Die Sphäre (eBook)

Der Weg aus der Finsternis
eBook Download: EPUB
2019 | 3. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7485-8364-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Sphäre -  Nikolaus Fahrner
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Im Sommer 1998 wird ein sechzehnjähriges Mädchen entführt. Es findet sich in einer schrecklichen und ausweglosen Situation wieder. Dabei stößt es auf ein unerklärliches physikalisches Phänomen und einen Ort, an dem Zeit keine Gültigkeit zu haben scheint. Im Jahre 2012 hat der Österreicher Joseph Winter einen gefährlichen Unfall. Dabei kommt ihm ausgerechnet ein junges Mädchen zur Hilfe, dass danach wie vom Erdboden verschluckt scheint. Bald darauf wird er verdächtigt, am Verschwinden einer Jugendlichen beteiligt zu sein. Als ob das nicht genug wäre, geschieht an ihm Seltsames. Zwei Ereignisse, getrennt durch Zeit und Raum und doch untrennbar miteinander verbunden...

Schon in meiner Kindheit und Jugend hatte ich eine recht ausgeprägte Fantasie und unterhielt Freunde mit meinen Geschichten. Ich lebe mit meiner lieben Frau und einem vorlauten, schwarzen Kater in einem kleinen Städtchen in Niederösterreich. Beruflich bin ich als Gärtner tätig. Zu schreiben begonnen habe ich schon in meiner Jugendzeit, wenn ich dazwischen auch längere Zeiten der Schreibabstinenz hatte. Vom Genre her bewege ich mich in verschiedenen Gefilden. Größtenteils schreibe ich Jugendromane die teils Abenteuergeschichten sind, aber teils auch SciFi-Elemente beinhalten.

