen ab 12 • Jugendbuch Berge • Jugendbuch erste Liebe • Liebesgeschichten ab 12 • liebesroman jugendliche • Mädchen Abenteuerbuch • Mädchenbuch ab 12 • Teenagerbuch ab 12 • Teenagerbuch Freundschaft • Teenagerbuch Wandern |
ISBN-10 | 3-646-93328-3 / 3646933283 |
ISBN-13 | 978-3-646-93328-4 / 9783646933284 |
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