Im Spiegel unseres wahren Selbst (eBook)
184 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5021-4 (ISBN)
Emilio Deia, geboren 1958, gründete als Autodidakt ein Planungsbüro für Architektur, Design und Projektentwicklung. Im Laufe seiner beruflichen Karriere wurden seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Er gewann den German Design Award und den Iconic Award for innovative Architecture. Sein geschäftliches wie auch privates Leben war und ist geprägt von der fortwährenden Suche nach einer Konstante, die sein Leben vor Verblendung und Täuschung bewahrt und somit den Weg zu dem weist, was er als sein wahres Sein begreift. Im Laufe der Jahre erkannte er immer deutlicher jenen Wegweiser, der im Innersten eines jeden Menschen existiert: einen Leitstern, der den Menschen über das scheinbar endlose Meer der Vergänglichkeit hinweg "nach Hause" führt. Um zu diesem inneren Wegweiser zu gelangen, so erkannte Emilio, müssen wir unser wahres Selbst entdecken. Mit zunehmender Selbstreflexion schärfen wir unsere Sinne und nähern uns unserem inneren Leitstern, der uns die universellen Prinzipien offenbart. Indem wir diese ethischen Gesetzmäßigkeiten in unser Handeln integrieren, erreichen wir Authentizität und ein erfülltes Leben. Emilios Geschichte lädt uns ein, uns auf die Reise in das Herz unserer tiefsten Sehnsüchte zu begeben. Sie ist ein exemplarischer Wegweiser zu dem verborgenen Leuchten in uns, das von uns entdeckt werden möchte.
KAPITEL 2
Auf dem Weg zum Licht: Die Enthüllung unseres inneren Polarsterns
Wäre eine künstliche Intelligenz in der Lage, ein individuelles Berechnungsmodell zu entwerfen, das uns jeden Schritt zur besseren Orientierung und zum individuellen Glück vorgibt, würden wir schließlich erkennen, dass das, was wir erlangen, niemals vollständig sein kann, und dass wir darüber hinaus einen enormen Preis dafür zu zahlen hätten. Sie würde nicht nur unsere Freiheit einschränken, sondern uns auch die wertvolle Möglichkeit nehmen, uns als Menschen weiterzuentwickeln. Die vermeintlich perfekte Strategie zum Glück würde uns unweigerlich in eine emotionale Stagnation führen und sich letztlich als trügerisch erweisen.
Um eine Konstante zu finden, an der wir uns orientieren können und die uns das Ziel weist, müssen wir demnach nach etwas suchen, das weder das Spektrum aller erdenklichen Möglichkeiten noch unseren freien Willen einschränkt. Es muss etwas sein, das nicht erst erschaffen, erdacht oder manipuliert werden muss, sondern etwas, das unveränderlich existiert und immer gegenwärtig ist. Ein Stern, der von dem Augenblick an, in dem unser Herz zu schlagen beginnt, allein für uns zu leuchten beginnt. Ein uns eigener Polarstern als verlässlicher Wegweiser durch eine Welt, in der nichts bleibt, wie es war. Wenn wir seinem Signal folgen, dann intensivieren wir mit jedem Schritt zu einer höheren Bewusstheit auch den Grad der Verbundenheit mit der Welt, in der wir leben. Doch häufig verlieren wir schon früh die Verbindung zu ihm und verirren uns in falschen Identitäten. Denn auf dem Weg zur Authentizität ist bis zum Heranreifen unserer Persönlichkeit der Zuspruch unserer Eltern immer dann, wenn sie unseren Wesenskern entdecken, von großer Bedeutung. Leider jedoch entfremden uns oft schon in jungen Jahren Eltern und Gesellschaft von jenem wahren Selbst, indem sie uns Anerkennung und Zuneigung nur dann zeigen, wenn wir ihren Vorstellungen entsprechen, und eben nicht, wenn wir unsere eigenen Leidenschaften entdecken. Es wird verkannt, dass jeder seinen eigenen Weg, seinen inneren Wesenskern finden muss, um ein erfülltes Leben zu erlangen. Wenn wir uns verbiegen und unsere eigenen Wünsche verdrängen, um Erwartungen zu erfüllen, die uns nicht entsprechen, riskieren wir im gleichen Maße einen Verlust an Verbundenheit zu allem, was uns umgibt. Dann begegnen wir der größten aller Ängste, der Angst vor dem Alleinsein. Der Schmerz ist groß, und um ihm und der gefühlten Einsamkeit zu entkommen, treibt es uns noch tiefer in jenes makabre Spiel, das uns Stunde um Stunde, Tag um Tag, Jahr um Jahr unseres authentischen Lebens beraubt.