1. Die Finsternis


Sommer 1998
Irgendwo in den Vereinigten Staaten

  Dem Mädchen war jegliches Zeitgefühl abhandengekommen. Weder wusste es, wie spät es war, noch welcher Tag. Es konnte auch nicht annähernd erkennen, wie lange es hier war.
Die panische Angst, die sie anfangs empfunden hatte, war inzwischen einer stillen Resignation gewichen. Während sie die Zeit vorher immer wieder versucht hatte, sich aus ihrer Lage zu befreien, döste sie jetzt meist vor sich hin. Von Zeit zu Zeit schreckte sie hoch, entweder durch ein Geräusch, oder wenn er sie weckte, um ihr etwas zu Essen zu bringen.
  Längst hatte sie aufgegeben mit ihm zu reden, es war zwecklos. In all der Zeit hatte er nicht ein Wort zu ihr gesagt. Stets hatte er ihr nur gedeutet zu schweigen. Anfangs wollte sie es nicht akzeptieren und hatte panisch versucht zu ihm durchzudringen, doch die Konsequenz war stets, dass er sie für etliche Stunden knebelte. Wenn sie einige Zeit nicht versucht hatte durch die Knebel zu ihm zu sprechen, entfernte er sie wieder. Ohne dabei etwas zu sagen. Fast so, als wollte er sie dressieren.
 Zu Beginn war sie überzeugt, dass er sich an ihr vergehen würde, sie meinte es in seinem Blick zu sehen, doch bisher hatte er sie nicht angerührt. Die meiste Zeit war es so finster, dass man nicht einmal Schemen erkannte. Lediglich, wenn er da war, schaltete er eine kleine Lampe ein, die in vier Meter Entfernung von ihr auf dem Boden stand, für sie allerdings unerreichbar.
  Der Raum war fast leer. Eine dünne Matratze, auf der sie lag, oder saß. Ein eiserner Ring, der im Holz stabil eingearbeitet war. Ein Seil, das an diesem Ring befestigt war, ebenso um ihre linke Hand. Sitzen, oder liegen, lediglich dazu war sie in der Lage. Aufstehen war unmöglich.
Ein kleines Tablett, gerade noch in ihrer Reichweite. Hier stellte er immer Essen und Wasser ab. Wortlos. Zumindest ließ er danach für kurze Zeit das Licht angeschaltet. Außerdem eine Schüssel für die Notdurft, die er regelmäßig leerte. Eine weitere Schüssel mit Wasser, daneben ein Stück Seife und ein Schwamm.
 Nach längeren Phasen der Resignation und stillen Verzweiflung probierte sie immer wieder, einen klaren Gedanken zu fassen. Während sie zuerst vor allem zu rekonstruieren versuchte, wie sie in diese Lage gekommen war und wo sie in etwa sein könnte, dachte sie dann darüber nach, wie sie es hier rausschaffen sollte.
  War man auf der Suche nach ihr? Sicher. War schon jemand nahe daran, sie zu finden. Anfangs hatte sie so gedacht, doch mit der Zeit schien es ihr eher unwahrscheinlich.
Worum ging es ihm? Ging es um Geld? Das war gar nicht abwegig, ihre Eltern waren ziemlich vermögend. Sie wünschte sich, dass es sich um Geld drehte, denn natürlich würde bezahlt werden und dann wäre die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass man sie auch wieder freiließe. Ihre Befürchtung war aber, dass es nicht um Geld ging und auch keine Absicht bestand sie frei zu lassen. Und selbst wenn, zweifelte sie, dass ihre Freiheit Plan ihres Entführers war. Es kümmerte ihn überhaupt nicht, dass sie sein Gesicht sah. Die Jugendliche versuchte, dass sie nicht aufgrund dieses logisch scheinenden Gedankens in Panik geriet. Aber immer wieder tauchte die naheliegende Schlussfolgerung in ihr auf: Wenn er das Geld hat, geht der kein Risiko ein. Der bringt dich um und versenkt deine Leiche in irgendeinem Tümpel.
  Dazu passend hatte sie an ihm nicht das geringste Mitgefühl für sie entdecken können. Aber was, wenn es gar keine Lösegeldforderung gab? Was wenn er einfach ein Psychopath war, der Freude an dem empfand, was er machte? Es sprach einiges dafür. Sie hatte das Gefühl, dass es ihm Spaß bereitete. Dass er es genoss, die Macht über sie zu haben und sie glaubte, Lüsternheit in seinem Blick zu sehen. Vielleicht bildest du dir das nur ein, versuchte sie sich selbst beruhigend einzureden.
Dazu kam auch der Gedanke, dass sie nicht fotografiert, oder ein Video mit ihr hergestellt wurde, wie ja, so dachte das Mädchen, bei Lösegeldforderungen üblicherweise vorgegangen wurde.
Aber es gab nicht mal eine Andeutung, oder einen auch nur kleinen Hinweis, dass es die Chance darauf gab, gegen Geld frei zu kommen. Wie denn auch, wenn ihr Entführer doch ohnehin nur schwieg?
  Wenn er doch wenigstens mit mir sprechen würde. Nur kurz, ihr nur sagen, warum.
Sie ertrug diese Stille und das Schweigen nicht mehr. Weder redete er mit ihr, noch war es ihr erlaubt zu sprechen. Nicht mal mit sich selbst, auch das verbat er ihr. Lediglich wenn sie ganz leise flüsterte, dann merkte er es nicht. Das tat sie auch immer wieder, weil sie einfach irgendeine Stimme hören musste, um nicht ganz den Verstand zu verlieren.
Dazu wippte sie meist etwas, um sich zu beruhigen. Hin und wieder dachte sie, dass sie wie eine Verrückte aussehen musste, aber das war wohl ihr geringstes Problem.
  Zusätzlich zur Stille kam die nicht enden wollende Dunkelheit.
Wenn er die Lampe abgedreht und die Tür verschlossen war, dann sah sie nicht mehr das Geringste. Und das für Stunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen. Wenn sie wach war, wechselten Zeiten der Panik, mit dumpfer Teilnahmslosigkeit.
  Sollte es die Absicht des Entführers sein, dass sie für immer in diesem Loch bleibt? War es das, was er wollte? Dass sie hier einfach langsam verreckte? Wieso sagte er nicht einfach, was er wollte? Ich will das Geld deiner Eltern. Ich will über dich herfallen, warte aber noch auf einen günstigen Moment. Ich will eigentlich nur, dass du hier langsam den Verstand verlierst und dann bringe ich dich um und vergrabe dich im Wald, wo schon einige Mädchen wie du vergraben liegen. Aber im Moment war es offensichtlich sein Wille, dass er es ihr nicht sagte. Und es war sein Wille, dass sie schwieg.
Am liebsten würde das Mädchen einfach losbrüllen, doch es wusste, dass es nur wieder ein paar Stunden Knebel bedeutete.
  Ich muss hier weit weg von anderen Menschen sein, dachte sie, denn er kann es riskieren, dass ich ein paar Minuten laut schreie. Hier wird mich niemand hören.

  Immer wieder bemühte sie sich, an die Zeit vor ihrer Entführung in diese Hölle zu erinnern, vor allem an die Zeit unmittelbar zuvor. Es war ein wunderschöner Tag. Natürlich war es auch gut möglich, dass sie das nur deshalb so empfand, weil im Vergleich zu ihrem jetzigen Zustand wohl alles wunderschön war. Sie hatte den ersten Ferientag und war einmal unverschämt lange im Bett geblieben. Später hat sie in aller Ruhe gefrühstückt, Schinken mit Ei. Im Anschluss hatte sie einen kleinen Einkaufsbummel mit ihrer Mutter unternommen. Sie hatte ein schönes, orangefarbiges Kleid gefunden, ihre Mom hatte es ihr dann gekauft.
Am Abend war sie dann mit ihren zwei besten Freundinnen ausgegangen, so ein Kleid, musste ja schleunigst ausgeführt werden. Mein Gott, dachte sie. Ich habe immer noch das Kleid an. Inzwischen ist es schmutzig und verschwitzt, aber immer noch dasselbe Kleid.
Sie ging den Abend weiter in Gedanken durch. Sie haben gelacht, herumgealbert, zu ABBAs Dancing Queen getanzt und zu weiß Gott was sonst.  Sie ließen sich gegen zwölf von Thomas Strong, einem Bekannten, nach Hause bringen, wobei sie gleich bei ihrer Freundin mit ausgestiegen war, um die restlichen paar Meter zu Fuß zu gehen. Am liebsten würde sie sich selbst dafür verfluchen.
  »Ach lass nur«, hatte sie zu Thomas gesagt, »die paar Schritte tun mir gut.«
Fakt war natürlich, dass sie Thomas nicht sonderlich mochte und dass es ihr unangenehm gewesen wäre, mit ihm alleine ihm Auto zu fahren. Fakt war natürlich auch, dass es wohl das geringere Übel gewesen wäre. Schließlich schlenderte sie die Nebenstraße entlang, die zum Anwesen ihrer Eltern führte. Als sie sich erinnerte, wie zufrieden und glücklich sie damals war, traten ihr Tränen in die Augen. Fünf Minuten vor dem Eingang des elterlichen Anwesens muss es dann passiert sein. Sie hörte ein Auto herannahen und wurde von den Scheinwerfern so geblendet, dass sie überhaupt nichts erkennen konnte. Autotüren wurden aufgerissen, worauf sie energische Schritte hörte. Der Schrecken fuhr ihr in die Glieder, als sie erkannte, dass die beiden Männer, die auf sie zugingen, Masken trugen. Sie versuchte wegzulaufen, doch einer von ihnen ergriff sie von hinten und drückte ihr ein Tuch auf den Mund. Sie verspürte einen stechenden Geruch, wollte instinktiv die Luft anhalten und sich gleichzeitig losreißen. Doch sein Griff war eisern. Sie bildete sich im Nachhinein ein, dass sie die geflüsterten Worte: »Ganz ruhig Mädchen, wir tun dir nichts«, hörte, ehe sie tief einatmen musste und das Bewusstsein verlor.
Nun, dachte sie sich bitter. Das hast du dir wohl wirklich eingebildet, in Anbetracht, dass du hier auch nicht nur das geringste Mitgefühl zu spüren bekommst.
Ihr Kerkermeister hatte nicht das allerkleinste Interesse daran, sie irgendwie zu beruhigen.
  Als sie später zu sich kam, durchfuhr sie eine Woge der Panik. Sie konnte sich kaum bewegen, offensichtlich war sie gefesselt in einem Kofferraum. Sie wollte um Hilfe schreien, bemerkte aber, dass sie geknebelt war und nur dumpfe Laute hervorbrachte. Zuerst versuchte sie einige Zeit, trotz der Knebel, auf sich aufmerksam zu machen und probierte gefesselt herumzustoßen, um Lärm zu erzeugen. Als sie erkannte, dass es völlig sinnlos war, hörte sie damit auf und dachte nach. Sie begann sich auf das zu konzentrieren, was sie wahrnehmen konnte. Sie war in einem Kofferraum eines offensichtlich großen Autos eingeschlossen. Der Wagen schien rasant zu fahren. Alles, auch ihre Entführung vorher, wirkte sehr durchdacht.
Aber lange konnte sie sich nicht konzentrieren. Einerseits kämpfte sie...

Erscheint lt. Verlag 22.8.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Dimensionen • Entführung • Fantasy • SciFi • Superhelden • Zeitreise
ISBN-10 3-7485-8364-8 / 3748583648
ISBN-13 978-3-7485-8364-6 / 9783748583646
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