Nur dann, wenn wir bedingungslos dafür geliebt werden, was wir im Innersten sind, werden wir stark und können den Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt, mutig entgegentreten. Wenn wir den Weg zu uns selbst gehen und ungetrübt sowie heilsam über uns reflektieren lernen, finden wir zu jenem Stern, der unentwegt für uns leuchtet. Wir erspüren sein Signal in allem, was uns widerfährt, und wir lernen, klarer zwischen dem zu unterscheiden, was er uns zuträgt und was somit unserem wahren Sein entspringt, und dem, was uns aus fremden, externen Quellen suggeriert wird. Und selbst dann, wenn uns die Sicht verdeckt ist, finden wir im Licht unseres Polarsterns immer wieder zurück zu uns selbst und erkennen, dass wir nicht isoliert sind, sondern Teil eines größeren Ganzen. Wir gehen unseren Weg und entdecken den unschätzbaren Wert der universellen ethischen Prinzipien. Wir träumen unsere Träume, erfüllen unsere tiefen Wünsche und leben unsere Leidenschaften.
Als kleiner Junge erhielt ich ein kostbares Geschenk, das mir die Existenz des uns eigenen Polarsterns erahnen ließ – eine Konstante, die mir im Leben unentwegt zurück zu Zuversicht und Hoffnung verhalf.
Meine Oma erzählte mir immer wieder von ihrem Heimatdorf Eyba, das durch die Zonengrenze gefühlsmäßig in weite Ferne gerückt war. Über die Jahre hinweg steigerten ihre Geschichten meine Neugier so sehr, dass ich, als ich neun Jahre alt war, unbedingt dorthin reisen wollte. Doch das war nicht einfach, denn um als Westdeutscher in die DDR zu gelangen, musste man sich durch zahlreiche bürokratische Hürden kämpfen, einschließlich dieser komplizierten Reiseanträge.
Um dich in deiner Fantasie meinem Erlebnis näherzubringen, möchte ich dir die Geschichte aus Sicht des kleinen Jungen erzählen:
Trotz aller bürokratischen Hindernisse gelang es meinen Eltern schließlich, die Einreiseerlaubnis für mich zu erhalten, und ich wurde in den Zug gesetzt, der mich nach Weimar bringen sollte. Meine Aufregung während der Fahrt wuchs kontinuierlich, je näher wir der damaligen Zonengrenze kamen. Ich verfolgte durch das Fenster die vorbeihuschende Landschaft und beobachtete, dass sich alles immer mehr veränderte, je näher ich dem Übergang in die DDR kam: Anstelle belebter Städte und Dörfer, die zwischen den Feldern lagen, sah ich bald nur noch vereinzelte Gehöfte zwischen ausgedehnten Wald- und Wiesenlandschaften.
Plötzlich tauchten am Horizont Wachtürme auf, gefolgt von einem hohen, scheinbar endlosen Zaun, und auf den Türmen und hinter den Zäunen sah man Soldaten mit Schäferhunden. Während ich dies alles etwas beängstigt aus dem Fenster wahrnahm, verlangsamte unser Zug seine Fahrt und im Waggon breitete sich eine spürbar beklemmende Atmosphäre aus. Die Gespräche der Passagiere verstummten nach und nach, Zeitungen wurden zusammengefaltet und alle schauten mit besorgten Blicken starr vor sich hin.
Schließlich hielt der Zug an einer kleinen Station, wo einige ernst dreinblickende Männer in Uniform die Waggons betraten. Wortlos stellten sie sich vor die Sitzreihen und begannen, Pässe und Einreisedokumente zu kontrollieren. Ich beobachtete nervös, wie einer der Staatspolizisten den Gang entlangschritt und, Reihe für Reihe, immer näherkam, bis er vor mir stand. Er blickte mich an, ohne eine Miene zu verziehen, und streckte mir fordernd seine Hand entgegen. Eingeschüchtert reichte ich ihm die Papiere, die ich in einem Brustbeutel bei mir trug. Während er diese skeptisch durchblätterte, schaute er mich immer wieder prüfend an. Schließlich gab er mir die Dokumente zurück, wandte sich von mir ab und ging weiter.
Die ganze Situation wirkte sehr bedrohlich und ich war überaus erleichtert, als sich der Zug nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder in Bewegung setzte. Mit einem Mal wurde es wieder belebter im Abteil und ich konnte das Aufatmen aller Passagiere deutlich spüren.
Jetzt, nachdem wir die Grenze überquert hatten, änderte sich die Landschaft hinter dem Fenster erneut. Ich war erstaunt darüber, dass kaum ein Haus frisch gestrichen wirkte. Zudem waren nur wenige Autos auf den Straßen unterwegs und die, die ich sah, schienen alle dem gleichen Modell zu entsprechen.
Dann, endlich, quietschten die Bremsen und der Zug kam in Weimar zum Stehen. Kaum hatte ich den Fuß auf den Bahnsteig gesetzt, sah ich meinen Großonkel Louis. Als er mich erblickte, lief er sogleich mit einem breiten Lächeln und offenen Armen auf mich zu.
Louis war auf seinem alten BMW-Motorradgespann mit Beiwagen gekommen, das er vor dem Bahnhof abgestellt hatte. Als ich mit ihm aus dem Bahnhof trat und das für mich etwas seltsam wirkende Gefährt sah, fragte ich etwas erschrocken: »Mit dem?« »Ja, mit ihr!«, antwortete Louis, »komm, steig schon ein, du wirst sehen, die alte Dame ist einfach grandios.« Und das war sie wirklich! Auf der Fahrt von Weimar hinauf ins Dorf – entlang einer von hohen Fichten und Tannen gesäumten kurvenreichen Straße und begleitet vom tiefen Knattern des Motorrads – fühlte ich mich, als säße ich in einer kleinen Rakete, die mich in eine unbekannte Welt katapultiert.
Als wir den Rand des dichten Nadelwaldes hinter uns gelassen hatten, breitete sich vor meinen Augen eine herrliche, helle und hügelige Landschaft aus Wiesen und Feldern aus. Mitten in dieser wunderschönen Idylle bogen wir rechts ab, wo in einer leichten Senke das kleine Dorf auftauchte. Die urigen Bauernhäuser mit ihren wunderschönen Gärten und den verschieferten Fassaden schmiegten sich an ein altes Schloss, vor dem mächtige Linden standen. Die Wege in Eyba bestanden aus Sand und Kieselsteinen und nirgendwo waren Autos zu sehen. Stattdessen spazierten Hunde, Katzen, Hühner, Enten und Gänse frei herum. Es fühlte sich für mich an, als wären Louis und ich zurück in eine längst vergangene Epoche gereist. Und doch wirkte alles im Dorf vom ersten Augenblick an so vertraut und stimmig für mich, als wäre ich nicht das erste Mal, sondern schon oft hier gewesen und gehörte dazu.
Louis lenkte das tuckernde Motorrad durch ein hohes Holztor in die offen stehende Scheune des heimeligen Hofes. Als Erna, Louis’ Frau, uns kommen sah, eilte sie die Treppe zu uns hinunter, blieb mit ihrem so herzlichen Lächeln vor mir stehen und...
Erscheint lt. Verlag | 12.3.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Persönlichkeitsstörungen | |
ISBN-10 | 3-7583-5021-2 / 3758350212 |
ISBN-13 | 978-3-7583-5021-4 / 9783758350214 |
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